Sl. Ingberler AAnzeiger.
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Der St. Inaberter Anzeiger (und das mit dem Hanptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ and Sonnta
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M 175. Dienstag, den 8. November 1874
Deutsches Reich.
Mänchen, 28. Oct. Trotz der dielfachen amtlichen Be⸗
kanntmachungen über die Außerkurssetzung der füddeutschen Zwei⸗
guldenstücke ist der Umfang der Einlösung ein verhõltnißmaäßig mi che v.
geringer; es mag deshalb daran erinnert sein, daß die bezeichneien [71 3 w eibrücken, 2. Nov. Unter vollständiger Aner—
Münzen bei allen k. b. Rentämtern nur bis zum 81. Dezember kennung des Nutzens der in Kaiserslaut ern errichteten Kreisbau⸗
1874 zum Nennwerthe eingelöst und bei den übrigen k. Kassen. dewertschule hat der Gewerbeverein dahier in seiner —A
einschließlich der Posttassen, nur bis 20. Dezember 1874 ebenfalls 27. v.. M. beschlossen, aus seinen Mitteln einem würdigen und
zum Nennwerthe in Zihlung genommen werden. Eingqutden- und bedürftigen jungen Menschen ein Stipendium von 40 fl. zum
halbguldenstücke bleiben bis auf Weiteres gesetzliches Zahlungsmittel. Zwecke des Besuches genannter Anstalt zu gewähren.
Würzburg, 31. Ott. Kullmann wird zur Verbüßung Am verflossenen Sonntag, 25. Ott. fiel ein etwa s Jahre
einer Strafe nach der Verordnung vom 21. Mai ds. Is. in das aAnns — von Bierbach in die dort bvorüberfließende Blies
Zuchthaus St. Georgen bei Bayreuth abgeliefert. und ertrank. J
di b erlin, yrs Det. 3 V ete sich heute 7 In Mün chen wurde die 1. bayer. Preßsteinkoblenfabrik
iber das Bankgesetz schlüssig. Von den Abänderungsbeschlüssen ist errichtet. Das fabrin rte Brennmaterial, welches sich zur Dampf⸗
um erwähnen, daß die deutschen Eisenbahn-Stamm—- und Prioritäts- kesselheitzung jeder Art eignet, derbrennt zu reiner Asche, hinterläßt
actien von den Banken bis mit 75 Procent sollen belehnt werden leine Shlagen und serzeugt eine regelmäßig andauernde Hitze und
lönnen. Die Vertretung des Gesetzentwurfs im Reichslag ift dem große Flamme. Anch erleidet dieses Material durch Auf⸗ und
BSeheimrath Michaelis übertragen. — Die Berathung des Mli⸗ Abladen, sowie durch den Trans port keinen Gewichtsverlust.
Aretats im Bundesrath wird doraussichtlich erst Ende nuchster Erdebach, 80. Oct. Vorgestern Rachmittag hat sich
Woche stattfinden. (A. 3.. daahier ein gräßliches Unglück ere ignet. Der Mühlenbefitzer Friedrich
Berlin, 81. Okt. In der heutigen Sitzung des Reichs⸗ Drumm kam nämlich, während er damit beschäftigt war, einen
ages wurde von Forckenbeck mit 203 von 207 agegebenen Stun⸗ Mahlgang in Betrieb zu setzen, der Tran smission zu nahe und
nen zun Präsidenten, Fehr. v. Stauffenberg mit 114 von 211 vurde von derselben erfaßt. Obwohl das Mühlwerkvdon dem
Stimmen zum ersten Vicepräsidenten gewählt, zum zweiten Vice— Vühlburschen fofort zum Stehen gebracht wurde, konnte doch nicht
arüsidenten Hänel mit 143 von 204 Suͤnmen. derhindert werden, daß Drumm mehrmals im Kreis um die Welie
Berlin, 81. Olt. Der Präsident v. Forckenbeck hegt die jeshleudert wurde. Er erhielt da bei solche Verlehungen, daß er um
Hoffnung, die Geschäfte des Reichsstages bis zu Weihnochten er⸗ 7 ühr schon eine Lei he war. Zwei sofort herbeigerufene Aerzte
edigen zu können. Allerdinzgs wird der Milar ⸗ und Narineetat onnten weiter nichts thun, als möglichsie Linderung für den schwer
iner Commission üherwiesen werden müssen, indessen vier Wochen deidenden zu schaffen. Ver Jammer der Familie ist groß. Der
werden wohl genügen, um die grundlichste Prüfung dieser Etats Verstorbene war erst 87 Jahre alt; hinterläßt eine Wittwe und
in der Commisfion anzastellen. Da die Vorlage der Etats im ein Kind, sowie schon hoch betagte Eltern und. mehrere Geschwister.
