Full text: St. Ingberter Anzeiger

4. Durch den im Schlußab'atze euthalterien Pafsus ,Wohl 
hesißen wir — dikliren läßt 32 
Die kgl. Staalsbehörde begann. ihren Vortrag mit einen 
aufforderung an die Herren Geschmorenen, auen und jeden Par⸗ 
seistandpunll bei Seite zu lassen und ein rein objektives Urtheiß zu 
allen. Sodann beleuchtete dieselbe den Artiket etwas näher. Schon 
die Sprache jenes Artilels, sagte sie, sei eine höchst anstoͤßige; 
selche Sprache führe man nicht, wenn man von dem Kaiser, dem 
Repräsentanten des Deutschen Reicheß Nrede. Die Form werde 
ber noch bedeutenderüberboten. durch den Inhall des Rheinpfalz⸗ 
Aetitels, welcher schon mit einer Beleibigung des deutschen Kaisers 
deginne. Denn der „Rheinpfalz“ falle es doch sicherlich nicht reia 
den Papst einen-kindischen Greis zu aennen, wie es in der „Frei⸗ 
naurerzeitung“* geschehen sei. Wenn also die „Rheinpfalz“ diese 
Aedeischrift gebrauche und dana frage: ist der Freimaurerzeitung 
dier nicht eine Verwechslung begegnet“, so bedeute Dies doch 
icher nur: Es ist ihr eine Verwechtlung begegnet, nicht der Papf 
jondern der Kaiser ist der kindische Greis. Außer verschiedenen 
anderen, theils mehr, theils minder beleid igenden Bemerlungen im 
Laufe des Artikels enthalie endlich der Schlaßsatß desselben, worin 
dem Kaiser der Vorwurf gemacht wurde, daß er sich Briefe diktiren 
iasse, also ein bliudes Werkzeug in den Händen seiner Minister sei, 
rine schwere Beleidigung. ⸗ Da nun der wahre Verfasser des er⸗ 
vähnten Artikels sich nicht geftellt habe, so müsse der verantwor!. 
liche Redacteur, der heutige Angeklagte, dafür verurtheitt werden. 
—A 
wischen der katholischen Kieche und dem Staate ein so deftiger sei, 
daß man kleine Uebergriffe auf der einen oder anderen Seite 
entschuldiger müsse. Namentlich sei dies zu entschuldigen, wenn es 
auf Seiten der Katholiken vorkäme. der Minderheit, welche, wenn 
sie nicht in Wirklichkeit bedeüdkt wäre, sich doch wenigstens bedrückt 
Ahle. Die liberale Presse lasse es auch täglich an Aagriffen und 
Schmähungen der Kirche und des Papstes nicht fehlen; da sei doch 
eine Abwehr erlaubt. Was den Artikel selbst anlange, so sei er 
rein sachlich gehalten und blos eine Erwiderung des der „Frei- 
maurerzeitung“ entnommenen Aufsatzes. Es fänden sich nirgends 
darin Beleidigungen des deutschen Kaisers, diese müsse man erst 
willtürlich hineinlegen; der Artikel überschreite keinessfalls das Maß 
der berechtigten Kritik. Darum müsse eine Freisprechung seines 
alienten erfolgen. — Urtheit, wie belannt, zwei Monate Gefano 
— 3 
a Der Gewerbeverein Kaiserblautern will eine Agitation ein⸗ 
eiten gegen die vom Abg. Schüttinger (ultramontan) beantragte 
kinführung des Malzaufschlags in der Pfalz. Zu diesem Zwed 
jollen zunächst die Biere der bedeuteudsten Brauereien der Pfal, 
und des jenseitigen Bayerns auf ihren Gehalt untersucht und dann 
in einer Broschüre die gegen den Malzaufschlag sprechenden Gründe 
eutauckell werden. Es wird behauptet, /daß z. B. die Kaiserslau⸗ 
terer Biere etwa 14 pCt. Würze enthalten, jenseitige Biere aber 
aur 10— 11 pCt. — Nachdem die Ueberfüllung der männlichen 
Abtheilung des Zuchthauses Kaifertlautern nunmehr bseitigt ist, 
wurde vom Justitministerium verfügt, daß vom 15. März ds. Is. 
an die in den Bezirke des Appellationsgerichts Zweibrücken ver⸗ 
ittheilten männlichen Perso en, welche drei Jahre oder weniger im 
Zuchthause zu verbleiben haben, zur Straferstehung in das Zucht⸗ 
daus Kaiserslautera abzuliefern sind. 
