Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Mö 62. Samstaga, den 20. April 1872 
Deutsches Reich. auf die Rückkehr des Grafen Arnim, um demselben die ersten 
München. Aus dem Vortrage des Abg. Dr. A. Schmid Ertzffnungen zu machen. Daraus will man schließen, daß nach der 
nid Referenten über das Budget des Kultusministerinnis entaehmen Ansicht des Präsidenten der Republit die Verhandiungen inm Ver— 
solgende Stelle uͤber die Aufbesserung der materiellen Lage ailles statifinden sollen; mit anderen Worten, daß die wiederholt 
Voles wullehrer: Die k. Stagtsregletung fritt mit einer Mehr n Ausficht gestelld Seudung Pouher Quertiers üoch Berlin nicht 
herung von 1.887, 800 fl. zur Verbesserung der materiellen Lage nehr in Frage steht. Nach einer Pariser Correspondenz der 
vehrerpersonals in den Volksschulen auf.“ Es soll nämlich a) Indep. belge wäre man diesseits des Rheins über die gute 
yIlen wirklichen Schullehrern, welche nicht wenigstens 400 fl., allen Daltung der französtschen Armee, über ihre starle Organisation 
„chulperwesern und weitlichen Lehrerinnen, welche nicht wenigstens ind das Wiederaufleben der Geschäfte so betroffen, daß man die 
300 fl. allen Schulgehilfen, welche nicht wenigstens 250 fl. fas⸗ Occupation bis 1878 G. h. 1874) verlängern wolle. Auf fran 
jonsmäßiges Einknmmen haben, eine Aufhesserung bis zu diesen dlische Nerven mögen diese Redereien einen angenehmen Reiz 
nhen intee dem Namen Theuerungszulage gewährt werden, uusüben; diesseits, „des Rheins“, d. h. der Vogesen wird man 
) es sollen Dienstalterszulagen für alle Lehrpersonen und zwat die drei Milliarden mit Freuden sobald wie möglich in Eippfang 
in viermaliger Steigerung von je 50 fl. für den wirklichen Schul— nehmen und einem Zustand ein Ende machen, der uns gelegentlich 
chrer und A 25 fl. für die standigen Verweser und weltlichen u sehr unbequemer Weise an den Wandlungen der innern franzd⸗ 
Ahrerinnen einretenc) es soll jedem penfionirten Lehrer außer ischen Politit betheiligen tönnte. 
einem gesetzlichen Pensionsbezuge eine Theuerungszulage von 50 fl Berlin. Ueber die Stärke der deutschen Heere 
ind d) jeder Lehrerswittwe eine jährliche Unterstützung von 50 fl. mm letzten Kriege gibt das neueste „Militärwochenblatt“ eine sehr 
jq lange sie sich nicht wieder verehelicht, jeder ehelichen Doppel⸗ nteressante Zusammenstellung, welche sich auf das der Reichsco m⸗ 
vaise eine solche von 15 fl. und zwar den Knaben bis zum vollen⸗ mission für Ermittelung der Leistungen der deutschen Staaten 
Feten 18.. den Mädchen bis zum vollendeten 16. Lebensjahre vorgelegene Material stützt. Die kolossalen und im Verlauf des 
gewährt werden. Der Begriff Lehrer wurde hiebei im weitesten Lrieges sich immer mehr steigernden Austrengungen des deutschen 
Sinne genommen, so daß auch die Schulverweser und die Schul- Volkes treten hier in ungeheuren Zahlen auf. ImAugust 1870 
Jehilfen darunter zu subsumiren find. (In den Genuß der Dienst- oon welchem Zeitpunkt ab die Zusammenstellungen beginnen, be— 
lierszulagen sollen nach Schmid's Antrog, der von dem Ausschusse läuft sich die gesammte deutsche Truppenstärke, mohile und immo« 
gebilligt wurde, die Lehrer gleichmaßig vom 15. Jahre an nach zile Truppen zusammengerechnet, auf 1,183,339 Mann und 
dem Semingraustritt gelongen.) 250,373 Pferde. Nach den großen Verlusten des August und 
Münschen, 16. April. Die Abgeorductenkammer genehmigte der ersten Tage des September sinkt diese Stärke auf die Durch— 
»hne Debatte den Etat des bayerischen Antheils an den Kosten chnittszahl des September mit 1,163,518, welches Sinken aber 
ür Reichszwecke (bayerischer Matrikukarbeitrag) mit 93 Millionen die im Felde stehende Armee nicht beeinträchtigt, die vielmehr von 
Hulden, desgleichen den Pensionsetat. hrer anfänglichen Stärke von 780,723 im August auf 818,280 
Münche'n, 17. April. In Berücksichtigung der während im Sepiember steiat, so daß also, dieses Anwachsen und die Ver— 
des deutschfranzösischen Krieges gemachten Erfahrungen sollen die 'uste zusammengerechnei, der Nachschub gerade in diesem Monat 
