Full text: St. Ingberter Anzeiger

entgegnete ste zürnend, Kitih ist meine Freun⸗ 
din und ich werde das arme Kind vor Ihnen 
schützen. Wohl konnte ich mir denlken, was 
Ihre Freigebigkeit. Ihre kostbaren Geschenlke 
dedinglen. O Cuthbert Lyle. Ihr bloßer 
Name bedeutet mir einen Abgrund dodenlosen 
Lafters.“ 
Sprachlos und bleich wie eine Stalue, 
lehnte Cuthbert am nächsten Baum. Einen 
Moment schien sein Aublick sie zu rühren, 
schien sie zu begreifen, was er litt, dann dver⸗ 
härtete die Erinnerung an die Vergangenheit 
wieder ihre Sympathie. — 
Sie mußten- das wissen, und da ich 
meine Ansicht dem Vater nicht khlar machen 
konntée, habe ich selbst gesprochen? Ich warne 
Sie ein für alle Mat. das unschuldige Kind 
mit dem Mehlthau Ihrer Aufmertksamkeit zu 
—X ge 
Als sie sich von ihm wenden wallte, erhob 
et das Haupt. 
„Wollte Golt, Miß Lloyd, daß mein Herz 
offen vor Ihnen käge, daß Sie jeden Ge⸗ 
danken desfelben wüßten, dann und nur dann 
würden Sie begreifen, wie furchtbar Unrecht 
Sie mir thun ·.. 
Die Strenge seines Tones btieb micht ohne 
— Zogernd überstog ihr Blick seine 
üge. J 
ESind Sie. Cuthbert Lord Lyle fragte 
s zweifelnud. IJ 
Sein, Autlihß hatte sich erst in ruhiger 
Mürde erhoben, dem forschenden Auge zu be⸗ 
gegnen, nun senlte es, sich langsam, langsam 
und errüthend. 
Ich werde Cuthbert Lyle jmmer ver⸗ 
achten!“ sprach Geneyra kucz denn sie währnte 
in dem Erröthen das Geständniß all dessen, 
was sie ihn bezüchtigte, zu lesen. 
Er preßte fest die Hand auf die Brust 
und erwiederte in einem Tone, der, troß ihretß 
Zornes, sie durchbebte: „Und ich werde Ge⸗ 
nebrxa Lloyd steis lieben ! “— 
Sie eilte fort und gesellte sich zu dem 
Vater. 
„Ich habe gute Lust mit Dir zu schelten,“ 
sprach fie, als sie sich mit Kitty allein sah, 
denn ich bat Dich, auf“ der Hut gur sein, 
sagte Dir, ich wolle die Taube vor dem Ha⸗ 
bicht schüßen. Verstandefst Du nicht, daß der 
Habicht Lord Cuthbert Lyle bedeutete ?) 
Lord Cuthbert d“ stammelte; Kitty cx⸗ 
staunt, „o Genevra, er ist so lieb, so gut, 
ich fühlle mich heimisch und wohl in seiner 
Naähe. 
Barmherziger Gott, wirkt das Gift so 
schnell d. muß ich Dich in ein Heim führen, 
ein bescheidenes, aber frohes, glückliches Heim. 
devor die Schlange ez zerstört? Wirst Du 
dann die Schlechtigklest des Mannes begreifen, 
der es dennoch wagte in mein Ohr Liebes⸗ 
worte zu flüstern, um Genevra Lloyd zu er⸗ 
werben. Glaubst Du, ich werde dulden, daß 
er Dich zu Grunde richte ! 
Kitiy sah aus, als ob sie weinen wolle, 
und Genedra küßte den hebenden Mund. 
.Dir bin ish ja nicht böse, lieb Herz,“ 
chmeichelte ße, „ich zürne nur über Cuthbert 
Lyle. Doch das Fest soll Dir nicht verdorben 
werden.. Dort find mehrere Herren, die sich 
nach einer Vorstellung sehnen, weil sie Dich 
inm, Tanze fübren möchten. Papa scheint unß 
auch zu erwarten. Du lieber Gott, auf seiner 
Stirne ruht guch eine Wolke. Komm, Kitty, 
lächle wieder und suches die unangeyehme Epi- 
sode zu vergessen — 
Miiß Lloyd war, wobl kaum jeliebrei⸗ 
nder und herzgewinnender, als au diesem 
Tag. Bald umgab sie ein gehfeiter Kreis, ob ⸗ 
gleich Lady Worth und deren Töchter mit 
dem neuen Stern in ihrer Mitte Opposition 
hildeten. Eine Zeitlang gelang es, dann lauschte 
Tuthbert Lyle selbsi zerstreut dem lebhaften 
Beplauder und wandie seine Aufmerksumtkeit 
inmer mehr. Miß. Lloyd zu, dis Lady. Worth 
ürgerlich benexlie, daß, auch er. in Genevra'n 
Banden lag. 
Nun kam das Bogenschießen. Genevra's 
Pfeil. txaff das Centrum. Die Herren klatfchten 
Beifall, die Damen wehten; aut den: Aüe 
chern,, he aber blieb ruhige und kalt. Bei— 
der; Praisverth ilung, sollte Lady, Woodiawun 
die Herren autzeichnen und, LoxdCuthbert 
die · Damen. 
Der jungt Edelmann begab- sich auf die 
Trübine und betrachtete beinahe ängftlich die 
Lorbeerkrone mit dem silbernen Pfeil, welche 
er · Genevre reichen soll se Wenige Minuten 
später erschien⸗ er im Gedränge an ihrer Seite.