führung eines allgemeinen Musterschutzes J b) ein besonderer Schut
für die Nachahmung, der Werke der Kunstindustrie und noch mehr
der eigentlichen Werke der bildenden Künfte? Petitionen über alle
diese Gegenstände liegen dem Reichstage aus den betheiligten Kreisen
dor. —
Berlin, 4. März. Der Vorsitzende des Allgemeinen deut
schen Arbeitervereins, Hasenclever, hat einen Aufruf erlassen, worin
die Socialdemokraten aufgefordert werden, den 18. März als
Jahrestag der Pariser Commune festlich zu begehen.
England.
Sondon, 4. März. Eine zahlreiche Deputation an Kaiser
Wilhelm reist am 8. April, an der Spitze vermuthlich der Herzog
bon Manchester und Sir Robert Peel, nach Berlin und übberreicht
rin prachtpolles Album, enthaltend Adresse und Kopien des
daiserbriefes, des Berliner Dankschreibens, der Maigeseße u. s. w.
Duplikate werden der Königin Vicioria, dem deutschen Kronprin⸗
sen und dem Fursten Bismard ürtergeben.
ondon, 5. März. Der „LTimes“ wird von Paris ein
Schruͤben des Prinzen Cartos mitgetheilt, wonach derselbe beab-
ichtigt, sofort nach der Einnahme Bilbaos fich in der dortigen
Nathebrale krönen zu lassen, den Eid auf die Freiheiten Spaniens
ind die Fueros der baskischen Provinzen abzulegen und darauf
die Regierung unter der Ministerpräsidentschaft Eliots lonsti-
uiren, ferner bei den Mächten um Anerkennung der Carlisten als
friegführende Macht nachzusuchen und die Spanier von dem einer
anderen Regierung geleisteten Eide zu entbinden.
ent Regierung aeemere enineen.
Nom, 1. März. General Lamarmora soll seine Revanche ⸗
plane aufgegeben haben und auf weitere Polemik gegen den
Fürsten Bismarck verzichten wollen. Es hieß nämlich fruüher, der
deneral wolle sein Mandat als Deputirter, wie seinen Rang in
)er Armee aufgeben, nach der Schweiz oder nach Frankreich über⸗
fiedeln, um von dort aus mit neuen Enthüllungen hervorzutreten.
Den preußischen Rothen Adlerorden hatle er bereits dem italieni-
schen Ministerium mit dem Ersuchen übersandt, die Decoration an
die preußische Regierung zurückzustellen. Dem ialienischen Cabi-
net muß es wohl gelungen sein, den General umzustimmen, denn
dieser soll sich, wie gefagt, nun nicht nur entschlossen haben, den
Rothen Adler zu behalten, sondern auch im Lande zu bleiben
umd auf fernere Polemik zu verzichen. .7
MPortugal.
Lifsabon, 3. März. Ein englisches Geschwader von 6
Fregatten unter dem Kommando des Contreadmirals Honby ist
vor Kurzem hier eingelaufe.
Nußland.
Die Moskauer Zeitung“ sagt: „Die Worke, welche Kaiser
Alexander am 15. Febrnar bei ber Gala⸗Tafel gesprochen, zeich⸗
neten die gegenwärtige Lage Euroha's und bvekräftigen das durch
die großen Ereignisse der letzten Zeiten geschaffene Syftem. Der
Friede Europa's ist durch die Freundschaft der vier Großmächte
Jewahrleistet. Niemals waren die politischen Mächte Europas gün⸗
iger im Interesse der Civilisation gruppirt. In ihrer gegenseiti—
gen Annäherung liegt nichts Feindseliges gegen Andere, nichtsé,
vas irgend Einem Besorgneß einflößen könnte. Ein neues System
des Gleichgewichts der Macht ist eingeführt worden: die Mächte
fützen sich selber gegenfeitig nicht mehr mit Hülfe decr Waffen,
sondern durch vegenfeitige Verständigung und Ausgleichung der
jegenseitigen Interessen zur Stärkung der allgemeinen Sicherheit
und Ruhe. So lange die gegenwärtige Constellation am politi-
schen Himmel sichtbar ist, wird ein Waffenkampf unmöglich sein
und Wettkampf sich nur auf dem Gebiete der wmoralischen
and intellekruellen 38 zeigen können, wodurch der Forischrit!
