Full text: St. Ingberter Anzeiger

dem Insp ctor und fragte nach dem Grund 
— 
Arlig bot dieser ihm einen Stuhl und 
ersuchte ihu um Vorlegung seiner Papiere. 
„Auf Veranlassung dee Doctor Wolff!“ warf 
der juuge Mann verächtlich hin, indem er 
feine Bricftasche öffnete und einige Papiere 
dem Inspector hir reichte. 
Kaufmann Höfer aus Berlin, — Vaͤter 
und Sohn, — zum Vergebung, wo ist Ihr 
Herr Vater ?“... 
.Im Ho el .Etadt London?“ 
„Irre ih nicht, so haben Sie sich für 
einen Andern, einen Todten, ausgegeben, für 
den Sohn des verunglückten Commerzienraths 
Stei höfer.“ 
„So hat der räuberische Wolff doch Furcht, 
lachte Eginhard bitter, „ich werde ihm das 
Erbe nicht abjagen, — doch Andere werden 
erstehen, um an meine Stelle zu treten, — 
ich sage Ihnen, mein Herr, die Todten wer⸗ 
den auferstehen, um so viel Verbrechen und 
Unrecht zu rächen. Wollen Sie mich in's 
Hotel zu meinem Vater begleiten.— 
.Warten Sie, uoch einige Minuten, mein 
Herr !. — . Es. wird sogleich Jemand hier 
sein, der meine Zweifel vielleicht auf der Stelle 
lösen wird.“ F — 
Der Inspeckor verließ das Zimmer und 
kehrte nach einer Weile mit zwei Herren zu⸗ 
rück, es waren Kapitän Brandt und Hartnith. 
Esiuhard erkannte Hartmuthauf der 
Stelle, er wandte sich rasch ab, um seine Be⸗ 
wegung zu verb rgen. 
Kennen Sie diese Herren, Herr Höfer ? 
fragte der Inspeltor. 
Mii vollkommener Beherrschung trat Egin⸗ 
dard näher und schaute gleichgültig hin. das 
Licht fiel auf sein Gesicht. 
Hartmuth zuckte bei seinem Anblick zu⸗ 
sammen und schaute ihn einige Augenblicke 
unverwandt ara. 
Eginhard!“ rief er plötßlich außer kich, 
die Arme ausbreitend, „Du dist's, die Tod- 
ten stehen auf.“ 
Noch zauderte der junge Mann, dann 
stürzte er an die Buust des Freundes und 
stammelte: „Hartmuth! mein väterlicher Freund, 
es ist. Dein Eginhard 
„Was bedarf esn weiter Zeugniß ?8lä⸗ 
chelte der Zaspector, „ich, habe die Beweise 
der Wahrheit. Die Erben sind beisammen, 
außer der verlorenen Tochter⸗·..—— 
Die ist gefunden,“. sprach Eginhard, 
„doch der Sohun — — 
— Zu ihm will ich Dich führene!“ tief 
Hartmuth; „kommt. kommt, Recht und Wahr- 
heit siegen, — auch für mich wird ein Tag 
der Gerechtigkeit erscheinen.“ — 
Das hoffe ich,“ sprach der Inspector 
erust, „und nehmen Sie mein Wort, daß ich 
nicht ruhen und rasten werde, um den eigent⸗ 
lichen Dieb zu fangen.“ — 
Jener Dieb, für weilchen Hartmuth büßen 
sollte. der it ⸗ 
„Still, junger Herr!“ unterbrach der 
Inspectot Eginhard rasch, „ich kenne ihn 
und hoffe, schon in der nächsten Nacht einen 
reichen Fang machen zu können; unsere Spur 
ist sicher 
Im Hotel „Stadt London“ sahen sich 
die Geschwister, Ferdinand und Clara zum 
ersten Male wieder, ein Wiedersehen des 
reinsten Glückes, durch Nacht zum Licht, durch 
Trübsal zur Seligkeit! 
WVater!“ sprach Eginhard zu dem alten 
Höfer, ich hale meinen Schwur gebrochen am 
Sterbebett der Großmutter, sie starb mit einem 
Lächeln auf den Lippen, doch Hartmuth er⸗ 
kannte mich auf der Stelle.“ 
„Wer könnte Dir zürnen, mein Sohn, 
wenn Du den letzten Augenblick einer Schei⸗ 
denden verklärtest, sprach Höfer, die Um⸗ 
stände sind stärker“ als unsere Vorsätze, ja 
jelbst unsere Schwüre, — ⁊ts war selbstsüchtig 
vpon mir, Deine ganze Vergangenheit zu den 
Todten zu wersen und ein neues fremdes 
Leben zu beginnen; wir Menschen leben für 
die Erinnerungen, welche in der Vergangen⸗ 
heit wurzeln, so gut wie für die Gegenwart 
und Zukunft, — wir können nicht im reifern 
Alter zum zweiten Male geboren werden. 
Eginhard Steinhöfer, ich gebe Dich den 
Deinen. Dejinem Rechte. Deinen Erinnerun⸗ 
gen zurück —— 9 
Du, Du der“ Sohn jenes Mannes, 
welcher meinen Vate ⸗ 
Nicht weiter, Ferdinand :“ unterbrach 
Hartmuth den Erregten. „Eginhard ist mein 
Sohn, wehe dem, der diesen Schuldlosen für