Sl. Ingberler Anzeiger.
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M 142. Sonntag, den 6. September 1874
Deutsches Reich. sammentritt sofort zugehen und derselbe wird eine Permamenz⸗
München, 80. August. Die Aufbesserung der Bezüge der commission zu ihrer Prüfung n'edersetzen. Von einem Eintritt in
satholischen und protestantischen Geistlichteit in Bayern, welche ruck- die Becathung dieser wichtigen Gesetzentwürfe wahrend der Win⸗
virkende Kraft vom 1. Januar d. J. an erhält, wird nach fol⸗ tersession kaun füglich keine Rede sein. Der Reichstag wird mit
jenden Grundlagen in Vollzug gebracht werden: A. Beim katho⸗ dem Budget und vornehmlich in't dem Militär tat vollauf be⸗
ischen Klerus J. in den Kreisen diess. des Rheins werden a. die schäftigt werden. Nach Nujahr wird feine Vertagung eintreten
Domkapitulare den in ihrem Range stehenden —ER — —— um dem Landiage Platz zu machen. Während der Land⸗
inanziell gleichgestellt und wird mit der Aufbesserung das Aufangs-tagssitzungen wird die Permanenzcommission des Feichstages in
ehalt der protest. Consistoria lräthe (2200 fl.) erreicht werden; die Berathung der Justizgesetze kreten und in parlamentarischen
d. das Minimaleinkommen aller Pfarreien soll von 900 fl. auf Kreisen wird angenommen, daß sie ihren Commisfionsbericht bis
1000 fl. erhöht, e. allen den Pfarrern nicht gleich zeach eten zum Schlusse des Landtages fertig stellt. In diesem Falle dürfte
Seelsorgsgeistlichen mit eigenem Haushalte ein weiterer Bezug von eine Frühjahrssession des Reichstages anberaumt werden müssen,
100 fl. gewährt, d. jenen Kaplanen ohne eigene Haushaltung, um die Berathung der Justizgesetze im Plenum vorzunehmen.
welche nicht 1000 fl. Salair beziehen, gleichfalls 100 fl. bewilligt Oesterreich. J
und 6. die Sustentation der Capläue in der Pfartfassion auf Wien, 83. Sept. Der Kömig von Sachsen, vom zster⸗
400 fl. erhöht werden. I. In der Pfalz wird a. das Minmal reichischen Kaiser eingeladen, nimmi an den böhmischen Manödern
einkommen der Pfarter v. 900 fl. auf 1000 fl., b. dasEinkommen der Theil und trifft mit Franz Joseph in Prag zusammen.
Stadtpfarrer auf 1400fl., e. dasselbe der Pfarrer an Gerichtssitzen auf Fraukreich.
1400 fll, d. der Stadttapläne auf 600 fl., e. der Landkapläne Paris, 4. Sept. Es ist nun durch amlliche Mittheilung
uuf 500 fl. erhöht. B. Bei der protestantischen Geistlichleit wird vekannt geworden, daß Frankreich d'ie Regierung in Madrid —B
i. eine Erhöhung des M'nimaleinkommens der Pfarreien auf 900 rkannt hat. Graf Chaudordy ist zum franz. Gesandten in Mad⸗
b. eine Gewährung von Dienstalterszulagen vom 16. Jahre rid ern nnt. J
»bis auf 1400 fl., und zwar diesfeits des Rheins und in der Paris, 3. September. Hinuchtlich des Prozesses gegen
hfalz, c. eine Gleichstell ing der protestanlischen stündigen Vicare die Miischuldigen bei Bazaine's Flucht ist zwischen dem Kriegs—
»er Pfalz mit den Besügen der protestantischen Vicare diesseits ninister und dem General Leval Streit ausgebrochen. Der erstere
des Rheins von 400 fl. auf 600 fl. in den Sitädten und auf wöchte gerne die unkeusche Scene der Schilderung aus den Ver⸗
300 fl. auf dem Lande gewährt. Der Beitrag zum Unterstütz⸗ haudlungen gebannt wissen, der letztere findet, die Ehre der Ar—
masfonds der Wittwen wird auf 350 fl. und der Waißen auf mee sei ucht in Frage, wenn man von der Handlung eines Ein—
O fl. festgesetzt. Beim katholischen Clerus wird betreffs der Ers eluen rede, Wahsscheinlich hat zuletzt Mac Pahon zwischen dem
vͤhung des Tischtitels ein jeder Tischtitulant um den einfachen driegsminister und Leval zu entscheiden. J
rischiitel aufgebessert, d. h. wer den einfachen Tischtitel hat, er⸗ 38 aris, 3. Sept. Permanenzkommifsion. Der Justiz⸗
zjält den doppelten, wer den doppelten genießt, erhäll den drei⸗ ninister macht die Mittheilung, daß der Proʒeß der der Mitschuld
achen, aber nicht höher. — Beim israelitischen Cultus werden an der Eutweibung Bazaine's Verdücht gen ar 14. September
Theuerungszulagen zur Aufbesserung der gering dotirten Rabinals vor den Gerichtshofe in Gtasse beginnen werde. — Das Journ.
