St. Ingberler AAnzeiger.
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486. 8 Sonntag, den 81. Mai. I 1874
I Dentsches Meich.
Mänchen. In der Debatte über den (abgelehnten) Frei⸗
ag'schen Antrag bemerkte Abg. K. Schmitteu. a.: In der
Bfalz destünden zur Zeit 262 Brauereien, die aber zusammen nicht
o viel produciren, als eine einzige Brauerei in München, woraus
naan ersehe, was man aus dem Malzaufschlage in der Pfalz ge⸗
zewinnen werde. Während in München beispielsweise auf eine
Familie 1041 Maß Bier kreffen, entfallen auf“ eine Familie in
er Pfalz kaum 104 Maß Bier (Heiterleit. Man habe berech—
iet, daß der Malzaufschlag in der Pfalz jährlich fl. 330,000 ab⸗
verfen würde, dagegen trage das Enregistrement fl. 360.000.
sin allgemeines Targesetz sei für Bayern unbedingt nothwendig.
Barum solle denn die Pfalz darunter leiden, daß das Minisie⸗
cium den Targesetzentwurf nicht vorlege? Die Äbsicht dea Ärt.
04 des Gesetzes über den Malzaufschlag vom Jahre 1868 sei
dahin gegangen, die Ungleichheit der Besteuerung zwischen der
pfalz und den diesseitigen Kreisen bezüglich der Taxen zu besei⸗
igen. Diese Absicht wurde aber durch den Aatrag Freitag's wie⸗
er illusorisch genacht.
Straßburg, 29. Mai. Die Unterzeichner der Adresse
in den Reichskanzler haben ein Schreiben des Oberpräsidenten er—
jalten, norin ihnen im Auftrage des Reichskanzlers vorläusig mit
jetheist wird, daß deaselbe wegen derselbe wegen der in so hohem
MNaße wünscheuswerthen Beschleunigung der Stadierweiterung mit
em Kriegsminister in Verhandlung treten. n
Bomn, 28. Mai. Heute nahm die altkathol. Synode die
on der Synodalrepräfentanz empfohlenen Satze über das Fasien
ast unverandert an. — Gestern Abend verein“n sich die Mit⸗
zlieder dr Synode zu einer geseligen Uuter altung, bei weichen
u. va. Oberamtsrichter Beck aus Heidelbera dem Bischof Reinkens,
er für die Wahrheit nicht nur gestritten, sondern durch die Ver—
eumdungesucht der Geguͤer auch bitter gelitten habe, tin Doch
usbrochte. Brfchof Reinkens ergriff später das Wort, um für diel
un dvon allen Seiten dargebrachte Liebe zu danken.
Frankreich.
Das „Journal de Nice“ berichtet von einer entdeckten Ver⸗
chwdrung, deren Zweck darin bestand, den Marschall Bazaine von
et Insel St. Marguerite entweichen zu laffen. In Folge dieser
ẽentdeckung sind die Bewachungsmaßregeln verscharft und der Ge—
angene auf sein Zimmer beschränte woͤrden. ———
Spanien 3*
Madrid, 28. Mai. Die , Gaceta“ veröffentlicht ein Cir⸗
alar der Regierung, vorin die Behoͤrden aufgefordert werden,
en Eintritt aller Ijahrigen, der Referbe angehörenden jungen
eute in den Militärdienst in's Werk zu setzen, um Concha's Armee
erstärken zu können.
Amerika.
Der „erfreuliche“ Zustand, in welchem sich der Staat Suͤd⸗
arolina besindet, erhellt u. A. aus folgenden Tatsachen: Der
ouverneur begnadigte vor Kurzem sieben Verbrecher im Zucht⸗
use, weil der Staͤat zu arm sei, sie länger zu unterhalten. Sie
narschirten in, corpors noch dem State-House und baten um
rterstützung· Von 81 Counlh Schuhme isteen haben 20 Defrauda
spen zur Summe von 500,000 Voll. verübt. Ves den ehten
sfisen des Counth⸗Gerichts in Beaufori befand sfich unter 60
chworenen nur ein Meiker und nun Einer der lesen konnte!
J e7mi ssch tie s.
sNeuntirchen, 28. Mai. Heute Nachmittag fuhr der
m Ln Uhr hier eintreffende pfälzisfche Personenzug auf einen
ßerhalb des Bahnhofes sim Hauplgeleise stehenden Zohlenzug
»odurch ein Padmagen demolir wurde, sonst aber weiter kein
infall vorkam,
Das am 7. Juni im Neustadter Saalbau zum Besten des
wein birts⸗Thurmbaues stattfindeude Vokal-Konzert wird, da Hr.
ietling verhindert ist von Hrn. Kapellme'ster Vincenz Lachner
us Karlsruhe dirjgurt werden.
