Full text: St. Ingberter Anzeiger

Arbeit glänzender gelöst, als die bedeutenden Gelehrten, die mit ihm 
concurrirt hatten, und richteten daher an die Polizeibehörde in 
Posen ein Schreiben mit der Anfrage, ob dort wirtlich ein Pri 
maner Dockhorn existire. Die Antwort lautete, daß dies in 
der That der Fall sei, und der Primaner Dockhorn erhielt den 
ersten Preis. — 
F Die Bahnlin'e Gründstadi-Eifenberg soll im nächsten Mo 
nate begonnen werden. 
Germersheim, 13. Dez. Vor Kurzem wurde hie 
das nachstehende in teressante Dokument gefunden, ob bei einer 
Ausgrabung oder einer anderen passenden Gelegenheit, konnte nich— 
ermittelt werden; ebensowenig ließ sich das Alter bisher mit Sicherhei! 
feststellen. Der modernen Form nach könnte es ein Kind unferes 
Zeitalters sein, dem Inhalle ndach wird es aber jeden falls einew 
früheren Jahrhunderte angehören. 
Etwas Gereimtes aus der froͤhlichen Pfalz: 
Ein Amtmann jüngst spaziren ging 
Des Abends in der Dämmering, 
Und vor denselben Festungsthoren, 
Ging ein Professor just spazoren. 
Bis hierhin war's schon öfter da, 
Doch hört, was ferner noch geshah: 
Als der“ Professor lobesam 
In jenes Amtmanns Nähe kam, 
Traf Plötzlich ihn ein geller Schrei; 
Professor stutzte, — was Das sei; 
Bevor er's aber noch ergründet, 
War ihm die Ursach' schon verkündet, 
Denn vor ihm stand in Lebensgröße 
Der Amtmann und schien bitterböse: 
Ich bin, wie hierorts Jeder weiß, 
Der höchste Mann im ganzen Kreis, 
Und Sie, Sie sind so winzig klein, 
Ein lumpiges Schulmeisterlein. 
Drum haben Sie devot zu grüßen, 
Und weil Sie Dieses unterließen, 
Ernenn' ich Sie, doch nicht sub rosen, 
Zu einem Flegel, eineim großen. 
Drauf schoben sse ab nach verschieden er Richtung. — 
Der Fall ist Wahrheit, nur die Reime sind Dichtung. 
Doch uns erübrigt, das Eine zu fragen, 
Derweil Das pafssirte in unseren Taggen.. 
Sind denn die Amtmänner in ihren Bezirken, 
Was man so „Pascha? nennt unter den Türken?? ? (3w. 3. 
Saarlouzis, 16. Dez. (S. J.) Heute Nacht um 
122/. Uhr flog das Trockengebäude der bei“ Bous gelegenen Pul 
verfabril mit 120 Centnern Pulver in die Luft. Glücklichen 
Weise hielt sich gerade kein Mensch in dem arg zerstörten Ge 
bäude auf, so daß kein Menschenleben zu beklagen ist; wäre dit 
Explosion am Tage vorgekommen, so wäre das Unglück ein sehr 
großes geworden, da während des Tages stets 12 Arbriter in 
dem Trockengebäude beschäftigt waren. Der Luftdruck war ein so 
gewaltiger, daß die das Gebäude umgebenden Wälle vollständig 
zerstört wurden und daß in hiesiger Stadt, in Roden ꝛc. viel⸗ 
Leute durch das Rasseln der Fenster aus dem, Schlafe aufgeschreckt 
wurden und glaubten, daß ein Erdbeben Statt gefunden hätte. 
fF Närnberg, 16. Dez. Ueber die Art, wie Fürst Bis 
marck zur Pistole Kullmann's gelangte, erzählt der „N. C.“ folgendes 
Nähere: Der Fürst hatte, wie wir aus glauswürdiger Quelle er⸗ 
fahren, an den Staatsanwalt (nunmehrigen Appellrath) Rüdel 
das Ersuchen gerichtet, es möge ihm die Pistole überlassen werden. 
