Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Z(nzeiger. 
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4 105. I ι_ α 7 Samstag, den A. Juli. 9 — 45 —— 9— 1874 
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Deutsches Reich.. α αν 
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München, 1 Juli.Die Kammet der Neid srathe verwies 
die Gesetzentwürfe über den Eisenbahnbaumehrbedars, die Ausdeh⸗ 
zung der Ostbahnen und den v. Millerschen Antrag wegen Her⸗ 
clong eines Akademiegebäudes an den Ausschuß. Der Praͤsiden 
Hraf Stauffenberg aͤußerte betreffs des letzten Antrages, daß aus 
den Ariegsentschädigungsgeldern bvor Allem die Ansprüche der Armet 
zefriedigt werden müßten und erst, wenr elwas übrig bleibe, für ge⸗ 
neinschaftliche Zwede Verwendungen gemocht werden koönnten · 
In der Specialdebatte über Cultusetat beantragt bei der Po 
uon Oberster Schulrath“ Trillet (patt.) statt der vom Ausschuf 
antragten 4,600 fl. nur 400 fl. zu bewilligen. Nach langer 
Debatke wurde die Pofition nach dem Ausschußantrag mit 77 
gegen 78 Stimmen angenommen.“ Vor Schluß der Sitzung frag 
Schuttinger (der neue Clubprasident der Patrioten“) den Mi 
nister d. Lutz im Interesie der Ehre der „patrot.“ Fraction, wer 
ser geheime Club-Berichterstalter sei. Minister v. Lutz sagte, er 
jalte fich nicht fur verpflichtet, denselben zu nennen. Abg. Radspie 
er erbat sich dann eine Erklärung, ob, wie eine Zeitung behauptei 
habe, es der Abg. v. Willer sei. Lutz anwortete, nur aus 
iichtung fur Herrn v. Miller erlläre er, daß ihm diefer nicht das 
Veringste mitgetheilt habe. 
tün Hen. Der Konig hat zugesagt, zum Sängecfest 
sierher zu kommen,, und eine namhaf?e Summe fur dafselbe 
gespendet. 
München, 2. Juli. Die? Abgeordnetenkammer erledigte 
eute den Cuitusetat vollstandig nach den Anträgen des Ausschusset 
ind genehmigte die Aufbesserung der gering dotirten katholischen 
Pfarreien. 
Saarbrücken, 27. Juni. Geftern stand der Reicht⸗ und Land⸗ 
agsabgeordnete Frhr. Felix v. Loẽ vor hiestgzem Zuchtpolizeige rich 
um sich wegen zweier Reden zu verantworten, welche er am 29 
Juni 1873 im benachbarten Burbach bei einer Wanderversammlun 
dez Mainzer Katholikenvereins — dessen Präsident Loõ ist — ge 
halten hatie. Dieselben follen nach der Ansicht des Staatsau⸗ 
valtes, dem diese Reden ftenographisch vorlagen, Vergehen gegen 
den 8 110 (Aufreizung zum Ungehorsam cegen die Gesjetze) 
ind 131 (öffentliche absichtliche Verbreitung entslellter oder 
irdichteter Thatsachen behufs Herabsetzuug von Staatseinrichtungen 
xc.) bes Strafgesetzbuchs involviren. Frhr. v. Leẽ hat u. a. ge⸗ 
ißßert: „Ihr Eltern, gebt doch wohl Eure Söhne nicht zum Mili 
sar, uni fie für die Pläne eines Hochmüthigen Staatsmannes hin⸗ 
lachten zu lassen ...“ „Das Volt solle fich nicht der Willkür 
der Regensen unterwerfen; vie Fürsten sind um der Vöolker willen 
»a, und nicht das Volk um der Regenten willen ...“ „Der 
Schulzwang fleht im Widerspruch mit dem Naturrecht...“ „Ihr 
verdel Euere Kinder nicht in die von jüdischen Freimaurern gelei⸗ 
jeten Schnlen schicken ...“ „Die Geistlichen wüssen auf Grund 
der Maigesetze ihre Predigten dem Burgermeister zur Censur vor— 
—D Ehe aus ein viertel oder 
halb Juhr Kundigung“ u. s. w. Der Angeklagte bestritt die 
stichtigkeit der stenographischen Niederschrift und wil sich der ihm 
jur Last gelegten Vergehen nicht schuldig gemacht haben. Vier als Entla⸗ 
flungszeugen fungirende Coplne, sowie noch —XR 
zlieder des Mainzer Katholikenvereins sagten ebenfalls in diesem 
Sne aus. Der Staatsanwalt beantragte 2 Monat Gefangniß 
der Veriheidiger plaidirte für Freisprechung, ebentuell Geldstrafe 
e Gerichtshof verschob die Publikation des Urtheils bis zum 
.Juli. 
Berlhinm, 20. Juni. Der Bundesrath hat beschlossen. daß 
von den auszugebenden Reichskessenscheinen 20 in Abschnitten 
hon 50 Mark, 8nd in Abschnitten von 20 Mark und 8/10 in 
Abschnitten von 5 Mark ausgefertigt werden sollen. 
