Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ht. Ingberlen 
ler Anzeiger. 
het St. Inaberter Anze iger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags⸗ und Sonnta 
jammer erscheint wöchentliß viermal: Dinstag, Donnerstag, Samstag und So2 n tag. Abonnenentsdreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
12 Silbergr. Anzeigen werden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattichriff oder deren Raum berechnet. 
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S 
P —177. Samstag, den 7. November. 1874. 
Deutsches Neich. 
Mänchen, 4. Nov. Die Landräthe der einzelnen Kreise 
es Konizreichs sind zu den diesjährigen Sitzungen auf Freitag 
jen 20. d. M. einberufen. 
Mäülhausen', 8. Novbr. Die „N. M. Z.“ schreibt; 
Die zahlreichn „Naturalisationsge suche von aus⸗ 
cwanderten Optanten, welche in jeder Gemeinderathssitzung zur 
zerhandlung kommen, sind ein erfreuliches Zeichen, daß Viele, deren 
zristenz durch Geschäfts-oder Familienverhältnisse auf Mülhausen 
agewiesen ist, aufhoren, eine für sie unhalibare Position in die 
— —— eine lin der 
ziadt wohlbekannte Persönlichlkeit zu erwähnen: Herr Raphael 
drehfus, Besitzer einer größeren und allem Anschein naq, wohl 
—VV—— einigen Monaten durch Natur- 
sation das diesstitige Staatsbürgerrecht zurückerworben hat. 
Berlin, 4. November. Wie die ,Provinzial-Corresp. 
neldet, wird Fürst Bismarck am nächsten Freitag hierher zurück⸗ 
dren. — Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht den kaiserlichen Erlaß 
wber Bildung des Elsaß Lothringischen Landesausschusses. 
Frankreich. 
Paris, 4. Nov. Eine Depesche aus Hendaye besagt: 
Gährend die Carlisten Irun beschießen, machen die Regierungs— 
cuppen unter Moricnes und Laserna eine große Diversion gegen 
zstella. (Laserna wäre demnach nicht nach Madrid abgereist.) 
Bayo'nne, 4. Nov. Die Carlisten huben heute früh 
as Bombardement auf Irun eröffnet. In Fuentarabbia sind gestern 
.000 Mann Regierungstruppen gelandet. 
Italien. 
Nizza,; 4. Nov. Der Banquier und österreichische Consul 
Adigdor hat sich heute früh durch einen Schuß durch den Kopf 
zetodtet. Die Insolvenz des Hauses wurde heute Abend erklürt, 
wei Bramie verhaftet. Der Fall erregt großes Auffhen. 
Türkei. 
Pera, 2. Der englische Boischafter machte die Pforte auf den 
Stlavenhandel aufmerksam, der in neuerer Zeit in den Häfen von 
dlexandrien und Bengazi wieder um sich greift. Die, Pjforte hat 
n Folge dessen strenge Ueberwachungsmaßregeln getroffer. 
N. fr. Pr.) 
Amerika. 
New-⸗York, 4. Nov. Die Majorität der demokratischen 
dartei bei den hiesigen Wahlen beträgt 40,000. Zum Gouverneur 
ourde Fielden gewählt. 
Vermischtes. 
— Durch Endschließung der Kreisregierung der Pfalz vom 22. 
.. Ms. wurde Folgendes verfügt: Zur Entlassung aus der 
Werltageschule ist neben dem zurückgelegten 13. Lebensjahre zugleich 
—— 
z0. April ist als Schluß des Wintersemesters und folgeweise auch 
ʒes Schuljahres festzuhalten. Es dürfen demnach nur solche Kinder. 
zie bis zu diesem Termine das 18. Lebensjahr vodendet haben, 
uf Entlassung geprüft und hiernach aus der Schule entlassen werden. 
Hanz gleichgiltig ist es hierbei, ob die Entlassungsprufung, die 
in allen Schulen eines Inspektionsbezirks unmögtich auf den⸗ 
elben Tag stattfinden kann, vor oder nach dem 30. April vorges 
ommen wird; felbstverständlich aber ist es, daß alle auf Eatlas⸗ 
ung zu prüfenden Kinder die Schule bis zum Prüfungskag · uns 
veigerich zu besuchen haben. — Bei den protestantischen Schülern 
oll' die Schulentlassung nach der Verordnung vom 26. Fearuar 
838, welche in diesem Punliꝛ durh die Verordnung vom 9. 
Juli 1856, Ziff. 1, aufrecht erhalien worden ist, überdies nur 
iach erfolgter Konfirmation, d. i. nach zurückgelegtem 18. Lebens⸗ 
ahte, staithaben; da aber die Ministerial-Entschließung vom 19. 
Funi 1839 den Termin zur Berechnung dieses Alters und folge— 
heise Zulassung zur Konfirmation auch auf den 30. April festge⸗ 
etze, fallen thatfüchlich Schulentlassung uad Konfirmation in einen 
zeitraum zusammen. 