Der Staatsanwalt, der nicht auf eigene Verantwortung handeln 
zu können glaubte, wandte sich an die Regierungsfinanzkammer 
in Würzburg und diese hinwiederum an das Finanzministerium 
iu München, von welchem der Bescheid erfolgte: daß die P'istole 
dem Herrn Fürsten um den marktgängigen Preis zur Verfügung 
stehe. So kam Fürst Bismarck in den Besitz der Kullmann'schen 
Mordwaffe und der bayerische Fiskus in den Befitz von 1 Thlr. 
20 Sgr. 
Pii ürnnchen, 11. Dez. Wie die kath. Schulzeitung 
mittheilt, hat der Lehrer Schöpf in Partenkirchen seine Schüler 
im Gesange so fleißig unterrichtet, daß sie im Stande sin d, Quar⸗ 
tetten zu singen. Diese Mühe wurde ihm wahrdaft königlich be— 
lohnt. Der König hielt sich nämlich vier Tage in Partenkirchen 
auf. Bei dieser Gelegenheit ließ Se. Majestät, von den prächti⸗ 
gen Schulgesängen verneqgmend, den Lehrer Schöpf mit seiner 
jugendlichen Sängerschaar kommen und hörte eine voll:? Stunde 
ihrem Gesange zu, worauf er seine vollste Zufriedenheit aussprach. 
Acht Tage später erhielt Herr Schöpf ein huldvolles Handjchreiben 
bon Sr. Majestät und als Geschenk eine goldene Uhr im Werthe 
von 400 fl. Ebenso erhielten die Kinder 400 fl. zur Anschaffung 
von Kleidungsstücken und Lehrmitteln. 
F Man schreibt der „Rhpf.“ aus dem Wasgau: Was einem 
Reisenden doch nicht Alles passiren kanne! Am 8. d 
logirte ein reisender Herr in Pirmasens und wurde 
daselbst in seiner Gemüthlichkeit gestört durch Feuerlaärm, da ein 
Haus und eine Scheuer daselbst in“ Brand gerathen“ wa. 
ren. Am anderen *Tage reiste derselbe nach Dahn uad 
warf sich getrost des Abends in Mocpheus Arme. Da, Morgens 
um 5 Uhr, ertönten abermals die Brandsignale, die gefüllte 
Scheuer des Herrn Glaser daselbst, nächst der Kirche, stand in 
Flam nen. Solcher F nerverfolgung müde, begab sich derselbe am 
bergangenen Donnerstag nach Fischbach, um endlich einmal unge⸗ 
stört seine Nachtruhe zu genießen. Aber kaum hatte er auch hier 
die Augen geschlossen, da wurden die Sturmglocken geläutet und 
wieder nahe an der Kirche stand die Scheuer des Herrn Jakob 
Schahl II. in hellem Brand. Nun war unser Reisender aber 
des Reisens im Wasgau übersatt, schnallte seinen Bündel und 
sprach: „Adien Herr Wirth, ich nache, daß ich über die Grenze 
komm, in euerem Eck ist es nicht mehr geheuer!““ 
fTriler, 18. Dez. Am 5. Dez. wurde dahier unter großer 
Theilnahme von Civil und Militär ein Husaren-Wahtmeister zur 
Erde bestattet, auf den die preußische Armee stolz sein durfte. 
