Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anterhaltungsblatt 
zumn 
St: Ingberter Anzeiger. 
Ar. 16. Sonutag den 5. Februar 
13877. 
FLordeLyle. 
Rach dem amerikanischen Originale des 
Charles T. Manners. 
Frei bearbeitet von Lina Freifrau v. Berlepsch. 
OOmbs. J 
Goortsehungh. 
Der Knabe trat ein und blieb wie geblendet 
stehen. C... — 
„Wie reizend,“ rief er mit eigenthümlich 
hoher kräftiger Stimme, „o Zephyr, wie 
reizend!“ 
Die Tänzerin wandte sich mach dem Kinde, 
ihr ganzes Autliß leuchtete vor Zärtlichkeit.“ 
„Bist Du da, Jon ? ijqg, siehst Du,. da 
habe ich wieder hübsche Spielsachen für Dich. 
Ach, lieb Herz. Du wartetest draußen in der 
sälte, während ich mich mit dem Tand be⸗ 
schäftigte. Hast Du das letzte Bouquet auf- 
gebunden, Janet ?“ 
Ja- Fräulein Welch? schweres Arme⸗ 
schaft flammte in den Augen und verwandelte 
das junge Weib in eine schöne Furie. 
Was ist geschehen, Carissimo d wer wagte 
Dich zu kränken? sag mir's und ich födte 
ihn.“ * J — 28* * 
Schluchzend schmuegte fich der' Knabe an 
ihte Brusht. —— 
Fein Zephhe, dag thust Du nicht, Du 
weißt, daß Du's nicht thust. Du wirst ihn 
wieder lieben und mich vergessen. O daß er 
aicht gekommen wäre, unser schönes Leben zu 
stoͤren?“ V 
Zephyr erblrichle. stellte das Kind auf 
den Boden und blickte forschend und ängstlich 
in das kleine Gesichtchee. 
„Bist Du bei Sinnen,“ Jon 1 Er war 
nicht im Theater, denn ich hätte ihn nicht 
üdersehen.“ J 
„Er war da und rannte mich in der 
kile des Fortgehens um. Er ist sehr verändert 
aber nicht so sehr, daß 'ich ihn nichk gekannt 
hatte. Ich hasse ihn und kenne ihn übetall.“ 
Zephyt vblieb stehen, kalt und bewegunga- 
los, als ob ein Eishauch sie verstimmt habe, 
dann durchbebte fie auf einmal wilde Freude 
und sie rief jubelnd: „Meine Stunde! ist ge⸗ 
lommen — sei es! für Triumphund Liebe, 
jei es für Haß und Rache — meine Stunde 
st'gfommen?“ 
Behalte es, Janet. Und num hülle Jon 
in warme Pelze, und hilf mir« schnell mich 
umlleiden. Du frierst, Herzblättchen, aber ge⸗ 
dulde Dich, wir kommen nun heim und dort 
dalte ich die Luft so warm, wie unter ücilia- 
aischem Himmel.* 
„'s ist nicht die Kälte,“ flüsterte det Knabe 
in italienischet Sprache, „'s ist etwas viel 
bchlimmeres. 
Und große Thränen rollten über das zarte 
Gesich tchen. — 
Zephyr sprang auf und schloß dat Kind 
in die Arme. Welch wilde tigerhafte Leiden⸗ 
xxt. 
Süßes Lächeln schwebte auf Miß Lloyds 
dippen als fie mit Kitty das reizende Wohn⸗ 
zimmer der Honeysucle Cottage betrat. 
Lord Cuthbert stand neben Miß Barbara 
am Fenfster. Sie hatte die Hand auf seine