Full text: St. Ingberter Anzeiger

während ich lebendig verfaulte. Ich glaube 
nur der Wunsch, mich an dem Elenden zu 
rächen, hat mein Leben gefristet. Gehen Sie 
nun nach England, bewachen Sie ihn, und 
wenn Sie sehen, daß er irgend ein hohes 
Ziel erreichen will. lassen Sie ihn fühlen, 
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Erwartung des Gelinsens jubelt, treten Sie 
vor, stürzen Sie ihn von der Höhe erträumten 
Glückes und sagen Sie ihm, es sei John 
Hhaugthon's Werk.· 
Er hatte sich erhoben und lehnte sich vor⸗ 
wärtaä. Die Augen funkelten unnatürlich, die 
bürren, klauenähnichen Hände stredten sich 
verlangend aus und das abgezehrte Antlißz 
leuchtete in wilder Freude. 
—„Ich will es thun, so helfe mir Gott!“ 
rief der ehrliche Boyd beinahe schluchzend. 
Der Gefangene sand mit müdem Lächeln 
zurück. *, . 
O ich danke Ihnen, damit erfüllt fich 
mein leßter Wunsch.“ — — —VVV——— 
339 will aber noch mehr thun, ich will 
Sie befreien.“ 
.Das hilft mir nicht viel, denn der Sand 
meines Lebens läuft ab. Wohl mochte ich 
gern noch einmal den blauen Himmel, die 
grünen Felder sehen, aber es wären ja doch 
nicht die theuern Hügel von Lincolnshire, es 
ware sicilianische Erde und ich dasse diesen 
XX 
Im Hafen ist ein englisches Kriegeschiff, 
sagle Boyd nach kurzer Pause, „nnd ich dente, 
man wird mir behülflich sein, das hiesige 
Gesindel mit den eigenen Waffen zu schlagen. 
List gegen isßt ß.. 
—EXXEO 
Haͤnde. pe d * VVVVVDDä— 
. Gefunden! gefunden! Sie müssen Ihre 
Kraft so viel als möglich ftärken, scheindar 
aber immer schwächer werden. Der Kerlker⸗ 
meister thut Alles um's Geld und wird mir 
hoffentlich erlauben, Sie im Sacrge mit fort 
ju nehmen, damit Ihnen ein englisches Be⸗ 
zrabniß werde. Für Vuft und behagliche Lage 
werde ich sorgen. Ich weiß, wer mirt heifen 
wird, und dann tragen wir Sie als engli⸗ 
schen Matrosen an Bord des Krieassoufee 
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Drucd aAndß Verlag von F. 
um vom Berdeck aus in den Wellen begraben 
zu werden. Die Sache geht, verlassen Sie sich 
darauf.“ 9* 
Haughton lacbelte ungläubig. 
„Probiren Sie's und langte ich wirklich 
als Leiche an, so wäre es besser, als hier zu 
Grunde zu gehen.“ 
„Sobald ich frei bin, treffe ich meine 
Vorkehrungen und berede den Schließer, daß 
er mir gestatte, Sie zu besuchen.“ 
„Sie sind sehr gütig und Gott segne Sie 
dafür. Vielleicht hat Er all meine Fehltritte 
vergeben, weil er gnädig mir solche Theil⸗ 
nahme fendet. Ja, ich will versuchen zu leben, 
bis ich auf dem Schiffe bin, damit, ich unter 
Englauds Farben sterbe. Geben Sie mir 
noch ein Tröpfchen Wein, ich will zu leben 
duchen.“ 
Die abgezehrten Züge nahmen einen bei⸗ 
nahe friedlichen Ausdrukk an, als der Kranke 
sich mait zurücklehnte und gebrochene Worte 
stammelte. — 
Tief bewegt wandte sich Boyd ab, denn 
Haughton sprach langsam und feierlich dit 
englische Begräbnißformel. Die bloße Beto⸗ 
nung bewies, wie viele Monate und Jahre 
dadingegangen sein mochten, seit er zum lehz⸗ 
ten Male die erusten Gebete gehört! 
Am folgenden Tag kam das ersehnte Be⸗ 
freiungsdectel, und Boyd hatte von dem Ker⸗ 
dermeister die stillschweigende Genehmigung 
eines Besuches. 
Entschlossen eilte der edle Mann sofort zu 
einem einflußreichen Freund und es wurde 
trot allem Rißko beschiossen, den Versuch der 
Rettung zu wagen. 
(Fortsehung folgt.) 
— — 
I hat Schatze aus alten Zeiten, 
3 vom Jager den Tod erleiden, 
—Æ 
Nbesteig' ich dann und wann, 
Wein Waffen an mauchen Orten, 
S sind Mauchem bescheeret worden. 
— 
Auflssung der Charade in Nr. 10 des Unterhaltungs⸗ 
biattes: Buchstab. 
— — 
Der k. in St. Inab⸗rt.