Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberker Anzeiger. 
der 5. Ingbereer Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene uU nerhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnertiags⸗ und Sonntags 
tanmer) erscheint woͤchentlich vi er umal. Dienstag, Donnerstaa, Saimstag und Sonntag. Adonnementspreis vierteljährig 42 serzr. oder 
12 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Krzr. die dreijpaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. 
8 844..— Donnerstag, den 30. Mai 1872 
—— — — — —— — —ñ— — — 
Dertsches Reich. 
München, 27. Mai. Das von dem AKdnig nunmehr 
anktionirte neue Besoldungsregulativ für die k. Staatsbeamten 
hird morgen publizirt werden. 
Coblen;, 27. Mai. In der heutigen Sißzung des Zucht 
ꝓlizeigerichis wurde gegen den Religionslehrcr Beinroth aus 
zoppard wegen Beleidigung der Professoren Knoodt und Rein⸗ 
cus verhandelt. Der Staatsprocurator Lützeler stellte den Straf⸗ 
intrag nach ß 1852 86 des Strafgesetzbuches auf 25 Thlr. 
Feldsirafe event. eine Woche Gefängniß. Für den Angeklagten 
Aaidirte der AdvokatAnwalt Müller. Die Verhandlungen wur— 
den vertagt. 
Bertin, 27. Mat. Die „Korr. St.“ erfährt, daß, in 
folge der Beschlüsse des Reichstags in Sachen der Jesuiten, nicht 
in einzelner hierauf bezüglicher Gesetzentwurf, sondern gleich ein 
jarzes Faszikel solcher Vorlagen im Schooße der Bundesregierungen 
n Aussicht genommen sei. 
Der Ueberlicht der Ausgaben für Wiederherstellung, Vervoll⸗ 
zändigung und Ausrüstung der in Elsaß-Lothringen gelegenen 
Festunge, und Garnisonen ist zu entnehmen, daß die Summe von 
8000,000 Thlrn. vorwiegend für den Ausbau der Festungen 
dae zz und Straßburng zu großen Waffenplätzen, im Uebrigen 
ir das Retablissement der Festungen Diedenhofen, Bitsch und 
steu⸗Breisach verwendet werden soll. Hierdurch wird bestätigt 
aß die anderen kleineren Festungen, wie Schlettstadt, Pfalzburg, 
Rarsall ꝛc. als solche eingehen werden. 
Wien, 28. Mai. Die Erzherzogin Sophie ist nach Tän⸗ 
lerer Agonie heute früh drei Uhr verschieden. — Zur augerblick⸗ 
ichen Linderuug der Noth in den von der Ueberschwemmung heim⸗ 
esuchten Gegenden Vöhmens spendete der Kaiser aus Privat- 
aitteln Zehntausend Gulden. 
Prag, 28. Mai. Der Lauͤdstrich langs der böhmischen 
Bestbaͤhn von Radotin bis Rokjtzan ist am härtesten von der 
leberschwemmung betroffen. Man telegraphirt, daß die Eifenbahn⸗ 
verbindung unterbrochen ist und Gebaäude theils von den Fluthen 
errifsen, theits sehr erheblich beschädigt worden sind. Die halbe 
Ziadt Kokonitz stand unter Wasser. In dem Bezirken Podersam 
ind Technitz fand in der Nacht des 8238. auf den 26. d. eine 
urchtvare Ueberschwemmung durch Wolkenbruch statt. Zahlreiche 
Todte. Humdert Häufer zerstͤrt, Grund und Boden dvernichtet. 
In mehreren Gemeinden naͤchst Sagatz ebenfalls großartige Ver— 
etrung. 120 Personen todt. Auch Karlsbad von einer Ueber⸗ 
hwemmung heimgesucht. Die Tebl ist ansgetreten. In Tetschen 
rreichte der Wasserstand 153 Zoll über die Normalhöhe. Ober⸗ 
alb Tlass ebenfalls Wolkenbruch. 
Einem Ausschreiben der königl. Regierung zufolge beginnt 
mit Anfang Juni im Kreisarmenhause zu Franken— 
hal ein neuer Lehrkurs für Krankenwärterinnen. Derselbe ist 
nuf 4 Wochen berechnet und können 4 Bewerberinnen Aufnahme 
inden. In Bezug auf Zwed dieses Kurses wird auf Nr. 4 des 
Amtsblaties vom 17. Januar verwiesen. Die Zeugnisse der Be⸗ 
verberinnen sind 6 Tage vor Beginn des Unterrichts an die Ver⸗ 
valtung des Kreisarmenhauses zu richten, welche über die Aufnahme 
ntscheidet. Bei den Meldungen zu den 4 Freiplätzen sind beizu⸗ 
jegen: 1) Ein Geburtsschein; 2) Zeugniß des Bürgermeisteramts 
iber Lebenswandel und Vermögen; 3) Schulentlassungs-Zeugniß; 
4) Zeugniß des Bezirksarztes über Gesundheit und Anlagen. Zu 
Nr. 1 wird bemertt, daß Bewerberinnen unter 21 und über 40 
Jahren in der Regel nicht aufgenommen werden sollen. Unter be⸗ 
onderen Umständen können die Grenzen von 18 bis 46 Jahren 
ausgedehnt werden. 
f Metz, 22. Mai Wir haben eines schrecklichen Un glücks— 
falles zu erwähnen, der sich vorige Woche in der Nähe unserer 
Siadt ereignet hat. Am 15. Mai wollte ein Einwohner von 
Hillers lOrme, Fial der Gemeinde Vernhy, Namens Peter Trodon 
Belte, eine 24pfündige geladene Granate, die er in seiner Back— 
tube aufbewahrte, an einen andern Platz bringen, als das Ge⸗ 
schoß explodirte und ihm beide Beine zerschmetterte. Die zur Hilfe 
herbeigerufenen Aerzte erkannten die Verwundung für tödtlich an 
und unterließen demnach die Amputation. Der Unglücliche starb 
am 17. im Alter von 353 Jahren. 