Johann Mumbauer aus Simmern, der in den Kriegen 1866 
und 1870,71 im Ganzen 17 Schla hten und Gefechte mitg emacht 
hat, ohue jemals verwundet zu werden. Die Standarte des 
Regiments rettete er im Jahre 1866 bei Helmstedt, wie er denn 
auch in demselben Treffen einen Offizier aus einem Haufen feind⸗ 
licher Reiter heraushieb. 1872 war er als Depulirter sriuer 
Schwadron zu dem St. Georg-Ordensritterfest nach Petersburg 
und häusig in gleicher Eigenschaft zu anderen militärischen Fest 
lichleiten commandirt, zuletzt noch am 9. August c. zur Einwei⸗ 
hung des Winterberg⸗ Denkmals bei Saarbrücken. Er besaß außer 
me hreren Ehrenzeichen auch das Eiserne Kreuz zweiter Klasse so 
wie den russischen St. Georgsorden. Jener Offizier, den er bei 
Helmsledt aus den feindlichen Schaaren herausheeb, verehrte ihm 
bei Lebzeiten ein Bild, welches jene wackere That Mumbauer's 
verherrlichte; als der treue Kriegsmann aber auf dem Paradebette 
lag und sich eben der Sarg über ihm schließen sollte, da trat jener 
Offizier heran an die Bahre und legte seinem Lebensretier als 
etzte Gabe der Dankbarkeit noch einen vollen Lorberkranz auf die 
sreue Brust. Schließlich sei noch einer schönen Episode aus dem 
Leben des verstorbenen wackeren Kriegsmaunes gedacht. Als er 
auf dem Winterberge vor dem Deulschlands Helden 1870 — 
71! “* errichteten National-Denkmal stand und eben die schmet⸗ 
ternden Klänge der Weber'schen Judel⸗Ouverture, welche die 
Festlichkeit harmonisch abschloß, verklungen waren, da eilt plötzlich 
ein Oberst der bay rischen Chevauxlegers freudig auf ihn zu, schaut 
ihm scharf ins Gesicht und streckt ihm dann beide Hände enigegen 
mit den Worten: „Ja, ich täusche mich nicht, Sie siad's! Grüß 
Bott, deutscher Kamerad!“ Der freudig ersckrockene Wachmeister 
wußte erst gar nicht, wie ihm geschah. Dann aber dämmert's 
zuch in seinem Kopf auf und er erkennt in dem Obersten jenen 
bayerischen Rttmeister wieder, dem er hei Helmstedt die schon 
eroberte Standacte seines Regiments wieder entrissen. Das 
Wiedersehen der ehemaligen beiden Feinde Augesichts des die großen 
Erfoige des Johres 1870/71 verkörherten Denkmals war für Beide 
tief ergreisend. 
Die Times bringt in Bezug auf das bei Quessant 
unlergegangene Schiff an hervorragender Stellte und in fetter 
Schrift folgendes Eingesandt“: „An dem Tage, an welchem der 
.La Plata“ die Themse h'nunterfuhr, beobachtete iha der Tapitän 
des Fisgard zu Greenwich und war so sehr betroffen von seinem 
Tiefgange, daß er seinen Zimmermeister darauf aufmerksam machte. 
Der Zimmermeister war überzeugt, daß das Schiff ia solchem 
Zustande nicht sicher in See gehen könnte, und beshloß, da er 
einen Sohn an Bord hatte, diesen von der Fahrt zurückzuhalten. 
Das that er auch und rettete so sein Leben. Karn das wirklich 
vahr sein? Und wenn so, koͤnnen mir uns wundern, daß 
Schiffeuntergehen und Versihe ungs — Gesellschaften run ir 
verden 7 
Berlhin, 14. Dez. Die „Nat. Zig.“ schreibt: Un 
falschen Gerüchten über einen Vorfall auf letzten parlamenlarischen 
Soiree beim Reichskanzler vorzubeugen, theilen wir mit, daß ein 
Abgeordneter bei der Besichtigung des auf dem Schreibtische des 
Reichskanzler liegenden kleinen Rebolvers, womit seiner Zeit Blind 
das Attentat auf den Fürsten Bismarck verübt hat, unvorsichtiger- 
weise eine Entladung desselben herbeigeführt hat. Es hatte na⸗ 
lürlich an jeder Vermuthung, daß die Waffe geladen sein koönne, 
gefehlt. Glückli herweise hal der Uniall keinerlei üble Folgen ge⸗ 
habt. Fürst Bismarck nahm aus demselben bei der Abendmahlzeit 
Anlaß, einen launigen Toast auf den durch den Schuz jumeist 
bedroht gewesenen Abgrordneten Jordan, der „dem Altentate 
zlücklich entgangen sei,“ auszubringen. 
F. In Molsdorf bei Dietendorf (Herz. Gothi) warde jüngst 
beim Pflügen eine eiserne Kiste ausgegraben, die eine bede uͤte ade