Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hinterlasfung bedeutender Schulden und unter unbefugter Mit⸗ 
—RR 300,000 FIrs. flüchtig gewarden. 
pNeumarkt, 11. August. Von beim Deininger Eisen 
bahnunglück beschädigten Arbeitern ist heute Nacht noch einer ge— 
florben — also der siebente Todte. 
Auf dem bayerischen Bahrhofe in Leipzig stieß am 9. d 
eine Lokomotive mit einem Güterzuge so zusammen, daß mehrere 
Wagen beschädigt, der Lolomotibführer heruntergeschleudert und 
rheblich verletzt wurde. 
F'In Durlach ist in der Nacht vom 11. auf 12. Auguss 
‚as Haus des Kutschers Giese abgebrannt. Giese 63 Jahre alt 
dessen Frau und eine 18jährige Enkelin sind in dem Feuer umge⸗ 
tommen, eine Tochter wurde so schwer beschädizt, daß sie voraus⸗ 
sichtlich sterben wird. Gerettet ist eine irrsinnge Tochter, die wahr⸗ 
scheinlich den Brand gestiftet hat. 
f Ein interessanter Proceß wegen Betrugs wurde unlängst vor 
er Strafkammer in Stuttgart verhandelt. Ein Schuhmacher war 
ingeklagt, bei Lieferung doppelsohliger Zugstiefel unbrauchbare 
Waare abgegeben zu haben. Er hatte nämlich statt der zweiten 
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»ünn gemacht, daß bei nassem Wetter der Stiefel schnell zu Grunde 
zsing. Der Angeklagte erklärle naipv, er habe damit nur einen 
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habe. Man konnte nicht umhin, ihn wegen dieses weiten Begriffes 
jon dem, mas Handmersdbartheil ist, zu 2 Monaten 15 Tagen Ge— 
angniß zu verurtheilen. 
In Bieer⸗biew wurde ein junger Mann, Schneidergeselle 
Sch., verhaftet, der schon seil längerer Zeit, um Schwindeleten zu 
jerüben, in Frauenlleidern sich in Berlin und Umgegend herum 
etriebemn hatz Wie festgesteil t; hastie sich derselbe zu wiederholten 
Malen hei altern alleinstihenden Hepren als Haushälterin vermiethet 
ind hat diese Stellung aufgegeben, sobald sein Geschlecht in Frage 
ezogen wirrde. Auffallend ist die große Geschicklichkeit, mit der 
Sch. seine Toilette zu behandeln wußte. Namenilich hat er seine 
daartour mit grohem Geschmacke gepflegt. Ecr verstand es über⸗ 
Jaupt sich stets so zu benehmem daß er für ein Mädchen gehallen 
vurde. In dem Tingel⸗Tangels, wo er auch als Sänger aufge⸗ 
treten, hat or stetä vielee Vexehren gehabt. 
Es: wird immer schwieriger; in Deutschland. zu reisen, 
wenn man der framzösischen Sprache nicht mächtig ist. Fuhr da 
türgich ain Vürnberger mit, der baiserlich deutschen Reichspost von 
berice a. J. nach Weimur und löster zu diesem Behufe ein Passa⸗ 
gierbissttz auft welchem ur . Folgendes zu lesen ist: „Die Posi— 
zeht ab um 10 Uhr 25 Minuten Matin, genau 5 Minuten nach 
Unkunft der Post aus Rudolstadt.“ — Der Expedient, dem die 
deutsae Sprache nicht ausreicht, um die Tageszeiten zu bezeichnen, 
trägt den ächt-gallischen Namen „Poitzel“‘ und sei hiemit der Be— 
wunderung der Zeitgenossen übergeben. (Ir. Ki) 
F Ueber einen großen Brand in dem Dorfe Deutschhausen in 
Mähren gehen der „N. Fr. Pr.“ folgende Mittheilungen aus 
Sternberg bei Olmütß zu: „Gerstern, den 2. Augusst, sah man in 
früher Mitiagsstunde riesige Rauchwollen hinter den Bergen empor— 
sseigen, und es wurde constatirt, daß die zum hiesigen Bezirke ge 
hörige Gemeinde Deutschhausen ein Raub der Flammen wurde; 
s verbraunten nahezu 160 Häuser, darunter das Braushaus und 
die Kirche sammt Pfarre. 
FrUeber die Fähigkeiten des txkaiserlichen Prinzen (Lulu's) 
and über seine Leistungen namentlich gelegentlich der auf der 
Militär-⸗Akademie in Woolwich letzthin stat'gehablen Examina hatte 
ich zwischen antibonapartistischen Journalen ein lebhafter Sireit 
erhoben. Die ersteren Blätter hatten behauptet, daß jene Examino 
die gänzliche Unfähigkeit des kaiserlichen Prinzen dargethan hätten. 
die Londoner, Morning Post“ veröffentlicht dagegen nun die po- 
diben Resultakte. Der Prinz hatte unter 38 Scuülern in der 
Urtisleriewissenschaft den 4. Platz, einmal sogar den 2.; in der 
fortifikation, im Zeichnen und in der Geometrie den 8.; in der 
Spezial⸗Mathematik den 10.; in der Topographie den 4.; in der 
atiegsgeschichte den LI.; im Landschaftszeichnen u. j, w. den 12. 
und in der Edemie und Physik den 21. Als Durgschnittsplatz 
würde ihm also der 11. zukommer. „Morning Post“ fügt hinzu, 
aß man diese Erfolge als sehr befriedigende betrachten müsse, in⸗ 
)em man zu berüchsichtigen hade, daf der kaiserliche Prinz der 
süngste in der Klasse sei und daß er alle jene schwierigen kechnischen 
Studien in der englischen Sprache, die nicht seine Muttersprache. 
ei. z31 machen habe. 