der Humanität befördert statt geschädigt wird. Wenn Oesterreich
Ungarn der Allianz, welche Rußland und Deutschland verbindet
remd geblieben wäre und ändererfeits England sich ferngehalten
hätte, so wurde Europa sich nicht wieder ermuthigt fühlen uud
die Gesammtheit der Interessen nicht gefichert sein. Abgesonderte
Allianzen würden einen drohenden Charakter haben und eine Lafl
für die Alliirten solber sein. Die Vereinigung der Mächte, wie fie
in dem Toast vom 15. Februar betom worden, ist es gerade,
welche der Lage Europat Gleichgewicht, Kuhe und Stärle gibt.“
Amerika. J
ew⸗York, 13. Februar. Der deutlichste Beweis, wie
sehr die September⸗Panik auf die materlellen Zustände des Landes
nachtheilig eingewirlt hat, ist durch die Erscheinung gegeben, daß
'n berschiedenen Staaten Versammlungen gehalten wurden, um
Daßrtegeln zur Verhinderung der Einwanderung zu verathen, weil
Arbeitsträfte genug sich im Lande befänden. Die Noth um ganzen
Lande ist eher im Zunehmen als Abnehmen begriffen. In New—
HYorl haben es sich cinige Menschenfreunde zur Aufgabe geftellt
die verschämte Noth in den Wohnungen selbst aufzusuchen. Jamel
Gordon Vennet, der Eigenthümer des New-VYorker Herald' hat
466
30,000 Dollars zur Einrichtung von Suppenanstalten hergegeben
Bestern wurde ein Fall bekannt, daß eine Mutter von 9 Kindem
den Tod des Hungers gestorben ist. Der Familienvater ist inda
lid und einer Urgroßmutter von 80 Jahren bleibt jeßl ganz allein
die Sorge für die Familie. Ein Mädchen von 16 Jahren wurde
nestern auf der Straße vom Hungerkrampf befallen und mußte in
das Spital gebracht werden. Es sieht nicht danach aus, als ob
das Frühjahr ein Besserwerden der Zuftände mir sich bringe. Die
Finwanderung hat bedeutend abgenommen und von den Einwan-
derern sind die wenigsten von den wahren Verhältnifsen des Lau⸗
des unterichtet. Viele der Ankommenden kehren auch gleich wieder
in ihre Heimatb zurück. (S. M.)
Vermischtes. 38
Landau, 4. März. (Pf. Zig.) Am 27. Febr.Istand dor
dem biesigen Zuchtpolizeigerichte ein 121/3 jähriger Knabe aus
irrweiler, der aus dem Opferstodke der dortigen katholischen Kir-
he eine Geldsamme unter 10 Thaler entwendet hatte und der
That gestaändig war. Er wurde in Folge Dessen zu einer Gefäng⸗
nißstrafe von 1J Jahr 6 Monaten verurtheilt. Gleichzeitig mit
enem Diebstahle hatte der Knabe nach seinem Geständniß den
Tabernakel des Altars aufgeschlofsen, die große Hostie aus der
Nonstranz und etwa 40 kleine, ebenfalls konsekrirte Hoftien aus
dem Ciborium genommen und gegefsen. Der Gerich?shof nahm
an, daß der Knabe in den Hostlen nur Odjekte für seine Nasc
haftigkeit gesehen habe, daß somit nur ein einfacher Eßdiebstadl
vorliege, bei welchem ein Strafantrag nothwendig sei. In .dieser
Beziehung wurde der Knabe freigesprochen. e
7 Wie die „Zw. Ztg.“ hört, wurden in der Nahde des
Bahnhofs Schwarzenocker interefsante Funde aus der Steinzeit
ntdeckt, deren Ausgrabung seeben vorgenommen wird.
