Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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Her St. Inaberter Anze ig err (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienttags⸗, Donnerstagß⸗ und Sonnta 
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M 130. So0I nuntag, san LG. August. 1874 
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Deutiches Neich. 
Munchen. Nachdem durch das Budgel der XII. Finanz— 
heriode die Mittel zur Auftesserung der Gehalte der Volksschullehrer 
rgeben sind, hat das Cultusministerium folgende für die Zeit vom 
JRFJanuar 1874 an wirksame Becfügung getroffen: 1) Allen 
— 0 2500 Einwohnern, 
velche einschließlich des bisherigen Slaatszuf hhusses nicht wenigstens 
450 fl., und allen wirklichen S hullehrern in Gemeinden von 
33500 bis 10,000 Einwohrnern, welche nicht wenigstens 500 fl. 
hrliches Diensteinlommen haben, wird dasselbe bis zu diesen Be⸗ 
ragen erhoöht. 2) Allen Schulschwestern und welil chen Lehrerinnen, 
am allen Schuigehilfen wird zu ihrem bisherigen Einkommen 
ne neue Zulage von je 50 fl. des Jahres gewährt. 3) Ale wirk— 
ichen Lehrer, aue ständigen Schulverweser und weltlichen Lehreri: nen 
rhalten successive statt wie bisher fünf, nun se4s Dienstalterszu⸗ 
jagen, die wirklichen Schullehrer im Betrage von je 50 fl. bis 
um Gesammtbetrage von 300 fl., die ständigen Schulverweser 
ind weltlichen Lehrerinnen im Betrage von je 25 fl. bis zum Ge— 
ammibetrage von 150 fl. Die erste Dienstalterszulage erfolgt nach 
sblauf von 10 slatt wie bisher nah 15 Jahren vom 1. October des 
Jahres an gerechnet, in welchem der Austritt aus dem Schulh⸗ 
chrerseminar statifand; für weltliche Lehrerinnen, welche ein 
Ahrerinnenseminar nicht besucht haben, nach Ablaus eines gleichen 
Zeifraumes vom Zeitpunkte der Erstehung det der Seminaraus— 
ritisprufung gleichstehenden Schuldiensterspectantinnengrüfung an 
erechnet; die fünf übrigen Zulagen erfolgen nach Ablauf von 
e funf Jahren weiterer Dienstleistung. Im Uebrigen gelten be⸗ 
züglich der Gewährung dieser Dienstalterszulagen die Bestimmungen 
n Zuͤfer 2 der Normativentschlichuag vom 15. Mai 1872. 9) 
Für die älteren bereits vor dem Entstehen der gesetzlichen Kreis 
uünterstützungsvereine quiescirten Lehret und Lehrerinnen wird der 
uus der Saatskasse gewährte Unterstützungsbeitrag auf, das dop 
delte erhöht. 5) Allen übrigen quiescirten Lehrern und Lehrerin— 
nen wird zu ihren bisherigen Bezügen eine neue Zulege von jähr. 
üch 50 fl. bewilligt. 6) Die Uaterstützungbeiträge an die Lehr er⸗ 
relicten werden, und zwar an die Lehrers-Wittwen von je 50 
auf 75, fl., an die ehelichen Doppelwaisen von je 20 auf 30 fl., 
m die ehelichen einfach Waisen von 18 auf. 24 fl., des Jahres er— 
ziht. Bezücüch der Bewährung dieser Unterstützungsbeiträge bleibt 
5 den Bestimmungen in Ziff.4 der Normat. veatschließung vom 
Mai 1872. 7) Der von beiden Kammern des Landtages ge⸗ 
Jen Bitte einsprechend wird verfügt, daß auch die neuerlich be 
gten Zuschüsse aus der Staatskosse zur Verbesserung des Ein⸗ 
* des activen und pensionirten Lehrpersonals und der 
hen und Waisen desselben in keinerlei Weise von einer Ge 
Zinde an den bisherigen Bezügen der Betheiligten in Aufrech— 
uung gebracht werden dürfen, und daß gegentbeiligenfalls die fün 
NRiese ZIwecke aus Staatsmitteln geleisteten Beiträge den betreffen- 
en Gemeipden zu entziehen sind. 8) Fuͤr sämmtkiche hier in Fra— 
e stehenden Aufbesserungen des Lehrpersonats an den Volksschulen 
wirde der erforderlihe Bedarf für 1874 altgbald zur Verflügung 
gestellt werden, worauf dieselben ungesäumt den Betheiligten anzu⸗ 
veisen sind. .. . pf. Kr.)— 
M'üench en, 18. August. Der hiesige Gesangberein, Neu⸗ 
zabaria“ hatie in seinem Gesellschaftslokale am Montag zwischen 
i2 und 8 Uhr Miitags einzelne Mitglieder auswärtiger Gesangs⸗ 
dereine zu geselliger Unterhaliung geladen, bei welcher Gelegenheit 
an den Fürsten Bisark folgendes Telegramm obgesandt wurde: 
Beim Klang der deuischen Lieder 
Ward heun auch Dein gedacht, “ 
Des Mannes, der uns wieder 
Zur Einigkeit gbracht.4 
die bei der Gelegenheit Versammelten waren außer dem genannten 
Münchener Verenne aus Ambetg, Barbis (Oberpfalz.) Berlin? Gei⸗ 
selhoͤring, Karlsruhe, Königsberg, Metz, Regendburg, Alte und Neu— 
Alm. —A Enns )JTCharand und Kalbe. 
