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Der St. Inaterter Anzeig er (und das mit dem Hauptblatte verbundene unterhaltungsblatt, mit ver Dienstagt⸗, Donnerstagt⸗und Sonma
Nummer) erscheink wöchentlich vie remal: Dienstag, Bonner vtag, Samstag and Sonntag.“ Abonnementapreis vierteliahrig 42 Kezr. oder
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M 204. austan/ den 28. Dezeubhe 218872
Einladung zum Abonnement.
Bei herannahendem Beginne eines neuen Jahres erlauhen
wir uns zur Erneuerung des Abonnements auf den St. Ingberter
Unzeiger höflichst einzuiaden. Durch regelmäßige Zusammenstellung
der politischen Tagesbegebenheiten, sowie Besprechung derselben in
leichtverständlicher Weise, durch alles Neueste, das wir aus dem
GBebiete der Landwirthschaft und des Verkehrs bringen, werden
wir das in uns gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen suchen. Das
3 mal in der Woche unserm Hauptblatte beigedruckte Unterhal,
tungsblatt wird durch eine Reihe spannender Novellen, Gedichte,
kurzweiliger Geschichten und Räthsel seinem Zwecke gerecht werden.
Auch den localen Angelegenheiten werden wir in Zukunft beson⸗
dere Aufmerksamkeit widmen und glauben dadurch alle billigen
Anforderungen an eine Localzeitung zu erfülluren.
Unsere auswärtigen Abonnenten, welche das Blatt durch die
Post beziehen, ersuchen wir freundlichst ihre Bestellungen bei den
betreffeuden Posterpeditionen eder Postboten doch unberzüglich machen
zu wollen. Unsern verehrlichen Abonnenten von St. Ingbert und
Umgegend, welche das Blaft durch unsere Träger beziehen, wird
dasselbe für das kommende Quartal fortgeliefert werden, falls sie
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unseres Blattes bleibt derselbe wie bisher. —
Recht zahlreichem Abonnement sieht ergebenst entgegen.
Die Expedition des St. Ingberter Anzei rs.
utzchet oↄ.
München, 23. Dec. Der Koͤnig verlieh den Maximilians-
orden für Kunst und Wissenschaft den Professoren Kolbe in Leipzig,
Heumann in Königsberg, Roth hier und dem Schriftsteller Fritz
Reuter in Eisenach.
Münschen, 23. Dec. Die Jesuitenfrage hat einen neuen
Conflict zwischen Staats- und städtischen Behörden hervorgerufen.
Der aus Regensburg. ausgewiesene Jesuitenpater. Freiherr v.
Pelkhoven, Chat in Landshut bei seinem Oheim Unterkunft gesucht
und von dem ultramontanen Magistrate der niederbayerschen Kreis
hauptstadt die Erlaubniß zum Aufenthalt einstimmig bewilligt er⸗
halten. Die Fainilie v. Pelkhoven ist dort sehr angenehm und
einflußreich. Der niederbahersche Regierungspräsident v. Lipowsky
cassirte in stricter Ausführung des Reichsgesetzes indeß diesen Be—
schluß, wogegen Prolector und Schützling, Magistrat und Jesuiten⸗
pater, Protest einlegten. Die Sache wird jetzt an das Ministerium
zum Austrag gelangen.
Halle, 21. Dec. Gestern ist aus hiesiger Strafanstalt
der letzte Franzose, der wegen versuchten Giftmordes an deutschen
Truppen kriegsgerichtlich verurtheilte Ackersmann Dutour aus
Fontenah les Louvres, als begnadigt entlassen worden.
Strabburg, 20. Dec. Ein Arzt bittet die volksfreund⸗
lichen Blätter, die Dorfbewohner vor den Landstreichern zu warnen,
die als Quacksalber, Hexenmeister, Teufelsbanner u. s. w. ihr un⸗
heimliches Wesen treiben. Oft, schreibt er, bemerke ich in den
Krankenzimmern das sogenannte Bierbrauerzeichen (Drudenfuß)
und die kabbalistischen Buchstaben C. M. B. (Caspar, Welchior,
Balihasar) und dann weiß ich, warum ich zu spät zu den Patienten
gerufen wurde. Am Halse unserer Bauernweiber sehe ich dieselben
Amuületten, die ich vor zwei Jahren bei den verwundeten Turcos
gefunden habe. Auch die Apotheker klagen über die Leichtgläubig—
keit ihrer Kunden, welche öfters Armensünderfett, Menschenfleisch
(Mumien), Teufelsdreck (Assa foetida) und ähnliche zauberkräftige
Mitteln begehren. Hoffentlich wird der Einfluß der freisinnigen
Blätter und der deutschen Schulordnung diesem mittelalterlichen
Treiben ein Ziel setzen. —W—
Berlhin. Der „Staatsanzeiger“— enthält an seiner Spitze
'olgendes königliche Handschreiben an den Fürsten Bismarc:
„Auf Ihren Antrag in dem Bericht vom 20. d. M. will Ich
—
eutbinden. Sie behalten den Vortrag bei mir in den Angelegen—
heiten des Reichs und der auzwaͤrtigen Politik und sind, imFalle
Ihrer Behinderung an der persönlichen Theilnahme an Liner
Zitzeng des Staats-Ministersumsbefugt, Ihr Votum in den,
zie Intereffen des Reichs hexühr enden Angelegenheiten, unter
Ihrer Verantwortlichteit, durch den Präsidenlen des Reichslanzler⸗
imts. Staatsminister Deel her ü d, abgeben zu lassen. Dex Vorsitz
m Stagatsministerium geht an den ältesten Staatsminister über.