FOggersheim erhält jetzt auch eine Apothele; die Concession
vurde von der Regierung vor Kur em ertheilt. ze
f Far Auswanderer. Die durch ihre segensreiche Thätizkeit
zinlänglich bekannte „deutsche Gesellschaft“ ia New-NYort findet sich
in Folge vielfacher Klagen deutscher Auswanderer über bie Be⸗—
jandlung auf englischen Schiffen veranlaßt, folgende wicderholie
Warnung ergehen zu lassen: „Wie so häufig — heißt es auf
Seite 7 ihres Jahresberichtes — müssen wir auch in diesem Jahre
ansere dringende Warnung an deutsche Auswanderer gegen die
steise auf englischen Schiffen wiederholen. Die stete Klage über
chlecht· Vehandlung und mangelhafte und ungewohnte Bekoͤstigung
auf englischen Schiffen, die fortwährenden Reclamationen nach ver—
orenem Gepäck, über dessen Verbleib in den meisten Fällen keine
Austunft zu erhalten ist, und namentlich der Umstand, daß eine
der bedeutendsten Dampferlinien ihre Zwischendeckpassagiere über
Boston nach Newyork expedirt, um für sich die geringe Kopfsteuir
u ersparen, die sie hier zum unberechenbaren Vortheil der Aus-
zanderer zu entrichten hätten, rechtfertigen unsere dringende War⸗
zung. Nur die Auswanderer, die direlt im Hafen don Newyorl
anden, stehen unker dem Schutze der bom Staate Newhork einge-
etzten Emigrations ˖ Commission und sind während der erfien 5
Jahre zur freien Aufnahme im Zufluchtahause und unentgeltlichen
Derpflegung im Hospital auf Wards Island berechtigt, während
die ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen über Boston hier an⸗
lommenden Einwanderer auf diesen Vortheil keinen Anspruch haben
and in Krankheits⸗ und Unglücksfälen oft der größten Noth und
schweren Leiden ausgefetzt sind. Die deutschen Dampfer, kunter
zenen namentlich die seit Kurzem ins Leben getretene Adler-Linie
vegen der wahrhaft prachtvollen Einrichtung ihrer Schiffe ruühm-
lichst zu erwähnen ist) entsprechen so vollständig den billigen Un⸗
forderungen der deutschen Auswanderer, daß es räthselhaft fein
vürde, warum so viele Tausende den englischen Linien den Vorzug
geben, wäre es nicht bekannt, daß diese die Agenten durch Gewah⸗
rung groͤßerer Vortheile für fich zu gewinnen wissen.“
In Mannheim hat ein Zimmermann am 2. Marz feine
Frau erschossen. Derselbe hatte in Folge seines leichtsinnigen
Wandels schon längere Zeit mit seiner Frau in Unfrieden gelebt.
Am 2. ds. hatte er den groͤßten Theil des Nachmintags und
Abends auf der Kegelbahn zugebracht; von da kam er gegen 10
Uhr Nachts nach Hause und schoß, nachdem wahscheinlich wieder
Streit zwischen den Ehegatten entstanden war, die Frau in den
sopf. Die Unglüdliche starb gegen 2 Uhr Nachts. Der Thater
ist verhaftet.
f Mannheim, 2. März. Wie der My. Anz.“ hört, haben
polizeiliche Erhebungen konstatirt, daß bei dem jetigen außerge⸗
vöhnlich niedrigen Wasserstande ungefähr 800 Brunnen Lein
Wasser geben. Man besbsichtigt außerordentliche Maßnahmen, um
iesem Utbelstande zu begegnen. (Auch in Lndwigthafen sind
hon vielt Brunnen, selbst in Hausern, die nahe am Rheine liegen,
in Folge der anhaltenden Trodenheit versiegt.)
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