Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler AAnzeiger. 
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der St. Inaberter Anzeiger (und das mit dem Oauptblatte verbundene Unterhaltunzsblatt, mit der Dienstagt-, —XE Sounlas 
eu nmer) ericheint wochentlich vi eren al: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljahrig 42 Krzr. oder 
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78 180. Donnerstaa, den 14. Novbeuberr 11872 
Deutsches Reich. zugehen, bemerken aber gleichzeitig dabei, daß es schwer unterschei⸗ 
Mäüngqen, 12. Rob. Das Finanzministerium hat zur den läßt, wie viel Wahtes, wie diel Combination darin steckt. 
Fückzahlung des bprocentigen Mititär⸗ und Eisenbahn ˖Anlehens Thatsache ist übrigens, daß sich an hervorragenden Verwaltungs- 
ron 1870 die Summe von 22,600,000 fl. bestimmt. Die Ver⸗ zellen Dinge vorbereiten, welche darauf schließen lassen, daß diese 
loosung findet am 21. Nob. statt. Berüchte nicht ganz ohne thatsächlichen Halt find. 
Muünchen. Die „Frankf. Zig.“ hatte neulich den Ge—⸗ Berlin, 12. Nov. Der Landtag wurde heute durch den 
chäftsbetrieb der Spitzede r'schen Bank in der Art erklärt: Lriegsn.inister v. Roon eröffnet. Die Eroffnungsrede sagte Nach 
s würden zum Ausleihen von Geld in kleinen Summen gegen —X Scheitern der Kreisordnungsvorlage bielt die Regierung es 
Johen Zins (12 bis 15 Procent monatlich) fremde Gelder gegen ür geboten, die Session zu schließen und in einer neuen jene 
benfalls hohe Zinsen (8 bis 10 Prozent monatlich) angenommen vichtige, dringende Aufgabe zur Lösung zu bringen, und dem 
ind die Differenz des Zinsfußes bilde den Gewinn der Bank. dandtage neben den bereits vorge legten Geschzentwütfen noch andere 
Die „Frantf. Ztg.“ ist im Irrthum, sagen die „R. N.“; das gefetzgeberische Aufgaben von Bedeutung zu unterbreiten.“ Die Rede 
secept ist viel einfacher! Die „Dachauerbank“ hat schon früher veist dann auf die durchaus befeiedigende Finanzlage Preußens 
m Verhältnisse zu den Einlagen nur äußerst wenig ausgeliehen, jin, welche die bekannten finanziellen Maßnahmen Auswerfung 
ind damit selbstverständlich durchschnittlich sehr schlechte Geschäfte von Provinzialfonds 2c.), sowie umfassende Steuererleichterung zu 
jemacht; seit geraumer Zeit leiht sie nichts, gar nichts aus, Zuusten der weniger wohlhabenden Einwohnerklassen ermogliche. 
nan vereinnahmt einfach die Gelder, verwendet sie zu laufenden kin Gesetzentwurf wegen Abänderung der Klassen- und klassifizirten 
luszahlungen, kauft ab und zu, in der Regel mit sehr geringem kinkommensteuer werde dem Landtage unverzüglich zugehen. deß⸗ 
rkrlage ein Anwesen, um den Schein der Creditwürdigkeit zu er⸗ gleichen Vorlagen, welche bezwecken, die Beziehungen des Staates 
jalten, verpralticirt das Uebrige und wariet auf weitere Einl agen, zu den Religionsgesellschaften nach verschiedenen Richtungen klar zu 
im weiteren Verpflichtungen zu genügen, kurz gesagt, die Sicher dellen. Im Weiseren drückt die Rede die feste Entshlossenheit der 
seit der Einleger beruht auf der Dummheit ihrer Nachfolger. Es Regierung aus, bezüglich des vorzulegenden neuen, die wesentlichen 
st klar, daß, sobald nur eine kurze Periode vie neu zur Einlage Grundlagen des früheren festhaltenden Kreisordnungs⸗Entwurfs mit 
ommenden Capitalien die Höͤhe der täglichen Verpflichtungen nicht allen verfassungsinäßigen Mitteln eine Vereinbarung zu erzielen. 
berschreiten, das Geschäft zu Ende, der Bankerott vorhanden ist.“ Der ,„D. R. C.“ zufolge, werden unter den zahlreichen festen 
Münqchen, 11. Nov. Die Spitzeder'sche Dachauerbank Plätzen, welche sich in den neuen Reichslanden bisher befanden, 
cheint am Zufammenbrechen zu sein. Heute wurden eine Anzahl die Festungswerke von Schletistadt, Marsal, Lichtenberg und Lü⸗ 
bersonen, welche fällige Wechfel in Händen hatten. mit der Aus⸗ tzzelstein gänzlich beseitigt werden. Auch die kleinere Bergfeste 
flucht abgewiesen, daß erst die Verfallzeit verflossen sein müsse, ehe Bitsch wird ihre Außenwerke gänzlich verlieren und nur noch 
die Zahlungspflicht eintrete! — Die „Neuest. Nachrt.“ schreiben: in Zukunft ihr festes Schloß behalten. * 
‚Wir sind in der Lage, dem Publikum die traurige Nachricht nicht Bremen, 8. Nov. Die Bürgerschaft hat jetzt dem An⸗ 
vorenthalten zu dürfen, daß der würdige Vaterlandsredakteur Hr. lrage zugestimmt, nach welchem in Zukunst auswärtige Juristen 
Dr. Sigl spätesiens zu Neujahr die Redaktion seines Blattes an hiesige Richterstellen werden belleiden können. 
