St. Ingberler Anzeiger.
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Nro. 8JJ. —
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Donnerstag, den 2. JJulii.. 1868.
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‚r Deutschland. *
Muünchen 6. Juli, Fur die armen Abgebrannien in Auer⸗
bach wurden aus der kgl. Kabinetskasse 1800' fl. angewiesen. —
Der Gesetzgebungsausschuß der Kammer der Abgeordneten zur Be⸗
rathung des Entwurfs einer neuen Civilprozeßordnung wird am
Montag, den 13. ds. an welchem Tage auch die besonderen Aus—
chüsse für die Militärstrafgesetzgebung zusammentreten, seine Sitz⸗
ungen wieder aufnehmen. — Die Unterstützungen für die dürftigen
Zoͤglinge der Präparandenschulen wurden an die einzelnen Kreise
je nach der Anzahl der Bedürftigen vertheilt. Die Gesammtsumme
der Unterstützungen beträgt für das Königreich 65,422 fl. (im
vorigen Jahre 58,650 fl.) wovon mehr als 30,000 ft. aus Central⸗
fonds bestritten werden, während der Rest durch die von den
Landräthen der meisten Kreisen mit dankenswerther Fürsorge be⸗
willigten Mittel aus Kreisfonds gededt ist. Bei Zugrundetegung
zeiner Zahl von 1427 mehr oder minder unterstützungsbedürftigen
Präparandenzöglingen, etwa 90 pCt' ihrer Gesammtzahl.kriff⸗
rienach durchschnittlich güf jeden Einzelnen eine Jahresunterftützung
bdon 50 fl. 8
München, 7. Juli. Gegen Mitte dieser Woche wird der
sronprinz von Italien, von Florenz kommend hier einteeffen und
mehrere Tage hier verweile. 9
Nach einer Notiz der, „Südd. Presse“ ist der quies.
Staatsprocurator Paraquin in München zum Notar in Franken.
thal ernannt worden. Hr. Paraquin war im Jahre 1849 Sub—
stitut des Staatsprocurators am Bezirksgericht Landau, wurde
dann pensionirt end lebte seither in München.
Constanz, 7. Juli. Die Czechenwallfahrt ist dem Pro⸗
Jdramm gemäß verlaufen. Am Huß-Stein sprach Dr. Friisch:
„Der Besuch des Grabes unseres Rationalheiden stärkt uns zum
Freiheitskampf Böhmens gegen die Despotie. Wir gönnen Deuische
and seine Einheit; möge Deutschland Böhmen feine nationate
kristenz gonnen!“!“;
Stuttg art 6. Juli. Bei einer Wählerversammlung in
Weikersheim hielt Staatsrath Mittnacht eine Rede, in welcher er
dzinsichtlich der deutschen Frage eine südbündlerische Staatenbildung
verwirft: Württemberg müsse abwarten, wie sich die Diuge ge⸗
stalten würden. Aus Norddeutschland werde entweder ein Ein⸗!
heitsstaat. oder Preußen müsse seine Annexionspolitik verlassen und
den Süddeutschen ein wahres Bundesverhältniß proponiren, wo⸗
nach eine nationale Einigung unter annehmbaren Bedingungen er⸗
folgen könne. Um in Sicherheit warten zu können, sei es noth—
wendig, daß Volk und Regierung zusammengehé, weßhalb die Be—
strebungen der Demokratie gefährlich seien. Hoffentlich werde Würt⸗
lemberg das Parteitreiben und die Ausschreitungen der Presse
nicht einstens büßen müssen. — Die Angaben der Mündhener
Torrespondenz Hoffmann, die Bildung einer ständischen Militär—
rommission der süddeutschen Staaten betreffend, werden aus besteꝛ
Quelle für unächt bezeichnet. J W
Berlin, 4. Juli. Die Ausrüstung der gesammten Land⸗
vehr des norddeutschen Bundes mit dem Zündnadelgewehr wird
etzt von der „Voß'schen Zeitung“ als beendet bezeichnet.
Ueber die Demolirung der Festungswerke von Luxem-,
burg lesen wir in Berliner Blältern: Vor einem halben Jahre
var ein halbes Dutzend Arbeiter anscheinend mit Sprengungs⸗
und Demolirungsarbeiten beschäftigt, aber auch dieses kleine Häuf—
ꝛein feiert jetzt und es ist ganz still geworden von ihrer Thätigkeit.
Es wäre gut, wenn die Offiziösen diese Mittheilung idieen
önnten.“ ...
