Full text: St. Ingberter Anzeiger

Scheu. Herr Emmerling flellte seine Rund rei · 
sen ein und beauftraote Franz damit. Die 
Haushaͤlterin war nach eingetreiener Dunkelheit 
zicht zu bewegen, ohne die Begleitung des 
Dieners an der verhängnistoollen Thüre vor⸗ 
beizugehen. Wenn sie bei Tat den Corridor 
hassirte, so bekreuzigte sie sich. 
Lächerlich!“ sagte Franz,“„Ich bin jetzt 
ju jeder Tages · und Nachtzeit da drinnen 
zewesen und habe nie etwas Außerge wöhnlicheß 
zintdedt. Der alte Herr hat geträumt oder vus 
zinen Vären aufgebunden.“ 
„Sagen Sie das nicht lieber Franz, 
entgegnete Beate. „Beĩ Gott sind alie Dinge 
moöglich, das ssteht schon in der Bibet, 
ine Sie machen sich einer argen Läster⸗ 
ung schuldig, wenn Sie so leicht fertig daran 
jweieln.“ 
Lasterung hin, Lästerung her: Uusinn 
bleidt Unfinn und wenn ihr die Dummheiten 
nicht laßt, so saauappt ihr noch über... 
(Schluß. folgt 
Mannigfaltiges. 
Nach franzdsijchen Journalen soll man in 
Amerika eine neue Art Papier entdeckt vaben. 
welches sich seiner Weichheit und Festigkeit 
wegen zur Anfe. tigung von Nieidungsstücken 
aller Ari eignet. Der Preis solcher Kleidungs⸗ 
üden muß natürlich sohr niedrig sein; für 
5 Fr. soll sich ein Mann von Kopf bis zu 
Fuß in dieser equepiren tõöurren. Außer zu 
Barderobe⸗Gegenstanden benußzt man dieses 
Bapier auch zur Herstellung von Servietten. 
Tisch und Taschenüchern cc. Für 10 3i.. 
soll man einen gauzen Woichcdorrath erhalten. 
Man wird nun fragen, ob dirse sRleidungs 
frücte micht durch den Retgen leiden; ind ß 
hat das Papier so viel Feftinleit und ist so 
p.aparitit, daß ungüustiges Wetter keinen 
hachihenigen Einfluß darauß ausüdt. Die Pa⸗ 
pierkleidung ist desonders fur die aͤrmere Be⸗ 
zöllerung bestimmt. Uebrigent soll das Auge 
nicht im Stande sein, diese Kleidung von 
Jewohnnlicher zu unterscheiden. 
Ebeschllesuug une Ehescheidung in 
merika. 
In den vereinigten Staaten ist es jeßt 
Mode geworden, vor der öffentlich statifia- 
enden Vermählung bei geschlossenen Thüren 
mehrere, Proben“ in der Kirche abzuhalten. 
Braut, Brautigam und Brautführer üben sich 
dort feierlich im Entroe, der Verbeugung. 
der Positur und der Promenade“; die Eut⸗ 
sernung zwischen den einzelnen, an der Crre⸗ 
nonie theilnehmenden Personen wird auf Fuß 
ind Zoll abgemessen; und die Schleppen der 
Damen werden in Pofition gebracht — kurz 
Alles geschietzt, um bei der eigentlicher Trau⸗ 
ing dieselbe Eleganz und dieselte Exat heit 
deobachten zu tönnen, wie bei einer wohlein⸗ 
geschulten Ouadrille. Nur schade, daß man 
die Probe nur einmal verwerthen, nicht aber 
den Tanz gleich der Quadrikle bei jeder Ge⸗ 
legenheit wiederholen kann. und man muß 
daher die rechte Bahn begrüßßzen, welche der 
gegenwärtig ir New PYork tagende Kongreß 
für Frauenemanzipation eingeschlagen hat, oder 
venigsteus eine „Fraktion“ desselben unter 
deitung der dekannten Mrs. Stanton. Ge⸗ 
ranme Dame erklärte ihre Ansicht dahin, daß 
es für die Maänner ebenso unmöglich sei— die 
Sklaverei der Frauen in ihrem eigenen Haus 
zalt zu verftehen, wie für die Sclavenhalter, 
zie Lage ihrer schwarzen Arbeiter zu verstehen. 
x3 müsse deshalb ein einförmiges nationales 
Hesetz geschaffen werden, welches eine Ehe⸗ 
cheidung unter leichten Bedingungen ermoͤgliche. 
kine der Emanzipations⸗Jeitungen, „The 
Woman's Advocade,“ stellte sich bierbei tren 
auf Seiten der Mra. Stanton und schlug für 
die Partei zu Guusten der Frauen⸗ Emanzi⸗ 
pation das folgende Programm auf: „Der 
Hheirathttontralt werde auf ein dis drei Jahre 
se nach Wunsßa, der Kontradenten, beschräntt.“ 
Die Pariser haben ihre Rue d'Allomagne 
u eine Rus de revanche umgetauft. Auf die 
Nevanche für Sadowa,“ welche die Herren 
Framosen im J. 1870/71 erhielten wird Ihnen 
vehl für einige Zeit die Lust oergehen, sich 
die NRepanche für 1871 an holen. 
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Dd an Verlaa von F. X. Denes in St. Inabert.