Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberlet Znzeiger. 
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der St. Inate er Unzeiger (und das mit dem Daupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit ver Dienstags⸗, Donnerstags⸗ und Sonntage⸗ 
unmer) erscheint wochentlich die r mal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntaa. Abonnementspreis vierteliährig 42 Krzr. oder 
18 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Kryr. die dreispaltige Zeile Blatischrift oder deren Raum berxechnet. . — 
BDDM. Sonutaa, den 7. Axrii1872 
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Deutsches Reich. In Oberberbach find am 28. v. Mts. drei Kinder 
Speier, 4. April. Der Abgeordneie für den Wahlkreis in einer Sandgrube verschüttet worden und mußten ersticken. 
zpeier Franlenthal. Hert Konsistorial Assesszr Theodor Wand, hat In Saarlouis haben — wie die „Frf. 8.“ borich⸗ 
ins gestern Mittag telegraphisch benachrichtigt. daß die Kammer Let, — drei Offiziere welche · his 8 Uhr Nachts in einem Cafè 
en Staatsvertrag mit Baden betreffs der Linie, Speier⸗Heidelberg, gefessen hatten und eine Viertelstunde darnach wieder dort eintreten 
owie der anderen projeltirten. Bahnlinien in erster Lesung an⸗ voliten, weil ihnen nicht sofort geöffnek wurde, die Scheiben der 
enommen habe. Die zweite Lesung folgt am Samstag.(Sp. A.) Eingangsthüre und der Fenster zerschlagen und — nachdem ihnen 
Karlsruhe, 5. April. Der Kronprinz des —deutschen geöffnet war — nicht nur den Wirth, der das weitere Verab-⸗ 
keiches ift heute Vormitiag um 11 Uhr nach Berlin abgereist. reichen von Getränken ablehnte — mißhandelt, fondern auch einem 
zu seinen Ehren wurde gestern Abend ein Zapfenstreich und Mili⸗ auf dessen Hilferuf herbeigeeilten Nachbar einen Hieb über den 
arpromenade abgehalten. Nach der Abreise des Kronprinzen begab dopf verse 45 
ich die großherzogliche Familie auf Einladung der Königin Victoria x In der Centraleisenbahnwerkstätte zu München haben⸗7 
um Besuche derselben nach Baden⸗Baden. — 1900 Schreiner die Arbeit eingestellt, zunächst weil am Gründon⸗ 
Frankreich. nerstag bis Abends 6 Uhr gearbeitet werden sollte. Es soll dabei 
Die franzs sische Regierung verlangt für die Wiederher⸗ o tumultuarisch hergegangen sein, daß Gendarmerie herbeigeholt 
lellung des französischen Kriegsmaterials, die Vorräthe aller Art verden mußte 
ind der Festungen vor der Hand einen außerordentlichen Kredit . Unter den an die bayerische Kämmer gelangten 
von 379 Millionen, der nicht im gewöhnlichen Kriegsbudget figu- Zetitio nmen befindet sich auch eine um Vorkehrungen gegen 
urt, fondern in dem sogenannten Compte de Liquidation, der sich waige Erdbeben“, zu welchem Zwecke der“ Landtag Mittel 
9 5385 Millionen beläuft, enthalten ist, Wie es scheint, sollen zur sofortigen Herstellung von Baracken in allen größeren Städten. 
e 379 Millionen für das aie ee auf fünf Jahre vertheilt namenlich in Mümchen, bewilligen soilee — 
me dieses Jahr ungefähr 80 Millionen verausgabt werden. 7 Vor dem mittelfränkischen Schwurgericht stand kürzlich der 
— 1! atholische Pfarrer und Benefiziat J. B. Rh öm wegen Verbrechens 
der Unterschlagung im Amte.Er war in den Jahren 1857 - 60 
Beichtvater des dem Eichstädter Frauenlloster St. Walburgis ge⸗ 
zörigen Filialklosters Kreuthebei Hilpoltstein und“ hatte auch die 
aicht unbedeutende Berwaltung des letztern übertragen erhalten, 
Kach feinenr Abzuz. von dort gab es Vifferenzen welche jedoch 
uuf den, Machtspruch des verlebien Bischafs v. Oetil nicht weiter 
yerfolgt wurd en es lies sich aber erkennen, daß er ben Kredit, 
velchen das Kloster Kreuth bei der Hilfskassave rwaltung Neumarkts 
genoß, zurExlangung von Dar lehen für sich auf Rechnungdes 
dlosters in der Summe pon 1500 fl. benützte,! deßgleichen einen 
Sparkassaschein, der einer Novizin gehörte, erhob und für seinre 
Zwecke verwendete. Im Jahre 1861 zum Pfarrer vbon Irlahüll 
ernangt, hatte er die Verwaltung der dortigen Stiftungen, wodei 
er sich eine Veruntreuung von mindestens 1800 fl. zu Schulden 
ommen ließ; imn den von ihm vorgelegten Rechnungen fanden sich 
nassenhaft unrichtige und sogar völig erdichtete Eintraͤge,um die 
Auffi btabehorde Aber den Stand der Kasse gi. iaufchen; nit dem 
kirchenstiftungspfleger selbst hatier er leichtes Spienvenn dieser 
chentte dem geistlichen Hertuke unbedingtes; Vertrauen. Rhöm 
jatte kein Vrivatvermögen und sein Einkommen als Pfarrer betrug 
300 fl. Troßdem hielt er Equipage,; kaufter kostbate Bilder an, 
ebte flott und. borgte/ sogar Gelde aus. Die ihm anvertraute 
Stiftungstafse mußte dazu herhalien. Während der ganzen Dauer 
——— einer Ehefrau ein 
sträfliches Vertältniß; deren anfängliches Sträuben er mit den 
zleißnerischen Worten: Das sei keine Sünde, sie brauche es nicht 
u beichten, zu überxwinden gewußt. Der einzige gute Zug, der zu⸗⸗ 
sthoͤm's Gunsten spricht/ ist, daß erx Bedränglen gerne und· freudig . 
