Audbruch des Krieges und den Tod unsers verehrten Herrn Bürger⸗
meisters Adt kamen die Projecte nicht zur Ausführung. Seitdem
schläft die Sache.“ Wir erinnern uns selbst in jenen Tagen zu .
jällig nach Ensheim gekommen, solche bei Grabung des Brunnens
zu Tage geförderte Kohle gesehen zu haben und wollen daher mit
mit der „Pfälz. Post“ Geognosten auf dies interessante und Unter⸗
nehmer auf dies moͤglicherweise auch sehr ergiebige Feld aufmerk
jam gemacht haben.
F Seit dem 25. d. M. werden bei den pfälzischen Eisen⸗
hahnen öost erreichische Guldenstüsdke nicht mehr in
gahlung genommen.
7 Der Königl. bayer. Advokat· Anwalt Adoiph Keller in
Zweibrücken ist zum Rath bei dem Kaiserlichen Appellationsgerichte
ju Colmar ernannt worden.
f In Kusel war am 23. d. Mts. eine zahlreich besuchte
Bersammlung in Betreff der „Hochwaldbahn“. Es wurde ein
Comile niedergesetzt, welches mit dem in Trier bestehenden Comite
sich in Verbindung setzen und bei der Direction der Pfälzischen
Bahnen geeignete Schritte thun soll.
FKaiserslautern, 26. März. Der gestern zur Ver—
steigerung gekommene Guünther'sche Holzhof ꝛc. wurde zum Preis—
bon 35,000 fl. den Herren Michaei Steiner und Jojseph Kehr
ugeschlagen. —W
F In Neusst adt geht man nach der dortigen Zeitung mil
dem Gedanken um, eine Kammgarnspinnerei zu grüuden.
(Guglücksfall) Neust adt, 25. März. Am Entz'⸗
schen Hause brach am Samstag über dem dritten Stocke ein
Maurergerüste, und zwei Maurer flelen mit ihm in die Tiefe, wo⸗
von der eine glücklicherweise an einem Laden hängen blieb, so daß
die Gewalt des Falles gebrochen wurde und er mit einer Ver—
tauchung davonkam; der andere aber, ein braver Familienvater
fürzte kopfüber herab uund wurde von einer Stange des das
Haus einfassenden eisernen Geländers förmlich aufgespießt, so daß
die Hirnmasse nach allen Seiten ausspritzte. Er war natürlich
augenbblicklich todt.
Aus Anlaß seines 50jährigen Jub läums wurde dem
Lehrer Braun zu Speyer, die Ehrenmünze des Ludwigsordens
derliehen.
— Ein Geistlicher als Spekulant ist zwar nichts so gar Sel⸗
tenes; aber einer, der fich als solchen öffentlich anpreist, ist uns
bis jetzt noch weniger vorgekommen: dem kath. Stadtpfarrer in
Bermersheim gebührt das zweifelhafte Verdienst, seinen Collegen
die Bahn gebrochen zu haben. In der Berliner „Germania“ Nr
33 vom 17. ds. ist unter den Anzeigen wörtlich zu lesen: „Pfäl⸗
jer Wein. Mein Bruder Val. Weinmann in Edesheim (Pfalz)
dersendet gegen Nachnahme Göcklinger 1868er Wein zu 7 Gr.
und Deidesheimer 1869er zu 14 Gr. pr. Liter; ich kann der
hochw. Geistlichkeit denselben als rein und echt bestens empfehlen.
Bei Abnahme eines größeren Quantums billiger; Proben stehen
gegen Nachnahme von 12 Groschen zur Verfügung. Georg Wein⸗
mann, kath. Stadtpfarrer in Germersheim (Pfalz).“
F Im Casino zu Köln hielt am Sonnabend Gotffried
dinkel vor einem sehr zahlreich versammelten Publikum einen
ffentlichen Vortrag über die Kunft im alten Egypten.
