Full text: St. Ingberter Anzeiger

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a St. An b αα Aαα sund vas mit dem Daudtblauue verbrndene Unterhaltungẽblatt mit der DienblagtDonnersiags ⸗ and Sonniag 
ammer erschoeint wo heutlich Sie x m a l Dinztag, Dennersta g, Samstag und Sommtag. Absnnementspreis vietteljährig 42 Krzr. oder 
AXXXX dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. 
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Sonnt 
Deutsches Reich. 
Muünch en, 8. Inu Die Abgeordnetenkammer lehnte deute 
wden Antrag Völt's 7500 ft zur Dotalion der.Geistlichen alila « 
jholifcher Gemeinden zu⸗bewilligenzmit geringer Mehrheit ab 
nn In dert Sitzung det Abg, Kammer vom 1. Juli varde außer 
em Posten ob erster Schuͤltath noch das Postulat sür Gymnasien 
ndLateinschuken nach den Auttägen des Ausschusses (803 000 sh. 
¶ nahtu 86000 fl.⸗ über dit⸗ 3 
t, unter Ablehnung der Anträge hetr. Neubau einest Ghmnaßi⸗ 
is in Erlangen und Gehalterhöhung der Studiuelisen dage⸗ 
nunter Annahme des Ausschußanirages auf Besserstellung dec 
ofessoren Ferner wurden die Postulate für die Realghnngsen 
s die Industrieschulen nach den Ausschußanträgen erledigte »* 
Waüen chen, 3. Juliel Die Abgeordnetenkammer. bowilligle 
3174 f1. zur Aufbesseruag der Lehrergehalte, sonach 848,8050 sl. 
als. die Regierung gefordert hatte.. 63 
Berkin, 8. Juli. Fürst Bismard wird heute Abend nach 
ingen abreitien. 
— Frankreich ν— 
Paur i s, 27. Juni. Die Nationalversammlungẽ hot „ein 
setz zum Schutze der Kinder erlafsen, welche von Seilfunzern, 
—38 u. s. w. zu ihren Aufführungen verwendetwerden 
uder unter 16 resp. 12 Jabren dürfen nicht mehr in solcher 
ise ausgebeutet werden. Wir erfahren dabei, daß es etwa 
000 ) solcher herumziehender Jahrmarkt⸗Kunstler in- Fraut, 
giebt. Dies Gesetz ist eigentlich nur eine Vervollftändigung 
jenigen, durch melches die Arbeit' der Kinder in Fabriken gere 
vorden. Sea535 F 
BSDesterreich . 
Wien, 1. Juli. Dem Vernehmen nach hat der Deuische 
gser zu dem Ordendjubiläun des Kaisers Franz Joseph einen 
wunsch eingefendet, der in sehr warmen Worten seiner Freu 
daß die alten Waffengenossen thatvoller Zeit sich wieder zu⸗ 
dee und zugleich seiner Zuversicht Ausdruck giebt, daß 
Benossenschaft neue Prüfungen nicht zu fürchten haben und 
Welttheil den von Allen gleichmäßig erfehnten Frieden auf 
Fahre hinaus zu sichern berelts im. Stande sein 
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rel 
* Amerika. 
Newhork, 30. Juni. Dem ‚Newyork Herald“ zufolge fordert 
iht von der fpanischen Regierung Sen n Hin⸗ 
rbung der Virgin'usgefangenen uad will J Saͤtzden der dabei 
i' irten Familie in derselben Hdhe bemeffen wissen, wie Eng⸗ 
.2 sche zahlte. J . α: 
ew⸗Hork, 2. Juli. Die Nachtichten qu“ ZCalifornien 
AMoite Weitenernte lauten außerordentlich günstio— 
T⏑ —88&—&———.. 
daiserblautern, 8. Juli Einem brab n er armen Post⸗ 
iensteten ist heute ein Geldpacket min —— 
mmen. Wer irgend einen Aunhaltspuntt, zu hessen Wiederer⸗ 
,ig geben kann, wolle an die k. Postvern altung hier Mit 
machen. Eine enlsprechende — eepe 
. 7 
staisertlauterne Die „Pf. B.“ 59 daß der 
„a Dr. Gunz telegraphisch seine Milwirkung bei dem Musik- 
giuget als unmöglich erklärt halt. F —— 
Beik In Moorlautern ist eine Typhus-Epioemie aus⸗ 
jen, die bis jetzt 40 Personen befallen hat; ein 181ähriges 
uptien ist bereits daran gestorben. — 
I Rodalben, 1. Juli. Gestern Abend schoß Xaver Matheis 
plsener Feldjagd einen Keuler, der 196 Pfo. wog. Es ist ist 
heer größte Keuler, der bisher geschoßen wurde. 
n München, 1. Jultz Die Gesammtzahl der bis zum 
euni angezeigten Theilnehmer um zweiten deutschen Sänger⸗ 
feste betruügt 4600. Der bayerische Sängerbund betheiligt 
Pd 1450 Sängern, der schwäbische (bayerisch Schwaben) mit 
ingber fränkische wit 225. der pfälzischer (Rheinpfalz) mit 10, 
her schwabische (württembergisches mit 67 S 
Sänger lommen auch aus dem Konigreiche⸗ 
I Beertel in. Es ist aicht richtig, daß 
nächstens zu archival. Studien nach Norbamerika — 
iberhaupt in diesem Jahre nicht dahin. 