Am 10. d. M. wurde von dem Zuchtpolizeigericht Kaisers⸗ 
lautern der praltische Arzt Dr. Beckerle in Albisheim wegen bder⸗ 
eer Behandlung eines Kindes zu 80 Thaler Strafe dver⸗ 
artheilit. J 
t Neustadt, 12. März. Die Baucommission der Schltzenge⸗ 
alschaft hat die Erbauung der Festhulle ec. an Fillibeck von Ham · 
dach und Jatob Becker M. von hier in Accord gegeben. Die 
dosten des Festes sind auf 12,800 fl. veranschlagt. (R. 3.) 
F Landau, 12. Marz. Gestern wurde die ledige Anna 
Maria Schwamm, 37 Jahre alt, Tochter des Ackerers Matthäus 
Schwamm, in Alingemnünster durch die Genadarmerie verhaftet 
und in's hiesige Bezirksgefängniß gebracht. Sie ist des Mordet 
an dem quiesc. Foörstea Friedrich Herbst verdächtig. Man weiß, 
daß der Geitddtele der Verhafteten und ihrer Schwester fein Ver- 
noͤgen dermacht hattte, und daß er den Abend bor seinem Tod in 
»eren Wohnung war und voun ihr in angetrunlenem Zustande 
Zussande nach Hause geführt worden ist. Sie allein will auch in 
der detreffenden Nacht einen Schrei gehört haben. Bei der statt⸗ 
zehabten Haussuchung fand man in ihrer Wohnung eine dem 
ccmordelea gehdrige Obligation. (C. A). 
7 Landau. Der ‚L. Anjz.“ fügt seiner Nachricht (vorstehend) 
)ezuglich eines von dort vecschwundenen jungen Mannes, jezt dei, 
aß das betreffende Geldpaquet der Post richtig übergeben wurde. 
FDie Eier, eines der unentbehrlichsten Lebensmittel, hnbeu 
n der letzten Zeit einen Rückgang im Preise erfahren und zwar 
urch die massenhafte Eierzufuhr ans Italien. Die italienischen 
zier find bedeutend größer, als die inländischen und dabei sehr 
vohlschmedend und gehaltvoll. In Mannheim soll in voriger Woche 
ein ganzer Eisenbahnwaggon'jsolcher Eier verkaust worden sein, 
uind zwar das Stüch zu 1 Kreuzer. 
77 In Muͤnchen verlndet die dayerische Gartenbaugesellshaft, 
paß man beuer ein ‚Maikäfer⸗Jahr“ zu erwartem habe:t 
Munchen, 6. März. Die Giefinger Kirchenbau⸗Lotterie⸗ 
Angelegebheit scheint sich, bit ein unanfechtbares Urtheil erwirkt 
vird, roch sehr in die Länge zu ziehen undus wird vorausficht- 
ich noch dieses Jahr verstreichen, hiß, zing, neue Zighung weramz 
taltet werden Fanu.. 3 
i PaBerlin, 9. März. Das nervöse Leiden des Reichtkanzlers 
und⸗ Ministerprasidenten Fürsten v. Bismarck hat dit Verschlim⸗ 
netung erfahren, daß die bisherigen Krankheitserscheinungen des 
rechten Fußes auch auf den linken übergegangen sind, Der Leib⸗ 
arzt des Fürsten, “ Regimentsarzt- Dr. Siruck,“ führte vessern au 
ꝛas Krankenlager desselben den Gentralarzt Vr. von Lauer, Leib⸗ 
arit Sr. Maj. des Kaisers und Königs, und hatte dann dilt Huu- 
v. Lauer eine Konsultation. Auf ärzilichen Rath ist Farst Bis 
narck genbthigt, sich emige Zeit von allen Geschäften, fernpu 
halten. j — 
tSiadbach, 5. März. (Bekantmachung.) 100. Thaler 
Prömie! Am Abend des 1d. wurde vas Bild Selner Viaesin 
des Kaisers und Koͤnigs aus dem Schulsaale zu Hamern entwen⸗ 
det und in frevelhafter Weise zerstört. Demjenigen, welcher zue 
ẽrmittelung der Thaͤter derart beiträgt, daß eine gerichtliche Be⸗ 
rafung derselben, herbeigeführt werden lann, diete ich“ mit 
Benehmigung der königlichen Regierung zu Düsseldorf eine Prämie 
zon 100 Thalex, mit Buthhstaben Einhundert Thäler. M.⸗Glad⸗ 
»ach, 3. Marz 1874. Der konigliche Landrath Bödiler.“ Das 
hetreffende Bild' des Kaisers war erst vor Kurzem in der Schule 
zu Hamern aufgehängt worden. 
s FEchternach, 7. März. Die Sauerbahn schreitet in ihren 
Bollendung regelmäßig fort. »Auf der Strede Echternach Ditkirch 
jat man die anfänglich hochgestellten Fahrpreise bedeutend ermäßigt. 
