St. Ingberker Anzeiger.
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Der St. Inaberver Anzeig etr (und das mit dem Dauodtdlalte derbu adene U iterhaltungsblatt, it der Dienstags⸗, Dounerstags⸗ und Sonnta
ummer erscheint woͤchentlib vieremal: Dinstag, Donner stag, Samstaguaid Sonntag. Abannementsoreis vierteljiährig 42 Krjr. ider
1 Mark 2) N.pfz. Anzeizen werden mit 4 Kezr. die drei paltige Zeilt Blatischrift oder deren Raum berechnet.
M 30. .Diienstag, deun 23. Februar E 1875
Deutsches Reich.
München, 19. Fobr. Gegen Bestlüsse der Ortspolizei⸗
dehörde, durch welche die Erlanbniß zu Schau- und Vorstelluagen
dersagt wird, ist nach einer Entsstließunz des Staatsministeriums
des Innern die Berufung an die nächstvorgesehzte Behörde zulässig
und ist dieselbe in dem für Polizeifachen vorzeschriebenen allge⸗
menen Verführen alio bei den Kreisregierungen nicht durch den
Senat fü- Gewerbesachen zu bescheiden. Die Ortspolizeibehörden
saben jedes an sie gebrachte Gesuch Dieser Art einzeln zu bescheiden
München, 20. Febr. Die Genehmigung Sr. Maj. des
Königs zum Ankauft der bayrrishen Ostbahnen duxch den Staa
stirfolgi. Die Generalversammlung der Akiionäte findet am 23.
März CI. Vormittags im Museumssaale statt. Aus den Ver—
lrage können w'r Folgendes mittheilen. Für Aktien J. Emission
werden 400 Mark in Aprocentigen Staatsobligationen und 20
Mark baar, für Aktien II. Emission 400 Mark in I4procentiger
Staatsoblagatonen und 10 Mark daar verrechnet. Der Vertra?
triit unter Vorbehalt der Genehmigung der Kammern und der
Beneralversammlung mit Wirksamkeit retto vom 1. Janxnar 1875
n Geltung. Das Personal wird übernommen untet Gewährlei—
slung der erworbenen Rechte und Ansprüche. Mit der Ueber
nahme gehen alle beweglichen und unbeweglichen Besitzung n, allt
Fonde, wie sie uur immer Namen haben mögea, alle Aktiven und
Passiven ꝛc. in das Eigenthum des Staates über. — Die Nach—
richt von der bereits erfolgten definitiven Verpachtung sämmilicher
ärarialischen Badeobjekte zu Kissingen und Bocklet an den ehema
ligen Rechtsanwalt Streit in Würzburg, wird officiös als verfrüht
bezeichnet.
München. Nachdem die Abgeordneten-Kammer im Lauft
der vorigen Woche das Immobiliar-Braudversicherungsgesetz füc
das rechtsrheinische Bayern erledigt hat, findet ihre nächste Sigung
erst am Montag den 1. März statt.
Nürnberg, 18. Febr. Hier und in Erlangen ist die
taͤdtische Polizei scharf hinter den Soc'aldemokraten her. Deir
hiesige Stadtmagistrat hat einstimmig beschlossen, din erst vor
zinigen Wochen gebildeten „socialdemokratischen Wahlverein“, der
porigen Montag seine erste öffentliche Versammlung gehalten hatte
auf Grund des Art. 19, Ziff. 5 des Vereinsgesetz⸗s (weit die
gesellschaftlichen Grundlagen drs Siaates untergrabend) zu schl'eßen.
