Full text: St. Ingberter Anzeiger

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sachen vorlegen, die dem Juwelier zu Gebote stehen. Er zeigt in 
jeinem Auftreten elegante Manieren. Geschmack in Beurtheilung 
ind Auswahl der ihm vorgelegten Waaren, und der Juwelier holt 
jach und nach das Werthvollste herbei, was sein Geschäft nur auf⸗ 
veifen kann. Da plötzlich tritt ein anderer Herr innk. preuß. 
Farde · Uniform in den Laden, begrüßt den Ersterschienenen als 
Bekaunten und gratulirt ihm zu seiner Verlobung, indem er zu⸗ 
gleich die immense pecuniäre Ansstattung seiner Braut so faßlich 
detont, daß der Juwelier davon nothwendig Notiz nehmen mußte. 
Der Offizier hilft nunmehr seinem Freunde in der Auswahl eini⸗ 
ger Brillanten, mit denen Letzterer eben im Begriffe sein will 
seine Braut zu überraschen. Endlich ist die Wahl getroffen. Zum 
Unglück hat aber der glückliche Bräutigam nicht so viel Baar⸗ 
schaft bei sich, um den Eintauf sofort bezahlen zu können. Er will 
aber so schnell als möglich mit dem Geschenk zu seiner Braui 
sahren, ohne vorher in seine Wohnung zurückzukehren, um die er⸗ 
forderliche Geldsumme herbeizuholen, erst auf dem Rückwege von 
seiner Braut gedenkt er an seiner Wohnung vorüberzufahren. La; 
hend schlägt er dem Offizier vor, an seiner Statt auf eine halbe 
Stunde im Juwelierladen als Bürge zurückzubleiben, ein Vorschlag, 
den der Offigier nicht minder lachend und vergnügt annimmt, als 
der Juwelier. Leider aber vergeht Zeit auf Zeit, ohne daß der 
Bräutigam, nachdem er mit seinen Brillanten abgegangen, in das 
Geschäst zurüdkehrt. Der Offizier wird nachgerade unruhig, er ver⸗ 
fichert, dienstliche Verrichtungen zu haben und verlangt, den Laden 
berlaffen zu dürfen. Der Juwelier weigert sich dessen, es entsteht 
ein lebhafter Wortwechsel zwischen beiden Theilen, und schon jtehi 
der Offizier im Begriff, den Säbel zu ziehen, als zufälliger Weise 
zin höherer Polizeibeamter in Uniform am Laden vorübergeht, auf 
den Vorgang aufmerksam wird, deßhalb in den Laden eintritt, und 
nachdem er vom Juwelier den Sachverhalt erfahren, den Offizier 
beranlaßt, ihm auf die Polizeibehörde zu folgen. Nach anfängli⸗ 
cher Weigerung fügt sich endlich der Offizier und läßt sich von 
dem Polizeibeamten abführen. Ratürlich war, wie der Käufer und 
der Offizier, auch der „höhere Polizeibeamte“ ein Gauner. 
p München. Die Eltern der Adele Spitzeder waren 
das bekaunte Kuͤnstlerpaar Spitzeder, der Vater in den Deißiger 
Jahren einer der beliebtesten —D6 
ands, die Mutter die berühmte⸗ Sängerin Vio-Spitzeder. Die 
Theater · Chroniken Wiens, Berlins und Münchens wissen von 
diesem Künsilerpaar zu erzählen. Adele Spitzeder zählt jetzt bei⸗ 
läufig 86 Jahre und lebte von Kindsbeinen an in München, wo 
ihre Mutter nach dem Tode Spitzeders durch Jahre ein stadtbe— 
unies Verhältniß mit einer hochgestellten Persönlichkeit unterhielt 
Den Vorwurf intimen Umganges mit Mannern kann man Adelen 
nicht machen, im Gegentheil beobachtete man die auffallende Er 
scheinung, daß sie stets eine innige Neigung zu jüngeren Mädchen 
an den Tag legte. (D. 3.) 
p An Adele Spitzeder., (Jubelhymne zu Chren der 
Dachauer Bantschwindlerin.) 
