Full text: St. Ingberter Anzeiger

welcher man einen guten Ueberblick über einen großen Theil des rechtmäßige Regierung ihr religidses Ansehen und bringt die auf⸗ 
Sqhlachtseldes vom 18. August hat. (N. Kur. Iα acklärten Kotholiken in Verzweiflung“· 4 
Maͤfrenz 12. Nob. Bei den demnächst bevorstehenden Laind/Das Vager von Chalons wurde am 9. Nov. von den 
tagswahlen wollen die Arbeites selbststandig Kandidaten aufstellen Bayern geräumt; der Abzug dauerte von 9 bis 11 Uhr Vormil. 
und zwar“ soll dies in unserre Stadt wie in Darmstadt und Offen⸗tags. Mittags tamen die ersten französischen Truppen am Lager— 
hach geschehen. 7 — Bahnhof an; viele Menschen begrüßten sie dort, die von den Be— 
Berlin, 12. Nor. Die „Spener'sche Zeitung“ meldet den wohnern ertichteten Triumphbogen aber hatte der Maire als un— 
gestern erfvlgten Abschluß der vertraulichen Konferenzen über die passend niederreißen lassen. 
Zreisotdnung und die Durchberathung der Konferenzresultate in Schweiz. 
der heutigen Sitzung des Staatsministeriumz. Der Ausgang der! “Bern, 12. Nov. Anläßlich der Mermillod-Angelegenhen 
sonferenz wird von parlamentarischer Seite als befriedigend be⸗ giebt das berüchtigte Jesuitenblatt „Civilta Cattolica“ Aufschlüsse, 
zeichnet, auch die Fortschritispartei werde sich zum Kreisordnungs die an Deutlichteit nichts zu wünschen übrig lassen. Das Blati 
intwurß im Ganzen zustimmend verhalten. Wth ee vew jagt; „Der Papst kann mit keiner weltlichen Macht, weil mit ihr 
»Berlin, 14. Rov. Der „Reichsanzeiger“ meldet: Die nicht homogen, einen gegenseitigen Vertrag abschließen, durch wel. 
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boraussichtlich ihre Berathungen in nächster Woche beendigen. Ist dies gleichwohl geschehen, so kann ein Nachfolger den Vertrag 
Ber him, 15. Rov.“ Das Abgeordnetenhaus wählte sein von sich aus umstoßen und in entgegengesetzte Bahnen einlenken.“ 
früheres Präfidium wieder. — VDerSpenerschen Zig.“ zufolge Wo soll nun aber da die famose Unfehlbarleitslehre bleiben ẽ Vei 
jeidet Bismarck an heftigen rheumatischen Schmerzen. Der Kreuz- solcher Doctrin wird keine Regierung sich mehr die Mühe geben, 
zeitung“ zufolge ist des Fürsten hiesiger Hausarzt nach Varzin einen Verträg mit der römischen Curie zu schließen, da fie ja im 
abgereist. . Voraus wissen kann, daß nach Umständen der Vertrag das Papier 
Berkhin. Graf Molile macht belannt, daß, nachdem der nicht werth ist, worauf er steht. Und da wollen es die üllira. 
Drud des zweiten Heftes des vom großen Generalstabe bearbeite mantanen den Regierungen noch perübeln, wenn sie das Verhäll— 
hen Werkes: „Deuisch ˖ franzofischer Kriez von 1870/710 begonnen niß zwischen Staat und Kirche in ihren betr. Ländern durch Geseß 
hat, Subscriptionen auf dieses Werk ferner nicht mehr' berücksich nicht mehr durch Vertrag regeln wollen“) 
ligt werden lönuen, dasselbe vielmnehr nur noch auf dem Wege des 
Vuchhandels zu beziehen isftt. 
Leipzig, 8. Nov. Der sozialdemokratische Redacieur des 
Vollsstaat“, A. Hepner, war wegen eines Artikels des genannien 
Blattes, welcher das Vorgehen des 60. preußischen Infanterie- 
Regimenis bei Gelegenheit der Wiedereroberung Nogents (Decem⸗ 
her 1870) in gehässigster Weise schilderte und dem Regiment 
Plünderung, Diebstahl, muthwillige Zerstoͤrung fremden Eigen⸗ 
hums ec. zur Last legte, vom k. Gerichtsamte zu 6 Wochen Ge⸗ 
fängnißftrafe verurtheilt worden. Der Verurtheilte hat dagegen 
Einspruch erhoben, das k. Bezirksgericht aber gestern Nachmittag 
das erstrichterliche Urtheil bestätigt. (Hepner ersteht zur Zein 
eine andere, schon früher gegen ihn verhängte Gefängnißstrafe.) 