tellen b's zu 300 fl. in der Art gewährt, daß mit dem Zuschuß o»Pfficiel““ meldei die Ernennung des (ultram.) Grafen Chaudordy
as Behalt von 1000 fl. nicht überschritten werden darf. zjum Gesandten iu Spanien.
München, 4. Sept. Der König erhielt gestern aul
Schleß Berg aas Anlaß der Sedanfeier aus verschiedenen Landes
reilen und von auswärts zahlreiche Huldigungs⸗Telegramme.
München. Das Kriegsministerium hat zu den Mans—
ern des 10. deutschen Armeecorps bei Hannover den General-
najor Frhrn. v. Treuterg, den Maior Dürig und Hauptmann
zraf Thürheim abgeordnet.
München, 3. September. Der Botschafter des Deut⸗
gen Reiches bei der franzosischen Reglerung, Fürst Hohenlohe, ist,
on Berlin kommend, heute hier eingetroffen. Derselbe wird schon
norgen nach Aussee zu s iner Familie weiter reisen; letztere wird
ꝛen Fürsten auf seiner in fünf Wochen statlfindenden Rückreise nach
zaris begleiten. Auf der Rückreise wird der Fürst acht Tage
lufenthalt in München nehmen.
Stuttgart, 3. September. Hier haben die Social⸗
mokraten, in ihrer Bosheit und in ihrem Grimme gegen die
Sedanfeier, Excesse schändlichster Art begangen. Sie feuerten
Ubends mit Pistolen unter die auf dem Wilhelmsplatz bersam⸗
nelte Menge, widersetzten sich der Polizei, und als diese ihren
lnordnungen Nachdruck verschaffen wollte, bewarfen die Ruhestörer
ie mit Steinen. Nun standen aber die Bürger der Polizei bei,
ie mittlerweilen auch Verstaärkung erhalten hatie; es wurde mi
»lanken Säbeln auf die Tumultanten eingehauen; es gab Ver—
vundete auf beiden Seiten und viele Verhaftete wurden abgeführt.
kiner davon wurde noch gestern zu sechs Tagen Gefängniß ver—
artheilt. Karlsr. 3.)
Berlin, 15 Seph. Gutem Vernehmen nach steht die Er⸗
ffnung des Reichsstages für den 20. October so fest, daß die be—
orftehende Zusammenkunft des Fürsten Bismarck mit Herrn Del⸗
rück in Varzin an dem Beschlusse kaum etwas ändern dürfte;
die organischen Justizgesete werden dem Reichstaze bei seinem Zu—
Vermischtes.
F In der Scheuer der Wittwe Gräff in Blieskastel war in
der Nacht vom 2. auf den 8. d. etlichen Soldaten des dierten
bayerischen Infanterieregiments Nachtlager angewiesen worden. Un—
ter denselben war auch einer der besien Musiker seines
Regiments, ein geborener Königsberger, der nach längerer Dienst⸗
Hheit in der preußischen Armes deim bierten bayerischen Infanterie—
regiment als Musiker eintrat. Der Speicher der fraglichen Scheuer
die übrigens nicht Neubau, sondern ca. 15 Jahre alt ist, war bis zur
Firste mit ungedroschener Frucht im vollsten Sinne des Wories
»ollgepfropft. In der angegebenen Nacht stürzte das Gebalke des
d uspeichers ein und hegrüb unter den Trummern der Balken und
der herabstürzenden Frucht die in der Tenne schlafenden Soldaten.
Der erwähnte Musiker starb den Erstickungstod, seine Rameraden wur⸗
den von der durch die Besitzer der Scheuer alsbaid herbeigeholten Hilfe
noch lebend hervorgeholt. Zwei oder drei Soldalen wurden verletzt,
edoch nit lebensgefährlich. Einer, der unmitt bar neben dem Ge—
doteten lag, kam ohne alle Verletzung davon. Der aus so be⸗
hauernswerthe Weise um sein Leben gekommene brave Soldat warde
jeute Nachmittag (3. d. 5 Uhr unter wilitärischen Ebtenbezionn