Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bit poltnische Regierung von damalt, der 
Rönig und seine Beamten, Wojewoden, Sta⸗ 
rost n und Kastellane. schienen keine andere 
Aufgace zu haben als ihr eigents Volk, 
insbesendere, das zur griechtschen Kirche zäh⸗ 
lende kleinrusische zu plündern, und diese 
Plünderung war in ein wohlorganisirtes System 
geüract, Alles was unur besteuert werden 
konnte war besteuert, und Steuern, Schant⸗ 
recht und selbst Gerichtsbarkeit an Juden 
derbachtet. * 
So war Chaim Pintschew in der That 
die erste Person in Hnelin und hinter der 
Demutu, mit welcher er dem Edelherren nahte, 
blidie der SEpott hervor. n 
Und doch war Bogdan Hmielnizki ꝛder 
Derr pon Hmelin, kein Mann zum Spoite. 
Man kannte ihn in der ganzen Wojewadichaft, 
ja am Hofe zu Krakau als einen tapferen 
Soldaten und einen Mann von damals bei⸗ 
Ppielosem, unerschütterlichem Rerutsgefüsl. 
Der Adel, das Landvolk, die jüdischen 
Pãchter, seine Leute, Alles blickte mit Achtung, 
ja Scheu auf ihn. Eine nicht geringe Schaar 
von Dienern und Kosacken füllte seinen Hof. 
Besaß der polnische Edelmann auch felten 
daares Geld, so waren doch seine Scheuern 
sefüllt? sofeldte es weder an Speise und 
Trank für Vtenschen und Pferde. In jener 
kricg rchen Zeit stieg das Anschen ves Man⸗ 
nes mit der Zahl der Kosacken,“ welche er 
anwerben und in seinem Dienste halten kounte. 
Huelnizti hatte deren fünfug. alle gun be⸗ 
eitien, gut gelleidetr und gerüstet. Sie übten 
sich laglich in den Waffen und“ tummelten ihrt 
lleinen feurigen Pferde, und wenn der Abend 
la m, lagen fie in den Ställen dei ihren Thie⸗ 
ren auf dem⸗ Stroh oder saßen in der Schenke 
und tranken Branntwein und sangen ihre 
schwermüthigen Lie der. 77 
Deute h iten fie sich“ jedoch in der! weit 
ufien Stube ve: fammeli, in welcher das 
Hofgesinde feitie Mahlzeiten i nehmen pflgte 
und vejprachen, die Anwesenheit des Herrn 
—XV 
Bauvfens zusammeng ˖drängt, mit den haus⸗ 
keuten und den Bauern aus dem Dorfe die 
bask ihres Voiles, vie Unterdrücuig ihres 
Bloubens des Rechtes und der Freihen durch 
die Großen, die Erprefsungen der polnischen 
Edelleute und der jüdischen Pächter. 
„Eru eigenes Haus, wenn es auch noch 
so eng ist, ist doch immer bdesser, als ein 
weites, das man mit Fremden th ilen muß, 
klagte ein alter Landnann mit kahlem Kopf 
und langem weißen Schnurrbart, es war 
desser, so lange wir nicht bei Polen waten.“ 
Gewiß war es besser,“ bestätigte eine 
schöne Greisin in farbirem Leinwandrock und 
reinlichem kurzen Schafspelz; es war Barbara; 
die Amme des Herrn von Hmelic, welche 
jezt die Aufsicht in der Bäckeerrei führte. 
„Gott soll uns gnadig sein, wenn es so jort 
geht Der Baver ist jehzt schon gleich dem 
Vieh gehalten, ja weit schlimmer noch. Und 
wie hält man es mit den Verträgen, mit den 
—XX—— 
—ZJa, es ist zu erstaunen, daß sie uns 
Griechen, Kleinrussen und Kosacken noch das 
Wafser, das Feuer und die Luft nicht be⸗ 
steuert haben,“⸗ seufzte ein Kosack, müfsen 
wir nicht bereits Tanfe und Trauung, Jagd 
und Fischerei, ja für den Rechtsspruch des 
Berichtes Abgaden zahlen 7 
„Und Alles dies an die Juden verpachtet,“ 
schrie ein Bauer, „die in ihren warmen Poel⸗ 
jen stCen, während uns Bauern der Frost 
jch utielt.“ Er spucte wüthend aus. 
AUAud jeden, Sountag heißt es mit dem 
Juden um die Schlühsel der Kirche handeln, 
wenn wir eine heilige Messe hören wollen,“ 
hügte ein junger Kosack hinzzngg. 
IXE 
Stimmen laut. I 
„Ah! dem feisten Schlemmer. der sich 
nur um Weiber, Jagd und Wein von Tolai 
betummert,“ entgegnete der Schließer, dex hei 
dem Herrn in großer Gunst stand. 4 
„Also jsollte man zum Starosten gehen,“ 
meinte ein Kosack. Der Sqließer schiug ein 
delles Gelächter an. X 
. .Unser Staroste von Tschehrin.“ „rief der 
alte Bauer, „das ist der wildeste Gesell von 
Allen, ohne Erbarmen. gewaltihärug wie ein 
Tartar, ein reiner Türle.“ 
vEs konn nicht so bleiben.“ sprach leise 
einer der Korsacen, der erst vor kurzem aus 
der Utiaine gelommen war, bei uns kocht es. 
und dentt wan ich Euch sagk. Ihr üerder es 
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