Ht. Ingberler Anzeiger.
a St. Jnaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltunzsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags⸗ und Sonntag
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1440. FP 1872
Deutsches Zleich.
Die Munchener N. N. schreiben dem Minister v. Lutz
genden Scheidebrief: Der Staatsminister v. Lutz hat seine Ent⸗
sung erbeten und erhalten, so wird heute mit Bestimmtheit ver⸗
hert. In ihm würde ein Mann von der Leitung des Kultus—
ifleriums zurücktreten, dem Niemand die Anerkennung versagen
ude, daß er ein großes Talent besaß, Niemand aber auch den
echien Vorwurf ersparen würde, daß er diejes Talent nicht im
ateresse des Volkes zu verwerihen wußie, ein ehrenwerther Mann
a Privatleben, aber kein politischer Charakket, ein Mann der
hrase, aber kein Mann der That, ein schlauer Mann, der sich
uf dem glatten Parket des Hofes wohl zu bewegen wußte, und
unoch kein Diplomat, am allerwenigsten ein Staatsmann. Dieser
stann ginge, bedauert voß Niemanden. Das Beste, was wir ihm
rünschen könnten, ist, daß er bald der Vergessenheit anheimiallen
noge. Leider würde dies nicht geschehen. Er hat den Jubel mit
ebt, der ganz Deutschland durchbrauste, als unser König mit
ntrat für Deuischlands Recht und Eyhre. Er hat des bayerischen
holles Dank gesehen, als unser Koͤnig dem Befreier Deutschlands,
emn König von Preußen, die Kaiserkrone anbot; und ietzt bet seinem
dückritt muß er sehen, wie aufs Neue Verstimmung herrscht zvischen
dord und Süd und wiet alle Patrioten in Furcht schweben, die
unftige Politit Bayerns werde diese herrlichen Thaten unseres Königs
aidunkeln; denn wir stehen vor einem partikulariftischen Ministerium;
aas ist jenes Mannes Verschuldung. weil er den Muth nicht hatte,
uch vor dem Throne die volle Wohrheit zu sagen. Dieser Mann
al die Entrüstung und den geistigen Aufschwung gesehen, mit dem
n, Deutschland, vot Allern aber Bay'rn, den Anmaßungen Roms
ad den Ultramontanen entgegentrat, und er selbst hat ducch Phrasen
der nicht durch Thaten fleizig mitgeholfen, den Kamdpf zu schüren;
nd jetzt bei seinem Rücktritte würde, wenn nicht alle Zeichen trüzen.
m ultramontaues Ministerium lachender Erbe, und auch das hätten
ur seiner Politit zu verdanken, die zugleich mit der Waͤhrheit und
m Scheine derselben, dem Rechte und der Anmaßung zu paktiren
ersuchte. — Bezüglich des bevorstehenden Ministerium's Gaͤsser!
steibt daf gleiche Blatt: Ein Ministerium GasserLerchenfeld⸗
somhardLobkowitz, soll gebildet sein, — ein Ministerium der ab ·
blagten Ultramontanen, ein Ministerium nach dem Herzen des
errn Huttler und Genossen, dem sofort nicht blos die liberale
artei, sondern auch die ächten Ultramontanen entgegen treten
erden, ein Ministerium, dem der Charatler der Greisenhaftigkeit;
don vom Beginne aufgedrückt ist, ein Ministerium, das nur im
zande ist, den ohnedies verfahrenen Staatswagen noch tiefer in
en Sumpf zu tieiben. Noch hoffen wir auf des Königs endail⸗
igen Entscheid. Doch wie er auch ausfallen möge, wir verzweifeln
uͤht, ja Augesichts der Thatsache, daß nach einer langen Periode
ebelhafter Politrk nun wieder klare polirische Verhältnisse vor⸗·
egen, wächst uns mit der Gefahr der Muth und die Hoffnung
uf den endlichen Sieg.
In Kaiserélhautern ist nach der „P. Post“ die Geneh⸗
aqung der Regierung zur Errichtung von Communalschulen ein⸗
ziroffen.
Boerlin, 2. Sept. Ueber die Ankunft der Monarchen wird
zu Folgendes mitgetheilt: Der Kaiser von Rußland trifft mit
em Broßfürsten-Thronfolger und dem Großfürsten Wladimir am
September, Nachmittags 213 Uhr, auf dem Ostbahnhofe, der
kaiser von Oesterreich am 6. September, Abends 6 Uhr, auf
em neuen Potsdamer Bahnhef ein; ebendaselbst um dieselde Zeit
er Kronprinz von Sachsen, welcher von Dresden aus mit dem
kaiser von Oesterreich zusammenreist.
Berlun 3. Sept. Der Kaiser wohnte heute Vormiltag
AHBferde, umgeben von den königlichen Prinzen, dem Großfürsten
Kkolaus, zahlteiven Generalitäten und vielen fremden Oifireren,
83 der hiesigen Gardetruppen auf dem Tempelhofer
jelde bei.
