Full text: St. Ingberter Anzeiger

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der St. FIngbrrtfer Anzeiger sund daß mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ und Somilag 
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MIZß.. — Dienstag, den 28. Januar B 1872 
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Deutschesß Reich. 
Maänchen, 18. Jau. Die neueste Dislokatioustabelle der 
hayerijchen Armee weist drei neue Plaͤtze aui, welche seit Jahr⸗ 
hunderten keine deutsche Garnison mehr gehabt haben. Sie sind 
Metz, Saargemünd und St. Avold im deutschen Reichslande Elsaß⸗ 
ẽothringen; im Königreiche Bahern selbst haben wir 29 ständige 
Barnisonen (davon die Pfalz 4: Germersheim, Landau, Speyer 
uind Iweibrücken) und 15 ständige Detachementplätze. Die Linien- 
Infanterie ist auf 18 Orte vertheilt, in 10 Städten liegen Jäger⸗ 
dataillone, die Kavalerie hat 18, die Artillerie s Garnisons⸗ (oder 
Detachement⸗) Plätze, das Genie⸗Regimem 53 in München, Augs- 
hurg, Nürnberg und Würzburg steht je eine Sanitätskompagnie. 
Von den 29 Garmnisonsorten sind 25 offene Städte, 3 Festungen 
(Ingolstadi, Um und Germersheim) und ein sturmfteier Platz 
Vandau). Brgabesitze ind in 8 offenen Städten (München. 
Augsburg, Nurnberg, Ansbach, Bayreuth, Bamberg, Würzburg 
und Speher), sowie in zwei Festungen (Metz. Ingolstadt), an 4 
Orten (München, Augsburg, Nürnberg, Würzburg) sind Divisions⸗ 
nund an zwei Orten (Müuchen, Würzburg) Armeecorps -Commandos. 
Rechnet man die Orte, an welchen Landwerhrbezirkscommandos 
oder Landwehrkompagniesitze bestehen, zu obigen Garnisonsorien 
mit Tetachementplätzen hinzu, so ergigt, daß in 141 Städten und 
Märkten der Sitz einer Militä'behörde ist. 
München, 19. Jan. In der Finanzbranche stehen dem- 
nächst zahlreiche Beförderungen bevor und sollen die erledigten 
Reniämler Neustadt a. H., Iphofen, Hitpoltstein ꝛc. hiedurch wieder 
desetzt werden. 
München, 21. Jan. Das k. Kriegsministerium hat eine 
ehr ausführliche Zusammenstellung der Verluste der bayerischen 
Armee im Jetzten Feldzuge anfertigen lassen, der wir als wesentlich 
Folgendes eninehmen: Die Gesammtzahl der Todten, Verwundeten 
und Vermißten betrug 747 Offiziere und 16,388 Unteroffiiere 
und Soldaten. Hievon sind Todte: 162 Offiziere und 1597 
Unteroffiziere und Soldaten. Verwundet: 561 Offiziere und 
10,398 Unteroffiziere und Soldaten. Gefangene: 22 Offiziere, 
1083 Unteroffiziere und Soldaten. Vermißte: 2 Offiziere, und 
2363 Unteroffiziere und Soldaten. Von den Verwundeten sind 
nzwischen gestorben: 118 Offiziere und 1169 Untewffiziere und 
Soͤldaten. Von den Vermißten sind zur Zeit noch vermißt: 2 
Offiziere und 777 Unterofsiziere und Soldaten. —8 
München. Der erwartete Rücktritt des preußischen Cultus- 
ninisters hält auch hier die Gemüther in Spannung. Wan sieht 
daraus, was im Guten und Schlimmen Preußen für Deutschland 
hedeutei. Für die nationale Sache im Süden ist das Regiment 
Mühler bisher ein förmliches Bleigewicht gewesen. Moͤge der Herr 
recht bald „grad' aus dem Ministerium“ herauskommen. 
LQariruhe, 19. Jan. Dem General v. Werder ist von 
dem deutschen Kaiser unter dem 16.d. M. folgendes Telegramm 
ugegangen: „Dem General v. Werder in Karlsruhe. Die Erin⸗ 
rexung an ewig denkwürdige 3 Siegestage begehen wir in diesen 
Tagen und muß Ich Ihnen, unter dessen Führung so Wichtiges 
erfochten wurde, Meine ganze Anerkennung und den Truppen, die 
o heldenmüthig fochten und ausdauerten, Meinen innigen Dantk 
vieberholt aussprechen. (gez.) Wilhelm.“ 
Berlin; 18. Jan. An Stelle des Vice⸗Admirals Jachmann 
ist der Chef der Admiralität, Staatsminister v. Stosch, und an 
Stelle des Generals v. Podbielskti der Direktor des Allgemeinen 
Kriegsdepartements, General v. Stiehle, zum preußischen Bevoll⸗ 
mnächtigten im Bundesrathe ernannt. — Aus Siam sird Orden 
dah'er eingetreffen: für den Kaiser, den Kronprinzen, den Prinzen 
Friedrich Karl, den Fürsten-Bismarck, den Grafen Moltke und 
den (in Siam wie in Japan und China von seiner erfolgreichen 
ẽrpedition her bekannten) Grafen Eulenburg. 