Kaiserslautern, 5. Nov. Die pfälzische Kampf— 
genossenschaft ‚ Gauverband pfälzischer Krieger · und Kampfgenossen⸗ 
hereine“ gewinnt tagtäglich mehr Ausdehnung in unserer Pfatz 
ind bald werden sich alle pfälzische Krieger und Kampfgenossenvereine, 
)eren nahezu 200 in der Pfalz existiren in diesem engeren Bunde, 
velchtr nur ein Glied der großen deutschen Krienerkameradschaft 
zildet, vereinigt haben. Bei dem letzten Verbandstage zu Land⸗ 
tuhl, an welchem so manche lobenswerthe und nützliche Einrichtung 
ür die „Pfälzische Kampfgenossenschaft“ gesch ffen wurde, zählle 
zieser Verband ca. 4000 Mitglieder. Seit dieser Zeit sind wieder 
ine große Anzahl pfälzischer Kr'iegervereine dem schönen vaterlän⸗ 
ischen Verbande beigetreten. Unter A. Ungstein, Waldmohr, 
Ibrigheim, Gerbach bei Rockenhausen, Wallhaiben und Umgegend, 
Miesau u. A. mehr mit einer neuen Mitgliederzahl von über 1000 
Nann, so, daß die pfälzisze Kampfgenossenschaft nunmehr über 
5000 Mann umschließt. Möge dieser vaterländifche Bund deutscher 
krieger, der schon so viel Gutes gewirkt, manchen nothleidenden 
Zameraden hilfreich die Hand bot, blühn und gedeihen. 
Für die lLandwirthsch. Winterschule in Kai— 
erslautern haben sich diesmal 18 Schüler angemeldet, eine im 
Berhältniß zu den vielen Landwerthen der Pfasz auffallend geringe 
AInzahl. Die Kais. Ztg.“ meint, die Regierung solle dieser 
-„chule eine größ re Fürsorge zuwenden. 
7 Speier, 2. Nov. Gestern fand im Saalbaa zu Neu⸗ 
tadt die regelwähige Hauptbersammlung des pfaälzischen Sänger— 
zundes statt, und wurde beschlossen, das 5. pfälzische Sängerfest 
im kommenden Jahre in Nexrstadt abzuhalten. Die Liedertafel da⸗ 
selbst erllärte sich zur Uebernahme der erwachsenden Geschäfte bereit. 
München, 1. Nob. Zur Spitzeder'schen Gantmasse 
gehören eine beträgliche Anzahl von Attivforderungen, welche bisher 
nicht beigetrieben werden konnten, weil 8 an paraten Ex kutions— 
nitteln gegen die Schuldner gebrach. Der Gläubigerausschuß hat 
deßhalb jüngst beschlossen, um die Vertheilung der Masse nicht 
aufzuhalten, diese Forderungen öffentlich an den Meistbielenden zu 
versteigern. Es wird ein Verzeichniß angefertigt und zur Ensicht 
der Steigerungslust'gen aufgelegt werden, aus welcher die Person 
des Schuldners, der Betrag ihrer Schuld und die Qualität des— 
'elben zu entnehmen ist. Dieses Verzeschniß wird insoferne von 
Juteresse sein, als aus demselben die Kalegorie von Personen, 
vom Fürsten bis zur Wäscherin herab, zu ersehen ist, welche zum 
Fall der Dachauer Bank dadurch beitrug, daß sie Geld aus decr⸗ 
selben entnahmen, ohne für die Rückzahlung besorgt zu sein. 
München, 3. Novb. Leider bin ich in die Lage ver— 
etzt, eine schauderhafte That berichten zu müssen. Als vämlich 
hdeute Abend 6 Uhr eine Dienerin zu einem in dem Hause Nr. 
18 am Marienplatze wohnenden Briefträger-Ehepaar kam, fand sie 
Mann und Frau in ihrem Blute schwimmend, entseelt in der 
Wohnung liegen. Das hier ein Berbrechen vorliegt, ist unzweifel— 
haft, da jeder Grund zu einer anderen Annahme absoluf fehlt. 
Die blutige That muß zwischen 5 und 6 Uhr begangen worden sein. 
Wärzburg, 2. Nach Publication des Urtheils äußerte 
dullmann zu den ihn abführenden Gensdarmen: „Warum haben 
ie mich nich gleich die 15 Jahre gegeben, 14 oder 15 Jahre is 
a schnuppe.“ Nachdem er in seine Zelle zarückgebracht worden war, 
voll sich jedoch sein Trotz unerwartet gebrochen haben; er vervrachte 
die ganze Nacht untec heftigem Weinen. — Der Diurnist Vier⸗ 
ching, durch dessen Vermittlung die Anklageschrift vorzeilig ver— 
zffentlicht wurde, ist flüchtig gegangen. 
TDer Berliner Hausfrauenverein beschäf- 
igte sich in seiner Versammlung am 831. October mit der schon 
zeit langem angeregt gewesenen Gebäckfrage. Fast einstimmig sprechen 
äch die Damen gegen die Beschlüsse des Bäckercongresses (Funf⸗ 
ofennig) aus. Im Uehrigen sind viele Meister in Berlin durchaus 
nicht gesonnen, sich an diese Beschlüsse zu binden, und werden da— 
her sowohl Zwei⸗ als Dreipfennigbrode backen. 
fSaargemünd, 3. Nob, (Srg. Z.) Bei einer gestern 
hier abgehaltenen Treibjagd in den Forsten Kiein Hambach und