F Der bekannte freireligiöse Prediger Uhlich ist am 23. d
M. in Magdeburg im Alter von 73 Jahren gestorben.
tSaargemünd, 20. März. Nachdem vor einiger
Vochen unserer Stadt die seiner Zeit derselben auferlegte Kriegs
lontribution von 50,000 Fr. zurückbezahlt worden ist, hat das
Bezirkspräsidium zu Metz derselben nun einen Vorschuß von 70,000
zt. auf ihre mit Vonds belegten Kriegsleistungen bewilligt. Der
Vau einer neuen Kaserne in hiesiger Stadt scheint höheren Orté
definitid beschlossen zu sein. Auch ist viel von der Errichtung einer
Itrenanstalt in unserer Nähe die Rede, die schon für die nächste
Zeit bevorstehen soll.
f Fürst Bismarck wurde an einem der letzten Empfangs⸗
Abende von einem Mitgliede des Herrenhanses gefragt, ob die
Nachricht begründet sei, daß er zur rholung und Siärkung seiner
Vesundheit einen zeitweiligen Aufen, halt in Cairo zu nehmen
ꝛeadsichtige. „Allerdings“, erwiderte lächelnd der Fürst, „gedenke
nach Egypten zu reisen, doch nicht ohue das Kameel, das diefe
Rachricht aufgebracht hai.“
f (Ter Winter in Sibirien.) In der Provinz Tobolsk in
Sibirien hatte die Kälte im Januar d. J. eine außerordentliche
Intenfiät erreicht. Der Thermometer zeigte — 40 Grad Reaumut,
und selbst im Innern der Häuser war man gezwungen, beständig
in Pelzkleidern einherzugehen. Die Straßen waren voͤllig verein⸗
Ammt. Seit dreißig Jahren hatte keine solche Kälte mehr im
Lande geherrscht.
— Wingesandt.) —
d In letzter Generalversammlung des hiesigen Vorschuß—
Bereins. bei weldder die Milglieder wohß hablreicher halten!
dertreten sein sollen, wurde ein Beschluß gefaßt, der wegen seiner
Wichtigkeit und seinem Interesse verdieut, zur Veroͤffentlichung zu
gelangen: Es handelte sich namlich um die Höhe
des Eiutrittsgeldesneuzugehender Mitglijeder.
Nach frühexen Beschlüfsen, hier fowohl wie anderwärts, glaubte
man und einerseits mit Recht, den Betrag fur den Beitritt neuer
Mitglieder nach der Höhe des vorhandenen Reservefonds bemessen
zu müssen und da dieser Fond hier bereits über 2000 fl. beträgt,
so hätte man nach diesem Prinzipe für's Jahr 1872 das Eintritis⸗
geld auf 15 fl. zu setzen Veranlassung gehabt. Würde jedoch
dieses Prinzip immer geltend gemacht, so würde andrerseits der
igentliche Zweck der Vocrschußbereine: Dem kleinen Man y e,
dandwerker, Anfängereines Geschäftsec. hülf⸗
reich zur Hand zu gehen, ihm Gelegenheit und
Drieb zur Sparsamkeit zu geben“ — gänzlich ver⸗
fehlt werden, ja man würde, wie es schon bei unserem bisherigen
Fintritisgelde von 6 II. der Fall war, dergleichen Leute abschrecen.
Und wenn gleich die Vorschußvereine mehr und mehr Form und
Art von Banken bekommen, so sollen doch diejenigen Leute sich
daran betheiligen, die Banken eigentlich nicht nöthig haben, die
aber die Vereine brauchen, um theils ihre Ersparnisse darin anzu—
legen, theils Vorschüsse daraus zu entnehmen, welch' letztere nirgends
ailliger und ungenirter zu erhalten sind, insoferne statutenmäßige
Barantie dafür geleistet wird. Von diesen Gefühlen geleitet, glaubte
der geschäftsführende Ausschuß der Ansicht seines tüchtigen und
tacten Vorstandes beitreten und der Generalversammlung in Vor⸗
ichlag bringen zu müssen: den Eintrittspreis nener
Mitglider für das laufende Jahr 1872 auf vier
Bulden (statt der bisherigen 6efl.) festzuse tzen. Die Gene⸗
alversammlung gab hierzu einstimmig ihre Genehmigung.
