mit Oberst Villele am Sonniag Abend bis 10 Uhr auf der Ter—
rasse spazieren. Hierauf verschwanden Beide und wurde nichts
mehr don ihnen bemerlt. Das Gefäugniß wurde am Tage von 4
Gefangnißwärtern, bei Nacht von einer Abtheilung Militär bewacht.
Die Gefangenschaft Baza'ne's war wegen seinen Gesundheitsver⸗
jältnissen und weil er sein Wortgegeben haltte, nicht zu entfliehen (7)
invas gemildert. Tie Befreiung wurde durch die Gemahlin Bazaine's
und einen Vetier, Namens Roulle, bewerkstelligt. Erstere kam vor
Kurzem von Paris zurück, wo sie vergeblich um Begnadigung ihres
Mannes gebeten hatte. Sie miethete Abends 8 Uhr von einem
Fischer an der Croisette einen Kann, mit dem sie und ihr Neffe
nach Marguerite ühersetzten. Um wie viel Uhr die Flucht statt
fand, ist nicht constatirt. Man bemerkte aber Abends ein Dampf—
boot ohne Wimpel, das dem Winde nach wohl gegen Ventim'glio
in Italien gesteuert srin mag. Die Flucht muß mit Schwierig-
keiten verknüpft gewesen sein, denn man hat an Knoten eines her⸗
abhängenden Seiles Blutspuren bemerlt. Der Gefängnißdireltor
ist auqh verhaftet. — Die Regierung beräth, ob fie nicht die Aus
lieferung Bazaine's verlangen soll, da er wegen gemeinen Verge
—V——
Masie Verhaftungen vorgenommen, die mit den italienischen Un
ruhen im Zusammmenhange stehen.
Parurs, 12. Aug. Heute fand ein Migisterrath im Elysee
statt. Man berieth über Bazaine's Flucht und die Neise Mac
Mahon's, der am Sonntag in die Bretagne gehen und die Städte
ie Nans, Laval, Rennes, St. Briene, Brest, Quimper, Lorient
Nantes und Angers besuchen soll. Laut der „Liberté“ beschloß der
Ministerrath ferner, die Madrider Regierung anzuerkennen.
Paris, 12. Aug. Nach der „Presse“ find für die Flucht
Bazaine's in Paris seit mehreren Wochen Vorbereitungen getxroffen
worden. Rach der „Gazette de France“ hat man Grund anzunehmen,
daß ein Theil des Personals der Festung die Flucht begünstigt habe;
im Gefänugniß habe man das Gepück Bazaine's gefunden, das er
nicht habe mitnehmen können. „Gaulois“ meldet: „Bazaine lan⸗
dele an der italicnischen Küste bei San Remo und begab sich mil
dem Turin-Baseler Zug nach Brüssel, wo er gestern eintraf, Bazain«
war von, seiner Frau und dereren Bruder begleitet.
oIttalien.
Geuwun, 12. August. Nach einem vielfach verbreiteten Ge
rücht wäre Bazaine hier heinlich gelandet und sofort weiter ge—
reist. Reiseziel uabelannt. (Dagegen wird dem „Ir. J.“ aus
Brussel gemeldet, Bazaine'e Frau sei am 11. d. in Spaa ange
komnien und erwartete ihn dort heute, Donnerstag. Die Zimmen
seien schon seit 14 Tagen in einem Gasthof bestellt gewesen.)
Genuna, 12. Aug. Nach einem vielfach verbreiteten Gerüch
wuͤre Bazaine hier heimlich gelandet und sofort weiter gereist. Sein
Reiseziel ist unbekannt.
Spanien.
Madrid, 12. August. General Moriones hat gestern den
Carlisten die wichtigsten Positionen von Oteiza weggenommen, wo
sich Mendiri mit 18 Bataillionen, außerdem Cavalerie und Artil
lerie, verschanzt hatte.
Mandrid', 12. Aug. General Moriones hat gestern m'!
dem erllen Corps den Carlisten die wichtigen Positionen nebst dem
Dorfe von Oteiza weggenommen, wo sich Mendiri. mit 18 Batte
rien, außerdem Cavallerie apd Artillerie verschanzt hatte.
