beih, welches mit Blumen und Fahnen geschmückt war. Kaiser
Wilhelm wurde vom Kaiser von Osterreich, dem Kronprinzen Ru—
dolph und dem Gefolge in seine Apartements geleitet. Eine un⸗
gemein große Volksmenge harrte der Ankunft der Manarchen seit
Stunden in der Umgebung des Hotels und den angrenzenden
Straßen.
Granz (Steiermark), 18. Juli. Wegen erwiesener Theil⸗
nahme an dem geheimen sozialdemokratischen Landeskomite hat die
Statthalterei 8 Arbeitervereine aufgelöst.
Spanien.
Santander, 14. Juti. Das Generalquartier Zibata's
jist in Logrono. Moriones zieht sich ebenfalls an den Ebro zurück
Der Gesfundheitszustand der Truppen macht weitere Operat'onen
für die nächsten drei Wochen unmöglich. Der Generalstab und das
Hauptcorps der Carlisten ist in Biscaya eingerückt. Die Schiff
sahrt auf dem Nervion ist ernstlich bedroht.
—AI
sches Corps hat heute früh mit 7 Geschützen das Feuer auf Puy-
cerdu eroffnet. Ein britisches Schiff hat angeblich 258 Krupp'sche
Kanonen an der Küste von Bisceha gelandet.
Italien.
Rom, 14. Julß. Der Minister-Präsident hat heute im
Namen der italienischen Regierung an den Fürsten Bismarc
ein Telegramm gerichtet, das Abscheu gegen das Attentat und Freudt
über die glückliche Rettung ausspricht.
Griechenland. n
Ahen, 5. Juli. Tie Stadi Corfu ist vor wenigen Tagen
die Scene' bedauerlicher Excesse gewesen, in Folge deren bei dreißig
Menschen ums Leben gekommen oder verwundet worden sind. Ein
Barger schlug den Hund eines Unteroffi iers, welcher sich dafür
durch einen Schlag ins Gesicht des Thäters rächte; dieß ward Ur⸗
sache, daß sich der Pobel zusammenrottete und vereinzelte Militärs
angriff und thätlich beleidigte; der Platzcommandant zog die Gar—
nison in die Festung zurück. Eine Abtheilung Soldaten, durch Gen
darmerie verstärkt, suchte sich der Rädelsführer des kleiren Tumul⸗
tes zu bemächtigen; dichelbe wurde auf einem freien Platze, der
Splakada, von einem Podelhaufen in Waffen anzegriffen. Da
derselbe der Einladang' sich zu zerstreuen nicht Folge leistete, viel⸗
mehr mit Thätlichkeilen antwortete, gab das Militär Feuer. Die
Zahl der Getödteten und Berwundeten wird auf dreißig angegeben,
darunter eine Dame die mit der ganzen Sache nichts zu thnn hatte,
und unwillkütlich ins Gedränge gerieth-· Die Aufregung dauert
fort; wie ich höre, ist bereits der Befehl der Versezung der Gar—
nison ergangen. Die traurige Episode hat wohl mit der Politif
und der Wahlagitation nichts gemein, wenigstens nicht unmittel
bar; doch muß sie indirelt mit der auf der Jnfel herrschenden Er—
bitterung gegea den vom Hofse patronisirten Hrn. Valaoritis in Ver⸗
bindung gebracht werden, unter dessen Einfluß die Insel verwaltet
wird, und der unter den zahlreicheren Schichten der Bevöiterung
sehr geringe Sympathien besitzt. Uebrigens existirt in Corfu ein
Poͤbel höchst gemischier Abkunft, durch italienis ne flüchtige Verbrecher
berstärkt, und diese Stadt ist dle einzige in Griechenland wo es
ei zahlreiches Vroletariat besitzloset Individuen gibt.
Amerika.
New-York, 18. Juli. In' Chscago ist gestern Nach
mittag um 5 Uhr eine große Feuersbrunst ausgebrochen, welche
schon vier Häuservierecke, die Bapristenkirche, die Post und vier
Hotels zerstönt hat. Man hat durch Sprengungen dem Feuer Ein—
halt zu thun versucht, aber ohne Erfolg. Um 10 Uhr drohte das
Feuer sich unwidersteylich bis zum Ufer des Sces hin auszudehnen.
