Full text: St. Ingberter Anzeiger

.Es geschehen wohl seltsamere Dinge,“ 
bemerkte er ärgerlich, „die hochmüthigst en We⸗ 
sen ergeben sich schließlich und vermehren da⸗ 
kurch den Triumph.“ 
T] „Wenn sie den Gebieter finden oder vom 
Feinde besiegt werden. Ich din weder in der 
einen, noch andern Lage.“ 
A „Allerdings, sovald Sie die Vergangen⸗ 
heit oder Gegenwart im Auge haben, ich aber 
beziehe meine Worte auf die nächste Zukunft,“ 
erwiderte er bedeutsam. „Zudem könuen Sie 
es einem Bewerber nicht übel deuten, wenn 
er die Niederlage nicht sofort anerkennen will, 
um so mehr, wenn er mit des Vaters Segen 
auftritt. Ja, ja, meine Gnädige, Ihr Auge 
wird mich noch willkommen heißen.“ 
.Unerträgliche Impertinenz,“ zürnte Ge⸗— 
nevra, „ich werde den Vater bitten, daß er 
Sie fortschicke““ 
Der Graf lachte. O, wie der triumphi⸗ 
rende Hohn dieses Lachens sie empoörte. 
.Versuchen Sie doch das Experiment, 
schöne Ungläubige“!“ 
Site bebte vor Zorn. und eilte nach der 
Thüäre. Auf der Schwelle: begegnete ihr der 
Vater, Rund sie legte sofort die Hand dittend 
auf seinen Arm, um sein Zusammentreffen 
mit Lubin zu verhindern. Der Graf hatte ihn 
jedoch bereits gesehen. 
„Guten Morgen, Mr. Lloyd, bitte, treten 
Sie gefälligst ein.“ — 
„Papa, Papa, komm mit mir,“flehte 
Tochter ängstlich. 
Zweifelnd blickte der Banqnier von einem 
zum Andern. Genevra's Wangen glühten, die 
Augen funkelten, die Hände bebten. Ruhig 
und lächhelnd stand der Giaf unter der Thüre, 
aber in seinem Blicke leuchtete etwas, was 
Mr. Lloyd nur zu gut verstand. 
„Sogleeich mein Kind, ich will nur erst 
sehen. was der Graf wünscht.“ sprach Mr. 
Llond zögernd. 
.Er geht also vor 7* klagte Genebra. 
„Bleiben Sie, mein Fräulein,“ drängte 
der Graf, „es wäre ja wie Hamlet, ohne den 
dänischen Prinzen, Zühren Sie Ihre Tochter 
herein, Mr. Lloyd.“ 
Das stolze Mädchen war wie gelähml 
und schien jede Macht des Widerstandes ver⸗ 
loren zn haben. 
Ihr grausames Töchterchen sagt mir, 
Sie würden mir die Thür weisen, weil ich 
gewagt habe, ihr von meiner Bewunderung, 
von dem Tribute“ meines Herzens zu sagen. 
Die Drohung erschreckt mich selbstvertändlich, 
und ich bitte um Ihr Verdict“. 
Trotz aller Aufregung bemerkte Genevra 
die höhnische Sicherheit, den bewußten Troß 
des Tones und blickte flehentlich a uf den 
Vater, sihr war's, als wolle sie den Staub 
unter feinen Füßen küfsen, wenn er mit ge⸗ 
wohnter Würde den frechen Menschen zurecht⸗ 
weise. Aber ach! Mr. Lloyd rieb verlegen 
die Hände, wechselte die- Farbe und sprach 
endlich heiser: „Sie haben Genevra sicherlich 
mißrerstanden, Herr Graf; warum auch sollte 
ich Sie aus meinem Hause weisen und moch 
wiel weniger aus Lord Cuthberis Schloß ?8 
.Warum auch 7 bdas ist's gerade, was 
ich dem Fraͤulein begreiflich machen wollte. 
Sie aber weigert sich zu glauben, daß meinet 
Herzens Hoffnungen Ihre Sanction: erhalten 
**— Wollen Sie ibr das gefälligst sa⸗ 
gen 8* 
O der Uebercuth des Tones! 
Wieder blickte Genevra flehende auf den 
Vater, aber sein Auge war gesenkt und beach⸗ 
jete die stumme Bitte nicht. Tiefer und tieser 
neigte sich des armen Mädchens Haupt, lie 
wunte, was nun lommen mußte. 
„Ich gestehe, Graf, daß ich es mit Ver⸗ 
ganügen saähe, wenn meine Tochter Ihre Wer⸗ 
bung annähme,“ sprach der Banquier langsam 
und schwer. 
„Hören Sie das, mein Fräulein ?d — 
Ja, ich höre es, aber wenn Sie auch 
durch irgend welche Schlechtigkeit meinen 
Bater bestochen oder seine Nachgiebigkeit er⸗ 
zwungen haben, so ist es doch ein ganz ander 
Ding, Genevra Lioyd zu gewinnen 
Mit diesen Worten eilte sie hastig aus 
bem Zimmerund strauchelte beinahe üuber 
Lord Cuthbert. der eben aus dem Garien 
kam. 
Um Gotleswillen, Fraͤulein, waßs fehll 
Ihnen?“ rief er besorgt, „Sie sind so bleich, 
daß ich bitte, mir zu erlauben, Sie an die 
Luft zu geleien“··.. 222 
Sie entgegnete keine Silbe, er führte sie 
hinaus und trat in zarter Rücksicht dann so