Braß gebeten, daß Zimmer acht Tage hindurch
zu bewohnen —“
Es mag ein thörichtes Vorurtheil sein,
ich gebe es zu, unterbrach der Freiherr ihn,
aber die Vorurtheile, die man mit der Mut⸗
termilch eingesogen hat, kann man so rasch
nicht überwinden. Ich bin weit entfernt, au
alberne Spukgeschichten zu glauben, aber auch
die stärksten Geister haben schwache Augenblicke
in denen die Phantasie ihren Vernunftgründen
ein Schnippchen schlägt. „Bah, auf einen
olchen schwachen Augenblick wollte ich es ruhig
ankommen lassen,“ sagte der Verwalter. „Ich
werde in Nummer Siebenzehn schlafen, Hert
Wirth, haben Sie die Güte, das Zimmer in
Ordnung bringen lassen.“
Sie können es augenblicklich beziehen, er⸗
wiederte der Wirth, über dessen Züge ein
freudiges Lächeln-glitt. Der junge Mann er—
hob sich. „Gut, so werde ich auch nicht länger
zögern.“
Sollte Ihnen etwas begegnen, ich schlafe
nebenan, rief der Freiherr mit unverkennbarem
Hohn dem Verwalter nach, der diese Bemerk-
ung keiner Erwiederung würdigte.
Der Wirth führte seinen Gast in das,
Zimmer und bat ihn, sich bdurch die Sar⸗
asmen des Herrn Barons nicht beirren zu
lassen, er sei uüberzeugt, der junge Herr werde
in dem Himmelsbett ganz vortrefflich schlafeu.
Darauf erwiederte Stern, daß er diese Ueber⸗
eugung theile umspmehr. als er sich sehr
ermüdet fühle.
Aber trotz dieser Ermüdung ging der junge
Mann erst spät nach Mitternacht zur Ruhe.
Er unterwarf vorher das Zimmer einer seht
orgfältigen Prüfung und schrieh darauf einige
Briefe, die er, nachdem er sie gesiegelt und
adressirt hatte, unter sein Kopftissen legte.
Als er am nächsten Morgen in den Speise⸗
saal trat, sah er sofort den Blick des Frei⸗
herrn lauernd mit dem Ausdruck gespannter
Erwartung auf sich gerichtet. 7*5274
Nun dð höhnte der Freiherr, ist Ihnen das
zroße Kunststück gelungen ? „Wie Sie schen,“
erwiderte der Verwalter gelassen.
Sie scheinen übrigens für den Fall ein s
Beisterbesuches sehr umfassende Vorsichtsmaß⸗
regeln getroffen zu haben. „Woraus glauben
Zie das zu schließen ?“
Daraus, daß Sie daß Licht bis Mitter⸗
nacht brennen ließen. „Ich schrieb einige Briefe,
die sehr eilig waren.“
Der Freiherr hatte sich inzwischen erhoben.
Ich stehe im Vegriff, die Comtesse von Strah⸗
en zu besuchen, sagte er, indem er seinen
Zut nahm, wollen Sie mich begleiten, so
önnen Sie schon nach einer halben Stunde
das Engagement abgeschlossen haben. Der
VBerwalter erklärte sich dazu bereit und die
heiden Herren verlicßen jetzt unverweilt den
Basthof. F
Gortsetzung folgt.)
Bei dem Pfingst⸗ und Friedensfest der
Deutschen in Albany, (Staat New York war
u. a. folgende Inschrift zu lesen:
Wilhelm sprach, ich möcht' die Deutschen
Doch mal groß und ei nig schau'—l/
Banz gelassen sprach der Moltke:
Ich versteh' mich nur auf's Hau'n!/
Mannigfaltigs.
Nun, so hau' doch! sprach der Bismarch,
Daß der Geist sich einmal rührt,
Dann besorg' ich schon die Einheit,
Und — er hat's auch ausgeführt!
Eine besondere Lieblingsneigung, welche
vas Ausland den Deutschen zuschreibt, näm—
ich der Wursteultus, wurde in folgender
Strophe gefeiert, die auf einem Festwagen des
Metzgerwerkes prangte:
Friedlich in des Fleischers Streben,
Mit zermalmender Gewalt
Geht er Ochsen an das Leben,
Macht er Schöpt und Schweine kalt.
Was er schafft, verzehrt man wieder,
Nimmer ruht der Wurstgenuß,
Daß er, bis die Sonne nieder,
Ewig Därme füllen muß.
Druck und Verlag von F. X. QA Ingbert. J