Der Bundezrath ha“ beschlessen, die nächste Vokszählung im 
veutschen Zollverein am 1. Dezember 1875 stattfinden zu lassen 
Veamlen des siatistischen Reschssamtes werden schon in nächster 
Zeit zu einer Conferenz zusammentreten, um geeignete Insterclionen 
auszuarbeiten. 6 
Berlin, 1. Juli. Der Kaiser beendet am 5. Juli seine 
Fmser Cour, begiebt sich darauf nach Coblenz,/ am 7. Jult nach 
Frankfurt und Homburg und trifft Mitie des Monats in Gastein 
in. 31 
. Dresden, L1. Juli. Laut amtlicher Belanntmachung izritt 
a Sachsen die Reichsmarkrechnung am 4, Januar 1875 ein 
Frankreich... 6 
Paris, 27. Juni. Eint für die Ausrüstung unserer Armee 
ochwichtige Frage, schreibt die Union'“ ist soeben ihrer Entschei⸗ 
zung zugeführt worden, 6s handelt sich um eine Wahl wischen 
den berschiedenen, für Chassepot-Gewehr vorgeschlagenen Umwand⸗ 
ungen. Die betreffende Kommission, in welcher der Marschall 
Fanrobert den Vorsttz geführt, hat 4 mit einer Masorituͤt von 
unf gegen vier Stimmen für das von dem Arkillerie-Eskadronschef 
Bras vorgeschlagene Gewehr und gegen das modifizirte Beaumont⸗ 
Zewehr entschieden. 3 
VParis, 29. Juni. Die Verfassungscommission der Natio—⸗ 
aalversammlung hat den Antrag von C. Perier, gemäß welchem 
nach AÄblauf der siebenjährigen Amtsdauer Mae Mahons die repu⸗ 
blitanische Regierungsform beibehalten werden soll, mit 19 gegen 
6 Stimmen verworsen. Sie sucht an dessen Stelle eine Formel 
zu setzen, welche — keine Entscheidung trifft, also nichts sagt, 
Alles in der Schwebe läßt. 
Paris, 30. Juni. Der Präsident scheint die Rolle, die 
man ihn seither spielen ließ, jetzt gründlich sauk zu sein. Er hat 
nicht nur in seinem —2 an die Truppen erklärt, er werde 
mit ihaen die Ordnung in Frankreich für sieben Jahre erhalten, 
er sprach sich auch gegenüber einem Mitgliede des linken Centruns 
dahin aus, daß er die Präfidentschast, die ihm auf sieben Jahre 
übertragen sei, unter leiner Bedingung niederlegen werde, die Ra⸗ 
ionalversammlung möge zusammenbleiben oder auseinander gͤchen, 
hu verlassen oder unterstützen. „Mögen sie gehen, ich bleibe,“ 
autet der Schluß seiner bestimmten Erklärung. — Der Grakf von 
Chambord hat seinen Anhändern die Weisung gegeben, alle Gesetzes⸗ 
vorschläge energisch zu belämpfen, welche den provisorischen Charak⸗ 
ter der Staatsform irgendwie in einen definitiven umwandela 
könnten. In Folge dessen wurde der Antrag Perier mit großer 
Majorität verworfen. — Der Finanzminister Magne ist sehr un⸗ 
zehalten darüber, daß alle seine Steuervorschläge von der Finanz⸗ 
ommission zurückgewiesen worden. Er will seine Entlassung ein 
eichen, wenn man seinen Vorschlag, eine halbe Dezime auf die 
Steuer zu schlagen ablehnt. — Vom 18. bis 20. Juli findet in 
Avignon eine großartige Feier zum Gedächtniß dez 5800jährigen 
Todestages Pelrarca's statt. Derselbe war geboren 1304 uad 
tarb am 18. Juli 1374; er hielt sich bekanntlich an den Wässern 
zon Vaucluse längere Zeit auf, wo er seinen unsterblichen Oden 
an Laura dichtete und wo ihm zu Ehren jetzt eine Colossalbüste 
zingeweiht wicd. — Aus dem Süden kommt eine Hiobspost nach 
der andern. Am Sountag hat ein schreckliches Unwetter die Um⸗ 
gegend von Montpellier heimgesucht und in 83 Orischaften die 
Fendte vollständig vernichtet. Eine Menge Glasdacher und Fenster 
vurden zertrümmert. Bei dem Unwetter am 17. Jun versuchten 
in einem Docfe der Vendee der Salristan und vier 
Männer die Glocken zu ziehen, um damit nach altem Aberglauben 
das Gewitter zu verscheuchen, als ein Blitzstrahl durch den Thurm 
herabfuhr und sämmtliche Manner niederwarf. Keiner wurde 
schwer beschädigt, säͤmmlliche werden sich aber von der Nuzlosigkeit 
hres Verfahrens überzeugt haben. — 
Paris, 1. Juli. Ueber die Schlacht bei Estella, in welcher 
Beneral Concha fiel, sind jetzt folgende Einzelheiten bekanut: Am 
Samstag war allgemeiner Sturm der republikanischen Armee auf 
die carlistischen Positionen um Estella befohlen. Allein um 4 Uhr 
Mittags gerieth der Flügel in's Wanken und die Division Campos, 
hurch das feindliche Feuer dezimirt, ging in voölliger Unordnung 
zurück. Die Brigaden Echague und Blanco wurden vorwärtk ge⸗