Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker AAnzeiger. 
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der St. Ingher 
ummer) erscheint w 
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1872 
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Dienstag, den 18. Juni 
Deutsches NReich. 
München. 16. Juni. Die außerordentlichen Professoren 
er theologischen Facultät Bach (Infallibillisth und Friedrich (Alt⸗ 
atholisch) sind zu ordentlichen Professoren ernannt. Der infalli— 
xlistische Professor Schegg von Würzburg ist hieher versetzt. Dem 
rdentlichen Professor Silbernagel (Infallibilist) ist zu seinem bis- 
jerigen Fache (Kirchenrecht) noch die Professur der Kirchengeschichte 
jbertragen worden. 
Der Fränk. Kurier schreibt aus NRürnberg, 15. Juni: 
Unser Münchener HKerrespondent macht uns folgende Mittheilung, 
ür die wir ihm jedoch die volle Verantwortlichkeit überlassen: Ich 
neldete Ihnen jüngst, Hr. v. Lutz habe das Kultusministerium 
att und gedenke das des Aeußern und den Vorsitz im Kabinette 
u übernehmen, es handle sich nur noch darum, einen Nachfolger 
u finden. Heute ist das geschehen und die Sache steht jetzt fesi. 
hr. Lutz wird also künflig der Mann sein, nach welchem unser 
Ministerium genannt wird. Sein Nachfolger im Kultusministerium 
vird Hr. Dr. Fäustle sein, der die beiden Portefeuilles der Justiz 
ind des Kultus auf seine Schultern nimmt. 
— Nach demselben Blatte sei der Reichs- und Landtags⸗ 
bgeordnete Frhrn. v. Stauffenberg zum Nachfolger des Grafen 
hegnenberg ausersehen. 
Mühlhausen. Seit dem 10. d. M. ist hier damit be—⸗ 
sonnen worden, an den Straßenecken Schilder mit der deutschen 
hezeichnung der Straßen anzuheften. Wie gemeldet wird, sind die 
damen in gemeinsamer Besprechung der Kreisdirection mit einer 
Fommission des Gemeinderaths festgestellt worden. 
Berlin, 15. Juni. Die „Nord. Allg. Ztg.“ schreibt: 
dachdem der Bischoff von Ermeland das Schreiben des Cultus⸗ 
ninisters vom 21. Mai betreffend die Exkommunicationsangelegen⸗ 
seit, bisher nicht beantwortete, ist derselbe untern 11. Jun erneut 
ur Erklärung darüber aufgefordert worden, mit dem Bemerken, 
aß falls dies nicht binnen einer Woche geschehe, das Staais— 
inisterium die an den Bischof gestellte Forderung als abgelehnt 
rachlen und demgemäß verfahren werde. — Die Annahme, der 
seichstag werde durch den Kaiser geschlossen, wird von der „Kreuz⸗ 
eitung“ von Neuem als mindesteas zweifelhaft bezeichnet. 
Berlin. Die Räumungsfrage macht den Franzosen noch immer 
kopfschmerzen, und sie koͤnnen kaum den Zeitpunkt des Eintreffens 
xr Aniwort auf die betreffenden Vorschläge Thiers von Berlin 
rwarten. Das „Siecle“ theilt über diese jetzt Näheres mit. Wenn 
ꝛas Blatt gut unterrichtet ist, so sind die Vorschläge des französi⸗ 
hen Gouvernements in einer Denlschrift niedergelegt, die vom 
inanzminister redigirt und vom Präsidenten genehmigt ist, und 
zelche die sofortige Zahlung einer Milliarde (mit Hilfe einer An— 
tihe) und die Emmission von zwei Milliarden in Papieren pro⸗ 
onirt, die mit der Garantie von Pariser, Londoner und New⸗ 
sorker Banquiers versehen sein sollen. Hiergegen sollte sich Deutsch- 
md verpflichten, vier Departemeats sofort und die beiden letzten 
ah Zahlung des ersten Wechsels (von wie viel, wird nicht gesugt) 
as ist, bei Beginn des Winters zu räumen. Das Blatt fagi 
reiter: „Die Französische Regierung bestand namentlich auf der 
däumung von Belfort, welches die Deutschen nach den Vorkehr⸗ 
ugen, die sie in dieser Festung treffen, bis zum letzten Tage be⸗ 
alten zu wollen scheinen. Diese Denkschrift ist schon vor mehreren 
dochen dem Herrn d. Bismarck Abermittelt worden. aber noch ist 
dine Antwort aus Varzin eingetroffen, oder wenigstens ist eine 
osche bisher noch nicht in Versailles überreicht worden.“ 
Im Uebrigen bringt die „Nat. Ztg.“ ein Privattelegramm 
us Paris vom 14. d. nach welchem am 13. ein Feldjäger die 
latinort der deutschen Regierung auf die Vorschläge des Hrn. 
