Full text: St. Ingberter Anzeiger

wöhnlichen Spoziergaüge deim und wollte nach 
erfolgter Besichtiguug der übrigen Räum- 
lichteisen auch dem Ealon seinen Besuch ad⸗ 
statten. 
Zu seinem größten Erstaunen sand er die 
Thüre verschlossen. 
Herr Emmerling konnte es nicht leiden, 
menn Jenans firh einriegelte. „Wer teine 
Schelmenstreiche vorhat,.“ mrinte er, „der 
draucht keine Ueberraschung zu scheueu.“ 
„Wier ist in dem Zimmer 1, riqq er är⸗ 
gerlich, indem er an der Klinge rürtelte. 
steine Antwort. I 
Rean! Sind Sies 7. So machen Ste 
doch auf!“ I 
Alles slil! 28 
„Beate! Ftanz! Was soll dad heißen) 
Aufgemacht. oder ich werde üUnangenehm ? 
it diesen Worten stieß er so heftig wider 
daz Getaͤsel, daß die Trür in allen Fugen 
zitierte. 
—XEV — 
ZJedhzt aber riß unserm Herrh Commerzien- 
rath die Geduld. 3 
Es geschieht ein Unglück?“ welterte er 
so laut er konnte, „wenn Ihr nicht augen⸗ 
dlidlich Eure unverschamten Wiße loßt? 
Ausgemacht, Jage ich. oder ich trele die Thür 
in1* 
—EVVV— 
Herr Enmerliug hielt plotzlich inne. Es 
tlam ihm der Gedanke, es konne hier itgend 
an Verbrechen vorliegen. Wie sollien auch 
Frauz vder Beote, die kreuen Seelen quf du 
Ider fallen, ihren würdigen Herrn zu häuseln 
Rein, es waren viellercht Gaunert, die es aus 
das Siwerzeug in dem prächtigen Eichenschrankt 
abgesehhen hatie. .. Verwegene Einbcüche ge⸗ 
hötten imn Stratjund zu den zungewnbhnlichsten 
Selteutzeiten, aber was erlebzt man nicht im 
neunzehnden · Jahrbundern. Um so driu 
gender Ichten es geboten,“ des Hauptpersonal 
Jujauuta enzutrommeln. Waa lonnte die 
chsie Minne bringen dd 
BFraugel Beate!“ rief der Commerzienrath 
in sichuichet Serlenangfst. „Um Gotteswillen, 
wo Recit Ihr denn d Siebe! Räuber! Wenr⸗ 
der: Franz!. Bore! Zu Hilze!“ 
In riefem Wageublide eccdnte Aus dem 
derslossenen Zimmer ein gedämpites Kichern. 
Gleichzeitig kamnen Framz und Beate die 
Treppe herauf.— 
„Was ift denn passir?* rief der Diener 
mit dem Ausdruck des höchsten Erstaunens. 
„Herrjeses, was daben Sie mich erschredt, 
Heir Commerzienrath!“ keuchte die Haushäl⸗ 
terin, die noch ganz außer Athem war. „So 
hab' ich Sie ja sein dem Tode der seligen 
Frau Räthin nicht wieder gejsehen! Was ist 
denn los ?*“ 
Der alte Herr gab in abgerissenen Phrasen 
die euisprechende Eitlärung. 
„Unmöglich!“ sagte Franz im Tone der 
vollsten Ueberzeuguxg. „Sie müssen sich irren! 
Ich habe seldst dor fünf Minuten da drin 
die Teppiche gelegt. .. 
Mit diesen Worte ergriff er die Klinge. 
Die Thür leistete nicht den geringsten Wider⸗ 
stand. Glatt vnd geräuschlos drehte sie sich 
u den Ungein. Franz trat ein. Der Com⸗ 
merzientath folgte und erblaßte: Das Zimmet 
war leer. 
Sehen Sie wohl“ rief der Bediente, 
„Sie haben sich getäuscht!“ Der Commer-⸗ 
zienrath fand im ersten Moment keine Silbe 
der Erwiderurrg. Mit glanzlosen Blicken starrte 
er vor sich hiu. Erst nach etwa einer Minutt 
dam er zut Befinnung 
.Bin ich bei gesunder Vernunfie?? sagte 
er, indem er Kich heftig auf die Stirne 
schlug, „oder träume ich? Es war Jemand 
in der Stobe oder ich will nicht Emmerling 
heißen!“ 
Er erzählte den beiden Hausgenofsen noch⸗ 
mais, was er erlebt Hatte. —4 
. Beate börte mit offenem Munde und in 
augenicheinlicher Erregtheit zu. Franz dagegen 
schüttelte uaglaubig den Kapf. 
„Ich weiß auf's Bestimmteste,“ sagte er, 
daß Niemaud in's Haus gelommen ist. 
Ueberdieß, Herr Tommerzieürath. sehen Sie 
gefälligst her, Die Fenster sind sämmtliqh 
verxiege 
.Auch hier im Nebenzimmer 7 stammelt⸗ 
der alte Herr. 
Frang stick eine Tapetentbür aufßf. 
jJ illes in Drdnung,“ sagte er. * 
Wielleicht hier im Schranke ..“, be⸗ 
meilte Herr Emmerling mit bebender Stanme. 
Franz schrin auf den Schrank zu und bfjnete.