sige Papslwahl zu besprechen; die Majorität habe sich dabei für
den Cardinal Panebianco erklärt, doch habe er das Versprechen
abgeben müssen in die Fußtapfen seines Vorgängers Piu s IX
treten zu wollen.
Bestätigung wird abzuwarten sein. Inbetreff der Anschau⸗
uingen, welche im Vatican über die Alt⸗Katholikene Bewegung in
Deutschland herrschen, wird den „Daily News“ aus Rom, entgegen
nehren italienischen Blättern, geschrieben, der Papst lache über die
deutsche Posse.“ Zuerst habe sie ihn interessirt; nachdem er aber
nit seinen zwei Privatsecretären alle Phasen ähnlicher Bewegungen
in der katholischen Kirche studirt, sei er zu dem Schlusse gelangt,
daß, wenn die Mitglieder bei ihrer gegenwärtigen Politik beharr⸗
ten, sie kolossales Fiasco machen würder.
Höher scheint die Bewegung in Rußland angeschlagen zu
werden. Die russische Presse spricht sich z. B. mit großer Be—
friedigung über das Resultat des neuerdings in Köln abgehaltenen
Alttatholiten⸗Congtesses und namentlich darüber aus, daß sich dort
ein aufrichtiges Verlangen nach der Vereinigung der latholischen
mit der russischorthodoxen Kirche kund gegeben habe. Es wird
—XO
benfalls auf dem Congreß anwesend war, die Absicht habe, eine
zriechisch⸗ orthodoxe Gemeinde in Paris zu gründen, und daß er
ju diesem Zweck die Mitwirlung des Heiligen Synod in Peters-
hurg in Anspruch genommen habe, die ihm auch zugesichert sei.
Die bezüglichen Unterhandlungen zwischen Hrn. Michaud und dem
Heiligen Synod würden durch Bermittelung des Erzpriesters Wasilew
Jeführt, der sich zu diesem Zwed bereits nach Paris begeben habe.
Frankreich.
Paris, 8. Oct. Der deutsche Botschafter Graf Arnim
st nach Baden-Baden, Andere sagen nach Berlin, abgereist. Der
Hedanke, er könnte am Ende nicht wiederkehren, veranlaßt die
ffiziösen Blätter zu der Bemerkung, daß er doch gewiß in den
untlichen Kreisen sehr gut aufgenommen worden sei, und daß, wenn
hmm in der bohen Pariser Gesellschaft keine herzliche Aufnahme zu
Theil wurde, dies dem französischen Botschafter in Berlin ebenso
zehen werde. Man sieht daraus, wie ängstlich die Regierung des
Herrn Tbiers ist, daß die guten Beziehungen zu Deutschland keine
Störung erleiden möchten. d5
Bis 15. Oltober sollen nun endlich die Baracken für
zie deutschen Truppen, welche aus der Marne und Haute Marne
ꝛbziehen, fertig sen.
Paris, 9. Oct. Bei dem gestrigen Empfange des Seine⸗
Präfelten üußerte Thiers in der Unterhaltung, es möge für den
zaldigen Wiederaufbau des Stadthauses gesorgt werden, und setzte
hinzu: „Behalten Sie die Empfangssäle und Festräume bei; denn
Republik oder Monarchie, Paris wird stets die große Stadi bleiben
und stets nicht nur die Berühmtheiten der ganzen Welt, sondern
nuch die Souveräne Europas zu empfangen und würdig zu em⸗
fangen haben. Wenn diese Ehre der Republik zufällt, warum
ob sie sich nicht bestreben, die Gäste nach Gebühr aufzunehmen?“
Aus Paris, 9. Oct., meldet man der „Fr. Ztg.“: Bi⸗
ichef Dupanloup hat in einem Circular an die Vorsteher der Se⸗
ninare seiner Discese angeordnet, sie sollten von der vom Minister
Simon juüngst veröffentlichten Unterrichts⸗Instruction keinerlei Notiz
nehmen, da dessen sogenannte radicale Modificationen, wenn die-
elben eingeführt würden, ein definitiver Umsturz der hochintellec⸗
uellen bisherigen Erziehung und Bildung Frankreichs wären.)