O holde Jungfrau! Dir zu Ehren 
Mein windig Lied ertönet heut,, 
Ruf daß es Deine Gläub'ger hören, 
Wie Du benutzest Deine Zeit, 
Um ihre Kassen auszubeuten, 
Und vorzuschießen armen Leuten. 
vurde so unglücklich in den Rücken getroffen, daß sie nach wenigen 
Minuten den Geist aufgab. m 
Man schreibt der „Köln. Ztg.“ aus Bexlin: Nachdem 
die im Gefecht dei Weissenburg thätig gewesenen Regiementer ihren 
gefallenen Kameraden dort bereits Denkmäler gesetzt, ist es nun 
zeschlossene Sache, in der Nähe dieser Stodt hoch oben auf dem 
Heisberge, wo der Kampf am heftigsten gewüthet hat, noch ein 
nächtiges Zeichen zur Erinnerung an die Eröffnung der Sieges⸗ 
zahn durch die dritte, Armee zu errichten. Der damalige Ober⸗ 
zefehlshaber derselben, der Deutsche Kronbrinz, hat seine Zustimmung 
»azu bereits ertheilt und genehmigt, daß die Offiziere der genann⸗ 
ten Armee ein ein⸗ bis zweitägiges Chargengehalt zur Bestreitung 
der Kosten beitragen. Die Frau Kronprinzeffin ist eifrigst mit 
Zeichnung von Entwücfen beschäftigt. GEs steht fest, daß etwas 
Imposanles wird hergestellt werden zum Andenken an die Gefal- 
enen, zur Nacheiferung für die kommenden Geschlechter. 
ꝓGillige Kartoffelpreise) Der „Düsseld. Anzeiger“ schreibt: 
Durch die massenhafte Einführung nordamerikanischer Kartoffeln 
in England sind die Kartoffelpreise auch hier derart gefallen, daß 
hei Trier dieselben jetzt schon per 100 Pfd. zu 18 bis 20 Sgr. 
zu haben sind. In Holand liegen eine Menge Schiffe mit Kar- 
toffeln, die aus England zurückkehren, da dort die Preise niedriger 
sind, als in Deutschland. 
7Stralfund., Die „vBallische Zeitung“ meldet über 
die durch die Ueberschwemmung verursachten Vecheerungen aus 
guter Quelle folgende Details: Die Ortschaften Prerow, Ahrens⸗ 
hopp, Born und Wieck auf der Halbinsel Dars haben furchtbar 
gelitten. Die Bevölkerung von Prerow scheint entschlossen zu sein, 
Janz auszuwandern. Der Küste entlang sind ganze Morgen Landes 
bgeschwemmt, ‚anderwärts sind neue angetrieben. In Neuendors 
auf Hiddensoe sind von 57 Häusern nur 5 unversehrt. Die Ein⸗ 
pohnerschaft ist muthlos. Die ganze Düne von Göhren bis 
Thiessow ist fortgerissen. Ein ungeheurer Viehverlust wird von 
Allen Seiten gemeldet. Der Gesammtverlust des Regierungsbezirks 
Stralsund zählt nach Millionen. Am 15. d. M. hat sich ein 
Berein gebidet, um einen Hilferuf für die Verarmten durch ganz 
Deutschland zu erlassen. Weiter wird aus Stralsund unterm 17. 
J. geschrieben, daß die Ueberfluthung des ganzen Küstenstrichs vom 
dars bis zum Pramort nicht, wie man hier gestern noch hoffte, 
hne Verlust an Menschenleben por sich gegangen sei. In dem 
Dorfe Prerow allein sind 15 Menschen ertrunken. Die Beschrei— 
hung der Augenzeugen, welche die Stätlen der Verwüstung gese⸗ 
hen haben, ist eine höchst betrübende. Wüßte man nicht, daß dor! 
biele Menschen gewohnt haben, lange bevor das Land eingedeich! 
war, so würde man kaum wagen, an einen Wiederausbau der zer⸗ 
störten Gebäude zu denken. Ohne eine energische finanzielle 
Hilfe können sich die verarmten Bewohnern überhaupt nicht wieder 
aufraffen. 