daufe der kommenden Woche erfolgen wird, so rechnet man daß aSaarberürckeen, 2. Nov. Wie aus Trier zurlickkom—
die Copimission mindestens bis Anfang December ferng sein könnt⸗ nende Reisende erzaͤhlen, sollte gestern, Sonntag Morgen, nach
ind das Plenum dann immer noch 11 Tage zu serner Berathung beendigtem Gottesdienst in der dortigen Laurentiuskirche der schon
thielte. iängere Zeit von der Polizei gesuchte Kaplan Schneider verhaftet
werdeu. Die in der Kirche anwesende Volksmenge widersetzte sich
der Verhaftung, so daß die Gendarmen bon der blanken Waffe
Gebrauch machen mußten, wobei mehrfache Verwundung en vorkamen
und die Communionbank zecschlagen wurde,. Verschiedene Weiber
sollen sich wie Furien geberdet und die Gendarmen thätlich an⸗
gegriffen haben. Die Verhaftung des Caplans wurde indessen
»ennoch ausgeführt und der Verhaftete bei den Tominikanern
(Arrestlocal) in Gewahrsam gebrachi. Wir können Obiges nur
mit Vorbehalt und nähere Bestätigung abwartend, mittheilen.
EEaanrbr. 3ig)
Volkswirthichaft Handel imd Berlehr. —
München, 28. Okl. Von dem Entwurf des Bankgesetzes,
o wie er aus den Berathungen des Bundes rathes hervorging, er⸗
vartet man für die bayerische Hy potheken⸗ und Wechselbank die
allergünstigsten Folgen. Es sind des halb auch die Altien der Bank
nominal 500 fl.) auf der heutigen Börse bis auf 1098 gest egen
uind wurden Nachmittags für dieselben 1097 geboten — ein Kurs,
»en diese Alktien seit dem 88jährigen Bestehen der Bank noch nie⸗
nals erreicht hatten.
Das Haus S. Sack s zu. Co. in Hamburg wnd
nas wegen prompter und aufmerlsamer Bedienung seiner Inseressen.
ien so angelegentlich empfohlen, daß weir nicht umhin können, auf
die im heutigen Blatte befindliche Ann once desselben ganz besonderß
hinzu weisen. —
Jin allgemeinen Imeresse inden wir uns veranlaßt, auf die
im heutigen Blatte enshaltene Annon ce des Herrn Gustav Schwarz⸗
child in Hamburg ganj besonders hinzuweisen. Die angekündigten
Driginalloose könn en wir wegen der großen und zahlreichen Ge—
vinne bestens empfe hlen. Die Reell ua und Solidunal dieses Hau⸗
es ist bekannt und daher nichts natü tlicher, ais die vieen bei
demselben eizlaufenden Aufträge, welche eben so rasch als sorgfältig
zusgeführt werden.
Regierungstruppen; und einer 12 Bataillone siorken Corliften-Abthei⸗
lung unter Cucala ein Ka mpf stattgefunden. Die Carlisten wurben
Jeschlagen, verloren 120 Todte eine Fahne und zahlreiche Gefangene.
Frankreich.
Paris, 31. Oct. Der Eindruͤck der deutschen Thronrede
ist ein gewaltiger. Man hat hier den Wink mit dem Zaunpfahle
necht wohl verstanden, und so hüllt sich denn die gesammte Presse
in tiefes Stillschweigen. Daß aber die bedeutenden englischen
Blätter zu der deutfchen Mahnung ihren Segen geben und die
Franzosen mit ihren Lügeresen zur Ruhe verweisen, ärgert diese
grimmig, und die „Debats“ können fich nicht genug über diese
onderbaren und charakterlosen Engländer verwunderü. Die Letz
leren halten den deutschen Kaiser für einen sehr wahrheitsl'ebenden
Mann, der ausführt wus er verspricht, und so verfehlen sie nicht,
den Franzosen um des Friedens willen den Standpunkt gehörig
llar zu machen. Gerade der Beifall, den man von England zu
rringen hoffte, hatte die Lügenfabrikanten so kühn gemacht.
m so groͤßer ist jetzt die dtiedergeschlagenheit. — Die Stadt Paris
nimmt jetzt ein Anlehen von 200 Millidnen auf. — In Le Bourgei
jand gestern ein Gedenkfest an das bekannte Treffen gegen die
dreußische Garde flatt.
Paris, 31. Oct. Daß Kullmann nur zu 14 Jahren
wangsarbeit und nicht zum Tode verurtheilt wurde, hat hier
Aufsehen und in vielen ciecicalen Kreisen auch vielfach Verdruß
rtegt. Aufsehen, weil nach dem französischen Gesetz ein absichtlich
begangener Mordversuch, der ohne den Willen des Thäters ohne
RLesultat blieb, mit dem Tode bestraft wird, falls die Geschworenen
leine mildernden Umstände zulassen. Verdruß, we'l man gewünscht
ätte, aus einer Todesveruͤrtheilung neues Capital für Augriffe
gegen Deutfchland schlagen zu köͤnnen. Man sucht sich jetzt aber
Jadurch zu helfen, daß man behauptet, Kullmann sei nur ein
Regierungswerkzeug gewesen, das man zum Schein zu 14 Jahren
erurtheilte, um es dann zu begnadigen.
Spanien.
Madrid, 81. Oct. Gestern hat bei V'llafranca zwischen