In einer Speyrer Mitzgerei sind wie die „Pf. Zig.“ mel-
det, in letzter Zeit Fälle von Erkrankungen Jan Trichinofe vorge⸗
ommen, von denen zwar keiner einen bödnichen Verlauf nahm;,
nanche aber einige Woche dauerten.
7. Mühlhausen, 24. Mai. Dem hiesigen Gemeinderath
ind in seiner letzten Sitzung nicht weniger als 58 Naturalisations
esuche vorgelegt wordeu Es kommen diese Gefuche alle von Elsäs⸗
ern, welche in Folge der Option das Land verlassen haben und
itdem wieder zurüsckgekehrt sind. Man steht daraus, daß Diejeni—
zen, welche seiner Zeit vor dem unüberlegten Optiren und Aus-
vandern warnten, vollständig Recht hattenenn.
FHeilbronn. Auf dem am 19. d. staltgehabten Leder—
narkt waren gute Ledersorten ungeachtet des im Allgemeinen
tilleren Geschaftsganges gesuchter, als am letzten Markt. Wild—
Iberleder in leichten Gewichten noch immer detwas knapp, und
Schmalleder, besonders flache Waare, gefragter. Kalb⸗-und Sohlle
ser im Preise ungefaähr gleichbleibend.
F Die Nachrichten von Ueberschwemmungen in den Niede—
ungen des Missisippi-Thales lauten fortwährend sehr traurig.
dalbe und Ganze Städte stehen unter Wasser, und die reichsten
Zaumwoll-Plantagen in Missisippf und Arkansas wurden durch
Ddammbrüche überfluthet. Es sindsin Louisiana etwa 14,000, in
Missisippi 8000, in Arkansas 7000 und in Missouri 5000 eng-
ische Quadratmeilen überschwemmt, und die Anzahl der von dem
Wasser Vertriebenen ist auf 140,000 Kopfe anz schlagen. Die
eiden größten Dammbrüche sind unterhalb des Red River, der
ine fast eine Weile, der andere Is3 Meile breit. üille Dammbrüte
usammen von Memphis bis zu den „Passen“ haben eine Breite
von über 50 Meilen. Der angerichtete Schaden wird flir Louisiana
iuf 800, 000 Ballen Baumwolle, 40, 00030Orhoft Zucker und die
'ast totale Zerstöͤrung der Tabak⸗ und Reis Ernie veranschlagt.
Die allzu winzigen Zwanzig-Pfennig-⸗Stücke sollen künftig
twas arößer werden, was durch Erhöhung ihres Kupfergehaltes
—
estehen.
(Zeitungsreporter in Uri.) Der „Eidgenosse“
heilt folgende Episode der Urner Landesgemeinde mit: „Wie die
ieben Landslyt dieses Kontons die Preß⸗ und persdnlich⸗ Freihet
»erstehen, haben sie letzten Sonntag- an der Landesgemeinde be
viesen. Ein Freund von uns besuchte dieselbe und versprach uns,
Bericht über die Verhandlungen zu geben. Zu diesem Zwecke
jatte er es gewagt, sich mit dem Bleistift bewaffnet unter de
reien Söhne Tell's auf dem Ringe zu placiren. Als unser Re—
yorter aber angefangen hatte, von seiner Waffe Gebrauch zu maͤ⸗
chen und sich Notizen über die schönen Reden sammelte, da ging
in dumpfes Rollen, durch die Menge das ein nahes Gewitler der
ündekte. „He do,“ rief Einer, „wos het de z'schribe und nis ind.
zitige ume z'schleipfe; 's gohd niemer nid a wos wir verhondle.
lise mit em, ghiede nise!“ Dieser Ruf wurde von der ganzen Um—
ebung kantonswappenmäßig unterstützt, so daß unser Freund sein
dotizenbach einzustecken für gut fand uad ruhig erwiederte, er
önne das Schreiben auch bleiben lassen. Ein anderer rief sogar
»em Herrn Londomme zu Hülfe; es seien Böcke unter die Schafe
zerathen; unserm Landsmanne wurde die unmittelbare Nähe die—
ser Preßknebelmänner unheimlich und er drückte sich, einen geeig⸗
neteren Standpunkt aufsuchend, wo er duldsamere Lämmer zu finden
joffte, was ihm auch gelang. (Frkf. Ztgh. 151.
7GWozu die Postkartengutsind.) Diefes
eueste Correspondenzmittel, welches in Oesierreich zuersi aufkam,
ab bsreits zu unzahligen mehr oder weniger spaßhaften Auftritten
Unlaß. Hier die neueste Blumenlese: Ein Herr kommt nach Hause
ind fragt seinen Diener, ob der Briefträger nichts gebracht habe.
O ja,“ erwiederte Johann diensteifrig, „eine Postkarte. Darauf
teht geschrieben: Sie sind ein Schlingel.“ — Der Briefträger
ährt ärgerlich den Bewohner eines vierstöckigen Hauseß an: So