7 In Saanen (sKanton Bern) hat eine Freude üher den 
Bewinn des großen Looses mit 25,000 Frs. einen ohnedem ver— 
noͤglichen gewissen Raaflaub derart aus dem Konzept gebracht, daß 
n die de vor Mangel, ja vor der Gefahr des Hungertodes 
g und Nacht so peinigte, daß er sich erhing; i i 
3366 Fes jo peinig ß er sich erhing; er hinkerließ 
Rom. M Auanst. Der Bank voa Neavel sind 100.000 
Fünffrankenscheine gestohlen worden, und da ihnen nur der rothe 
Stempel fehlte, so haben ihn die Diebe nachgemacht; aber man 
kann ihn mit Speichel abwischen, so daß die gestohlenen Scheine 
leicht zu erkennen sind. 
FRom, 10. Aug. Gatibaldi soll schwer erkrankt sein; 
die hiesize städtische Behörde hat ihm ärztliche Hülfe angeboten. 
Ein Schütze aus den Karpathen. Man schreibt: 
Bekanntlich hat Victor Emanuel vor zwei Jahren sein konigliches 
Schützen⸗ æ Jubiläum gefeiert, weil er den hunderisten Steinbock in 
den Savoyer-Alpen erlegt hatte. Mit diesem Jagderfolge kann frei⸗ 
lich Niemand concurriren, weil es eben nirgends so viel Steinböcke 
gibt, wie in den für Vicior Emanuel reservirten Alpen; wir können 
aber auch aus den Karpathen einen Schützen anführen, dessen Lei⸗ 
stungen jedenfalls eine öffentliche Erwähnung verdienen. Der Schütze 
heißt Martin Fukasz und ist königlicher Waldbereiter an der Schwar— 
jen Waag im Liptauer Comitate. Seine Jagdkataloge reichen vom 
Jahre 1830 bis auf unsere Zeit und es ist aus ihnen ersichtlich, 
daß der genannte Shütze 68, schreibe achtundsechzig, Bären exlegt 
hat, was auch auf dem Liptauer Comitatshause durch die Schuß⸗—⸗ 
gelder und durch das Markiren der eingelieferten Bärenhäute con⸗ 
trolirt wurde. Hirsche gibt es in den hohen Karpatben nicht, dah er 
ist Rehwild das Hauptobject aller gewöhnlichen Jagden. Von diesem 
Wilde erlegte Fukasz 629 Stück, von kleinerem Wilde aber als da 
sind: Hasen, Auerhähne, Wachteln; u. f. w., steigt die: Ausbeute 
(Auerhähne natürlich, was die Größe der Zahl anbelangt, ausgenom- 
men) in die Tausende. 
Volkswirthschaft, Handel unvs Bertehr · 
München, 10. August. Um die Frankirung der Fahr⸗ 
poststücke mittelst Freimarlen zu erleichtern, ist für höhere Taxbe— 
träge eine neue Markengattung im Werthbetrage von 1 Mart — 
35 kr. von der bayer. Postverwaltung hergestellt worden. Die 
neue Marke ist von etwa größerxer Form als die bisher ausgege— 
benen Freimarken und zeigt in weißem Hochdrucke auf violettem 
Grunde das kgl. Wappen, sodann oberhalb der Krone den Namen 
Bayern. Die Abgabe an das Publikum wird demnächst erfolgen. 
Gegenwärtig cirkuliren viele polnlsche 8c0 und 4. Groschenstücke 
(Z54 und L7/2-Kreuzerstücke) aus den Jahren 1807 1813 mit 
der Umschrift. Rex Sax. et dux. Varsov. und mit der Werthbe— 
zeichrung Us⸗, 3-balara. Diese Münzen werden vom deutschen 
Reiche utcht eingelöst unb haben einen Minderwerth von 25 Proc. 
Zum Schutze des Publicums glauben wir darauf aufmerksam 
machen zu sollen. 
(Die Preisevertheilung beim pfälzischen Landgestüte im Jahre 
41874 beirJ).. 
Die Preisevertheilung an die Eigenthümer der schön sten in 
der Pfalz gezogenen, sowie zur Nachzucht verwendeten Pferde wird fü 
das laufendende Jahr Sonntags, den 20. September cur. Vor⸗ 
mittags 11 Uhr, im Gestüthofe zu Zweibrücken siattfinden. 
Die Musterung und Auswahl der zur Concurrenz gebrachten 
Pferde wird am vorhergehenden Tage, Samstag, den 19. Sem— 
tember l. Is., durch die hiezu ernannte Commiffion. vorgenommen 
werden. 
Die zur Vertheilung kommenden Preise find folgende: 
J. 10 Preise für 4H2 jährige Stuten, welche das erste Mal 
trächtig gehen: 
1. Preis 170 Marrt. 
2. 9., e 
4 
x — 
6. Preis 90 Mark, 
7. 70, 
38.5 60 
9. 5303 
10. 40 
990 Mark. 
IH. 10 Preise für Stuten, welche früher schon einen Preis 
zerbielten und mit einem Fohlen vorgeführt werden: 
6. Preis 50 Mark. 
J 45 
353 
I 30 
95 
585 FNark. 
III. 12 Preise für Stutfohlen: *8 
1. Preis 90 Mark, 3. Preia 70 Mark. 
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