P Zu Keynon, in der canadifchen Grafschaft Glengary, 
starb, wie der Toronto Globe verbürgt, am 18. September d. J. 
Anna Campbell im Alter von 130 Jahren. Sie war im Jahre 
1742 auf der schottischen Insel Skye geboren, versah im Haus⸗ 
halte des Capitäns Murray 50 Jahre hindurch die Dienste einer 
Milchfrau, wanderte im Alter von 87 Jahren nach Canada aus, 
lebte daselbst, ein Gegenstand des Wunders für Canadier sowohl 
als Amerikaner, weitere 48 Jahre. Sie war niemals krank ge⸗ 
wesen und war thätig und lebhaft bis zwei Tage vor ihrem Tode. 
Im vergangenen Sommer noch melkte sie täglich noch zwölf Kühe. 
Vierundzwanzig Stunden vor ihrem Tode verlor sie die Sprache 
und starb endlich obne ieden Kampf 
Du führtest nicht, wie andr'e Banken, 
Langweil'ge Bucher regulair, 
Du hattest sets nur den Gedanken, 
Zu machen Reicher Taschen leer: 
Das war allein Dein würd'ges Streben, 
Dafür verwirktest Du Dein Leben 
Dienstesnachrichten. 
Der Candidat Kunkele, Stadtricar in Germersheim wurde zum Stadt⸗ 
vicar in Kaiserblautern, und an dessen Stelle Konrad Vogel, Vicar in 
Speyer., zum Siadtvicar in Germersheim ernannt. 
(Besuch von Wirthshäusern und öffentlichen Tanzbelustigungen durch die schul⸗ 
pflichtige Jugend betr.) 
— Im Namen Seiner Majestät des Königs. 
—— — dasee Dein Treiben, Ungeachtet der Strafbestimmungen, welche bezüglich des Be— 
Puu sie dag —— died Dir schreiben, suches von Wirthshäusern und öffentlichen Tanzmusiken von Seite 
Damit Dein Ruhm niemals vergeht, der schulpflichtigen Jugend bestehen, werden immer noch Klagen 
Und daß von jetzt an preise Jeder laut über die häufigen nicht zur Anzeige gebrachten Uebertretungen 
O holde Jungfrau, Dich, Spitzeder! der desfallsigen so destimmien und strengen Vorschriften des Poli— 
p Freising, 18. Nowr. Der „K. f. R.“ schreibt: Die deistrafgesetzbuches. 
Dachauerbankhöhlen haben heute in dem benachbarten Langenbach Die uͤnterfertigle königliche Regierung sieht sich daher zu nach- 
ihre Opfer gefordert. Ein Gürtler erschlug dort heute Morgens stehenden Anordnungeu veranlaßt: 
seine Frau mit einer Hade und erhängte sich dann auf dem Dach— 1, Die unten im Abdrucke folgenden Gesetzbestimmungen sind 
boden. (Und der Zusammhang 7) sofott in sammtlichen Gemeinden des Regierungsbezirkes und all— 
In Reich enbach (bei Lahr) legte in einem Wirthshause jährlich wiederholt vor den an der Kirchweihe und zu Fastnacht 
ein Jagdaufseher jein geladenes, mit Zündhütchen versehenes Ge stattfindenden öffentlichen Tanzmusikunterhaltungen in ortsüblicher 
wehr, auf einen Tisch; der 9jährige Knabe des Wirihs spielte Weise zu veroffentlichen. 
Iber Waäffe:; der Schuß aina los und die Mutter des Knaben 2. Die VPolizei Organe haben alle Uebertretungen diel⸗