— überbracht haben soll, wovon Hr. v. Arnim dem 
usidenten bereits schriftliche Mittheilung gemacht habe. In 
aiue wird versichert, die Antwort Deuischlands acceptire die 
rundlage der Vorschlage des Hrn. Thiers und so erdffneten die 
verbaudlungen Russidt auf vin aünstiges Ergebniß — Dann 
müssen die Vorschläge wohl anderer Arkt sein, als die eben nach 
vem „Siocle“ angegebenen. 
Wien, 14. Juni. Die „Grazer Tagespost“ theilt mit, 
daß der deutsche Kaiser an Kaiser Franz Joseph in den wärmsten 
Ausdrücken eine Einladung zum Besuche in Berlin gerichtet und 
»en Wunsch ausgesprochen habe, auch die Kaiserin begrüßen zu 
onnen. Kaiser Franz Joseph hat die Einladung auch für die 
daiserinn angenommen. 
Frankreich. 
Die radicalen Blätter finden, daß Thier s schon längst über 
dapoleon J. hinaus und bei dem Könige angekommen sei, dessen 
Bahlspruch hieß: „Der Staat bin ich“ 
Der Altkatholizismus in Frankreich hat endlich auch 
inen Sieg erfochten; der vielbesprochene Priester Michaud hat 
Seitens der obersten Behörde des Seine⸗-Departements die Erlaub— 
niß erhalten, öffentlich in Paris nach altkatholischem Ritus Gottes- 
dienst abzuhalten. 
Spanien. 
Die Lage Spaniens ist offenbar eine sehr ernste. Man redet 
von einer Coalition der verschiedenen, dem jetzigen Rechtszustande 
eindlichen Parteien zum Zwecke des Sturzes der jetzigen Regierung. 
die Internationalen, die Republikaner, die Radicalen, die Alfon⸗ 
isten, die Carlisten, dies wäre in der That eine Coalition, stark 
enug, das jetzige System zu ftürzen, und getheilt genug, um das 
dand in noch größere Verwirrung zu stürzen. Es muß sehr besorg⸗ 
ich stehen, wenn die Minister dem König die Suspension der ver— 
issungsmäßigen Garantien anrathen und auf seine Weigerung 
ie Cortes um die Vollmacht zu dieser Suspension, d. h. um die 
dictatur nachzusuchen, ihre Entlassung nehmen. Unterdessen sind 
die Republikaner bereits im Felde erschienen. In Andalusien 
treifen mehre Bande von ihnen, ohne Cooperation, aber auch ohne 
Zefehdung der Carlistischen Haufen. Im Norden soll allerdings 
Tarasa jetzt geschlagen worden sein. Jedenfalls ist die Wieder 
ufnahme des Krieges seitens der biscahischen Carlisten unzweifel⸗ 
jaft. Dort hat die Bande des Velasco die beiden an der Con— 
ꝛention von Amorovieta betheiligten Carlistenchefs, Calle, Vater 
uind Sohn erschießen lassen, trotzdem jeder von Beiden sein Leben 
ür das des Andern darbot. Ebenso ist die Frau des Carlistenchefs 
Arquiza, der an dieser Convention gleichfalls betheiligt war, von 
en „treugebliebenen“? Carlisten als Geißel mit in die Berge ge⸗ 
chlephi worden. 
J Vermischtes. 
F Speier, 12. Juui. Die bisher in der Pfalz bestandene 
Bendarmieschule wird vom 1. Juli an aufgelöst und e⸗ 
ier Unterricht kann dann nur noch in München ertheilt werden. 
Doch darf man hieraus nicht folgern, als ob die in der Pfalz 
eheimatheten Bewerber um Aufnahme in die königl. Gendarmeri⸗ 
nicht ebenso wie früher ihrem Wunsche entsprechend auch in der 
Bendarmerie⸗Kompagnie der Pfalz Anstellung finden könnten. In 
dieser Hinsicht bleibt es bei dem früheten Verhältniß bestehen⸗ 
(Pf. Ztg.) 
7 Auf dem Alzeyer Bahnhofe ereignete sich am 13. 
in Unglück. Ein Arbeiter, ein Schweizer, wollte vor Einfahren 
ines Zuges über die Schienen gehen, der Zug erfaßte und zer⸗ 
nalmte ihn, so daß er augenblicklich todt blieb. 
f.(Die 1000 Gulden des Pater Rohl) Die „Ger⸗ 
nania“ bringt folgende Notiz: „Der kürzlich in Bonn verstorbene 
Jesuitenpater Roh ist bekanntlich derjenige, welcher 1000 fl. Preis 
ür den ausgesetzt hatte, welcher aus einer einzigen Schrift eines 
Jesuiten nachweisen lönnte, daß dort jemals der Saß: , Der 
3weck heiligt die Mittel“ aufgestellt, resp. gebilligt worden sei. 
P. Roh hat die 1000 fl. bis an sein Lebensende behalten.“ Wir 
nüssen hier leider diesen schönen — Traum zestören: P. Roh 
jat das Geld nur deßhalb „behalten“, weil er nie im Sinn⸗ 
jatte, auch nur einen Pfenuig fuͤr den erbrachten Nachweis zu 
sjefern au deutsch. weil die Nusietzung ieues Neiset 64 1044