Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
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Donnerstaq, den . August. —* 1874 
— 
. 4 
Deutsch es NReich. 
St. Ing bert, 6. August. Wir erinnerte sich heute nicht 
uth verhäugnißvollen und blutigen 6. August's vor 4 Jahren? 
jurcht und Bangigkeit lag schon in den vorhergegangenen Tagen 
uf den Gemüthern; war doch der uͤbermuͤthige Feind kaum zwei 
zunden von hier eatfernt! Da kam er unter Sorgern jener6. 
jugust. Dumpf hallte von Saarbrücken her der Donner der Ge⸗ 
hütze, und kaum hier einquarliert wurden die 82er schon wieder 
urh die Alarmtrommel aufgeschredt und eilenden Marsches zur 
interstützung der ermatteten Kameraden dem Feinde entgegen ger 
ihrt. Und glorreicher Tag! Deutsche Kraft und deuischer Geist 
eangen bei Spichern und Wörth den ütermüthigen Feind 
nd unaufhaltsam dran en die deutschen Legionen Alles vor sich 
ederwerfend in Frankreich hinein bis zu den Ufern der Loire, bis 
um Gestade des atlantischen Oceans. Und ein unsichtbarer Ge⸗ 
uus drückte an diesem 6. August, an welchem im Jahre 1806 
Zaiser Franz die deutsche Kaiserkrone, müde ihrer Last, niederlegte, 
hieselhe dem siegreichen Hohenzollern auf's Haupt und weckte in 
llen deutschen Herzen die Hoffnung auf ein neu zu erstehendes. 
iniges Keiserreich Deutscher Nation. Doch vergessen wir in 
der Fteude über den Sieg nicht der Opfer, die der Tod zu 
dunderten an jenem 6. August dahin raffte; vergessen wir nicht 
unserer Vertbeidiger, die den Sieg wilt ihrem Leben theuer erkauf- 
sen. Hat auch die Geschichte ihre Namen mit ehernem Griffel auf 
hre Bliätter verzeichnet, so bleibt unser Theil doch immer, ihrer in 
dantbarer Psetät zu gedenlen. Und vergißt Deutschland in den 
Tagen des Friedens dieser Pflicht nimmer, so wird es in den Ta⸗ 
gen der Noth und Gefahr stets würdige Nachfolger jener Helden 
sühne vom 6. Augusi 1870 besitzen. Das gebe Got! — 
Fürst Bismasck werd nioh bis zum 14.odec 15. d. M. in 
dissingen verbleiben, über seine weiteren Sommerreisen sind noch 
seine Bestimmungen getroffen; es he ißt, der Furst dürfte Einladun⸗ 
jen auf die Güler der Fuͤrsten Hohenlohe⸗ Lan genburg oder Hohen⸗ 
he-Shillingsfücst folgen od r aber ein Seebad, und zwar Sche— 
eningen besuchen. 
In jedem Falle soll ein Besuch des Furstenbei dem Könige von 
bahern erfolgen, um demselben für die Aufnahme des Reichskanzlers 
in Kissingen zu danken. 
Ra ssse , 4. Augusit. Eine gestern Abend abgehaltene soci 
ildemokratische Versammlung wurde, als ichon mehrere Redner 
gesprohen hatten, pozeilich geschlofsen. J — 
Gr. J.) 
Frankreich. 
P'atirs, 1. Aug. Die Marschallin Bazaine hat vorgestern 
mverrichteter Dinge Versailles wieder verlassen, wo sie sich für eine 
Derwandlung der Strafe ihres Gatten in lebenslängliche Verban⸗ 
nung verwendet hat. S.e ist nach der St. Margarethen Insel 
urückgekehrt. 
hxzaris, 4. Aug. Der Moniteur“ theilt mit, daß au die 
Militärbehörde der an die spanische Grenze stoßenden Disteikte der 
befehl ergangen sei, eine verdoppelte Wachsamkeit eintreten zu lassen. 
Paris, 4. Aug. Die Nationalversammlung beendigte heute 
nie Berathung über das Ausgaben- Budget. Der Finanzminister 
cheilte mii daß die Bank von Frankreich ihre Einwilligung zur 
Vodisfikalivn der Convention vom Jahre 1871, laut welcher jähr⸗ 
iich 200 Millionen Fres. abzutragen find, verweigere, aber bereit 
— ——— Millionen vorzustrecken. Diese 
zo Milionen sollen nach vollftandiger Abtragung der im Jahre 
1871 vorgestreckten 1500 Millionen jurückerstaltet werden. Von 
denselben soilen 40 Millionen in das Budget von 1875 eingefstellt, 
iber die auderen 40 Rillionen soll durch ein Gesetz verfügt wer 
den sideen.Der Mimster legt einen hierauf bezuglichen Gesetz 
uwurf vor und verlangt für denselben die Dringlichkeit, oie auch 
dew lligt wird. Die Versammlung wird uber den Entwurf selbst 
morgen berathen. — Ein Antrag Rouviers auf Einführung einer 
kintommensteuer wird mit 421 degen 192 Stimmen verworfen, 
in Anttag Kimahtaczs auf Vesteuerung der Rente oleichfalls mit 
großer Majorität abgelehnt. (Zu eißer Einkommen umd Kapital - 
rentensteuer wollen die Zranzosen durauch sich nicht bequemen.) 
