Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
der St. Nnberter Anzeigee lund das mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienzlags⸗ Donnerstags- and Sonntag 
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115. Dienstag. den . Juli. 1874 
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Deutsches Neich. 
orhanden. Die Heilung der Wunde schreitet in befriedigendet 
Peise fort. Gestern wurde wieder ein Soolbad genommen unter 
Inwendung eines wasserdichten Schutzverbandes der Wunde. 
SKisfingen, 18. Juli. Massenhafte Geschenke, besonden 
ziele Kisten Alpenblumen aus dem baher. Hochgebirge laufen an 
ꝛen Reichslanzler ein. Die bis gestern eingetroffenen Glückwunsch- 
elegramme betragen nahezu tausend. 
Berlien, 16. Juli. Von Irteresse und Bedeutung für 
msere Münzverhältnisse ist die Nachricht eines hiesigen Blattes, 
nach der die Herstellung unserer neuen Nickelmüpzen, welche belannt⸗ 
ich durch die Seltenheit dieses Metalls fast den Werth von 
Zilbermünzen haben, für die Folge eine bei weitem billigere wer⸗ 
zen dürfte, da in dem Walde dei Glörud in Norwegen ein äußerst 
nächtiges N'ckelerzlager enldedt worden ißt. Das Erz enthält 
3,59 Proz. oeines Nickel, ist mithin bedeutend besser als das aller 
zekannten Gruben. 
München, 17. Juli Die allerh. Verordnung, Abände— 
ung der seilherigen Schulordnung betr., wird in den nächsten 
dagen verdffentlicht werden. Es enthält dieselbe die Errichtung 
iner neuen 5. Classe der Lateinschule, in welche Knaben mit dem 
. Jahre eintreten löͤnnen, ferner die Bestimmung, nach welcher 
as ganze seitberige Locationswesen. sowie das Uebertritisexamen 
on der Lateinschule zum Gymnasium wegzufallen, dagegen das⸗ 
euige vom Gymnasium zur Univerfität fortzubestehen hat. Am 
zchlusfse jedes Schuljahres, sowie jedes Semesters rrhalten die 
zchüler allgemeine Censuren in Bezug auf ihre Leistungen. Die 
zcue Schulordnug, welche an der bisher festgesetzten Zeit des Be⸗ 
sinnens und des Schlusses des Schuljahres Nichts ändert, tritt 
in 1. Oetober d. J. in Wirksawmkeit. In der Vertheiluug des 
lalerrichtsstoffes auf die Classen tritt eine Aenderung ein. 
Mänchen“ 17. Juli. Nach dem , Baier. Kurier“ ver⸗ 
utet, daß der Kaiser von Deutschland auf seiner Rückehr nach 
vasten abermals München bnühren und von hier dem König von 
zaiern in Schloß Berg, resp. in Hohenschwangau einen Besuch ab⸗ 
atten werde. 
München, 19. Juli. Das neue Finanzgeseß ist bereits 
ar allerhöchsten Stelle zur Sankltion unterbreitet worden. Auf 
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rischen Theuerungszulagen an die Beamten pro Monat Juli d. 
schon erfolgt. — Minister v. Pfeufer geht in's Bad Kreuth, 
rriegsminister v. Pranckh in's Bad Ragatz. —W — 
S5qh weinfur't, 17. Juli. Ich kann Ihnen heute mil⸗ 
eilen, daß der seit gestern hier in Haft befindlich gewesene katho⸗ 
iche Geistliche, welher bei dem Attentat auf Bismarck betheiligt 
cin sollte, nachdem sich seine Unschuld klar herausgestellt hat, der 
jreiheit wieher gegeben wurde. Es war nicht so schlimm, als es 
uusgesehen. Nur allein das Interesse für Bismarck, welches der 
Nann an den Tag legte, war Schuld an der Verkennung. Er 
ceb es allerdings ein wenig arg. on früh bis Mittag war 
authaler im nächsten Uwkreis des Diruf'schen Hauses zu sehen. 
x wich und wankte nicht, frug jeden Umstehenden, ob denn Bis-— 
iarck noch nicht bald komme, wohin er gewöhnlich fahre ꝛzc. So 
um er auch in die Gesellschaft Kullmann's, der sich die Gegend, 
atürlich in anderer Absicht, ebenfalls ausah, wurde von demselben 
agebettelt und er gab ihm ein Almosen, wobei er sich kurz mit 
in unterhielt. Endlich sollte Bismarch's Wagen kemmen. Jeder 
ottirte sich günstig, und unser Pfarrer auch; aber o weh; da wo 
tistand, konnte er absolut nichts sehen. Keine Zeit war zu ver⸗ 
aen, er mußte nothwendig auf die andere Seite tommen, sei es, 
ie es wollte; mit einem kühnen Satze, dicht vor den Pferden 
eg, mußte ihm sein langer Rock zwischen die Beine gerathen. Es, 
uistand Aufenthalt, und in diesem Moment fiel der Schuß, der 
dleicht verhängnißvoll hätte werden lönnen. Jedenfalls wurde 
Ruthaler die Sache ungemüthlich, was nicht zu verwundern ist; 
twußte, daß seine unschuldize Absicht nunmehr falsche Deutung 
tjahten könnte. Eine Stunde später fand man ihn schon nicht 
nehr in Kisfingen, sondern auf dem Schweinfurler Bahnhofe, wo 
wjestgenommen wurde. Das Verhör, das indessen drei Tage in 
nipruch niihm, klärte seine Unschuld auf. (Köln. Ztg.)— 
Schweinfurt, 17. Juli. Durch Beschluß des kgl. Appel⸗ 
pree Bamberg wurde die Untersuchung wegen des Atten- Spanien. 