Berhin, 8. Sept. Prinz Max Emanuel von
gahern, Oheim des regierenden Königs, trifft heute Mittags hier
ein und steigt im dniglichen Schlosse ab. Der Großherzog von
Baden langi morgen an; die Familie desselben ist dereits einge⸗
Froffen und im kaiserlichen Palais abgestiegen. Fürst Gortschakoff
ist gleichfalls heute eingetroffen.
Berlin. Es ist dekanntlich den Angehörigen des Deutschen
steiches gestattet, ihrer Militärpflicht zu genügen in einem Trup⸗
dentheile des deutschen Heeres, welcher ihnen beliebt, sofern sie
reiwillig sich zum Eintritte melden, und ebenso werden die Heeres⸗
flichtigen, sowie auch die im Reserveverhältniß sich befindenden
Maanschaften in demjenigen Bezirk zum Dienst herangezogen, in
velchem si⸗ sich augenblicklich aufhalten, ohre Rüchicht darauf, ob
ie Angehörig? des betreffenden Einzelstaates sind oder nicht. In
Jleicher Weise wird auch denjenigen Heerespflichtigen, welche fich
zem Dienst zu entziehen suchen sestens derjenigen Militär-Laudwehr-
tzehörde der Desertionsprozeß anhängig gemacht, zu der die Ort—
haft gehört, in welcher der Betreffende zuletzt seinen Wohnsiztz hatte.
73 ist neuerdings in Folge dieser Bestimmunzen seitens der Mili⸗
arbehörde die Auordnuug getroffen worden, daß in solchen Fällen,
denen ein Heerespflichtiger nach erhobener Anklage der Desertion
huldig befunden worden ist, sofern er nicht ursprünglich dem be—
reffenden Staatsverbande, resp. Melitär-Gerichtsbezirt, in welchem
eine Verurtheilung eifolgte, aug höct hat, den betreffenden Civil
ehörden jenes Eistzelstaates, dem der Verurtheilte angehörte, von
der erfolgten Veruriheilung Kenutniß gegeben wird.
Fulda. Die Dauer der auf den 17. d. M. dahier anbe—
anmten Conserenz der deutschen Bischöfe, welcher auch diesmal der
ẽrzbischof von Köln präsidiren wird, ist auf drei Tage festgesetzt.
Ils erster Gegenstard der Tagesocdnung wird eine eingehende Be⸗
rathung über die Stellung der Ordensgesellschaften in den einzelnen
euischen Staaten, sawie über die da nit im Zasammenhange stehen ⸗
den jüngsten Ereigniffe genannt. Von süddeutschen Bischöfen wird,
wie in klerikalen Kreisen verlautet, nur der Bischof von Speier
nicht zu der Confecenz erscheinen.
Italien.
Im Vatican rüstet man sich mit aller Macht zu einem
erbittettn Kampfe mit der italienichen Rezierung und sucht ihr
ie Ausdeh iung des Gesetzs ilber die religiösen Körperschaften auf
ie römischen Provinzen so schwet wie mößlich zu machen. In
erster Linie beeilt man sich, die Klostergüter in den Vatican und
»amit in Sicherheit briugen zu lossen.
Holland.
Haag, 2. Sept. Der Coigreß der, Internationalen“ wurde
ute eröffnet. Die Bersammlung beschäftigte sich mit der Prü—
iung der Vollmachten der Delegirten, wobei es zu lebhaften De⸗
ratten kam. Morgen findet eine öffentliche Sitzung statt.
Wermiec 2
Si. Ingbert, 4. Sept. Die hiesigen, sowie die Be⸗
vohner der Umgegend und des Bliesshales machen wir auf das
im nächsten Sonntag den 8. September in Kaiserslautern statt-
indende Conscert mit dem besondern Bemerken aufmerksam, daß
in diesern Tage ein Exirazuz in Berüdsichtigung der hiesigen Be⸗
vohner und der der Bliesgegend von der Direction der pfälzischen
Zahnen, in bekannter loyaler Weise, eingelegt wurde. Den Be—⸗
uchern der Ausst llung an diesem Tage ist deßhalb ein doppelter
Benusß geboten, indem Ihnen Zeit genug erübrigt, um Ansftellung
iud Coucert zu besuchen. Bezüglich des Vtztern verweisen wir
noch auf das im Juseratentheite stehende Programm.
fIn Dürtheim ist der k. Oderbaurath Paul v. Denis,
der Erbauer der pfälzischen Ludwigs ˖“ und Maxdahn, sowie der
hayerischen Ostbahnen gestorben.
— Weißenburg, 3. Sepibr. Dem Stationsvorsteher
Frandk von Bollweiler wurde gestetn Abend in einer Wirthschaft
im Bahnhofe, von zwei Ardeitern, die er wegen Diebstohl ent⸗
ssen hatte, der Hals abgeschnitten. (Dürkh. Anz.)
— —æ—J. VDemeß, veramwortichet dedacten.