—
Berlin, den 21. December 1872. e Um. Fürst vp. Binz⸗
nare. An den hrasivemten des Staalsmim stertns, Furst v
aus m arc —
B.e rlin, 28. Dec. Als in der Kreisordnungsfrage die
Wogen der herrenhäuslichen Oppofition am mächtigsten schäumten,
und das Eulenburg'sche Werk zum Wrack zu machen drohten: da
jab es Momente, wo die Freunde der Reforni, am Gelingen ver⸗
weifelnd, den Minister des Innern wegen seines kaliblütigen
Auftretens, wegen seiner hinser, der. Wichtigkeit der Sache weit
urückbleibenden Gelassenheit der Rede und der Agilation anklagten,
und Hülfe von Varzin verlangten. Der Premier⸗Minister sollte
lommen und den wiederspenstigen Lords den Kopf zurechtsetzen,
vie er es in der Schulaufsichtsfrage gethan, Wie hat der Premier⸗
Minister auf diesen Hälferuf geantwortet? Daß er kommen würde,
und der Partei, die unterliegen zu sollen schien, beizuspringen,
war wohl ernstlich von Niemanden erwartel worden. Der Ruf
nach Varzin war mehr an den Minister des Innern gerichtet ge⸗
wesen, als an den Premier. Die buchstäbliche Adresse hatte nur
rinen rethorischen Zweck. Die Antwort Bismarck's ist mohl nicht
uusgeblieben. Sie lautete dahin: Ich werde überhaupt nicht mehr,
im Laudtage erscheinen, weder im Abgeordnetenhause noch im'
derrenhause. Denn mit dem Rücktritt von der Prüfidentschaft ist.
die Kündigung der Besuche in dem einen oder anderen Hause
dentisch. Was hat ein preußischer Minister des Auswärtigen uoch
m Landtage zu thun? Ihm liegt die Bedeutung der Beziehungen
Preußens zu den Bundesstaaten und die Instrurung der preußi—
hen Bevollmächtigten zum Bundesrathe ob. Da braucht er im,
randtage allerdings nicht mehr zu erscheinen. Den kleinen preußi⸗
chen Etat des Auswärtigen vertritt dort in der Regel ein Lega—
ionsrath in zwei Worten mit dem besten Erfolge. So sehr man
ich auch dagegen sträuben mag, die verdrießliche Bedeutung der
Verzichtleistung Bismarcks auf Verhandlungen mit und in dem
dandtage anzuerkennen, so wird man doch schwerlich darüber hin—
wegkommen, der Fürst hat, nachdem kaum die Kreisordrungsfrage
ausgefochten war, sich beeilt, die moralische Verantwortlichkeit als
Ministerpräsident für Geschehenes und Ungeschehenes abzufchütteln.
Jedenfalls hat ihm an der Entwickelung und au dem schließlichen
Ausgange der Eulenburg'schen Reform etwas nicht gefallen, jeden⸗
falls ist er es übechaupt überdrüssig, in die innere Potitit Preu-
zens sich zu mischen und alle Wandlunggen derselben im Landtage
zu vertreten. Jedenfalls muß er sich früher schon öfters in der
dage befunden haben, für Stadien dieser Politik einzutreten, die
er so wenig billigen, als ändern konnte und ist dadurch allmählich
uu einem Entschlusse gelongt, der die Erfahrung mit der Kreis—
dnungsfrage vollends gereift hat. Diee Zukunft wird uns da—
über Aufschlüsse bringen. Die Erleichterung der Geschäftslast er—
lärt bei weitem nicht Alles. Vorläufig hat der Nücktritt des Für⸗
ten Bismarck von der preußischen Mmister-Präsidentschaft nicht
jerade eiwas Ermuthigendes und scheint uns die Schadeufreude
er „Kreuzztg.“ und ihres Gelichters ganz erklärlich. Geht auch
uf dieser Seite die Interpretation des bon Bismaick geschehenen
Schrittes lediglich aus dem Vestreben hervor. daraus Capitai für
die Sache der Reaction zu schlagen, so läßt sich doch nicht leugnen,
daß die Selbstbeschränkuug des Premier-Ministers auf das preu⸗
zische auswärtige Amt an sich, sollte sie definitiv bleihen,und
nicht als ein Intermisticum aufzufassen seir, den schlimmsten Deu⸗
ungen Thor und Thür offen hält. Dazu kömmt, daß nicht blos
nus dem reactionären Lager, wo man die Absicht leicht erkenmt,
höse — d. h. für die Qreuzztg.“ quie — Dinge prophen