Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler AAnzeiger. 
der St. Iungberter An 1 e i ger (und das mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags⸗ und Sonntags 
e nmmer) erscheint wöchentlich vie rn al: Diensta a, Donnerstag, Samstag und Sonntaa. Abonnementspreis vierteljahrig 42 Kerzr. oder 
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TIITIITSA . — — — — — —— eç Ü —— 5 — 
M.45. Dienstag, den 19. März 
Deutsches Reich. 9 
München, 15. März. Die „Freie Commission“ hat nun 
nuch die Vorberathung über den Etat des Cultusminisieriums 
„ollendet und hier beschlossen, u. A. die Aufhebung der Lyceen zu 
eautrage. 
München, 15. März. Der Abgeordnete Freitag hat seinen 
Antrag in Betreff der Betheiligung der Staatsbeamten an indu— 
triellen Unternehmungen in nachstehender Weise modificirt: „Hohe 
dammer wolle beschließen, es sei an Se. Majestät den König die 
zitte zu richten, Allerhöchstdieselben wollen befehlen, daß die Be— 
limmung des 8 21, Abs. 1 der IX. Verfassungsbeilage strenge 
u vollziehen und sämmtlichen activen Staatsbeamten ohne Aus— 
ahme verboten sei, in Aktiengeselsschaften (5 1 des Reichsgesetzes 
jom 11. Juni 1870, die Aktiengesellschaften betreffend) Verwal⸗ 
ungsraths· oder Direktorstellen zu übernehmen und daß die activen 
ztaatsdiener, welche gegenwärtig solche inne haben, bei Strafe 
isciplinären Einschreitens dieselben sofort niederzulegen haben; 
aß den activen Staatsdienern untersagt werde, bei Gründungen 
olcher Aktiengesellschaften Einladung en und Programme als Gruͤn— 
zer zu unterzeichnen; daß den activen Staatsdienern nicht mehr 
estattet werde, remunerirliche Vermögensverwaltungen außer dem 
falle einer Kuratel, Vormundschaft oder Stiftung zu führen.“ 
München, 17. März. König Ludwig schickte dem König 
von Italien zu dessen Geburtstage am letzten Donnerstag eine 
depesche mit den herzlichsten Gratulationen; Victor Emanuel ant— 
vortete darauf mit herzlichen, dankerfüllten Worten. Auch der 
eutsche Kaiser schickte dem König von Italien ein Gratulations⸗ 
chreiben. Diese Schreiben sollen im Vatican sekr böses Rim 
aachen. 
M annhe im, 16, Marz. Die Rheinische Creditbank und PS1. —8 7 * de der Nacht von Sams⸗ 
ne Anzaht fuddeutscher Banlinstitute haben eine Rheinische ag auf Sonntag verunglückte in der preußischen Kohlengrube zu 
Zugesellschaft mit dem Sitz in Karlaruhe gegründet. Die Thatig⸗ Altenwald der Bergmann Heinrich Ochs von hier, indem er von 
zren See sor sig zunachst J Je Stadte Badens er herabfallenden Erdschichte erbrückt wurde. Wie uns berichiet, 
Frau mit sieben Kindern, wovon das Aellefie 
sarlsruhe, 16. März. Nach einem eben erschienenen erst dieses Jahr confirmirt werden soll. 57 
irlaß des evangelischen Oberkirchenraths hat der Großherzog be⸗ F Von Rodenhausen wird unterm 13. do. geschrieben, 
immt, daß das Geburtsfest des Deutschen Kaisers jeweils festlich daß in der Nähe von Marienthal die schon vor Jahren unter⸗ 
rgangen werde. Dabei wird es dem Ermessen eines jeden Kirchen⸗ himenen, jedoch als unrentabel wieder aufgegebenen ÄAusgrabungen 
emeinderaths anheimgegehen, ob der Festgottesdiensi am kaiserlichen ehufs Entdedung von Steinkohlenlagern im Donnersberg sei 
jeburtstage selbst (22. März) stattfinden soll, oder ob er mit der zinigen Tagen auf's Neue in Angeiff gnommen sind; betrieben 
jeier des darauffolgenden Sonntags verbunden werden will. Hier ahe dieselben von einem zur Zeit dort weilenden Herrn aus 
bird er am naͤchsten Freitag stattfinden. Karlsr. Btg) berlin, welcher als Vernreter eince uͤber größere Mittel verfügenden 
, Bomm. 16. Narz. Die „Bonner Zeitung“ meldet: Den dortigen Gesellschaft handeln soll und, wie man hört, die Sache 
iesigen Professoren Hilgers, Knoodt, Langen und Reusch ist gestern mit allem Nachoruck in's Wer zu setzen beabfichtigu. — 
urch den Kölner Erzbischof schriftlich eröffnet worden, daß sie, weil Das Jahresfest des Centraibereins derd eutfhen 
ie dem Dekret über die päpstliche Infallibilität ihre Anerkennung Busta beAdo pheSsif ung wird in diesem Jahre am27 
erweigert hätten, wegen notorischer Häresie der größeren Exkom— ind 28. August in Speher abgrhauem merree a m 25. 