J England. J
Von der auswärtigen Presse ist besonders die englische die
sich mit dem Lutherfeste beschäftigt. Die „Times“ erklärt, daß
ie deutschen Katholiken, wie die Protestanten, wenn sie der Wahr-
jeit die Ehre geben, eingestehen müssen, wie Luther ihnen nichl
nur den freien Gedanken, sondern auch das Wori für denselben
zegeben. Wie Dante habe er seinem Volke die Sprache gegeben,
ind ohne Luther und den Protestantismus wäre vielleicht das
katholische Deutschland noch heute so weit zurück, wie im sechzehn ·
jehnten Jahrhundert. Die Anwesenheit des Königs von Pr eußen
bei Enthüllung des Denkmals findet die „Times“ durchaus im
Einklange mit dem Berufe Preußzens Deuischland zu führen. So
habe der nordische Staat sich allenthalben zur rechten Zeit an
die Spitze gestellt; so habe er sich an die Spitze der Katholiken
gestellt, um den Ausbau des Kölner Domes zu unternehmen,
vie er heute an erster Stelle bei dem Fefste der Protestanten ver⸗
treten sei. Während Oesterreich fich selbst dem deutschen Reiche
mehr und mehr entfremdet habe, während die üdbrigen Fürften
theils wegen ihrer geringen Macht, theits wegen ihrer mehr ro⸗
mischen als deutschen Politik mehr und 'mehr in den Hintergrund
urücgetreten, habe Preußen mit klarem Bewußtsein seiner gegen⸗
wärtigen Stellung zugestrebt.
London, 86. Juli. Die Prinzesfin v. Wales ist eines
Töchterchens genesen: „Muttet und Kind befinden sich wohl.“ —
In Ptymouth sind Dampfernachrichten vom Cap der Juten Hoff⸗
nung vom 4. Juni eingetroffen. Dieselben melden, daß zwei
Delegirte des Volksraths des holländischen Freistaates am 19. Juni
nach England abreisen sollten, angeblich mit geheimen Vollmachten
Rußlands, Nordamerikas, Spaniens und Hollands versehen, um
das Einschreiten dieser Staaten nachzusuchen, wenn England fich
veigere, die Forderungen des Freisiaaies, gelegentlich defsen Pro—
estes, zu erfüleen.
LSondon, 7. Juli. Aus Paris wird gemeldet, daß „Reu⸗
ters Telegramm Company“ dahier und das Bankhaus Erlanger
und Comp. in Paris die Concession für Legung eines unter⸗
seeischen Kabels von Frankreich nach den Vereiniglen Staaten auf
die Dauer von 20 Jahren erhalten haben. J
Schweiz.
— Bern, 6. Juli. Heute wurde die Bundesver—
jammlung eröffnet. Präsident des Nationalrathes (Ab⸗
Jeordnetenhauses) ist Bankdirector Kayser aus Solothurn;
Zräsident des Ständerathes (Senates) Landammann Aepli
aus St. Gallen.
Italien.
Einem Correspondenten der Pall-Mall-Gazette“ zufolge hat
Cardinal Antonelli wieder über seine Gegner gesiegt und wird
einen Posten behalten. Vor einigen Tagen habe der Papst ge⸗
sagt:: „Ich bin zu alt für einen Miuisterwechsel und habe mich
übrigens auch eininal' an Antonelli gewöhnt. Es ist nicht der
Mühe werth, für die mir noch übrig bleibende Lebensspanne einen
neuen Rathgeber anzunehmen.“ J
RMußland. *
Petersburg, 29. Juni. Der Czar wird weder“ den
römisch⸗katholischen, noch den schismatischen Bischöfen gestatten,
dem ökumenischen Concil von Rom beizuwohnen. n
Amerikaa.
NRew-York, 4. Juti. Johnson erließ eine Proclamation,
welche alle Theilnehmer, der Rebellion ausgenommen die wegen
daudesverraths angeklagten und verurtheilteu, begnadigt. — Die
britische Fregatte Chanticleer hat Mazatian (Hafen an der
mexicanischen Küste) wegen Insultirung der brinschen Flagge
blokirt.
Proeest EChorinsky.
*a GFortsetzung.) .
J Munchen, 24. Juni.
WVertheidiger: Halten Sie Graf Chorinsky für gutmüthig?
GBeiger: Wenn ich absehe vom Gegenstande der vorliegenden
Antersuchung, könnte ich ihn als gutmüthig ansehen, wie dies sinn-
siche Menschen ja so gewöhnlich sind.
In Bezug auf das vom Angeklagten versprochene reumüthige
Beständniß deponirte Zeuge Geiger: Nach dem Verhöre vom