Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
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Her St. Inn berter Tnze i ge e (und das mit den Handtblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstazs⸗, Donnerstags⸗ and Sonnta 
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48 146. Sonntag, den 13. September 1874 
—— 
— F 
Dentsches Reich. 
Aus der Pfalz. Es wird mitgetheilt, daß der Kton⸗ 
drinz des Deutschen Reiches nach der Besichtigung der bei Hom⸗ 
zurg lonzentrirten bayerischen Truppen seine Befriedigung übes 
die Fortschritte aussprach, welche dieselben seit der letzten Besichti⸗— 
zung gemacht haben, was bei dem inzwischen stattgehabten Ueber⸗ 
gang vom ehemaligen bayerischen zum preußischen Reglement um 
o anerkennenswerther sei. (Pf. Kur,. 
Münche n.“ Nach dem Gutachten des Obermedizinalaus⸗ 
schussez würde der Unterrichtskurs in einem Kranlenhaus / welchen 
ie angehenden Heildiener (Bader) vor der Prüfung durchzuma⸗ 
hen haben; fünf Monate dauern; Leute, welche ein Jahr in,einer 
danitztzkompagnie gedient haben, könnten, ohne den Unterrichts⸗ 
lurs durchzumachen, zur Prüsung zugelassen werden. 7 
Ein Korrefpondenl des „Pfäl. Kur.“ schreibt aus Karlsa 
cuhe, 10. Sept. u. A.: Frau Eugenie Vonaparte-Montijo 
hatte in den letzten Tagen auf Arenenberg gar vornehmen Bcqquch: 
Furst Metternich hat sich auf dem geheimnißvollen Schlößchen ein⸗ 
Jefunden und ist Tags darauf von der Extkaiserin nach Radoif,ell 
jeleitet worden, von wo der Fürst über Basel und Straßburg 
cheinabwaris, wahrscheinlich nach Johannisberg fuhr. Die Erlaiserin 
ioll seht leidend aussehen und genöthigt sein, fich beim Gehen auf 
inen Stock oder Sonnenschirm zu ftützen. — Ein anderer 
dornehmer Reisender, der Prinz von Wales, ist in VBaden⸗Baden 
ingetroffen, wohin sich gestern auch die Kaiserin Augusta begeben 
hat. Aber nicht nur hohe, höchste und allerhöchste Herrschasten 
zeisen, sondern auch Zeitungsreporter, und so fuhr ich dann 
jinüber Kach Stuttgart, wo ich in Kreise kam, in denen man von 
Mancherlei besser unkerrichtet ift, als andersmwo. Von dem, was 
cch dort erfahren bhabe, darf ich Einiges ausplandern. Zunächhst 
wurde mir ganz bestinumt versichert, daß die württembergische Re— 
zierung nicht daran denke, mit dem 1. Januar 1875 die Reichs 
markrechnung einzuführen, da sie überzeugt sei, es sei ganz nu— 
möglich, im gegebenen Augenblich die genügende Anzahl neuer 
Muͤnzen in den Verkehr zu bringen. Die bayerische Regierung 
timme dieser Auffassung vollkommen bei. 
Baden-Baden, 10. September. Die Deuische Kaiserin 
ist heute Nacht zu mehrwöchentlichem Aufenthalt hier angekommen 
und gebraucht die Bäder im „Hotel Baldreit“. Sie residirt im 
Meßmer'schen Hause. Der Kaiser wvird am 26. d. M. erwarter 
uind wird sich 14 Tage hier aufhalten. 
Berlin, 7. Sept. Es hat sich jetzt zur Evidenz heraus 
zestellt, daß der erschossene Hauptmann Sqmwidt, als er den Car— 
isien in die Hände fiel, nicht im Besitze seiner Leagtimat. onspapiere 
war. Er hatte dieselben vielmeht 4 Wochen vorher nas Madrid 
peschicktt, um sich von der dortigen deutschen Gesandschaft eine Em⸗ 
psehlung an den spanischen Commandanteur ; en chet zu erwirken. 
Erst nach 8 Wochen (4 Wochen rach Schmidt's Tode) kamen die 
Leg timaiionspapiere zurück, und zwar mit einer die Ertheilung 
iner Empfehlung ablehnenden Antwort des Grafen Hatzfeld. Mar 
erwartet jetzi mit Rechl, daß der letztere die unbegreifliche Säum 
niß sowohl, als auch seine Weigerung, einen verdienten preußi⸗ 
schenOfficier, einen Ritter des eisernen Kreuzes 1. Klasse zu 
empfehlen, näher begründe. 
Serlhin, 14. Sept. Der Kaiser ist heute früh 8 Uhr 
mit großem Gefolge, darunter Feldmarschall Manteuffel. Ober 
hofmarschall Graf Pückler und der rufsische General v. Reutern 
nach Friedberg abgereist. 
England. 
London, 11. Sept. Gestern Abend fand bei Thorpe 
unweit Norwich ein Zusammenstoß von Eisenbahnzügen statt, wo 
ei 18 Personen getödtet. 80 verwundet wurden. 
Vermischtes. 