Be'r lin, 11. August. Der Brüsselzx Kongreß, fangteohe— 
ne t3. and ein Gezensiand des Spottes zu werden. Durch seinen 
Ausichtuß der Oeffentlichteit“ hat er allerdings die Neugier indis 
reset Beichterstatter gereizt und ein solcher veroffentlicht in einem 
dondoner Blatt einen Sitzungsbericht, der an beißendem Humor 
zichts zu wünschen übrig läßt. So beartragt Deutschland Atb⸗ 
chaffung aller Kriegsflotten bis auf einige Monitors, schwimmende 
Batterien und Torpedos zum Schutze der Küsten; der Vertreter 
ẽͤnglands, um seine Meinung darüber befragt, versichert, den Vor— 
hlag noch nicht in Erwägung gezogen zu haben, dagegen hält man 
»as Verlangen der Schweiz, in einem Kriegsfalle die Dampfschiff⸗ 
'ahrt auf dem Genfer See unbeschränkt bestehen zu lassen, für un⸗ 
erfänglich. Frankreich fordert, daß die Kriegsge angenen in 
Deutschland nicht ausschließlich mit Sauerkraut gefustert werden, 
vas der Vertreter der deutschen Megierung seinerseits mil einer 
dritik des französischen Bleres beantwortet, General Arnaudeau 
sordert ferner Schutz sämmtlichen Privateigenthums, was Deuitsch- 
land mit einigen Dutzend Ausnahmen auqh zugesteht, und verschie⸗ 
dene belgische Städie verlangen im Fall einer Invafion als kriegs⸗ 
unwürdige Objekte von jeder m'liiärischen Okkopation befreit zu 
bleiben. In diesem Tone geht es weiter, und man lann dem Ar— 
likel das Verdienst nicht absprechen, daß er die Mängel des Kon⸗ 
greßprogrammes treffend herborzuheben weiß. Auch der Humor 
hat seine Berechtigung! 
„,Mainz, 14. Aug, G U. 30 M.) So eben 85 Uhr traf 
Marschall Bazaine über Ludwigshafen aus der Schweiz kommend 
hier ein. Derselbe fährt über Köla nach Brüssel. Der Marschall 
fieht vortrefflich aus und ist von seiner Tochter und einem Neffen 
begleitet. (Kazaine begibt sich wahrscheinlich in das belgische Bad 
Spaa, wo seine Frau in der letzten Zeit sich aufhielt 
Frankreich. 
—, Plaris, 12. August. Die republikanischen Blätter sind 
wüthend über Bazaimne's Flucht. Die „Rep fr.“ meint, die 
angeordnete Untersuchung werde doch wenig zu Tage fördern; wie 
Bazaime entkam, daran liege wenig; aber daß er überhaupt ent— 
fliehen konnte, das sei das Bedenkliche; s ine Flucht sei dadurch 
möglich gewesen, daß in alle Zweige des Staatsdienstes sich eine 
Menge Bonapartisten eing nistet haben. Die Flucht Bazaine's seinur 
ein Glied in der Ketteldder Wühlereien, durch welche die Bonapartisten 
wieder zur Herrschast über Fraukceich zu gelaugen suchen. Das 
„Journ. d. deb.“ sagt: „Eist Rochefort enifloden, jetzt Bazaine 
durchgegangen, das beweist, daß in der Verwaltung eiwas faul 
ist; wir leiden an Schlaffheit und Leichtsinn, wie es unter dem 
Kaiserreich war.“ Das „XILX. Siöécle“ schreibt;:: „Das Kaiserreich 
war im Bagno; es ist entflohen. Das Kaiserreich, es war Bae 
zaine, denn Bazaine war die Verschwörung, der Meuchelmord, der 
Raub, der Verrath. Bazaine wurde zum Tode verurtheilt, weil er 
gegen Pflicht und Ehre gehandelt hatte; er sollte degradirt uand 
dann erschossen werden. MRan ersparte ihm die Degrädation; man 
schealte ihm das Leben. Er, er bewilligle sich das Uebrige und so— 
mit seine Freiheit. Uns erstaunt nur, daß er so Zlange gewariet 
hat.“ — In den heftigen Ton der republikanischen Blätter stim⸗ 
men die ultramontanen Zeitungen nicht ein. „Monde“ und 
„Univers,“ die Bazaine auch schon früher zur Seite standen, be 
handeln den Er⸗Marschall fast duf freundliche Weise, woraus iman 
schließen will, daß die Gerüchte, der Vatican neige sich neuerdings 
wieder zu dem Bonapartismus, nicht ganz unbegrüudei sind. Die 
legilimistischen Blätler sehen in der Fluͤcht Bazaine's natuͤrlich einen 
Beweis, daß nur der „Roy“ Frankreich wieder auf die Beine 
helfen kann. Die bonapartistischen Btätter sind behutsam'; nur der 
„Gaulbis,“ der von jeht 15 )er eifrige Vertheidiger des Marschalls 
Bazaine war. verbirgt die Freude nicht,die erraher dessen Flucht 
empfindet. 8 * 
Spanien. 
. Madrid, A 1BB. Aug. Die] Gesandten Amerilas 
Belgiens 3. Hollands“, Italiens ‚Englands z Deuischlands 
beglüdwünschten denk Minister des Aeußeren zu der Anerlennung 
der Ppanischen Regierung durch die Mächte und zur Ennahme von 
Dteiza. Ulloa Fändte dem. deulshen Kauetr ein Dunfiderebe meon 
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