Full text: St. Ingberter Anzeiger

Paris, 14. Oklober. Die „Agence Habas“ meldei au 
. 3 3 6 Geschũtze, 3000 Gewehre 8 
300, Patronen ansgeschifft und an di i ief⸗ 
— ff an die Carlisten abgeliefer! 
Italien. 
Die Polizei in Florenz fand in der Wohnung eines 
Mitgliedes dee Internationole eine Kiste mu9 Stüg Orsinibomben 
nebst anderen Waffen, sowie eine große Zahl sozialistischer Aufrufe 
Der Mann ist in Haft. 
Spanien 
Madrid, 14. Ottober. Die Varlislen machten einen 
zweimaligen Sturmversuch auf die Siadt Amposta (Provinz 
Taragona), wurden indez beide Mal zurückgeschlagen, wobei sie 
piele Todte und Verwundete verloren. 
Madrid, 14. Okt. Die Besatzung vou Amposta ha⸗ 
zwei Sturmangriffe der Carlisten zurücgeschlagen; letztere verloren 
dabei viel Mannschaft. 
Mußland. 
Petersburg, 10. Oltober. Der „Golos“ bespricht die 
nordschleswig'sche Frage in einem längeren Arlikel und sagt: Die 
Eristenz Dänemarts als unabhängige Macht ist für Europa durch⸗ 
ans nothwendig und gehört dazu, um das Gleichgewicht unter den 
nord ischen Mächten aufrecht zu erhalten. So lange der Eingang 
in das baltische Meer fich in den Händen Dänemarks befinden 
so lange wied die Ostsee in Wirklichken frei und offen sein. Sollt⸗ 
Deutjchland den Sund kontrolliren können, würde dus balt ische 
Meer in Wahrheit zum deutschen Eigenthum werden. Einen solchen 
wichtigen Wechsel wird Europa nicht wünschen und niemals erlau 
ben. Die deutschen Staatsmänner müßten wissen, daß eine ge⸗ 
waltsame Lösung dieser Frage für den Frieden Europas —XX 
gefährlich ist. 
— t 
Vermischtes. 57 
fPirmasens, 12. Ott. Wie erwartet worden, erfolgt: 
der Durchbruch des Steinbacher Tunnels in der acht vom 
Samstag auf Sonntag gegen halb 12 Uhr. Der Jubel der 
beiderseitigen Arbeiter, als sie einander zum erstenmale durch die 
Oeffnung die Hand reichen konnten, war unbeschreiblich. Bald 
war die Oeffnung so erweitert, daß eine Person durchgehen konnte 
und nun wurde der Tunnel in seiner ganzen Länge von Einzelnen 
passirt. Als ein Triumph der Technit ist es anzusehen, doß 
obgleich der über 900 Meter lange Tunnel nicht ganz gerade 
durch den Berg führt, doch die von beiden Seiten hineingetriebenen 
Stollen fast in der Mitle des Berges so genau zusammentrafen, 
daß auch nicht einmal eine Abweichung von nur ꝛinem Zoll zu 
ronstatiren war. Damit ist das Schwerste der Zweigbahn voll⸗ 
dracht, und wird dieselbe nun rasch ihrer Vollendung entgegengehen. 
,Kaiserslausern. Im Winter 1838/714 war die 
hiesige landwirthschaftliche Winterschule von 19 Schülern besucht. Die 
Schule besteht nun 8 Jahre und zählte im Ganzen 105 Schüler 
— Die hiesige Kreisgewerbschule zählt 202 „ordentliche“ Schüler 
Worschule 74, 1. Kurs 123, 2. Gurs (Gewerbs⸗ und Handels 
turs) 67, der 3. Kurs [Gewerbs. und Landwirthschaftturs] 28) 
auerdem ist die Anstalt von 17 außerordentlichen Schülern besucht. 
