St. Ingberler Acnzeiger.
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AM 186. Sonntaa. den 22. November. 19874
Deutsches Reich. hei Laufenburg schleicht sich der Rhein sachte zwischen den gewal⸗
Münden, 19. Nov. Da bei Feststellung des Budgets uig und kahl zu Tage tretenden Felsen hindurch und bei Rhein—
ir die laufende Finanzperiode für die Größe des Matticularbei- elden oberhalb der Brücke kann ein geübter Turner mit der
rages Baherns zur Reichskasse keine sicheren Anhaltspunkte gegeben Zpringstange den Rhein trockenen Fußes überschreiten — so tritt
daten, so wurde der für 1874 festgesetzte Betrag mit 8,585 765 doct die Nagelfluth in breiten Schichten zu Tage. In Bafel hat
1. auch für 1875 eingestellt. Nach der jetzt dem Bundesrath ge- der Rhein das soß. Minimum von 10 Zoll erreicht, was seit
machten Vorlage würde sich jedoch der Matricularbeitras Bayerns Jahren nicht mehr vorgekommen ist.
ür 1875 auf 18,132,244 Rk, — 10,575,142 fl. 20 tr., be⸗ F In letzter Zeit sind wiederholt falsche hanover'jche 20
rechnen, mithin um 1992,878 fl. 20 kr. mehr, als vorlãufig in Thaler-Banknoten vorgekommen- Die Noten sind auf den ersten
unser Budget eingestellt wurde. Anblick schwer von den echten zu unterscheiden; bei näherer Prü—
Frankreich. fung zeigt es sich, daß das Wasserzeichen der echten Noten. Han-
Paris, 19. Nob. Die Carlisten haben ihre früheren aover'sche Bank“ am obetn und Zwanzig Thaler“ am unteren
Stellungen an der Grenze wieder eingenommen. Die Verbindung Rande fehlt. J
wischen Irun und St. Sebastian ist wieder unkerbrochen. Paris, 19. Nov. Durch Explosion eines Kessels in
Spanien. iner chemischen Fabrik zu St. Denis (Nr. 11 rue des Poissoniers)
Bagysonne, 18. Rodn GEer heißt, daß der spanische vurde heute früh 6 Uhr 20 Min. ganz Paris durth einen furcht⸗
donsul von hier abgerufen werden soll. Wie verlautet, ist seine daten snall aus dem Schlafe geweckt. Von 2 Arbeitern, die
Abberufung Seitens der franzöfischen Regierung gewünscht worden, sich in der Näbe des Kessels befanden, wurden 2 sofort gelödtet
da der Konsul sich allzu eifrig gezeigt hat c·· Gr⸗J und der 3. lebensgefährlich in die Hüfte getroffen. 15 in den
Bahrn une, 20. Nob. Nichrichten aus San Sebastian adchsten Räumlichleiten sich befindlichen KArbeiter, wurden
zufolge muͤßten die dort eingeschefften Regierungstruppen. in der verwundet, darunter einer ziemlich schper.
Slaue von' 1000 Mann, dinch die Ungunst der Witterung. ger 7 Der Dampfer-,Borussia“, der, wie aus Koönigsberg ge⸗
nöth'gt, nach San Sebastian zurücktehren. Da ihre Rückkehr u.et⸗ ne!det wurde, am 13. d. Mis. vor Stolpmünde an der pommer⸗
wartet war, fehlten Lebensmittel. J ichen Küste mit dem inzwischen auf den Strand gelaufenen Daupfer
Havanna, 18. Nov. Der östliche Theil von Cuba „Sirius“ zusammengestoßen war, hot seine Fahrt fortsetzen wollen,
vurde einem Telegramme aus Havanna zufolge von heftigen st aber spaͤter an dem erhaltenen Leck gesunlen. Die Passagiere
Siemen heimgesucht. Mehrere Städte wurden überschwemmt und und der. größere Theil der Besatzung haben sich in den Booten
mige der Einwohner verloren ihr Leben. Namentlich hat das zerettet. Der Kapitain, der Maschinist und ein Matrose, die auf
Zucetrohr stark gelitten. dem sinkenden Schiffe geblieben, werden vermißt. ·.—
Oesterreich. 7 Tialsit, 20. Nov. Heute frlih erplodirte in der Sar -
Wien, 21. Nov. Erzherzog Karl Ferdinand ist gestern aß'schen Dampfschneidmühle der Dampfkeffel. Das Kesselhaus
Nachmittag im 86. Lebensjahre zu Selowitz gestorben. wurde vollständig zerstört und der Keffel 200 Schritt weit in
— — —— 7 — — vzen Memeistrom auf ein Holzfloß geworfen. Ein Arbeiter wurde
p In der jüngften Sitzung des Ausschusses des pfälz. Sän⸗ jetödtet, fünf schwer beschädigt
ger-Buͤndes wurde Hr. Kapellmeister H. M. Schletterer aus 6W arnung für Schwiegermütter.). Aus