Berluin, 19. Jan. Es bestätigt sich, daß die französische 
Regierung mit dem Fürsten Bismarck in Unterhandlung darüber 
getreten ist, ob die dentsche Bundesregiernng darein willigen werde, 
haß die deutschen Otkupationstruppen die beiden Departements 
dautmarne und Marne für den Fall räumen, daß das franzößsche 
Houvernement noch vor Ende dieses Monats die bis zum Moi 
». J. fällige Summe von 650 Millionen der Kriegsentschädigung 
zntrichtet. Wie man uns versichert, hal Fürst Bisuuarck eine zu⸗ 
agende Antwort ertheilt, natürlich mit dem Vorbehalt, daß anch 
ie beiden oben genannten Departements eben so gut wie die sechs 
in Oktober v. J. geräumten Departements für neutral erllärt 
verden, d. h. daß die französische Regierung in jenen Departe⸗ 
nents nicht mehr Truppen hält, als zur Aufrechthalinng der öffente 
ichen Ordnung durchaus nothwendig sind, Die Departements 
Narue und Hautemarne haben übrigens gar keine seste Plätze. Die 
dette der letzteren, welche sich von Mezieres bis Belsfort hinzieht, 
vird also durch die Räumung jener beiden Departemenin nicht 
urchbrochen. — 
Berhin, 19. Jan. Wie Petersburger Blätker melden, hat 
er dort beglaubigte preußische Militärbevollmächtigte, General y. 
Werder, am Neujahrstage an alle russischen Militärs niederen 
Kanges, die während des Aufenthalts der preußischen Gäste in 
betersburg den mitanwesenden preußischen Soldaten beigegeben 
varen, die denselben vom dentschen Kaiser verliehenen Ordensaus— 
eichnungen und ein Geldgeschenk von 20 Louisd'ors für jeden 
Nann ausghändigt. 
Die seit 9 Monaten in Bern erscheinende „Suifse Times“ 
rfährt aus glaubwürdiger Quelle, daß uner den Mitgliedern der 
Internafionale große Meinungsverschiedenheit herrscht, und 
daß allem Anscheine nach die Zeit nicht mehr fern ist, wo Fe in 
wei Parteien zerfallen werde, die eine für den Krieg bis zum 
Messer“ gegen alles Capital, während die andere durch legitime 
Striten und andere gesetzliche Maßregeln suchen wird, einen so 
tarlen Druck, wie nur immer möglich ist, auszuüben. 
Fraukreich. 
Paris, 18. Jan. Am 1. Januar 1873 werden sowohl 
in der Militärschule von St. Cyr, als in der polytechnischen Schule 
dehrstühle für deutsche Geschichte und deutsche Literatur eröffnet 
verden und die Vorträge in diesen Fächern ausschließlich in deut- 
cher Sprache staltzufinden haben. Das Examen zur Zulassung 
in den beiden Anstalten wird von demselben Zeitpunkt ab eine 
ollständige Kenntniß dieser Sprache verlangen. 
Die Zahl der wegen Berheiligung bei dem Pariser Commune⸗ 
aufstand noch gefangen gehaltenen Individuen beläuft sich auf 14,000. 
Paris, 19. Jan. Der ‚, Courrier de Francc“ meldet: 
stothschild unterhandelt mit der Regierung, daß ihm und Kon⸗ 
orten das Tabakmonopol auf 30 Jahre überlassen werde, wogegen 
zer Rest der Kriegsschuld au Preußen seitens des Consortiums 
inmittelbar abgetragen werden solle. 
Versailles, 20. Jan. In der Nationalversammlung 
gelangte eiue Botschaft Thiers' zur Verlesung, worin derselbe an⸗ 
eigte, daß er seine Entlassung als Präsident der Republik gleich⸗ 
eitig mit der Entlassung der Minister gebe. (Ein späteres Tele⸗ 
zramm sagt, daß er einwillige im Dienste der Nationalversamm- 
ung und des Vaterlandes zu bleiben. Ueber die Enllassang der 
Minister habe er Nichts geäußert. 
Amerika. — 
Washington, 17. Jau. Das Comite des Congresses 
ür auswärtige Angelegenheiten befürwortet einstimmig den Antrag, 
zie Gesandtischaft in Berlin zu gleichm Rang mit den Gejsandt⸗ 
chaften in Londyn und Paris zu erheben. 
Auf den Fidschi⸗Inseceln haf wieder eine Massacx bon 
Weißen stattgefunden. Nach in San Francisco eingegangenen 
Zerichten ermordeten 40 geraubte Salomon⸗Indianer, während sie 
in Bord eines Schooners von Levuka nach einer Plantage trans⸗ 
yortirt wurden, vier Personen und einen Pflanzer aus Fidschi, der 
zie Aufsicht über sie führte uund eniflohen. Der Kapitän und ein 
Matrose von der Barke „Cambria“ wurden, während sie auf einer 
Forschum nach Eing barenen zwischen den Salomon⸗Inseln kreuz⸗ 
en, von letzteren ermordet.