aushalf. Der Gerichishof verurtheilte ihn zu 8 Jahren Gefäng« 
aiß unter Abrechnung von 297 Tagen Unlersuchungshaft. J 
* . 6üdd. Presse.Junnu⸗ 
24 Die:: Mittheilung. die berüchtigte Julie v. Esbe rigen yeit 2 
ei wahnsinnig geworden, gehört in das Gebiet der Erfindungen 377 
die immer noch die Abwechsstung liebende Dame fimulirte den 
Wahnsinn nur, um die Strafansialt verlassen zu dürfen. α 
Paris: 81. März. Der Scharfrichter von Parisur. 
deindrichs, ist gestorben. Er war der einzige Scharfrichter? den *72 
Frantreich noch hatte. Der letzte Verbrecher, den er· hinrichteten 
var Traupmann. Er war ziemlich gut bezahlt zer⸗ hatte nadml qh 
12,000 Francs Gehalt. Man weiß noch nicht.wer sein Rach 
olger sein wird. 237 
Paris. (Der Kaiser vdon Oesterreich freigesprochen.) Der 
Ordensfadrstant Lemäilte halte in den Jahren 1865 unb ĩsoe 
dem Kaiser Marimiliar von Mexico eine Alnabl Dnen R3 
VV0 eremiincht es. 
*St. Ing ber, den 6. April, In den letzten Tagen 
erschien unter dem Titel „Betrachtungenüber Mittel 
ur Förderung der Gewerbsthaͤtigkeit in An— 
vendung auf die Pfalz“ ein interessantes · und·für · die 
falzer höchst beachtenswerthes Schriftchen, dessen Verfasser kein Ge⸗ 
ingerer ist als seine Exellenz, der Regierungspräsident der Pfalz, 
er von Braum. Nachdem der Hr. Verfasser in klarer und 
eredter Fassung den mächtigen Impuls, welchen die großen Welt 
usstellungen, die er aus eigner Anschauung lennt, auf Förderung 
r Induftrie (mit besonderm Hinweis auf die Endlands, Fram 
und Oesterreichs) ausübten, geschildert hat, refultirt er, daß 
oncurrenzfähigkeit auf dem Gebiete der Gewerbsthätigkeit für die 
zukunft nicht gesichert ist durch den bloßen Vorzug?der Woblleilheit 
er Erzeugnisse/ sondern durch Wohlfeilhheit, Güte und Formen 
hönheit zusammen. Die dauernde Concurrenzfähigkeit der Gewerb⸗ 
reisenden und der Gewerbszweige beruht auf der sorglichen Au—⸗ 
xnhung aller von den Nalurwissenschaften dargebotenen Förderungs· 
nittel des Betriebes.“ Wer von denselben den frühesten und um⸗ 
ichtigsten Gebrauch macht, erlangt den Vorspruna auf in⸗ und 
usländischen Märkten. — 
RNachdem der Hr, Verfasser hingewiesen hat auf den bedeuten⸗ 
en Einfluß, den Real⸗, Industrie⸗und technische Schulen, Ge⸗ 
verbvereine und ihre Ausstellungen, Muster⸗ und Modell⸗Samm · 
ungen, Museen?c. in den verschiedenen Ländarn Deutschlands auf 
)ebung der Industrie und Veredlung des Geschmacks ausüben, 
eht er auf die Pfalz über, deren Verwaltung er selbst gegenwärtig 
eitet und zeigt.z wie hier, mit Ausnahme der Fursorge füt den 
werblichen Unierticht, faft noch? Alles zu hun übrig seieAls 
auptsächlichstes Mitiel zur Hebung und Belebung dert Gewerbe 
nd Verbefferung gewerblicher Zustünde in der Pfalz empfiehlt 
ann das Schrifichen die Bildung kines Centralbereins nach deni 
horbilde des Würzburger polytechnischen Vereins, dessen erste Auf⸗ 
abe Grundung einer Kreis⸗Muster. und Modelle Sammlung sei— 
ind gibt dann den Pfälzern noch beherzigenswerthe Rathschlaͤge 
preffs Erweiterung der Kenntnisse und Verbreitung intellectuͤesler 
bildung, wie Hebung des Kunstsinnes und Förderung der Ge. 
dmodsbildung Das Schrifichen schließt mit dem warmen Appel 
n dia Pfalz und die Pfaizere Lege Hand anes Wer ihr alle, 
ie ihr dazu berufen seid, ihr andern aber fördert dasselbe nach 
em Maße euerer Kraͤfte, damit uüdber diefern Garten des Herrn 
der rechte Geist wehe, die schlummernden Geister mit feinem 
eben den Hauche berühre, und so dem ganzen Leben der Spempel 
er Weihe. der Veredlung aufqepräat werde“