M'adrid, 13. Aug. Reisende melden, daß Don Alfonso in
den von ihm beunruhigten Provinzen folgende Anordnungen er—⸗
jassen hat: 1) eine Ano dnung betreffend die Konfiskalion der
Guͤter von Anhängern der Regierung; 2) eine Anordnung, nach
welcher für jeden Soldaten, den ein Ort zur Regierungsarmes
stellen würde, eine Geldbuße von 2800 Frs, zu zahlen ist; 8)
eine Anordnung, nach welcher diejenigen gefaugenen Regierungs
soldaten, die binnen Monatsfrist nicht in die karlistische Armee ein
treteu, erschossen werden sollen.
Amerika.
Newyork, 7. Aug. Die Neger sind überall sehr darauf
erpicht, sich die Namen hervorragender Männer beizulegen. Es
zieͤt kaum einen Ort, in welchem nicht eige Anzahl schwarzer Ge—
orge Washingtonszu finden wäre, Neuerdings haben einige farbi—
ze Büriger in New⸗-Orleans sich keinen geringeren Namen als den
Dito Bsm arcks angeeigunet, Ein schwarzer Methodistenprediger, der
auch starl in Politik macht, ist höher hinaufgestiegen, als Reve-
rend glaubte dieser Sprößling Aethiopiens das thun zu können
Er ist Vicepräsident des radikalen Centralclubs — radilal sind
alle Neger — des 16. Stadtviertels in New-Orleans und nennt
sich Reberend Emperor William. Kaifer Wilhelm als Negerdastor ist
wirklich nicht übel.
Berminchtes. *
Am Donnerstag früh marschirlen die Zweibrücker Chevaux—
legers nach Saargemünd, um an den militär'schen Uebungen in
Lothringen theilzunehmen.
Die kath. und prolestant. Kirchengemeinde Duttweilen
Jatten, erstere 8, letztere 4 Zentner Kanonenmetall zuim Beschaffen
hon Glocken durch S. M, den Koͤnig geschenkt erhalten. Die
Blocken wurden in der Hamm'schen Gicßerei in Kaiserslautern ge⸗
gossen und am 7. ds. vom fath. Fabrikrath uud protestant. Pres,
oͤhterium gemeinsam auf der Station Kirrweiler abgeholt und in
festlichem Zuge nach Duttweiler gebracht. Dort warteie ihrer eine
hunte Menge aus Duttweiler und den umliegenden Orischaften
Katholiken und Protest nten alle brüderlich vereint. Der kathol,
Geistliche brachte ein Hoch aus auf König Ludwig, den Spender
des Metalls, bei welchem er einleitend insbesondere der wunder⸗
baren Fügung Gottes gedachte, durch welche uns die während der
französischen devolution geraubten und zu Kanonen umgegossenen
Blockendurch den glücklich beendigten Krieg von 1870 wieder ge⸗
schenkt wurden in der Gestalt von Kanonen, damit wir sie ungie⸗
hen ließen zu Glocken.“ Der protestant. Geistliche brachte hierau
noch ein Hoch dem Kaifer Wilhelm und dann ging der Zug wei
ter durch das reich beflaggte und schön geschmückte Dorf. Der Be—
richt „der Pf. P.,“ hebt mit Wohlgefallen die herrliche Eintracht
und den confessionellen Frieden hervor, der bei dieser Gelegenhel
waltete — eine Oase in der Wüste Allen, die sich aus dem Ge—
zänle des Lebens sehnen nach etwas erquickender Ruhe.
r Moorlautern. Acht hiesige Sinwohner wurden wegen
des groben Unfugs, den sie bei Einführung der Communalschule
dahier verübt hatien, wegen der bei dieser Gelegenheit verübten Be—
eidigung des Bürzermeisters und wegen Hausfriedenshruches (wider⸗
rechtliches Eindringen in die Schule) vomn Landgericht zu Gefäng-
nißstrafen von 8.14 Tagen verurtheilt. Auf erhobene Berufurg
hat das Bezirksgericht Kaiserslautern für drei der Angellagten, bie
ihm minder schwer belastet erschienen, darunter zwei Frauen, die
Strafe auf 8 Thlr. herabgesetzi; im übrigen wurde das landge—
richtliche Urtheil bestätingt.