zinen bekannten Hochwürden abgeben, voraussichtlich aber noch. J Fraukreich. 
früher als Reisemarschall und Quartiernehmer einer Dame, der Paris, 8. Non. Es bestätigt sich vollkommen, daß 
sehr viel verdankt, (Frl. Spitzeder) unsere Stadt verlassen Thiers gegen die Bischöfe außerst aufgebracht ist, die be⸗ 
vird.“ — tannllich fast alle in ihren Hirtenbriesen die Gläubigen in siem⸗ 
lich unverblümten Ausdrüchen auffordern, am 17. zu Gott zu beten 
damit er Frankreich von der Republik erlbse. Thiers ist dadurch 
um so unangenehmer berührt worden, als er bei dieser Gelegen- 
heit alle Concessionen machte, und sogar am 4. durch Victvr 
Lefranc den Prafekten befehlen ließ, sden Gottesdienfien anzu⸗ 
wohnen. Der Artikel des „Bien Public“ gegen die Wallfahrien 
hat die Klerikalen in furchtbare Wuth versetzit. — Das, Univers“ 
meint, daß die einzige Folge des Verbotes der Regierung, zum 
Grabe des heiligen Martin zu wallfahren, die sein werde, daß 
die Gläubigen sich bei demselbew: in größerer Anzahl einfinden 
würden. Was Thiers mit seinen Drohungen bezwecke, sei, durch 
eine Verfolgung der Katholiken die Revolutionäre der Verlänger- 
ung seiner Gewalten günstig zu stimmen. Der Arlikel des Vien 
Public“ beweise, daß Thiers der Mann sei, der an der Verwuͤstung 
des erzbischöflichen Palais Schuld fei, welcher die Jesuiten ver— 
bannt und erklärt habe, daß er immer der Mann der Revolution 
dleiben werde. Man ist hier sehr gespannt, was Thiers weiter 
thun und ob er wirklich zu ernsten Maßregeln seine Vuflucht neh— 
men, d. h. die sehr strengen Bestimmungen in Anwendung brin⸗— 
gen wird, welche die französische Gesehgebung gegen Uebergriffe 
enthält, wie die sind, welche die Geistlichkeit sich seit den letzten 
1 Jahren zu Schulden kommen läßt.,Avenir National“ shreibt: 
Ban verbreitet das Gerücht, daß am 11. Unruhen in Paris 
ausbrechen würdea. Da die Regierung unichts erfahren hat, was 
diese Gerüchte rechtfertigt, so muß man glauben, daß sie von denen 
»ecbreitet werden, welche bei der Störung der Ruhe interesüirt 
ind, um sie wie in 1851 wieder herstellen zu können. Die Re⸗ 
zierung ist benachrichtigt und überwacht diese Leute.“ 
Nach der vollstandigen Räumung des Ober⸗Marne und des 
Marne⸗ Departements sendet die NRegitrung sofort Offiziere ab. 
— Auch gegen den Dachauerbank ˖ Inhaber Grafen Friedrich 
. Hol nstein ist die Gant eröffnte. 
München, 12. Nov. Soeben hat sich eine Gerichts Com⸗ 
mission zu der Dachauer Bank der Frl. Adele Spitzeder begeben 
um Einsicht von der Geschäftsführung zu nehmen. Die Straße 
n welcher die Bank liegt, ist militärisch abgesperrt. 
München, 12. Nov. Zusammenbruch der Dachauer Banken 
deborstehend. Der Andrang der Inhaber fälliger oder demnächst 
zalliger Wechsel enorm. Bis gestern Mittag 2 Millionen Gulden 
rellamirt, doch nur mit theilweisem Erfolg, da Anfangs unbeach⸗ 
ete Klauseln in den Schuldurkunden füredie Bankinhaberin ebenso 
jortheilhafte, als für die Gläubiger verhänguißvolle Wirkungen üben. 
München, 13. Nov. Die gestern vom Bezirksgericht ver⸗ 
ügte Prüfung der Geschäftsverhältnisse der Spißeder'schen Bank 
rxgab äußerst mangelhaft geführte Bücher, größte Unordnung im 
janzen Geschäftsgebahren und bedeutende Ueberschuldung. Die! 
Spitzeder wurde daher in Civilsicherheitshaft genommen und Nachts 
in Uhr in das Gerichtsgefängniß übergeführl. Die Haft dürfte 
ich, da Anhaltspunkte für betrügerischen Banquerott vorliegen, in 
Triminalhafi verwandeln. Große Aufregung im Publikum. Ruhe 
isher nicht gestötrt. 
Berlhin, 9. Nov. In hiesigen politischen Kreisen glaubt 
nan, daß eine Annaherung zwischen den depossedirten Fürsten von 
hannover und von Hessen und der preußischen Regierung ange— 
zahnt sei und daß über kurz oder lang eine definitive Regelung 
dieser Angelegenheit in Aussicht genommen sei. Die erste Veran— 
assung hierzu soll allerdings die Dreikaiser ˖ Zusammenkunft gegeben 
jaben und sollen die daran weiter angeknüpften Verhandlungen 
ereits zu entgegenkommenden Erklärungen Seitens des „Hietzinger 
dofez“ geführl haben. Wir geben diese Gerüchte, wie sie uns