FKaiserslautern, 14. Okt. Herr Medizinalrath 
Dr. Heine hat sich bei seiner gestrigen Anwesenheit dahier seht 
entschieden gegen die Anlage luftdicht verschlossener Abtrittgruben 
ausgesprochen, wie sie in letzier Zeit in Folge eines Ortspolizei⸗ 
beschlusses hier angelegt werden müssen; im Gegentheil hält er die 
Zulassung der atmosphärischen Luft für viel besser, zweckmäßigen 
und gesundheitszuträglicher. Nach diesen Prinzipien sollen denr 
auch im neuen Hospitai die Abtrittgruben angelegt werden. 
fDer „Sp. Anz.“ ineldet aus Gaugrehweilet, 11. Okt. 
Unter großem Zudrange des Publikums fand heute die Erdffnung 
des Münsterthaler Obstbauvereins in dem schön dekorirten Saaue 
des Herrn Quast hier statt. Alle möglichen Obstsorten sind hier 
vertreten, vom großen 400 Gramm schweren Kaiser Wikhelms⸗ 
Apfel bis hinunter zum 5 Gramm jchweren api le petit. 33 
Aussteller mit zirka vierhundert Sorten Aepfel vnd Birnen haben 
sich betheiligt. Die Obstausstellung dauert' bis 18. Ollober incl. 
fx Das neuliche Vorkommniß aus Rockenhausen ist nun 
aufgeklärt und hat sich herausgestellt, daß der Betreffende, der 
Müller Jakob Schlemmer von der Wolfsmühle, Gemeinde 
Waldgrehwe ler, em Abend des 1. d. M. aberuntenen 
Zustande in einer in der Nähe seiner Behausung, nicht weit vom 
Fußpfad befindliche, etwa 2 Meeter tiefe Sandgrude gestürzt ist und 
sich dabei verletzt hat, was auch der durch Herrn Dr. Lotßz von 
Kockenhausen dorgenommene ärztliche Befund constatirt. Es ist 
demnach, krotzdem der Verletzte sich nicht zu errinnern de 
was mit ihm vorgegangen ist, destimmt anzunehmen, daß hier her 
Verbrechen, sondern lediglich ein Unglücksfall vorliege. il 
F Der „Dürth. Anz.“ meldet aus Dürkheim, 14. Okllosch 
Der Herbst ist in vollen. Gage, nur einige Großgrundbessns 
haben, das schöne Wetternoch ausnützend, den Herbstansseni 
zurückgestellt. Die Quantität ist bei uns leider im Ganzen geriheli 
cheilweise aber befriedigender ais man hoffen konnte, ausgefasom 
Die Qualität ist so vdorzüglich, daß sie bereits zu poelissber 
Ergüssen verschiedenster Art begeisterte. Der Most aus mitllgut 
Lagen wiegt durchschnittlich 88 — 100, aus besseren Lagen 108hre⸗ 
110 und mehr Grad. Gekauft wird viel, doch herrscht (adi 
merkwürdige Scheu, den Preis zu machen. Es wird deßh tzu 
größtentheils auf Mittelpreis gekauft. Von festen Preisen sind icch 
jetzt belannt gevorden von 8 und 10 Gulden die Logel. Ahn 
zu 11 und 18 Gulden ist aus befferen Lagen verlauft worden su 
FBurrweiler, 15. Ou. Hier hat die Weinernte 
Erwartungen übertroffen. Ein Weinbergbefitzer hat in 8 Mor, 
17 Fuder erzielt. Das Fuder wurde gestern zu 145, 150 A 
155 fl. verkauft. 