J Sypanien. 
Madrid, 3. Aug. Die hiesigen Blätter enthalten eine De⸗ 
pesche, welche der deutsche Botschafter in Paris von Minister des 
ausswärtigen Amtes des deutschen Reiches empfangen und dem 
Minister des Auswärtigen der französischen Republit am 26. Juli 
nitgetheilt haben soll. Es heißt in dem solchermaßen veroͤffent⸗ 
ichten Schriftstücke, det Kaiser habe mit tiefem Bedauern wahrge⸗ 
nommen, daß die Versailler Regierung troz der früheren Andeu⸗ 
ungen die Pyrenuengrenze den Carliflen geöffnet halte urd diesen 
gestatte, aus frauzösischem Gebiet ein, Arsenal und einen Zufluchts⸗ 
ort zu machen, um ihre Pläne zu verabreden. Einen neutralen 
Weg für solchen Verkehr von einen Puntte Spaniens mit einem 
Puntte des AÄuslandes offen halten, komme einem Zusammenstoße 
nit den Truppen der Madrid t Regierung gleich. Wenn die Ver⸗ 
niller Regierung die Neutralität der Grenze nicht wahren und die 
pon der geographischen Lage so wie von den guten Beziehungen 
nit Spanien ihr auferlegten Pflichten nicht erfüllen wolle, so werde 
der Kaiser die noihwendigen Beschlüsse sassen um die Carlisten zu 
hindern, auf französishem Gebiete Schutz und Hilfe zu finden, 
unbeschadet der Einleitung einer Vereinbarung mit den anderen 
Mächten zu dem Zwecke, auf die Beendigung des Krieges hinzu⸗ 
virken. Der Kaiser habe die Entsendung eines Geschwaders angeord⸗ 
net, um die Carlisten zu verhindern, fernerhin Material zur Auf—⸗ 
rechthaltung des Aufstandes zu empfangen. 
Italien. 
Rom, 4. August. „Jialia“ glaubt zu wissen, daß die 
Anerlennung der spanischen Regierung Seitens der Großmächte 
auf dem Punkte sjei, vollzogen zu werden. 5 
Der Ministerrath beschloß. 12,000 Mann vls Verstärkung 
na h Cuba zu jenden. Wie versichert wird, hätten die Carlisten 
einen Domherrn der Dibe se Vitorig erschofßen. 
—ermiiech 533 
FHornbach. Um die Niederlassung eines zweiten btat⸗ 
ischen Arztes dahier zu bewirlen, hat die Bürgerversammluug be⸗ 
schiossen, einem folchen aus der Gemeindelasse jäertich 300 fl. 
zuu gewaͤhren. 
7 Bürtheim, 4. Aug. An dem Hause des Georg 
Maher in Kallstadt sieht ein djähriger Traubensiod, der in diesem 
Jahr einen solchen Reichtlum von Trauben trägt, wie er nur 
lten vorlommt. Nach einer Zählung befinden sich an diesem 
einen Stock 600 ziemlich volle Trauben, deren Beeren schon— eint 
ansehnliche Dicke erlangi haten.. — R 
PIn Bergzabern waurde der Jahrestag der Sclacht 
bei Weißenburg (4 Aug.) durch eine Todtenftier in der Markt- 
tirche begangen. V——— 
Ludwigshafen, 4. Aug. (Pf. K.)Der Cisen⸗ und 
Lumpenhändler Mahler von Hemshof und acht Genossen, einer 
Reihe bedeutender Diebstähle zum Rachtheil der Pfälzischen Eisen⸗ 
bahnen und verschiedener hiesigen Einwohner anzeklagt, wurden am 
vorigen Samdtag vom Bezirksger icht Franlenthal, ersterer zu 7, 
die andern zu 2 bis 4 Jahren Zuchthu us verurtheilt. 
7Saarbrücden, 1. Aug. Am diesjahrigen Jahrestag 
der Schlacht bei Spichern (6. Aug.) wird in hiesiget Schloß- 
tirche die den 1870,71 auf dem Felde der Ehre gebliebenen Saar— 
hrückern gestiftete Gedenktafel feierlich enthüllt und ein Feft⸗ 
jottesdienst abgehalten werden. Nächsten Sumntag: aber findet die 
Finweihung des Winterbergdenlmals, dieses ersten deutschen Na⸗ 
sion aldenkmals, statt. Mehr als 5000 Theilnehmer sind bereits 
angemeldet, darunter Kriegervereine aus dem Rheinland und der 
haheri schen Pfalz und Deputationen der einzelnen bei Spichern im 
Feuer gestandenen Regimenter; der Oberpräsident der Rheir provinz, 
sowie der Kriegsminifler von Kameke, welcher bekanntlich den Sturm 
auf die formidabeln Spicherer Höhen eröffnete, haden gleichfalls 
hre personl iche Theilnahme zugesagt. Das vest verspricht ein 
echtez deutsches Natioualfest zu werden.