Die Bahnstationen. welche auf dieser Strecke noch exrichtet werden 
oslen find jetzt desinitiv festgestelli: Von Wasserbillig aufwärts 
ins von Echlernach abwärts fährt die Lokcmolive bereits auf 
veite Strecken behufs dis Transportes von Bahnmaterial. Späte⸗ 
tens bis zu Pfingsten wird die ganze Strecke Wasserbillig Echternach 
dem Verkehre übergeben sein. Man glaubt, daß die Geselschaft der 
Prinz· Heinrich⸗ Bahn auch die Concession für eine Moselbahn auf 
axemburgischer Seite erhalten wird. In diesem Falle würde 
Wasserbillig ein eben so wichtiger Bahnknotenpuntt wie einst das 
iahe Conz werden. 
7*Breslau, 6. März. In der Pfingstwoche wird hier die 
21. allgemeine deutsche Lehrerversammiung statifinden. Für die 
»auptversammlungen sind bis jetzt folgende Vorträge angemeldet: 
) Einleitender Vorrag üder die historische Eatwickelung der üll⸗ 
nemeinen deutschen Lehrerbersammlung von Kiesel,Senuͤnarlehrer 
n Creuzberg. 2) Bericht über die Verhandlungen und Beschlüsse 
ner zu Cassel im vorigen Jahre stattgefuudenen Ausschußlonferenz 
don Direktor Berthelt in Dresden. 8) Die Selbsthülfe der Lehrer 
von Dr. Schnell in Prenzlau. 49) Uerer die Stellung des deut⸗ 
chen Lehrerstandes zur Nationalliteralur von Emil Wolff in 
Wandsbeck.“65) Die nolhwendigen Bedingungen für eine fernere 
lückliche Entwickelung des deutschen Vollsschulwefens von Th. 
hoffmann, Schulrath in Hamburg. Ferner sind angemeldet für 
ie Sektionssitzung folgende Vorträge: 1) Ueber Organisation von 
Fortbildungs -⸗ und Gewerbeschulen, von O. Jessen, Direttor der 
illgemeinen Gewerbeschule in Hamburg. 2) Ueber den Zeichnen⸗ 
interricht in den Fortbildungs ⸗und Gewerbeschulen sir Madchen 
von Dr. A. Stahlmann in Hamburg. 
7 VLondon. 8. März. Einen grauenhaften Vorgang brrichtet 
zie .Chirg Mail“ aus Japan: Eine Frau, die zum Morde 
hres Mannes Hand geleistet und den Mörder geheirathet hatte, 
st zut Strafe durch angespannte, Ochsen in Stücke gerrifsen 
vorden. Dem Mörder, Bruder des Gemordeten, stand ein kaum 
venlgee quelvosler Tod bevor, erst Kreuzigung und am Kreuze 
Tortur bis zum Tode mit spizen Scheeren. Weiter kündigt das⸗ 
elbe Blatt die Einäscherung des Schibatempels in Yeddo an. 
Tas Gebäude hatte 270 Jahre lang geftanden und war eine der 
wesentlichssen Sehenzswürdigkeiten der Haupistadt. 
7 Constantine (Algier), 7. Maͤrz. Gestern und heute rast ein 
urchterlicher Orkan über unsere ganze Provinz. Chaussten und 
Fisenbahn sind zerstoͤrt und die Flüsse ausgetreten. Der Schaden 
ist ein ungeheuerer. 
Volkswirthschaft, Haudel uud Verkehr. 
München, 11. März. Von der k. Münje dahier wurde nun⸗ 
nehr eine groöͤßere Sunma dvon Nickelmünzen (10 Pfennigstücke) an 
die Tentralstaatslasse abgegeben, um von da aus in den dffent⸗ 
lichen Verkehr gebracht zu werden.