. F. Da wird Bier von gebraut. Auf der Ausstellung in Bre⸗ 
nen desichtigte der Großherzoz von Oldenburg auch die Ausstellung 
on⸗ Handela produttet dei welchen auer der Vremer Küper sun 
zirteAls der Wroßherzog sich nach dem Namene und ver Ver- 
nendung ·einer⸗auffallend präparirten Holzsorte erkundigte, welche 
n zierlicher Weise zur Schau ausgelegt war, antwortele der Küper 
AAS *Das isl Quassiaholj, da wird Bier von gebraut.“ 
uessia ist das bekannte Gift. weiches vilfach sowohl zur Tödtung 
er Fyliegen?, als auch von vielen Brauereien wegen seines bitteren 
Geschmads und seiner narkonischen Wirkung als Hopfensurrogat 
berüenbet wird... 7 7 
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un Kalbfleisch. Halbfleischle Schon vor mehr als 50 Jahren hoör⸗ 
en wir diesen Ausspruch und wohl dethalb, weil man die Kalber meist 
8 höchstens 10 Tage nach der Geburt zum Shhlachten verkaufte; 
zuch hente noch existirt dieser Mißbrauch. Es ist eine der sonder⸗ 
5 Thatsachen, daß man nirqends in allen Ffünf Welttheilen, 
zußer in Oesterreich und Deutschland soviel Kalbfleisch, und oben— 
»rein zum groöͤßlen Theile ganz unreifes, verzehrt und nahezu so 
iele Kälber, darunber der weitaus größie, Theil ainler 14 Tage 
alt, schlachtel, als ausgewachsene Ochsen und Kühe. Unsere Che⸗ 
niker und unsere Aerzte haben längst bewiesen, deß Kalbfleisch, und 
esonders sehr junges, kaum den viertel Theil Nährftoff vom Rind⸗ 
Leisch enthalt, und wenn gerade deshalb viele Aerzte dessen Genuß 
dranken gestatten, so sind andere Aerzte um so mehr entgegen 
hen weil nährstoffarme Gegenstände um so schwerer verbaubat sind. 
Nicht minder wird jeder Feinschmecker gesiehen, daß nur sehr gut 
zebratenes oder sonst pikant bereiletes Kalbfleisch an Geschmad 
inderem reiferem Fleisch annährend gleichkommt, während bekannt⸗ 
ich halbigares schlaffgebratenes Kalbfleisch sprichwörtsich fad schmeckt 
ind zäh ist wie eine weiße Kautschuck. Endlich kommt Kalbfleisch 
gerade in Folge seiner geringen Nahrhaftigkeit theuer zu siehen, isi 
also nur den wohlhabenderen Ständen zugänglich, welche einestheils 
die Mittel hätten, sich viel gesünderes, nährstoffreicheres wohlschmeck⸗ 
enderes Fleisch zu verschaffen, anderntheils aber durch dies gerade⸗ 
u widernatürliche Gelüste“ dem ärmeren Volke einen großen Pro⸗ 
ceutgehalt an Fleisdauantat entziehen, indem fie die jungen Käl⸗ 
her so massenhaft vorweg berzehren, welche ihrem geringen Gewichte 
nach nur —3 — können, statt sie zu ausgewachsenen 
Rindern ausreifen zu lassch, welche dann ungleich mehr Personen 
efnnden Nährstoff bieten., Ferner hat dies cigenthümliche und so 
vohl feinschmeckerisch wie sanitalisch am wenigsten erklaärbare Ge⸗ 
uͤste eine auch moralisch erschreckende, aber kaum noch recht be⸗ 
nerkte Folge, nämlich eine absonderliche, nur in Oesterreich und 
Deutschland vorkommende und über das ganze Gebiet hin sich jahr⸗ 
ich auf Millionen an Opfern erstredende Gatlung von großer, 
venngleich meist gedankenlds verübter, aber um so brutalerer Thier⸗ 
fuälerei, welche bei dem Kälbertransporte vom“ Lande nach der 
Stadt, auf den Bahnen und vom Biermarkte nach den Schlachte⸗ 
eien ausgeübt wird. Kein anderes zur merschüchen Nahrung 
dienendes Thier wird derartig, und zwar gleich vom Mu'terleibe 
weg bis ans Mesfer so gequält, als das in Defierreich und Deutsch⸗ 
sand jährlich in Millionen Stück geknebelt zunß Markte kommmen« 
de arme Kalb. Und man frage sich doch, ob ein schon ohnehin 
durch seine Unreifheit nicht sehr nahrhaftes und wohlschmeckendes 
Fleisch von überdies verlechzten und nahe zu Tode gemarterten, 
meist im Fieberzustande befindlichen Thieren gesund und appetitlich 
ein könne * Eñndlich tritt auch noch eine landwirthschasftlrre Er— 
vägung hinzn. Warum sollten wir nicht auch gleich den Englän⸗ 
)ern, Amerikanern und theilweise den Franzosen, unser Kals zu 
zrößerem Gewichte heranfüttern koͤnnen, und überhaupt kein Rind. 
leisch und wenigstens kein widernatürlich unzeitiges Kalbfleisc can. 
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