FNeustadet, 7. Aug. Die „Reust. Ztg.“ schreibt: Auf
das Ausschreiben des Saalbau-Vorstandes wegen Lieferung der
Weine für die Restauration im Bahnhofe und im Saalbau sind
von 20 Submittenten nahezu 109 Proben eingegeben worden. Die
weißen Weine wurden vogn einer unparteiischen Sachverständigen⸗
Commission sorgfältig geprüft; nach dem Nesultate dieser Prüfung
wird uns in Zukunfi der Saalbau⸗Restauraut einen Wein präsen⸗
tiren zu 36 kr. per Liter don A. Hoch, zu 48 kr. von Jul. Krafft,
1fl. 12 kr. die Anglaise von Ed. Witter, zu 1fl. 80 fr. von
Fri Sesler von Deidesheim, zu 1fl. 48 kr, von Rud. Maucher
ind zu 2fl. 42 kr. von Fr. Seiler. Bis auf die letzte Sorte sind
alle diese Weine auch in halben Flaschen zu liefern. Um die Göste
icher zu fstellen, daß sie, die von der Saalbaugesellschaft gelieferten
Weine rein erhalten, ist die Anordnung getroffen, daß alle Flaschen
den Gäslen etiquettirt und verschiedenfarbig versiegelt werden müssen
and nur vor ihren Augen entkorkt werden dürfen. Die Besucher
des naͤchsten Cäcilien˖ Conzertes werden bereits Gelegenheit finden,
sich von der Güte der Saalbauweine zu überzeugen; dieselben dürf
sen geeignet sein, dieser Restauralion sehr bald das Renommoe
einer Muster⸗Weinwirthschaft zu erringen.“
pLandau, 11. Aug. Sicherem Vernehmen nach wird
die Bahnstrecke Landau- Annweiler in den ersten Tagen des Monats
Zeptember eröffnet werden.
— In Ruͤdesheim am Rhein bei Peter Bille auf einem dem
Freiherr von Wetzel gehörigen Grundstück besindet sich ein We in
siock, fogenannter Schenkel, welcher über 8000 volle gesunde
Trauben trägt, und bei jetzigen Erndie-Aussichten wobll 4 Obm
Wein geben kann.
FMunchen, 7TI. Aug. Die empörend freche Sprache, in
velcher sich Sigl's „Vaterland? fott und fort über das Kullmann⸗
sche Attentat, resp. über den Fürsten ausläßt, wird nicht ungeahndet
zleiben. Sigl meldet heute, Fürst Bismarck habe beim hiesigen
Bericht Strafandrohung gegen ihn gestellt.
pBayreuih, 11. August. Auf dem Platze vor dem
Friedensthore wurde heute Morgens der verstümmelte Leichnam
eines 16 — 20 jäͤhrigen Mädchens gefunden. Dem Leichnam
fehlte der Kopf, die beiden Arme und die Füße. Ganz hart am
Rumpfe ist der Kopf abgehacktt, die beiden Arme ungesähr in der
Mitte des Oberarmes und die Beine in Mitte des Oberschenkels.
Die Arme und Beine, ebenso auch der Kopf scheinen vorher ers
mit einem Messer in den Fieischtheilen durchschnitten und dann erst
mit einem Beile abgehauhen worden zu sein. Der Rumpf war
mit einem Hemde bekleidet. Der Platz, auf welchem der Leichnam
Jefunden wurde, zeigte keine Spur von. Blut, ebenso wenig das
demd. Nach dem letzteren zu schließen, çcedoͤrt das Mädchen der
uͤnteren Volksllasse an. Die Annahme durfte sich rechtfertigen, daß
der ungefähr zwei Tage alte Leichnam von auswärts hierher ver⸗
bracht wurde, da an einzelnen Theilen noch Kiefernadeln anklebend
gefunden wurden. (Oberfr. 3.)
Der Kaufmann Maier Frankenbacher in Straßburg ist mi