Das „N. W.“ meldet aus Harxheim, 13. Oktober: Heta 
Morgen wurde in einem dicht an deß Häufern gelegenen —8 
r den Herrn Janson ein Keulcr im Gewicht von 95 Pfuhab 
erlegt. t en 
F Dem Vernehmen nach wurde die Friedrich'sche vWhne 
zu Eisenberg um 170,000 Gulden an einen Duͤrener XXC 
verkauft. IJ — 
F. Folgende Jagdgeschichte theilt das „N. W.“ aus Bis 
heim, 13. Ottober, min: Heute Morgen hatten wir in biefigehe 
Gemarkung eine seltsame Jagd auf Sqhwarzwild. In der Ricset 
tung von Ilbesheim her kam ein Wildfchwein angerannt, verfolssin 
von einer Schaar Kartoffelausmacher, die mu Karft und Seilseß 
scheit bewaffnet war. Durch „Hurrah, hussah, eine Sau!“ masbi 
jen die Ermüdeten die nüchsten Leute darauf anfmerksam und si 
geiangte das Thier in den Bach, etwa eine Ackerlange unterhailb⸗ 
der Kupfermülhle. Daselbst versäurite es sich ein wenig und massa 
konnte nähet kommen. Nachdem das Schwein den Bach zwei Malde 
defucht und verlassen, wurde es außer demselben erschlagen. Deshu 
ersten erfolgreichen Hieb konnie ihm Herr Jakob Uhl versetzen. Est 
wat ein Keuler von zirka hundert Plund Schwere. Daß es beie 
dieser außergewöhnlichen Jagd nicht an komischen Scenen fehluhe 
läßt sich leicht denken. So kam schließlich, als das Thier sHomu 
sein Ende gefnnden, Einer mit einer rostigen Flinte athemlos her 
beigesprungen, brachte aber statt des Pulverhorns die — Schnaps⸗ 
flasche mit. 
FLudwigshafen, 18. Ott. Die Direclion 
pfälzischen Bahnen hat bei Gelegenheit der gegenwärtig in Hagenar 
stattfinden Versammlungen des deutfchen Hopfendereins, des 
deutschen Brauerbundes und landwirthschafllichen Vereins det 
Unterelsaß, womit zugleich Ausstellugen verbunden sind, sowoh' 
für die Theilnehmer, als auch für die Ausstellungsgegenstände di 
gewöhnliche Fahrtarxermäßigung vou 50 Procent bis inclusive 19 
dieses Monats bewilligt. 
T. Hagenau, 12. Oklober. Zu den kürzlich hier eröffneter 
nternationalen Hopfenausstellund — Icherzt die Berliner Montags 
Zeitung — haben sich auch die technischen Leiter einiger Berliner 
Aktienbrauereien eingefunden, um jene interessante Pflanze, den 
Hopfen, den mehrere bereits dem Namen nach kannten, nun auch 
bon Angesicht zu Angesicht zu sehen. Wie wir aus sicherer Quelle 
vernehmen, hat einer der erwähnten Brauereidirigenten bereits 2 
oder 8 Stück Hopfenkeime käuflich an sich gebracht, um sie dem 
nächsten Gebräu versuchsweise zuz usetzen. 
fIn der Bingener Gegend, an der Mosel und an der Ahr 
rechnet man einen Zweidritiel⸗ bis Dreiviertel-Herbst, in der Ge 
gend von Caub erwartet man nur eine mittelmäßige Ernte, alle 
Berichte aus diesen Gegenden stimmen darin überein, daß der 
Most in der Güte vorzüglich ausfallen wird. An der Mosel wur 
den bisher die Trauben zu 4 Thir. 20 Gr. der Centger ver 
kauft. 
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F In der am 19. d, in Würzburg beginnende Schwurgerichts. 
jession klommen u. A. 7 Kindesmorde, Morde mid IMord 
bersuch (Kullmann) zur Verhandlung. Für den letzteren Fall soller 
bereits 17 Correspondenten großer Blatter angemeldet sein (7 von 
Berlin, dann von Hamburg, London, Brüssel, Newyork ꝛc.). 
Vom füdlichen Schwarzwald, 7. Oktlober. In Baseler 
Blaͤttern wird soeben eine tragikomische Ehegeschichte erzählt, die 
in Deutschland nicht ungehört verhallen dürfte. Ein Württemberget 
heirathete in Basel eine Badenserin, ohne auf die Civiltrauung die 
lirchliche folgen zu lassn. Die Ebe war keine glücliche und die 
Frau klagte vor den Baseler Behörden auf Scheidung. Diese aber 
erklärten sich für incompetent und wiesen die Streitenden vor da⸗