Konstan zy 11. Nob. Die Oberin des hiesigen Lehrinsti 
zuts der Paderborner Schwestern ist der „Fr. St.“ zufolge nach 
Karlsruhe gereist, um ihre Anstalt nicht mitten im Schuljah— 
schließen zu müsseen... 
Hamburg 13. Nov. Meldungen aus Kiel, Eckernförde 
und Flensburg zufolge haben dort große Ueberfluthungen stattge⸗ 
funden. Die Nachrichten sind wegen der Stoͤrung der ielegraphi⸗ 
schen Leitungen bis jetzt noch unvollständig. Von allen wird indef 
zin sehr heftiger Nordosisturm mit Schneesaß gemeldet. 
Stralsund, 13. Nob. In Foige ichweren Oft⸗Nord 
Oststurmes sind zahlreiche Schiffe vor und im Hafen sehr gefähr 
dei, die Rettungsmaßregeln ssind auf das äußerfte erschwert; die 
Siadt ist bis an die Wasserstraße überschwemmt. Gleichzeitig ist 
in den Speichern am Hafen Feuer ausgebrochen, das durch der 
wachsenden Sturm stadtwärts getrieben wird. — Um 2 Uhr Nach— 
mittags ist der Sturm nach Südost umgefprungen; das Wasser 
ist im raschen Fallen, die Hafenbauten find meistens vernichtet 
die Hafenbahn ist zerstört. Mehrere Menschenleben sind zu beklagen 
— Die durch den Brand der Hafenspeicher veranlaßte Feuersge 
fahr ist gegenwärtig etwas vermindert“ und hofft man bald des 
Feuers Herr zu werden. — Soweit sich der Schaden bis jetz 
uͤbersehen läßt, sind mehrere Schiffe im Hafen gesunken, 12 sind 
ganz verloren. Auch in der Provinz haben, soweit fich aus den 
wegen der sehr erschwerten telegraphischen. Verftändigung äußerst 
sparlichen Nachrichten ersehen läßt, an vielen Orten ÜUeberschwem⸗ 
mungen stattgefunden. 
Stralfund, 14. Nov. Der Sturm hat die Nacht auf⸗ 
gehört. Das Wasser ist gefallen und, das Feuer in den Hafen⸗ 
jpeichern wurde gestern gelöscht. Die Ueberschwemmung hat die 
ganze Küste heimgesucht. Details über die Zahl der untergegan⸗ 
genen Schiffe und den angerichtoten jedenfalls bedeutenden Schaden 
fehlen noch. gehne 
Wiee t mi 
F Bliesgau. Den Lihberalen sei es in empfehlende 
Erinnerung gebracht, daß sie jetzt Jagd anstellen können auf Schwary⸗ 
wild; aber — blos auf vierfüßiges, denn das zweifüßige hat sich 
bis jetzt kugelfest gezeigt, an dem die Herren Liberalen Krautkopfe 
zerschellen können. — In unserem Bliesthal sind die Wölfe ganz 
einheimisch. Wildschweine sieht man alltäglich. In Gersheim wurd 
ein Schaf von einem Wolfe zerrissen. (Nachr. f. Stadt u. Land.) 
—7Saarbrücken. Das „Ehrenthal“ wird noch eine 
weitere monumentale Zierde e: halsen; auf dem sich von der Krieger⸗ 
ruhestätte erhebenden Hügelrondell soll nämlich eine Bronzestakue 
der Germania aufgestellt werden, und zwar nach dem Modell des 
Freischaaren ˖ Denkmals zu Kirbheimbolanden. Aus dem Truppen⸗ 
bewirthungsfonds sind noch 600 Thaler vorhanden, den Rest der 
sosten mit 500 Thlr. schießt die Stadt zuu. 