Wer ist nun Herr im Land, die Regierung oder der Bischof?)
Bekannilich führt ein Beschluß der Nationalversammlung das
Zündholzmonopol in Frankreich ein. Am 7. ds. wurden auf dem
Finanzministerium die Angebote von fünf verschiedenen Bankgesell⸗
chaften, welche dessen Ausbeutung übernehmen wollen, eingereicht.
Die Angebote gehen bis zu 20 Mill. Fres. jährlich hinauf. Am
aächsten Samstag erfolgt der Zuschlagg.
An der Statue auf dem Place de la Concorde, welche die
Stadt Straßburg repräsentirt, werden jetzt täglich Blumenkränze,
welche die Worte tragen: „Auf Wiedersehen!“ niedergelegt.
(Ein „Deutscher,“ der in Paris fetirt wird.)
Der Nat.“Ztg. schreibt man aus Paris: „Herr Sonnemann,
Reichsstags⸗Abgeordneter und Director der „Frankfurter Zeitung.“
st seit einigen Tagen hier anwesend. Vorgestern hat im Cerele
Republicain ein Vankett zu Ehren des deutschen „Gastes? stattge⸗
jund en. (Wie Sie sehen, läßt der Deutschenhaß hier doch Aus—
nahmen zu.)
Schweiz.
In Sachen des Gensser Kirchenstreites haben sich nun auch
die Genfer katholischen Pfarrer vernehmen lassen und zwar in
einem Protest an den Staatsrath. Dieser, meint das „Genfer
Joaurnai,“ legt von neuem Zeugniß ab von der fast uubeschränkten
Freiheit, deren der Klerus sich in Genf erfreut, und die in andern
rändern, wo die Kirche deßhalb noch nicht als verfolgt gilt, uner«
joͤrt sei. Es heißt darin u. A.: „Wir erlkennen als unseren Bi⸗
schof nur Den an, welchen der Papst uns gegeben hat und keinen
anderen, und wir können unserer Verbindung mit unserem kirchliche—
Vorgesetzten keinerlei Hindernisse in den Weg legen lassen.“ (Cop—
equeut dürfte also z. B. der König von Vayern auch kein⸗
Bischof ernennen.)
Schweden.
Stodholhm, 9. Oct. Das feierliche Leichenbegängniß di
Zönigs hat heute hier unter allgemeiner Theilnahme der Beydpl.
erung stattgefunden. Der Leiche folgten die Mieglieder des könig.
ichen Hauses und die Fürsten von Walded und von Wied. Di
Beisetzung in der Ritterholmskirche wohnten die Specialgefandie
der auslaͤndischen Höfe und das diplomatische Corps bei. De
deichenwagen wurde unterwegs mit Blumen und Kränzchen über
schüttet.
I Asien.
Nach neueren Berichten aus Mittel Asien wird der
drieg zwischen Rußland und Chiwa voraussichtlich einen
ernsten Charalter tragen. Der neue Khan von Chiwa foll siß
nit der Rolle eines Befreiers der Rußland unterworfenen Muhn
medanischen Kirgisenstämme schmeicheln und unter diesen, wie an
dem halbfsouveränen Hofe von Bokhara eine eifrige religiöspoln
sische Agitation unterhallen, so daß der Kampf leicht den Charalie
eines allgemeinen Freiheitskampfes annehmen koöͤnnte. Ueber den
Ausgang dieses Krieges kann freilich laum ein Zweifel obwallen
die Stunde der Muhamedanischen Fürstenthümer in diesen Tetti
sorien scheint jetzt geschlagen zu haben.
ßermischtes. 2
FSit. Inabert. den 11. October. Wie wir erfahren
beabsichtigen auch die hiesigen Volksschullehrer das Honorar sin
ꝛine Privatstunde, gleich ihren Collegen in Kaiserslautern, Eden
oben und andern pfälzischen Städten, zu erhöhen; Wundern wird
uns dieser Schritt um so weniger, weil wir wissen, daß gerede
die Lehrer St. Ingberts unter allen pfälzischen Stadtlehrern der
haltnißmäßig am geringsten bezahlt sind.
