Full text: St. Ingberter Anzeiger

Verbindung, in welchem sich zwei Betten be⸗ 
fanden. 
Georg zündete die beiden Kerzen an, 
welche auf dem Konsoltische standen und er⸗ 
suchte seine Begleiter, sich zu setzen. 
„Sie werden eine Erklärung von mir 
verlangen,“ nahm er das Wort, ohne den 
finstern Blick Bölling's zu beachten, ich bitte 
Sie, sich einige Minuten zu gedulden, bis die 
beiden Herren, welche ich hierher bestellte, 
eingetroffen sind.“ 
„Ich glaube einer näheren Erklärung 
nicht zu bedürfen,“ entgegnete Bölling mit 
bitterem Hohn. „Sie erwarten nur den Notar 
und die Zeugen, um Ihre Ausprüche auf 
mein Gut sicher zu stellen.“ 
Georg richtete sich stolz auf. „Ihr Ver—⸗ 
dacht ist beleidigend,“ entgegnete er ruhig, 
hätten Sie ihn nicht ausgesprochen, würde 
ich Ihnen schon jetzt gesagt haben, daß — 
— doch warten wir damit, bis die Angele⸗ 
genheit mit dem jetzigen Chef der Firma 
„Weber und Compagnie“ geordnet ist.“ 
Der Commerzienrath sah überrascht auf. 
Erlauben Sie, daß ich mich so lange ent⸗ 
ferne,“ sagte er, „meinem ehemaligen Buch— 
halter möchte ich nicht wieder in's Gesicht 
sehen.“ 
„Ich muß sogar darauf dringen, daß Sie 
sich, sobald die Herren kommen, in jenes 
Cabinet verfügen und dort den Augenblich 
abwarten, in welchem Sie selbst eine Dazwi⸗ 
schenkunft nöthig erachten,“ erwiderte Georg. 
auf die Flügelthür zeigend. 
Der Bankier erhob sich. 
„Gilt diese Weisung auch mir?“ fragte 
Bölling, den das entschiedene Auftreten, das 
kurz angebundene Wesen des Barons ver⸗ 
wirrle. 
„Allerdings,“ fuhr Georg fort. „Lassen 
—AV 
Wort vernehmen können, welches hier ge⸗ 
sprochen wird, verrathen Sie aber Ihre An⸗ 
wesenheit nicht·“· 
Die Veiden entfernten sich, Georg ging 
mit großen Schritten im Zimmer auf und 
ab. Er stand einem Augenblick nahe, der über 
seine nächste Zukunft entschied. Vielleicht saße 
er beim anbrechenden Morgen bereits wieder im 
Gefängnisse, aber wenn auch dieses „Vielleicht“ 
nicht gewesen wäre, wenn er auch gewußt 
hätte, daß dieser Fall eintraf, er würde darum 
doch nicht in seinem Entschlusse gewankt haben. 
Barbara war sein, einen größeren Reichthum 
verlangte er nicht. Um auch ihr ganz angehören 
zu können, mußte er mit der Vergangenheit 
gebrochen haben. Ein leises Pochen weckte ihn 
aus seinem Sinnen. Er öffnete, Helmes trat 
ein. „Nehmen Sie Platz,“ sagte er kurz, „ich 
erwarte noch einen Herrn, sobald derselbe 
kommt, werden wir über das Geschäft, welches 
ich mit Ihnen abzuschließen gedenke, reden.“ 
Der Bankier bezweifelte nicht, daß er 
einen Aristokraten vom reinsten Wasser vor 
sich hatte. Schon der Umstand, daß er die 
elegantesten Zimmer des Gasthofes bemohnte, 
lieferte dafür einen untrüglichen Beweis. Das 
allerdings etwas unhöfliche Benehmen des 
Barons frappirte ihn, aber er stieß sich nicht 
weiter daran, es war ja die Gewohnheit der 
Adeligen, mit den Kaufleuten in dieser Weise 
zu verhandeln. Er setzte sich inss Sopha und 
versuchte, eine Unterhaltung anzuknüpfen. Georg 
gab kurze Antworten, das Gespräch stockte 
und verstummte. — Nach Ablauf einer Vier⸗ 
telstunde trat der Assessor ein, er war über⸗ 
rascht, als sein Blick auf Helmes fiel: auch 
der Bankier konnte seine Bestürzung nicht 
verbergen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Mannigfaltiges. 
Die New⸗Norker Jesuiten und die 
Friedensfeier. 
In der Jesuitenkirche der dritten Straße 
zu New York wurde am Ossersonntag Abend 
bon der Kanzel herab den Gläubigen bei 
Strafe der Excommunication verboten, an der 
deutschen Friedensfeier Theil zu nehmen, die 
Häuser zu dekoriren oder überhaupt etwas zu 
thun, was der Freude am Siege oder Frieden 
Ausdruck geben könne. Von Frankreich allein 
habe die Kirche ihr Heil zu erwarten u. s. w. 
Druck und Verlag von F. X. Dewmetßz in St. Ingbert.