Der Stand der Geschäfte, der von Zeit zu Zeit durch Veroͤffent⸗
lichung seiner Bilanzen auch den Nichtmitgliedern mitgetheilt wird,
ist von Vielen längst richtig beurtheilt worden; das beweisen die
)em Vereine eingeflossenen Capitalien auf dessen Sparkassenconto
ader auch noch gar Viele sind hier, die einem solch zweckmäßigen
uind oͤfters sogar für städtische Angelegenheiten nützlichen Institute
ördernd unter die Arme greifen könnten. Hauptsächlich ader macht
Tinsender dieses nochmals die wenigen Bemittelten auf dies nuůtz ·
liche Institut aufmerksam, da es haupisächlich auch Familienväiern,
die Mitglieder sind, die beste Quelle bietet, Ersparnisse für ihre
Kinder niederzulegen, zumnal das Minimum der Einlage — ein
Bulden — gewiß nicht zu hoch gestellt ist. Gar manches „Lang-
häls'chen“ das hier an Zahltagen nicht beachtet wird, würde später
Manchem zu gut kommen, wenn es einem solchen Vereine anver⸗
traut gewesen wäre! X.
* III. Pfälzische Industrie Ausstellung.
Kaiserslautern, den 25. März 1872.
Nach Mittheilung der Einläufe durch den J. Vorsitzenden, Rektor Rohe
heschäftigte sich das Centralcomite in seiner letzten Sißung mit der Formirung
pon Subcomite's, welche einzelne Zweige der Ausstellungs⸗Angelegenheiten
elbstständig in die Hand nehmen souen. Es wurden deren zunächst vier für
iothwendig erachtet, nämlich: 1) Zur Handhabung der Aufsicht, welche jetzt
hon nothwendig erscheint, da die Herstelung der Einfriedigung ꝛtc. bereits be⸗
onnen hat. 2) Für das Rechnungs⸗ und Versicherungswesen. 8) Fur die
lebernahme und Zurücksendung der Ausstellungs-Gegenstäude. 4) Für die
zJersendung der Einladungs- und Freicarten, Feststellung der Abzeichen u. s. w.
Zur Uebernahme der einschlägigen Arbeiten haben sich bereit ertlärt: Fur
das 1. Subcomite Bäcker K. Christmann. Polizeikommissär Feiertag, Gast⸗
wirth Ernst Thomas und Fabrikant Thiel; für das 2. Glockengießer Hamm
and Kaufmann Theodor Jacob; für das 8. Malzfabeicant Boeckler und die
Spediteure Braun und Val. Schneider; fur das 4. endlich Reg.⸗Rath Me—
dicus. Reg.⸗Rath Meuth, Zeichenlehrer Huther, Heinr. Schöneberger. Fab⸗
rikant, und Zeichenlehrer Volz. — Ferner wurde beschlofsen, die Bitte an
das Bürgermeisteramt zu richten, den Stadtrath zu ersuchen, die Kosten
jür bleibende bauliche Veränderungen an der Fruchthaälle, wie z. B. die Her⸗
tellung von Oberlichtern u. s. w. auf Rechnung der Stadt zu ü bernehmen. —
Die Nothwendigkeit, innerhalb der unbedeckten Räume der Ausstellung eine
stestauxation zu errichten, wurde einstimmig anerkannt. und foll die Ueber⸗
nahme derselben behufs freier Concurrenz innerhalb der Pfalz ausgeschrieben
werden mit der Bedingung, daß der Uebernehmer das Lokal nach dem
Plane des Centraleomites herstellen lät. Ebenso wird daselbst ein Local für
Verabreichung von künstl. Mineralwässern und ein solches für Conditorwaare,
aamentlich Gefrornes ꝛc. etablirt. — Nach Erledigung einiger unbedeuten⸗
deren Punkte schloß der J. Vorsitzende die Sitzung mit dem Ersuchen an die
Bruppenkommissäre, die Anfertiguͤng der Ausftellungs Specialpläne möglichft
u beschleunigen.
Telegraphischer Schiffs⸗Bericht,
mitgetheilt von J. Peters, Specialagent in St. Ingbert.
Das Hamburger Postdampfschiff „Cimbria“ Capitän Stahl, von der
Linie der Hamburg- Amerilanischen⸗Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft, trat am 20.
März wiederum eine Reise via Havre nach New⸗-York an und hatte außer
einer starken Brief- und Paquetpost valle Ladung, 81 Passagiere in der Eu—
züte und 715 im Wwischendeck an Bard.
F. X. Demeß, verantworilicher Redacteur.