Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Sie schrack zusamisen und buͤate sig7un 
den entlallenen Brief, dessen Herabgleiten, 
nicht aber sein Davoneilen ste bemerkte hatte, 
aufzuheben. Er war berschwunden, Sie blickte 
sich un und sah in die dunkelen, tiefen Augen 
eines ihr vollständig fremden Mannes. Eine 
Glulhröthe liberzog ihre blassen Wangen. 
Bermissen Sie vielleicht diesen Brief, 
Madame?“ fragte der Geschäftsführer, indem 
er den Brief aus der Brustiasche nahm and 
ihn Helenen entgegen hieite 
. ẽ. GEchluß olgi.) . * 23 
be ——— — — 
Mannigfaltigess. 
Ein angelehener Kaufmann in Ham⸗ 
burg, der mit seiner Famlie oberhalb seineß 
Geschäftslotals wohnte, hatte zur Hochzeit seiner 
ältesten Tochter einen großen Kreig von Ver⸗ 
wandten und Bekannten eingeladen. Als er 
am Abend dieses Tages zufallig die Treppe 
herabging, begegnete ihm das Dienstmädchen 
mit einem Talglicht in der Hand ohne Leuch⸗ 
ler. Er machte ihr Vorwürfe über ihre Nach⸗ 
lässigleit und trat dann in die Küche, um 
mit der Wirischafterin etwas zu besprechen. 
Nach einigen Minuten erschien auch das Mäd—⸗ 
chen dort, mit eiuer, Anzahl Weinflaschen 
deladen, jedoch ohne Licht. Der Kaufmann 
axiunerte sich sogleich, daß er vor einigen Ta⸗ 
gen ein Faß Pulver in seinen Keller hatte 
schaffen laffen. und daß seiu Geschäftsführer 
es geöffnet halte, um einem Käufer eine Probe 
davon zn zeigen. „Wo hast Du das Licht 
elassen 80 fragte er in der größten Aufregung. 
—Ich hatte. Jeinen Leuchter und sa habe 
ich et in den schwarzen Sand gestedt, der 
in einem von den Fässern ist.“ Kaum hatte 
sie ausgesprochen, als der Kaufmann nach 
dem Keller flürzie. Der Gang bahin war lang 
und dunkel, und wie er fo im Finstern her⸗ 
umtastete, drohten feine Kräfte ihn zu ver⸗ 
lassen, sein Mund wurde Koden und seine 
Knie schlotterten vor Ancst. Kaum n hellen 
Theile des Killers augelangt, bemerlte er das 
dicht in der geöffneten Palverzonne, gerade 
unter dem Theile des Hanses, wo sich seine 
Kinder in der ausgelafsensten Freude befanden. 
Srud ans Beclag von F. 
Daz Faß war. voll bie humn Rande, and das 
Dckt. schon ziemlich heruntergebranit, sieckte 
in dem Pulver. Der abgebrannte Docht hiug 
in Gestalt einer kleinen, glühenden Kohle am 
oberen Theil des Lichtes und drohte jeden 
Augenblice herab zufallen. J-ht däuchte Nes ihm, 
daß er das Licht fallen sehe, noch einmal 
raffte er alle Kraft zusammen und näherte sich 
dem Foasse. Doch wie sollte er es aus dem 
Pulver eutfernen ? Die leiseste Bewegung uͤnd 
der glühende derkohlle Docht flel herab! Mit 
sellener Geistesgegeuwart legtẽ er langsam und 
vorsihtig die Flache einer Hand an jede 
Seite der Kerze! mit den Fingern' aufwäͤrts 
und bemächtigte sich so indem er die Hände 
'achte nach oben bewegte, des Gegenstandes 
einer Todesangst. Wieder oben angelangt, 
var seine Aufreguͤng vorüber, er lächelte blos 
iber die Gefahr, der er and die Seinigen 
entronnen waren. Das Läch In eines Wahn- 
sinnigen? Der Mann hatte seine Fumilie vor 
sicherem Untergange geretket, aber selbst dar⸗ 
über den Verstand verloren. . 
RaärbgrunheIn Eggenstein, einem 
Rheinorte in der Nähe von Karlsruhe, trieb 
der Stron die Leiche eines preußischen In⸗ 
fanteristen vom 67. Regiment ans Land. Die 
Leichenjchan ergab, daß der Verunglückte er⸗ 
mordet worden. Es waren ihm hinterrückß 
nit einem siumpfen Instrumente der Schädel 
zerschmettert und auch sonst noch Wunden 
*igebracht worden. Amtliche Recherchen haben 
die Person des Unglücklichen festgestellt. Es 
ijt der Soidat Wilhelm Lorenz aus Elster⸗ 
verda, preußische Provinz Sachsen. Wahr⸗ 
cheinlich · dat er im Elsaß am Rhein Posten 
zestanden, ist meuchlerisch erschlagen und danu 
n den Rhein geworfen worden. Zu welcher 
Zeit das Verbrechen geschah, darüber fehlt jede 
Andeutung 
—— 
Ein Kassier der n. ð. Eskompie⸗Gesellschafi 
iu Wien zatzlite vor 14 Tagen eine aui 177 fl. 
20 tr. Jautende Anweisung mit 17,720 fl. aus, 
indem er in der Eile die Gulden · und Kreuzer 
Zeichen übersah. Der Empfänger des Geldes 
ounte nicht mehr ermittelt werden. 
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αιαt—