aunikation verfallen seien. —— FMünchen, 15. März, Der Ausschug des Handelsbereins 
Der Aufenthali des Prinzen Friedrich Karl in Italien läßt und die Vertreter hiesiger Banden und Bankhäuser haben beschlossen, 
ie Franzosen nicht ruhig schlafen und sie wittern bereits Gott die österr. Gulden nur noch bis nächsten Mittwoch Morgen bei 
veiß welche Anschläge gegen die grande nation. So kündigt das Wechselzahlungen anzunehmen. 
inibers mit vielem Ecias an, daß in Rom eiwas gegen Frans-- F München, 15. März. Unsere Staatskassen verweigern 
eich angezettelt werde, und führt als Beweis dafuͤr außer den eit gestern die Annahme österr. Gulden; der Handelsstand ist 
roßen militärischen Bewegungen und den Vertheidigungsarbeiten »eßhalb in sehr lebhafter Bewegung. 
m den Alpen“ u. A. auch den Aufenthalt des Herrn v. Moltke fIserlohn, 13. März. Von hier wird der „Essen er 
n Neapel an.“ Wie man sieht, bleibt das ultramontane Blatt ztg.“ geschrieben: Die ganze norddstliche Seite der Stadt Iser⸗ 
abei, daß Moltke in Neapel isi. Inzwischen soll es sich bei den ohn, wohl ein Viertel ihces Flachenraums, Häuser, Straßen und 
n Rede stehenden Vereinbaarungen nicht blos um eine militärische dirche, Alles sinkt zusammen. Der Boden ist überall unsicher ge⸗ 
ind politische oͤllianee, deren Kosten Frankreich zu tragen haben vorden, so unsicher, daßß in diesem Augenbliche auf einer kleihen 
pürde, handeln, sondern auch um Spanien, und zwar in der Ztraße fünfundzwanzig Familien ein Obdach anderswo finden 
deise, daß auf der einen Seite Victor Einanuel an der Befestigung nilssen und Goit weiß wo! Den einzelnen Hausern geht es im 
er itakienischen Dynastie in Madrid ein politisches und ein Fa- Verhältniß wie der ganzen Stadt; so groß der Schaden ist, so 
nilieniruteresse habe, und auf der andern Seite Fürst Bismarck für dann Iserlohn doch nicht wissen, was und welche schrecklichen Er⸗ 
jrankreich fowohl wie für Deutschland die Rucktehr Napoleou's eignisse der Berghau ihm J bringen wird. Frei von Furcht ist 
ünsche. Das sind dem edlen Blatte Gründe genug zu einer in dieser Hinsicht Niemand. J 
nilitärischen und volitischen Alliance zwischen den beiden Ländern. * (Zittere. Bismarck ) Das Oraan der Frommen im Land⸗ 
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Frankreich. 4** 
Paris, 14. März. „Moumiteut uni versel“ meldet: Zwi⸗ 
chen dem russischen General Lewacheff und den Chefs der polnischen 
ẽmigration wird hierorts gegenwärtig verhandelt, um alle Kom— 
romittirten der Insurrekeion von 1863 der Amnestie des Czaars 
ugänglich zu machen. Gelingt diese Versoöhnung, so wird der Czaar 
»en Großfürst Alexis zum Vicekönig Poleus ernennen. J 
Die Subcommission fuͤr die Militärorganisation hat ihre 
Arbeit beendet. Frankreich wird in 12 Militardivisionen getheilt. 
Jedes dieser Armeecorps stellt eine Brigade zur Garnison von 
Zaris und Lyon. Für Algier wird ein besonderes aus 3 Dibi⸗ 
'onen bestehendes Armeekorps errichtet. Sämmtliche Corps, ein⸗ 
hließlich der Marine⸗Infanterie, bilden den Effectivbestand von 4 
Armeen. 
Bersailles, 16. März. Nationalversammlung. Remusat 
ringt, nachdem Berathungen über das Budget statigefunden, einen 
Besetzentwurf, betreffend den Postvertrag zwischen Frankreich und 
Deutschland ein. Der Vertrag soll am . Mai zur Ausführung 
tommen und wird diese Angelegenheit daher für dringlich erkläri. 
Bersailles, 16. März. Die Commission, die mit der 
Lnterfuchung bezüglich der im letzten Krieg vorgekommenen Captu— 
jationen betraut ist, hat mit einer Majorität von zwei Stimmen 
zeschlossen, Bazaine vor ein Kriegsgericht zu stellen. Die Ange⸗ 
egeuheit dürfte vorher der Kammer unterbreitel werden. (GSr. J.) 
Eiu Versailler Correspondent der „Indep. belge“ meldet, 
haß am 14. ds. der französische Gesandte in Loudon im Namen 
einer Regierung den fränzösisch⸗englischen Handelsvertrag ge- 
ündigat habe.