Full text: St. Ingberter Anzeiger

Zimmer verlassen hatte, „sage mir, was fehtz 
dem Burschen, läßt er doch den Kopf hängen 
bis. qauf die Schuhsohlen und macht ein Ge⸗ 
sicht, Rit dem man das Bier im Krugein 
Esstg verwandeln koönnte... 535 
„Es mag ihm wohl etwas fehlen,“em 
gegnete die Mutter mit unsicherer Stimme. 
„Fehlen ?“ wiederholte der Alte, „läßt 
ihn die Mutter hungern nad darsten; kleidel 
ihn der Vater nicht so suuber, wie es ein 
junger Burfche in seinen Jadren nur imner 
wünjscheu kaus cJcJcJcc. 
„Das meine ich nicht. lieber: Alter.“ 
wandte die Mutter abermals ein, ich wollz/ 
nur damit sagen: unser Martia ist villeicht 
trank.“ 
4 —Krank!“ lachte der Vater der Bunsche 
seht aus, als löunte er Baume aus der Grde 
xei en.“ * J F — 
e —— Mutter war aufgesanden und näherie 
sIch desorgt und etwas jcheu ihrem Manne; 
Alter,“ flüsterte fie mit weicher Stimuu 
„wenn du mich ruhig anhören und nicht gleich 
nach deiner Art wild auffahren willst, so will 
ich dir wohl vertrauen, was ich schon kängsi 
fürchte: Es äist emit unserm Martin icht 
richtig !ẽ 
Nicht richtig!“ rief der Vater echchreckt 
und' ließ den Bierkrug, den er eben zum 
Munde führen wollte, wieder sinken, „Herr 
Gott, du glaubst, Aein Junge sei nicht recht 
bei Sinnen 3. —— —— 
Du vexstebst mich üleder dicht.“ ziel 
die Putter etwas mngedoldig.ich meine, e 
hat sich vielleicht eiwas Liches ausgesucht. 
„Etwas Liched,“ fuhr der Vater empor, 
„er joll ja Peter Zarsae's Tochter hei⸗ 
ratben.“ ae 
„Ehen deßhalb,“ fiel die Mutter wieder 
ein, „olaub' ich, daß er so trude undein sich 
gesentt ist. ein Madchen. das er nie geie⸗ 
hen hat eee.. 
„Maria ist gut und brav wie ihr Vater 
und schön wie eintt ihre Mutter,“ rief der 
Alte in steigender Erregung. 
—AXXOOO 
»aber ich snrchte, ex trögt xeine Audere in 
jeinem Herze.“ »7* 
.Oune des Buters Wissen und Willen 
dpolierte Staumer. 
AWliex, sei nicht ungerecht,“ AMehte die 
Mutter, ‚dent? an deine eigene, Jugend. 
Wie viele reiche Mäd hen hätlest cdu heim« 
führen können nach deiner Eltern Wunsche; 
ba warfst du aber die Augen auf die Aernisa 
im ganzen Orte4 
Der Alie war auft standen, faßle dit 
Hande seiner Fras und sprach mit einer seun⸗ 
samen Mischung von Liebe und Unwillem: 
„Alte, da lügst du mir ja gerade in's An— 
gesicht. Das Biädchen. das ich freite, wax 
reich. deun sie hatte ein reines Hern ein 
frommes gotigefälliges Gemültz und hatemich 
bis zur Stunde unaussprechlich glücklich ge— 
macht. · 
Die Fras lehme daß Haupt an ihrea 
Manues Brust und flaminel e aAnter muhsac 
zurückgehaltenen Thränen: „Wenn das wehr 
int. wenn ich areine Pflicht erfüllt haibe und 
du es nicht bereust, die arsve Anna in deis 
Besitzthum eingeführt zu haben. so erfülle nun 
auch mejue Bitte richte. dein Kind nich 
vorichuell, ei nicht zu bart wmit deines 
Eohne. nuie 
Dex Pllut, brcichelte de Wongen heiner 
—XX Thranen und prache 
„Mutter, glaubst du denn wirllich, daß ich 
den Martin minder als du⸗ Sebe J. Neine 
stehle mag rauh sein, meia Herz ist es aicht 
der Martin ist brav, er muß es sein, den 
du hast ihn mir geboren und Ko boff' ich 2 
Gon, es wird sich noch alles um Gten 
wenden“ —— — 
Der alte Stammer ging mehrere Mal in 
Zimmer Ainher 3. hlieb v sannend fleten. 
saelte. augeuscheinlich, ahne es selbs u wissen 
din Bierkrug und das ungenoffene Frühsiuck 
in den Schraul zuruc. blieb daum aberrrn 
i uiefes Siunes verjentt vor den Hetigen- 
budern stehen; wandte sich hierarf X 
seiner Frau und fragte: „Weißl uu. 
Martin liebt 75 
„Ich weiß es mücht,“ entgegnete die 
Mutter. — 
Stammer blidie aw⸗·felud zu seiner Frau 
empor. 5 
Ich weiß ee ggar Cicht,“ betheuerne diese. 
VUntou, du wirst doch nnht glabeu. daß ach 
dich in diefer Stunde tauschen imd n ache⸗ 
Getzeimnmiß dir verbergen wuͤrde. Daß ich