Es webte ein starker Südwestwind-
Fer mrsrates. —
F Zweibrücken, 15. Juli. Von Seiten des hilefigen
Bürgermeisteramts wurde gestern Abend an Se. Durchlaucht den:
Fürsten Bissmarck folgendes Glückwunschtelegramm abgeschicktg
„Die Bewohner der Stadt Zweibrücken sind tief entrüstet über da
ftevelhafte Attentat, dankend der Vocsehung, die das Leben Ew
Durchlaucht beschützt, und wünschen, daß es recht lange noch zu
Deutichlands Heil erhalten bleiben möge.“
r Zweibrücdcen, 15. Juli. In der heutigen Sitzung
des k. Zuchtpolizeigerichts dahiet wurde Peter Blirnnn, 25 Jahre
alt, Gerbertagner von Rodalben, wegen Beleidigung des deutschen
staisers und seines Landesherrn, des Königs von Bayhern, zu einer
Gefängnißstrafe von 2 Monaten und 10 Tagen rerurtheilt. Der
Beschuldigte befand sich am Vormittage des letztverflossenen sog
weißen Sonntags — 12. Apꝛil abhia — mit verschiedenen and ern
Leuten in der Wirthschaft des Julius Kössch in Robalden. Tas
Gespräch kam unter den Gästen auf die in den Zetungen gegen⸗
wärtig vielfach ventilirte Frage der Leichenverbrennung; als hiebei
bemerkt wurde, es sei im Projekt, die Leichen künftighin zu ver
beennen, statt in die Erde zu bestatten, außerte der Beschuldigte
Da müssen der Kaiser und der Köznag auch verbtannt werder. Das
ist recht, die müssen auch die Kränk' kriegen! Nach der Auffassung
der Belastungszeugen hatte der Beschuldigte offenbar den Kaiser
pon Deuischland und den Köniz von Bayern im RNuze gehabt.
Sür die Besucher des am 19. und 20. Seplember in
Zweibrücken stattfindenden landwirtbschaftlichen Festes tritt eine
Fahrtaxermäßigung von 50 Prozent ein, wenn sich dieselben zu—
gleich Eintrittskaärten für das Fest kaufen. F,—ͤdie am Renten
und der Coacurrenz betheiligten Pferde tritt eine Transportermä⸗—
zigung von 50 pSt. ein, wenn ein bürgermeisteramtliches Attest
beigebracht wird.
F Kaiserslautern. Bei dem am 26. und 27. Juli hier un⸗
ser Leituag des Musikdirectotr Maczewskli stattfindenden Musiffest
verden Chorgesangvereine aus Kreuznach, Landau, Speher, Zwei⸗
zrücken und Kaiserslantern, zahcereiche Mitglieder der Hoftheater⸗
Dechtster von Karlzruhe und Mannheim, sowie andere plälzische
ind auswärtige Künstler und Kunstfreunde mitwirlen, dann ais
Solisten: Für Sopran Frel. Lounise Thomae, Concertsän gerin aus
Frankfurt a. M., für Alt Frau Louise Jaide, großh. hessische
stammersängerin aus Darmstadt, für Tenor Anton Denner, Con⸗
zertsanger aus Cassel, für Baß Georz Henschel, Corcettsänger? aus
Berlin, für Pianoforte Gisbert Enzian, Musikdirector aus Kreuz⸗
nach, für Cello K. Kundinger, Hofmusiker aus Mannh:eim, fuͤr
Bioline W. Schwendemann, Concertmeister aus Speyer.
Die von der Stadt Kaiser sbautern waährend des
etzten Krieges ausgegeben Darlehensscheine werden nur noch bis
20, August eingeloͤßt.