Zu Pfingsten kraf in Wörth eine Deputation des 88., in 
Mainz legenden Regiments ein, das seinen gefallenen Offizieren 
auf dem Kirchhofe von Spachbach ein Denkmal gesetzt hatte, welches 
an diesem Tage eingeweiht wurde. Die Turnvereine von Metz, 
Kaiserslautern und Saarbrücken, welche eine gemeinsame Pfingft⸗ 
turnfahrt in's Reichsland unternommen hatten, betheiligten sich an 
dieser Feier. 
Im Anschluß an das Verfahren in anderen deutschen 
Staaten sind jetzt auch die badisschen Staatstafsen — vorerst 
mit Ausnahme der Kassen der Eisenbahn-Verwaltung — sowie der 
Zollstellen zu Basel, Schaffhausen und Thayngen, für die letzteren 
aur hinsichtlich der Fünffranken-⸗Stücke — angewiesen worden, die 
ilbernen Fünffranken · Stücke sowie die österreichischen Zwei- und 
Finguldenstücke nicht ferner in Zahlung anzunehmen. 
7 Bei den Büglerinen in Würiburg ging dieser Tage 
ein wohlbegründetes und schwungvoll stylisirtes Circular herum, 
worin diese aufgefordert wurden, dem Zeitgeiste Rechnung zu trazen 
und ebenfalls Erhöhung des Lohnes und Verkuürzung der Arbeits⸗ 
zeit zu fordern. Ein Würzburger Localblatt bemerkt hiezu erläu⸗ 
lernd: da es nicht gut ist, daß der Mensch allein sei, die Herren 
dermishtes. — aber jetzt sruher Feierabend machen, so müssen naturgem iß auch 
pNeustadt, 28. Mai. Den gestrigen Haupttag der hie Damen dabei sein, damit jene nicht zu lange ohne Aufsicht 
dambacher⸗Feier begünstigte das beste Weiter. Tausende ind. 
aren am Abend vorher und im Laufe des gestrigen Vormittags pBeyreuth, 22. Mai. Richard Wagner erhielt von 
nit den derschiedenen Bahnzügen zum Feste eingetroffen, das ganz Zr. Maj. dem König Ludwig heute nachstehendes Telegramm: 
xogrammmäßig verlief. Morgens; Glockengeläute, Chorab Phen „An den Dichterkomponisten Herrn Richard Wagrere!‘ Aus 
chüsse und Reveille. — Von 112 12 uhr: Musiwortrage der refstemn Grunde der Seele spreche ich Ihnen, teuerster Freund, zu dem 
Weissenburger Kapelle auf dem Markwilatze. Um. 2. Uhr setzte sich zanz Deutschland so bedeutungsvolen Tage meinen wärmsten, auf⸗ 
ser Festzug nach dem Hambacher Schlosfe in Bewegung, der aus chtigsten Glückwunsch aus. Heil und Secen zu dem großen 
ämmtlichen hiesigen Vereinen, Mußsilabtheilungen, Festjungfrauen. iuseehmen im nachsten Jahre 1 Ihh bin deute mehr denn jeim 
iner Fahnengruppe, bestehend aus verschiedenen Verewaige en iun Zeiste mit Ihnen vereint. Kochel, 22. Mai 1872. Lud wig.“ 
er Mitte die Hambacher von 1832, die deutsche und die ayerische P Nag iner Korr. der A. A. U.“ „vom Rhein“ wird der 
jahne, ferner dus den Gomitemitgliedern, Etren und Festgsten zuk ifer Rapoleon in diesem Jahre nicht, wie behauptet 
sh vessand. Auf der Burg wechselten Festreden wit esar e “ en e en —— 
mt Musik ab. Abends fand Reunion auf dem Schießhause mit aeee be Vol besuhen, wenn die baher Regierung 
Feuerwert statt. — Die Feier auf der Burg hatte ein unliebsames * * ndet 
jntermezzo im Gefolge. Ein Paar Bursche, denen wahricheinlich nichth dacegen epende einer Vücherderstei — 
)er Wein die Köpfe erhitzt hatte, geriethen in Streit, der in eine PParis, 13. Mai. Bei einer ücher eigruns wurden 
»edeulende Prugelei ausartele und damit endete, aaß einer der die Gesammiwerke Louis Napoleons in reichem inband zu einem 
Streitenden schwer verwundet vom Platze getragen werden mußte. Franken zugeschlagen, und der Käufer mußte noch seine Waare 
Die ung mitgetheilt wird, sind die Ercedentenaus Maikammer. (Eub) beschümt unter lautem Gelächter davonkragen.