—7 In Duürkheim wird das Pfund gutes Rirdfleisch zu 
woͤlf Kreuzer, Ochsenfleisch zu vierzehn Kreuzer verkauft. (Verdient 
Rachahmung). 
f Saarbrücken.,, 11. Sept. Heute Vormittag in de: 
wolften Stunde wurde in der Bahnhofstraße ein vierjähriger 
duabe, überfahren und soll dem Vernehmen nach schwere Ver⸗ 
ehzngen dabeangetragen haben. Allgemeine Entrüstung rief es 
hexvor, daß der Wagenführer unbekümmert des blutenden Kindes 
im Galopp we'terluischirte. Wann wird endlich einmal das tolle 
Jagen der Wageun aller und jedet Art in den Straßen auf⸗ 
dören ?—1 ESaarbr. Zeitg.p 
7 Hagenau, 8. Sept. In heutiger Friedensgerichtssitzung 
vurde Friedensrichter Herrmann während der Ausübung seines 
Berufes von einem Sglazanfall betroffen, der seinen Tod augen⸗ 
btidlich zur Folge hatte. Der Verlebte war 70 Jahre alt, 
geborener Straßburger und genoß die allgemeine Achtung. 
Af Würzburg, 10. Sept. Gestern Nachmittag übergaß 
mm hiesigen Bahnhofe ein Kaufmann aus Rothenburg seinen 
Koffer. in welchem sich W.erthgegenstände im Betrage von 1100 
bis 1200 fl. befanden, einem ihm unbekannten jungen Menschen 
welcher, statt denselben in die Stadt zu tragen, auf Nimmerwie 
dersehen mit dem Koffer verschwand. 
fKitzingen, 10. Sept. Der „K. A.“ brinzt die et⸗ 
vas unwahrscheinlich klingende Mittheilnng: Gestern Nach? fiel 
rin Sprungftück eines Meteorsteines im Gewichte von 175 Gramm 
bor dem Hause des Herrn Permaneder nieder. 
7 Im Mont Cenis⸗Tunnel sind Risse sichtbar geworden, die 
zu der Besorgniß Anlaß gegeben haben, er möchte einstürzen. 
Techniker haben zwar ihr Gutachten dahin abgegeben, daß zur Zeit 
keine Gefahr des Einsturzes vorhanden sei; indessen fiaden Viele, 
das sei ein schlechter Trost. Ein Turiner Speditionshaus hält 
sadon Wagen und Pferde in Modena bereit, um im Fall des 
Einsturzes die Güter auf der Landstraße befördern zu können. 
Die Anzahl der Amerikaner, die sich in Europa aufhalten 
wird nach vielseitig eingezogenen Erkundigungen auf nicht weniger 
als 530,000 geschätzt. Für jeden im Durchschnit 2000 Dollars 
für jährlichen Unterhalt rechnend, lommt man zu dem überraschens 
den Ergebniß, daß die Reiselust der Amerikaner nach dem alten 
Continent, die von diesem aus wenig Erwiederung findet, den Ver⸗ 
einigten Staaten jährlich 100 Millionen Dollars entzieht. 
7 Der Morwmonismus, mit dem es unter den Weißen nicht 
mehr so recht zu rücken scheint, hat neuerdings Anstrengungen ge⸗ 
macht, sich neue Bahren zu öffnen. Brigham Young hat sich der 
Indianer, welche auf dem Territorium Utah sich nomadisirend 
umhertreiben, angenommen und die Lehren von der Vielweiberei 
sind bei den Rothhäuten auf fruchtbaren Boden gefallen. Dadurch, 
daß sie sih in den Bund der Mormonen aufnehmen lassen, 
erhalten die Indianer gleichzeitig das Stimmrecht. 
1Schrecklicher Schiffsbrand, Aus Newhyork 
vird Uuihiet: „Vor einigen Tagen ereignete sich auf dem Missi⸗ 
ssippi, nahe ver Stadt Aurora, eine jener schrecklichen Episoden, 
die in diesem Lans. so gewöhnlich sind und gegen deren Wieder⸗ 
holung nichts geschieht. Der Dampfer „Pai-Rogers“, min Pas⸗ 
sagieren an Bord und mit Somwolle beiaden, wurde in wenigen 
Augenblicken von Flammen verzehne Das Endisetzlichste an dem 
Ereaͤgnisse ist, daß fast Alle, die dabei in den Flammen den Tod 
fanden, Frauen und Kinder waren, während dit Sniffsmannschaft, 
die nur aus Negern bestand, gar nichts that, um oee inglück⸗ 
sichen zu relten, sondern sich, bei heranbrechender —* 
schieunigst in einer Barke auf und davon machte. Die 
Ursache des Brandes wird einem Racheakte zugeschrieben, den ein 
Neger des Schiffes gegen den Steuermann desselben ausführen 
wollte. Außerbem daß dieser Ruchlose das Schiff in Braud steckte, 
hatte er auch die Kette des Steuerruders zerbrochen. Die Zahl 
der Personer, die hier lebendig verbrannten, soll sich ungefähr auf 
30 belaufen, abgesehen davon, daß viele Passagiere, um den 
Flammen zu entrinnen, freiwillig in's Wasser sprangen und 
zxtranken.