Kaiserslaunstern, 14. Juli. Eine Anzahl hiesiger
Bürger hat noch gestern Abend ihren Gefühlen über das gegen
den Fürsten Bismarck verübte Atlentat durch Absendung folgenden
Telegramms Ausdruck gegeben:
„Fürst Bismarck Kissingen. Deutschgesinnte Bürger Kaisers⸗
iauterns vedauern aufrichtig das traurige Vorkommniß, wünschen
yon Herzen, daß Ihre bewährte Kraft noch lange erhalten bleibe
zJum Heile Deutschlaads.
Der Wolkenbruch am vorigen Freitag hat in Oterberg, Otterbach,
krle nbach und Erfenbach erheblichn Schaden an Gebäuden und
Feldfürchten angerichtet. Auch Hausthiere sind ertrunken. — Auch
n andereren Orten der Pfalz, wie Sembach und Münchweiler, in
Bockenheimen. s. w. soll das Unwetter am Freitag ziemliche
Perheerungen angegerichtet haben.
7 In Wallfischbach wurden die Lehrergehalle von 450 il.
uuf 612 erhöht.
Fußgönheim, 12. Juli. Heute Mittag um 1 Uhr
entlud sich über unserm Dorf ein furchtbares Unwetter. Pechschwarz,
jusammenqreballt zogen ungeheure Gewitterwolken von allen Seiten
sjeran, als gälte es, das Dorf zu erdrücken. Mit Beben schaute
Jedermann dem Unwetter entgegen, das mit gräulichen Hagel⸗
chauern mit Sturmeseile heranruckte, als auf einmal ein blendender
Blitz von erschütterndem Krachen begleitet, rie Tages-Finsterniß er⸗
jellte und im Nu eines der größten Bauerngehöfte entzündet, so
daz die Lohe von 100 Haufen Frucht himmelhoch emporschlug;
eif Kühe waren im Stalle vom Bliz getroffen; sieben davon
sonnte man noch an die frische Luft bringen und retten, während
ner, die schwer getroffen waren, dem Element zum Opfer fielen;
Dank der kraftvollen Anstrengung aller Einwohner blieb das Feuer
auf seinem Herd beschränkt. Scheuer, Ställe und Wohnung dieses
Bauernhofes aber braunten ganz ab. uducurwech sind die Mo
»ilien der Abgebrannten, Joh. Kirsch VII., versichert.
Aus Kissingen wird dem „B. Fr. Bl.“ geschrieben: Zur
dur des Fürsten Bismarhkgehoͤrt es auch, daß er die eine
Biertelstunde enlegenen Gradirhäuser der Saline besucht. Der Fürst
begab sich neulich Mittags 1 Uhr über den sehr schönen Wiesen-
weg zu Fuß nach der Stadt und sah den Mähern aufmerksam zu,
die Heu machten. Als Landwirth interessirt von der Bodenbe—
schaffenheit und dem reichen Heuertrage, ließ er sich mit den Bau—
rrn in ein Gesprach darüber ein, erbat sich schließlich eine Sense
und führte dieselbe mit großer Kraft und Sachkenntniß einige Male
im Halbkreise herum. Die Bauern sahen dem Badegast mit Wohl⸗
zefallen zu und wunderten sich nicht wenig, wie ein solch siattlicher
Kurgast die Senfe zu führen verstehe. Als der Fürst ferlig war, wendete
sich einer der Bauern zu ihm und sagte:,Sie, Herr, Sie scheinen ja
ein ganz tüchtiger Bauer und können die Sense besser füh er, als
ich, der schon 42 Jahre damẽt arbeitet.“ — „Ja, lieber Mann,“
aatwortete der Fürst, „man gewöhnt sich in seiner Beschäftigung
an Vieles, und was ich beginne, muß ordentlich aͤder gar nicht ge
nacht werden.“ — Hierauf verahschiedete sich der Fürst mit einem
kräftigen Handschlag von dem Bauer, indem er ihm Glück wünschie
zu der schoͤnen Ernte, die man bereits in der Umgegend begonnen
hatte. — Nach diesen Worten schlug Fürst Bismarae den Wiesen⸗
weg wieder ein und entfernte sich. Ein Kurgast, der den Vorgang mit
angesehen, trat nun zu dem Bauer und fragie ihn, db er wisse,
mit wem er gesprochen? — MNein,.“ anlwortete dicser. aber ein