Full text: St. Ingberter Anzeiger

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— St Ingberter Anzeiger.“ 
Nr. 29. t8 
Di⸗ustaa, den 7.. März 
18775 
Lord yle. 
Nach dem ameritanischen Originale des 
6Gbarles T. Manners. 
zrei bearbeitet von Lina Freifrau v. Verlepsch. 
c60e J. 
(Fortsetzungh4 
Kaum war Genevra fort, so theilte sich 
der seidene Vorhang, und Nina schwebte wie ein 
Zephyr herauꝛ. Wohl war es die alte Grazie 
der Bewegung, über dien reizenden Züge 
aber schien ein Samum geweht, sie versengt 
zu haben. — —— 
IIch werde auch dabei sein,“ hißtesie, 
„denn auch mir ist er nun verhaßt. Ein Opfer 
genüge; ich werde mein Unrecht rüchen, und 
dann mit Jon fliehen oder sterden. Einerlei, 
oas nun mit mir geschieht, dieses arme Mäd⸗ 
qen aber soll gereltet werden. 2 
Als am gleichen Abende spät sich Graf 
Lubin von dem Banquier wverabichiedete und 
in die Nachtluft hinauseilte, als vermoͤge sie 
des Herzens Fieberhitze zu kühlen, schlich eine 
gebeugte. bebende Geftalt aus dem · Alkoven 
und glitt mit unsicheren Schritten durch die 
Halle. Die rothe Summtischleppe zog sich ge⸗ 
spenstisch nach, und als Genevra an der Thüre 
des eigenen Zimmers aufblickte, zeigte sich 
ein Antlitz voll namenloser Angst. 5. 
Was nützt es, wenn ich mein Leben, 
meine Ehre in diesen Abgrund schleudere d 
Der Herr exbarme fich und zernichte nicht 
auch noch die Selbstachtung eines tief gedeh⸗ 
müthigten Wesens. Mein Lebenkönnte ich 
opfern, nicht aber meine Ehre, miine Seele, 
und so bleibt zichts übrig, als Flucht. Ich muß. 
mich verbergen, wo Nimand mich kennt oder 
den Namen, auf den ich einst so stolz war. 
So lange der Graf Hoffnung hegt mich zu 
finden, wird er · den Vater nicht verfolgeu. 
Wohin aber soll ich die Schritte wenden, 
—XX — 
Miit wilden, fast irren Blicken schloß sie 
die Thüre hinter sich, gab nux einen Augen⸗ 
hlick convulsivischem Schluchzen nach und begann 
dann die nöthigen Vorbereitungen. Sie legle 
daz reiche Kleid ab, hüllte sich in schlichtes. 
chwarzes Gewand und perschleierte sich io dicht 
ala möglich. Daun Überflog sie mit bitterem 
dächeln den Inhalt ihrer Borse. 
Es genügt mich fortzubringen — fort 
aber Wohin! Ich muß mich vor Allen ver⸗ 
bergen, die Jje mich tanuten. Wohin, o wohin 
joll ich die Schritte leulen JPloͤtzlich leuchtete 
ca auf in den bleichen Züzen. 
VNan Mec. Neals Hauschen. Ill es böhere 
Flguug, daß ich mich ihrer Worte jeht erlu⸗ 
nere 1 Ja, das ist wahrhaftigdie Stunde. 
meiner Roih, und zu ihr will ich gehen. 
Als es still geworden im Hause, huschte 
tine verschleierte Gestalt leise und unbemerli 
aus demselben. 
Auf der Schwelle blieb Genebra Lloyd 
einen Augeublick stehen und schaute zurücd. 
All ihr Siolz, ihr Hochmuth tauchte drohend 
vor ihr auf und verglich sich mit dem ge⸗ 
genwärtigen Elend der äußersten Demüthigung. 
Fin tieses Seufzen, ein unlerdrüdtes Schruchzen 
und; die einsame Gestalt verschwand im. Dun⸗ 
ldel der Nacht. 412 —VVV 9 
uιια XXII. un guen J. 
Drei. Wochen waren vcrgangen; Die Ex⸗