St. Johann, 10. Nop. Ein sehr bedauerliches Unglüd 
hat sich gestern Abend etwa um 6 Uhr in unferer Nähe auf der 
Eisenbahn ereignet. Der Bahnwärter Oster, zu Jagersfreude 
stationirt, war berufsmäßig damit beschäftigt, dem in der Richtung 
von hier nach Dudweiler hin fahrenden Bergmannszuge entgegen 
die Schienen⸗Geleise mit Sand zu bestreuen. Lediglich auf diese 
Beschäftigung sein Augenmerk richtend, hörte er bei dem stürmischen 
regnerischen Wetter nicht, daß auf dem nebenliegenden Geleise ein 
Guͤterzug in entgegengesetzter Richtung herankommt, der ihn so 
unglücklich faßte und niederwarf, daß ihm der Kopf total ab, und 
beide Beine und der linke Arm durchgefahren wurden. Oster stand 
jm Alter von 31 Jahren und hinterläßt eine Witiwe und zwei 
stinder. 
fKaiserslautern. Die „Pf. V.“ berichtigt ihre 
neuliche Rotiz dahin, daß es sich nicht um Gründung eines katho⸗ 
lischen Jesuitenplattes in Kaiserslautern handle, sondern daß die 
Pfalzische Post“ es sei, welche „ihr Stationsgebäude wechsle 
um mit den ihr gespendeten Fonds sich auf eigenen Füßen be⸗ 
wegen zu können.“ Die „Pf. V.“ giebt nicht undeutlich zu ver⸗ 
stehen, daß die Fonds aus Berlin flöͤssen, worauf die „Pf. Post 
gewiß nicht säumen wird, auftklärende Antwort zu geben. 
F*Freiburg i. B., 11. Nov. Vorgestern versfarb dahier 
der Freiherr von Falkenstein, langjähriger Vicepräsident der 
ersten badischen Kammer. Mit ihm stirbt sein altes hoch ange⸗ 
sehenes Geschlecht aus. — Außer den Karlsruher Regimentern 
haben auch die anderen badischen Regimenter das eiserne Kreuz 
für ihre Fahnen resp. Standarten erhalten. 
Wiesbaden, 4. Nov. Als Curiosum verdient gemeldel 
zu werden, daß gestern aus Zanzibar an der Ostküste von Afrika 
ein Telegramm⸗Aministraticn einlief, worin angefragt wurde, ob 
hier — mit einem ganzen oder halben Refeit gespielt werde? Die 
Rückantwort war bezahlt. 
Der Haupttreffer der oͤsterreichischen 5300 Gulden Loose von 
1860 (300,000 Gulden) fiel in der am 2. November statigehab⸗ 
ten Ziehung der Gewinne auf Serie 10662 Nr. 10, deren giüd⸗ 
licher Besitzer ein Geschästsmann in Wiesbaden ist. 
f Aus Frankfurt a. M. vom 9. Novp. berichten die 
dortigen Blätter: „Zur Ueberraschung des Publikums wehte heute 
Morgen zur Erinnerung an Robert Blum's Todestag von einem 
Brückenpfeiler an der neuen Mainzet Straße und vor dem Eschen⸗ 
heimer Thore eine schwarze Fahne.“ 
rBayreuth, 8. Nod. Die hiesigen Wäscherine“ 
Frankreich. 
Paris, 10. Nod. Der pariser Correspondent des Jour⸗ 
nal de Geneve äußert über die ueuesten Hirtenbriefe der franzö⸗ 
sischen Bischöfe: ‚Diese unkluge Vermischung der Religion mit der 
Politik ist stets zum Schaden des Clerus selbst ausgeschlagen. Es 
ist bedauerlich, daß die höchstgestellten Diener des latholischen Cul⸗ 
fus unter der Republik von 1870 nicht dieselbe Richtung von 
1848 einhalten. Damals enthielt sich die Kirche jeden Einbruchs 
auf das politische Gebiet und ärntele den Lohn für diese Klugheit 
durch einen günstigen Umschwung der öffentlichen Meinung. Ihr 
Befalligkeiten gegen die kaiserllche Regierung in den ersten Jahrer 
des Kaiserthums entfremdeten ihr mehr als eine Sympathie 
heute aber gefährdet sie durch ihre offene Opposition gegen die