geschwisterliches Freundschaftsband soll uns
verkuüpfen.“
Die junge Frau horchte auf. Welche
Worte vernahm sie aus seinen Munde. Er
sprach ihr einstiges Sehnen, ihr ganzes Em⸗
pfinden aus. Vollkommen ohne Ahnung, daß
fie die eignen Worte hörte, die sie einst ge⸗
schrieben, machten sich im Moment in ihr die
frühern Träume wieder geltend. Sie durfte
von ihm nicht ganz geschieden sein. Er ver⸗
stand sie; er konnte wie ein Bruder mit ihr
jühlen; — sie durfte vor solch einem Brief⸗
wechsel nicht errbthen. — Ja, das war der
einzige Rettungsweg.
Schon erhellte sich ihr Auge, schon wollte
sie sich ihm zuwenden, und ihre Lippen be—
wegien sich, um die Zusage zu diesem Glücke
zu flüstern, — da aber sah sie ihn an, gluth ˖
voll beobachteten zwei Augen ihre Mienen;
die Gluth drang bis in das innerfte ihrer
Seele — aber der Schimmer der Freude,
der ihre Wangen gefärbt, schwand.
Nein, das war vorüber: — mitl ihm
konnte ein geistiger Gedankenaustausch ihr
nicht mehr genügen. Wie konnte sie vergessen,
daß sie ihn gekannt, daß sie in seinen Augen
Liebe gelesen, die sie nicht erwidern durfte!
— Seine Briese konnten nur neuen Kampf
erzeugen. Matt entgegnete sie;
Ihre Frage ist ein Wunsch — ein
Berlangen, dem ich nicht entgegenkommen kann,
— weil —
.. Weil, weil Sie sich scheuen zu gestehen,“
rgänzte er, „daß Ihre Seele diejes Ver⸗
langen lüngst gehegt hat —
„Sie schweigen,“ fuhr er fott. „Das ist
das sicherste Zeichen, daß Sie nicht Nein sagen
köntren, ein Zeichen der Wahrheit, baß Sie
unglüclich sind ·
Hastig wollte Leonie ihn unferbrechen.
Leonie,“ bat er slehend. „Sagen Sie,
vaß Sie unglücklich find, — brechen Sie die
Rinde Ihres stolzen Herzens! Der treueste
Freund steht vor Ihnen, der mehr von Ihrem
ehen weiß, als Sie ahnen!“
Befremdet, aber noch immer ohne zu
ahnen, was der Baton andeutete, sah ihn die
unge Fratr an.
„Ich verstehe Sie nicht. Niemand kann
don meinem Leben mehr wissen.“ —
„Darf ich sprechen ?“ —
„Ich fordere es.“ —
„Wohlan. — Einst vertrauten Sie einem
Fremden, einem Ihnen Unbekannten ihr
Leid.“ —
„O mein Gott!“ höhnte sie, sich mit
tinem Mole ihres ersten Briefes erinnernd.
„Und dieser Fremde war so ehrlos. das
Vertrauen einer Frau zu mißbrauchen?“
„Dieser Fremde“ fuhr der Baron feier⸗
lich fort und trat näher, um die wankende
junge Frau zu unterftützen, „steht vor Ihnen
und möchte Ihr Glück mit seinem Herzblut
erkaufen.“
Leonie starrte den Barson mit jener sprach⸗
losen Empfindung an, in der man sich nicht
klar ist, ob man träume oder wache. Alles,
alle Gefühle drängten sich auf einen Punkt
zusammen. Jetzt gibt es für Dich kein Mittel
mehr, dieser strafbaren Liebe zu entgehen.
Doch nein! nein! eher den Tod!
Sie wankle nach einem Sessel — doch
noch hatte sie diesen nicht ganz erreicht, als
hre Knien brachen und sie, nahe vor dem⸗
ielben, niedersank.
Im Augenblick wollte der Baron sie um⸗
fassen; sie wehrte seiner Hilfe.
„Zuviel ist auf mich eingestürmt, — Ha⸗
ben Sie Erbarmen, lassen Sie wich allein!
Gedenken Sie meiner Bitte!“ hauchte sie.
.Auch jetzt noch fordern Sie diesen grau⸗
famen Abschied?“ —
„Ich fordere ihn!“ — Sie barg ihr
Besicht in ihre Hande.
Der Baron verstand sie nicht mehr —
noch weniget ihr Gebahren; doch endlich
lehrte auch in ihm der Stolz deg Mannes zurück.
(Fortsetzung folgt.
Logogryßph.
Haßlich bin ich, viel verzehrend,
Der Verwandlung unte than,
Doch erblickst du mich verkleinertt,
Wirft du öfler freundlich nah'n. iuj.
Auflssung des Palindroms in Nr. M des Unter⸗
haltungsblattes: „Efse.“
Druck mmo Verlag von J. X. Demetz in St. Ingbert.