Augsburg einstimmig zum Dirigenten des im .Ausust künftigen London wird erzählt: Augustus Behrens, ein Deutsch-Amerikaner,
Jahres in Reustadta/ H. stattfindenden großen Sängerfestes var von heftiger Liebe zu Amalie Donnerschlag entbrannt, wollie
ewahlt. ——— die Schone heirathen und hätte es auch ohne allen Zweifel gethan,
'Speyer, 19. Nob. Die „Rhpf.“ schrebt: „Die seiner zätte die Schöne nicht darauf bestanden, daß ihre Mutter die
Zeit vom hiesigen Landgerichte wegen Anwendung von „Binde⸗ Withschast führen follte. Augufius aber wollte in sein Haus des
nittel“ freigesprochenen Metzger wurden von dem Zuchlpolizeige⸗lie ben Friedens und der Ruhe wegen nicht zwei Donnerschläge mit
richte in Frankenthal ebenfalls freigesprochen und zwar, wie wir Linemmale einführen und bestand seinerseits darauf, daß Frau
dren, aus dem Grunde, weil man nicht konstatiren g konnte, von Donnerschlag, fintemalen sie eine herrschsüchtige Dame sei und eine
Fan die am meisten mit Vindemittel“ beda hten Wierate seien (7). Dame obendrein, welche partout die vegetarianische Kost als die
Finem anderen hefigen Meßger, welchen das Schicsal wegen Schwiegersöhnen einzig angemessene ihm aufzwingen wolle, nicht
Berkaufs übel riechender Würste mit 8 Tage Haft ereilte awurde in in sein Haus komme. Darob kam es zum Streit zwischen Augustus
Frantenthal die Strafe in eine Geldbuße von 10 Thalern um— und Amale, und Augustus beschloß nach schwerem Kampfe, lieber
Jewandeli. P. 4) die Heißgel'ebte aufzugeben, als die Tiefgehaßte mit in den Kauf
Der „Pf. P.“ schreibt man von Speier folgende Geschichte: zu nehmen. Amalie brachte, wohl nicht ohne Hetzen der Mutter,
Am 18. Abends gegen 6 Uhr wurde ein diesiger junger Kulscher, die Angelegenheit vor das Tribunal. Im Gerichtshofe erklärte
der einen Herrn nach Philippsburg gefahren hatte, auf dem Kuͤd⸗ der Verklagte der Klägerin seine glühende Liebe, betonte aber, die
veg zwischen Rheinhausen und hier bon einem ihm Unbet annten, ihm dictirten Bedingungen um keinen Preis unterzeichnen zu können,
gefragt ob er mit nach Speier fahren köͤnne. Der Kutscher erlaubte und hoffte, daß der Richter in Anbetracht der erschwerenden
sin in die Chaise zu steigen. Dann fiel der Unbetannte über Schwiegermutter ihn nicht zum Heirathen oder Geldzahlen ver⸗
)en Kutscher und jagte diesen in den anliegenden Wald und unter⸗ urtheilen werde. Und der Verklagte hatte die rechte Stelle im
uchte nun die Chaisenkistchen in der Meinung, es sei Geld darin. Herzen des Richters geiroffen. Tief gerührt erhob er sich, erbat
Es wollte nämlich mit dieser Chaise ein Handelsmanun, der eine die Erlaubniß, dem jungen Mann die Hand drücken zu dürfen,
dedeutende Baarschaft bei sich hatte, nach Speier fahren. Derselbe und gratulirte ihm vor der Versammlung zu der Festigkeit, mit
mischloß sich aber plötzlich anders und blieb in Rheinhausen über welcer er einer Heirath unter solchen Bedingungen Widerstand leistete.
Nacht. Dem Thäter ist man bereits auf der Spur. Pferd and „Hätte ich,“ fügte der Richter mitfühlend hinzu, „zu meiner Zeit
Thaise kamen allein, der Kulscher später nach Haus. so viele Entschsossenheit besessen, mir wäre ein Vierteljahrhundert
pVom Oberrhein, 15. Nor. Es tommen von ver⸗ voller Qualen erspart worden.“ Sprachs, gab den Verklagten frei
schiedenen Seiten Klagen über Wassermangel, der die von Wasser- und verurtheilte die Klägerin zur Erlegung von 10 Dollars, „die⸗
raͤften betriebenen Gewerbe hemmt oder solche zum'Stillstande bringt. ð il sie versucht habe, einen Mann zum Sklaven seiner Schwieger—
leifoch sind die Bäche vhne Wasser, die Teiche ausgetrocknet, der nutter zu machen.“ Der Richter ist plötzlich seht populär geworden.
Wasserstand der Flüsse auf die t'efsten Pegelnotirungen gestellt. Der
Rheinfall bei Schaffhausen hat feine imposante Gewalt verloren