iz dem Bezirksgericht Schweinfurt überwiesen und speciell mit Maderid, 18. Juli. Dem vern⸗ 4 85 
Uhrung der Untersuchung Vezsrlagerichtsrath Stoͤßenreuther betraut. jierung die Halbinsel F — wih —— 
Allmann wurde gestern hierher gebracht. Kulsmann, von kleiner isfen hatten in dem Gefechte bei Cuenca 1d Todle n 10b0 ver 
iur, fast meßgestaltet, macht sofort auf den ersten Anbld den oundete und 860 anderwweitig Verlehsee Die Epeca bersihert di- 
iindruck eines unreifen nichtswü digen Burschen oder besser Buben. f5yrkönigin Isabeka habe nie daran“ hedacht. ihre Abdan ung 8 
Aifsingen, 18. Juli. Das heulige Bulletin über das zunsten des Prinzen von Asturien zuruüͤckzunehmen. 
ninden des Fursten Bismarch lautet: Im Allgeweinen ift der Madrid, 10. Juli. Die Carlisten haben Cuenea gensm⸗ 
eichslanzler durch die besser verbrachte Nacht gekräftigt. Von der wen. (Cunenca liezt im Südofsten von Neucaftilien; die Carliften 
nijchwellung des Gelenkes ist nur noch ein undedeutender Rest treten also schen in der Nähe don Madrid auf. — gSie nn, 
MDesterreich. 
Wien, 15. Juli. Der in Schweinfurt verhaflete, der 
Mitschuld an dem Altentate gegen den Fürsten Bismarck verdäch⸗ 
ige Geistliche aus Tirol ist in der That der Pfarrer aus Walch⸗ 
ee bei Kufssein. und es tr'fft zu, daß sich dieser auf einer Erho⸗— 
ungsreife in Mitteldeutschland defand. Dagegen lassen Erhebungen, 
die seither ven hier aus mit großer Schnelligkeit über den polischen 
Tharakter des Mannes und seine sonstigen Eigenthümlichkeien ge⸗ 
logen worden sind, eine wirkliche moralische Urheberschaft desseiben 
ils wenig wahrscheinlich erscheinen. Der Pfarrer ven Wuolchiee 
alt in seiner Heimath als ein friedfertiger, ruhiger Mann, der 
stiemanden Unrecht thue; mit der in Tirol leider stark vertretenen 
Zartei der Fanatiker für den Katholiszisuns hut derselbe keine 
Derhindungen gehabt, wenigstens ist von solchen nichts belannt ge⸗ 
vorden; seine Pfarrkinder geben ihm das Zeugniß, daß er sich auf 
»er Kauzel, in der Schule und im Privatverlehr nie mit lirchlichen 
hetzereien befaßt habe. 
Fraukreich. 
Paris, 17. Juli. Die officisse 7, Presse“ bestäligt, daß 
Mathieu Bodet GBonopartist wie sein Vorgänger Magne) zum 
rinanz Minister ernannt ist. ⸗ Der WMinister Decazes hat von 
Spanien eine längere Role wegen der Begünstigung der spimischen 
Tarlisten durch die sranzösifchen Behörden erhallene Die Rote 
veist mit Bitterkeit darauf hin, daß dieser schredliche Bürgerkrieg 
»hne französische Unkerstüßung schon längft beendet sein würde; und 
nacht zugleich Franbkreich für alles Geschehene derantwortlich. 
Der Mopitenr“ enthält einen Artilel, der durzuthun sucht, daß 
die franzos. Regierung nicht gegen die völkerrechtüchen Gesetze ver— 
toßen habe, der Regierung aber doch den Rath giert. siren⸗ 
jere Maßregeln zu ergreifen. 
Paris, 19. Juli. Gestern haben alle Ministee ihre Enl— 
assung eingereicht. — Der Versuch Broglies, ein neues Ministerium 
u bilden, ist an der Weigerung der äußersten Rechten, den con. 
itutionellen Gesetzen zuzustimmen, gescheileri. Ein neues Cabitet 
it dis jtzt noch nicht gebildet. die Berathungen dauern fort. 
Paris, 20. Juli. Nachdem Fourtou feine Demiffion als 
Rinistet des Imeren gegeben, ist der Kriegsminister Cissey e nst⸗ 
*eilen (d. h. bis ein Nachfolger für Fourlou gefunden ist, was 
eine Schwierigleit hat) mit dem Minikerium des Inneren betram 
vorden.