. — In naͤhster Zeit wird seine Hochwürden der jetzige Bischo
der Speyerer Diocese, Herr von Haneberg, auf seiner Fir—
nungsreise durch die Pfalz hierherkommen, um den Akt der Fir⸗
nung auch hier vorzunehmen. —
— Nach einer Mitthelung der „Pfälz. Post“ ist durh
Ministerialverfügung vom 3. d. Mis. der Geschichtsunterricht am
Hymnasium und an der Lateinschule in Zweibräücken den
zeireffenden ordentlichen Klaßlehrer übertragen und sind daher di
Schüler sämmtlicher Klassen ohne allen Unterschied des Glaubens⸗
hekenntnisses ihrem betreff. Klaßlehrer als ihrem Geschichtslehrtt
sem einschaftlich zum Unierricht zuzuweisen. Eine ähnliche Ver⸗
ügung ist ohne Zweifel an alle Anstalten ergangen, an denen
bisher der Geschichtsunterricht noch confessionell getrennt war. Ob
zadurch der „ccnfessionelle Friede“ wirklich erzielt wird und die
joldene Aera der Toleranz damit schon beginnt, wird abzuwarten
ein. Jedenfälls ist die Verfügung als ein Schritt dazu zu be⸗—
gzrüßen.
7Kusel, 7. Oct. Der k. Oberforster Jacoby von hier
jaite heute seltenes Waidmanns⸗Glück. Er war hinausgegangen,
im etwa ein Häslein zu erjagen. Wie spitzte er die Ohren, alb
er plößlich ein lautes Rascheln im Walde dernahm, und er traule
einen Augen kaum, als, gefolgt von seinem braven Hunde, äine
tattliche Hirschkuh in seiner Nähe erschien. Wiewohl Herr Jacobi
nur Hühnerschrote im Gewehrlauf hatie, gelang es ihm doch, mit
vohlgezieltem Meisterschuß das edle Wild zu erlegen, das ein Ge⸗
ammtgewicht von circa 250 Pfd. hat. (Pf. P.)
F Kaiserslautern, 8. Oct. Gandelskammer.) Geftein
varen die Vorstände und Delegirte der Handelsgremien von Lam
dau, Ludwigshafen, Neustadt, Zweibrücken und Kaiferslautern bet⸗
ammelt, um die von dem Handelsrath in Kaiserslautern ausge
irbeitete Denkschrift zum Entwurs einer Verordnung über Reor
anisalion der Handels- und Gewerbekammern zu berathen. Di
Denkschrift, welche das Nebeneinanderbestehen von Kreishandelb
ammern und Siädtekammern, ebenso die Trennung von Handels⸗
ammern und Gewerbekammern verwirft, wurde von den Anwesen⸗
en mit einigen unbedeutenden Modifikationen angegommen. Von
dem Gremium Zweibrücken war in der Versammiung Niemand
unwesend, der Vorstand desselben hatte sich aber vor der Sitzung
mit dem Inhalte der Dentschrift, die ihm bekannt war, einber⸗
tanden ertlärt. Ludwigshafen, das durch seinen Vorstand und
nehrere Delegirten verten war, schloß sich den übrigen Gremier
nicht an, sondern erklärte, daß es auf eine direkte Vorlage de⸗
Ministeriums ein Gutachten über den Entwurf abgegeben, worin
es seine Zustimmung zu demselben, namentlich aber zu den Be⸗
timmungen gegeben habe, wonach sich Städtehandelskammern
ilden konnen uberall va, wo sich ein Juteresse und das Bedürs—
aiß dafür zeigt. (Kaisersl. Z3.)
fKaiserslautern, 9. Oct. Die Ausstellungsgegen
stände sind jezt, mit Ausnahme der Maschinen, fast sammllid