bedingungsmannschaften der Fuß-Batterien und Festungskompagnien sehr groß war. Von da ab wächst sowohl die mobile Armee als 
mserer Artillerie Regimenter mit Handfeuerwaffen ausgerüstet und die Gesammtstärke von Monat zu Monat und erreicht ihre größte 
uuf die Handhabung und den Gebrauch derselben für den Einzeln⸗ Zöhe im Monat Februar, wo die mobile Armee 936,915, 
ampf eingeübt werden, um bei einem direkten feindlichen Angriffe die Gesammtstärke 1,350,787 beträgt. Nach Procenten der Bevöl⸗ 
zurch Infanterie oder Reiterei im Vereine mit der beigegebenen kerung von 1867 betraßt die resp. höchste Ziffer der Armee der 
—XV0D0— für Preußen und die mit ihm durch 
elben abweisen zu könaen. Das Bedurfniß hiezu hat sich, beson⸗ die Militär⸗ Conbention verbundenen Staaten 3,870, Bayern 3,1830 
zers in der letzten Zeit des Feldzuges so eklatant herausgestellt, dessen 3,028, Sachsen 2,762, Baden 2.707, Wurttemberg 2356, 
zaß genannte Mannschaften mit eroberten Chassepotgewehren ver- Peecklenburg 2,076. Erwägt man aber, daß die kleineren Staa⸗ 
ehen wurden; diese blieben bis nach erfolgtem Einmarsche in die en, deren Contiugente durch die Conventionen in der preußischen 
Jarnison in den Händen der Leute. Einig male war diesen Gele- Armee aufgegangen sind, und die neu erworbenen preußischen 
zenheit gegeben, —erfolgreichen Gebrauch von der Feuer⸗ und Pravinzen zufolge der früher daselbst bestandenen gesetzlichen Tienst⸗ 
Stichwaffe zu machen. oflicht sfehr wenig leistungsfähig waren, so daß schon bei der Mo— 
Män'chen, 17. April. Dem Vernehmen nach steht in, der bilmachung der Linientruppen dorthin Aushilfe gewährt werden 
zenzen deutscheu“ Armee eine Trennung der reitenden Artillerie- nußte, so ergibt sich daraus, daß die alten preußischen Provinzen 
Regimenter von der übrigen Artillerie in der Weise bevor, daß ine ganz erheblich größere militärische Leistung trifft, als die obige 
eistere auch im Frieden unter das Commando der Kavallerie- Zahl ergibt, und sie verhältnißmäßig etwa doppelt so viel Manu- 
dommandos zu stehen kommen sollen; ebenso ist eine Vermehrung chaften aufgebracht haben möchten, wie die neuen Provinzen und 
im 52 reitende Batterieen in Aussicht genommen. die kleinen Staaten. 
Berlin, 15. April. Cardinal Fürst Hohenlote ist aus Aus Luxemburg trifft die Nachricht ein, daß das 
stom hier eingetroffen. „Wort“ und die „Independance“ ganz aus Rand und Band sind 
Berlin, 17. April. Die schon seit 6 Monaten immer vegen der Eisenbahnfrage: „Rémuez-vous, mais rémuez-vous 
nieder angekündigten und immer von Neuem in Abrede gestellten Jonc!“ ruft die letztere aus. Ueberall durch's ganze Land sollen 
derhandlungen üer die Zahrung der litzten 8. Milliarden und die Gemeinderäthe zusammentreten und die luxemburgische Regier— 
e Räumung der occupirten französischen Departements stehen, ung, vor Allem aber den Prinzen Stadthalter, mit Petitionen um 
die glaubwürdig verlautet, in naher Weise bevor. Mit der endlichen die Auflösung der gegenwärtigen Kammer bestürmen. Die famose 
sinleitung derselben würde die Auff-ssung widerlegt sein, als ob Demonstration vom Ende 1870 soll wiederholt und eine neue 
hetr Thiers in der Fortdauer der deutschen Occupatiqn eine Ga⸗- Riesenpetition zu Stande gebracht werden. Alles soll unterschreiben, 
antie für seine Regierung fahe; Thiers hält sich, wie es scheint. vas eine Feder fassen kann. „Die Preußen,“ ruft das frauzösisch- 
üicht nur für unentbehr!ich, fondern auch für den Herrn der Si⸗- innexionistische Blatt in seinem gewöhnlichen hohlen Pathos, „recken 
uatiop. Wie dem auch sei, hier erwartet man, daß die französische chon die Hand nach Euch, Luxemburger, aus und wetzen die Zähne 
kegierung in nächster ZJeit offizielle, sehr ernste Vorschläge üder um Euch vermuthlich zu fressen; ré mmuez-vous, ré muez-vous!“ 
e Regeslung der Zahlungs und Räumungssrage machen werde. Frankreich. 
die „Agence Havas“ hat wiederholt versichert, Thiers warte nur Die französische Presse veschäftigt sich augenblicklich eifrig mit