Full text: St. Ingberter Anzeiger

von nmelchen er Ihnen selber dereinst, wenn 
Gott es zulaͤht, ausführlich erzählen wird 
Er bittet Sie, den Brief, sobald Sie ihn 
gelesen, jn verbrennen, ich selber soll Zeuge 
davon sein ·“·· 
Eginhard neigte zustimmend den Kopf, 
und zog / den Brief wieder hervor. Wie zitterte 
seine Hand, als er ihn erbrach. 
Hartmuth schrieb: 
Mein theuerster Eginhard 
Erlaube, daß der Freund Dich noch nach 
vpier Jahren mit dem vertraulichen Du bee⸗ 
grüßt. Wenn Du diese Zeilen durch Kapitän 
Brandt, meinen edlen Freund und Retter er⸗ 
halst, bist Du 16 Jahre alt und wahrsch ein⸗ 
lich schon confirmirt. Wie Du geworden, weiß 
ich. der Saame, den ich in Dein weiches, 
für alles Gute and Edle so empfängliche 
Herz gestreut, ist aufgegangen, um derreinf 
herrliche Früchte der Menschenliebe gu tragen 
Mein Eginhard wird sich selber treu bleiben 
ande den Grundsahen, weiche allein zum wah⸗ 
ren Bläcke führen. Du wirst fortfahren zu 
lernen, um den Reichthum, welchen Golt Dir 
früher oder späier bescheeren, wird, nach seinem 
Willen anzuwenden, halte stets den Glauben 
heft, daß Du nicht der Besitzer, sondern nur 
der Verwalter dieses Reichthums sein wirst, 
ber Dir gegeben ist zum Heile Deiner ürme⸗ 
ren Mitbrüder. Dann wird er zum Segen 
in Deiner Hand, während er fich im anderen 
Falle zum Fluch umwandelt. — Du wirsi 
die große Fabrik Deines Vaters Übernehmen, 
hiet findest Du den rechten Wirkungskreis, 
um den Mammon,« welchen Dein Vater zu 
egoistischen Zwecken zusammengerafft, dem 
Wohle der Meunschheit zu weihen; — dann, 
mein Sohn! hat Dein Lebben ein heiliges 
Endziel gefunden, und wenn ich heimlehre, 
wirst Du sühnen, was dieser Mammon ver⸗ 
brochen hat, Du wirst des Teufel des Goldes 
in rinen Engel umwandeln. Ich setze als 
ganz sicher voraus, daß Du das Dir anver⸗ 
wene Päckchen moch besttest. Wenn ich bis 
zu Deinem einundzwanzigsten Jahre, wo Du 
mündig fein wirst, nicht“ zurückgelehrs bin, 
dann dffne das Packet und handle als Mann. 
Bis dahin wirst Du es als mein Eigemlnuem 
zelg halten. Grabe diese Worte in Dein Herz 
und verbrenne den Brief. stein Mensch darf 
dabon erfahren; wenn ich wiederlehrr, werde 
ich meinen Feind zur Wiederherstellung meiner 
gebrandmarkten Ehre zwingen, bis zu diesem 
Zeitpunkte küßt und umarmt Dich im Geiste Dein 
Hartmuth.ꝰ 
Bleich, doch mit blitzenden Augen hatte 
Eginhard diese Zeilen überflogen, dann las 
er sie wieder durch und lüßte sie mit über⸗ 
romenden Augen. als müsse er sich von dem 
Ziebsten trennen und warf sie dann entschlossen 
n den Kamin,wo ein helles hehagliches 
Feuer loderte. Die Flammen zischten auf, sie 
ha nen den Brief verzehrt. 
Eginhard reichte den Kapitän die Hand 
md jprach: Ich würde Ihnen ein schrift⸗ 
iches Wort kür den Freund mitgeben, müßte 
ch nicht von allen Seiten Berrath befürchten. 
So sagen Sie ihm, wein Sie ihn, wie ich 
joffe, wiedetsehen, daß ich Ihnen die Hand 
sum Schwure und Unterpfande gereicht, sei ne 
Mahnung in allen Punkten zu erfüllen. Ich 
verde lernen und streben, um das hohe Ziel 
zu erreichen, welches er mir gestect. Sagen 
Sie ihm, daß beine Hand das anvertraute 
But noch berührt, und äch es heilig halten 
vürde, wie bisher, bis zu dem Zeitpunkte, 
den er mir gesetzt. Sie sind sein Freund und 
Retter, Herr Kapitän! o, seien Sie auch mein 
Freund, — auf daß ich Ihnern danken kann 
für seine Retiung.“““ 
ortsetzung solgtzz. 
Mannigfaltiges. 
Eien chiuesrsches Syrüchwort. 
Vier Dinge verlangen wir von den Frauen: 
es throne die Tugend in ihrem Herzen, Be⸗ 
scheidenhen spiegle fich in ihrem Auge, Süßig⸗ 
leit fließeevon hreu Lippen und Geschäftig⸗ 
beia Gewege het Hände 
„Jetzt tbeginne ich arinen Louis zu 
47 ! Lief Eugenie. und reiste gleich nach 
Spanien. 
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Deyd und Verlag van F. A. Dere in St. Ingbert.