In Eclangen gestattete die Polizei dem gleichnamigen Verein gar
teine Versammlung, sondern erstatete sofort Strafanzeige bei Gerscht
Leipzig, 19. Febr. Der ‚Vollsstaat“ briugt an seiner
Spitze folgende Mutheilung: „Den 14. und 18. Febr. fand
eine Conferenz statt, an welcher 16 Parleigenossen der verschiedenen
ocial⸗demokratis hen Richtu igen Deutshlands Ftheilnahmen. In
derselben wurde der Programm⸗ und Organisationsentwurf aus
zearbeitet, welcher dem fer die Woche nach Pfingsten in Aussicht
hrennu Congreß behufs Vereinigung aller Social ⸗Demokraten
eulschland vorgelegt werden soll. Die Verhandlungen ver
iefen zu vollständiger Zufriedenheit aller Theilnehmer.“
Berlhin, 18. Febr. Nach verschiedenen, von Freunden
Bismarch's stammenden Nachrichten soll derselbe in den leßzen
Tagen eine längere Unterredung mit dem Kaiser gehabt haben, in
welcher der Kaifer von den Pflichten speach, welche ihm eben'o wie
»em Kanzler gebieten, krotz ihces vorgeschritlenen Alters auf ihren
Posten auszuharren. Bismarck versprach, im Amte zu bleiben,
nachte aber eine theilweise Entlastung von seinen Geschäften zur
dringenden Bedingung. Man spricht nun davon, daß kinem aus⸗
wärtigen deutschen Würdenträger (Hohenlohe) eine exjeptionelle
Stellung an der Spitze des Auswärtigen Amtes gegeben werden
jo; es ist aber hierüber noch nichts destimmt. (R. fr. Pr.)
»Berl,in, 20. Febr. Die Krautheit Lasker's hai sich ver
chlimmert. 'Er leidet an Unterleibstyphus und darf Nienand bei
sich sehen.
Eu Berliner Brief der „Wiener Monlagsrevue“ macht darauf
nufmerksam, daß die Lebhaftigkeit mit der Preußen große reforma—
orische Arbeiten in seinem Innern vornehn⸗yvaen hesten Nemo!:
liefere, daß es auf eine expansive (ausdehnende) Politit Verzicht
zeleistet habe. In Preußen sei die redlichste Absicht vorhanden, mitzu⸗
auen an der Erhaltung des Friedens, dessen alle europäischs Staaten
edürften.
VBerwrschues.
Zweibrücken« 19. Febr. Wie bereits gemeldet, hat
»ie Bnade Sr. Majestät des deutsschen staisers beim letzten Or⸗
densfeste u. A. auch dem Herrn Kreisschul-Inspeklldr S. Janton
den Rothen Adler-Orden vierter Klasse verliehen. Am 18. ds
— am Narlenstag des Herru Jouton — fand dise Ordensübers
reichung statt. Von Nah und Fern waren wa 100 Lehrer des
Kreises in Forbach zusammengekommen, um dieser in Lehrerkreisen
so seltenen Feier anzuwoznen. Bei der um 11 Uhr Vormittags
m Schulhaufe stattgehabten Versa umlung wurde eine aus zehn
Lehrern bestehende Deputation gewählt, welche Herrn Janton und
den dortigen Kreisdireltor Hrn. Spiecker aus ihren Wohnungen
um ein Viertel nach 12 Uhr abholte und in den schön und finnig
geschmückten Stadthaussaal geleitete. Nach ihrer Aulunst doselbfi
hielt Herr Kreisdirektor eine aus warmem Herzen kommende, guf
durchdachte Aasprache, in woelcher er die pädagogische Tüchtigleit
und die Verdienste des Herrn Schulin'pektors um Hebung det
Volkssjchulwesens in das suoͤnste Licht stellte und mit dem Wunsche
schloß, Gott wolle den Gefeierten noch viele Jahre bei voller Kraft
und Gesundheit erhalten, zun Woble seiner Fammtlie und der
Schule. Hierauf shmückte er dessen Brust mit der „wohlver—⸗
dienten“ Auszeichnung, worauf die dortige Liedertafel das Lied
„Brüder reicht die Hand zum Bunde“ vortrug. Sichtlich gerührt
ergtiff alsdann Herr Kreisschulinspektor das Wort, um Sr. Kais.
Majestät, unserm allgeliebten deutschen Schirmherrn, für die ihm
sgewordene Auszeichnung aus vollster Seele zu danken, wobei er
aber darauf hinwies, daß dieselbe mehr als eine Anerklennung des
Prinzips, nämlich der Leitung und Beaufsichtigung der Vo ksschule
dusch Fachmännger, als seiner Persen geliend zu betrachten sei.
Nachdenn Redner mit einem dreifachen Hoh auf Se. Kaiserliche
Maͤjestät geschlossen, in das alle Anwesender, unter denen auch
mehrere Civil- und Militärbeamte, begeistert einstimmten, begrüßte
und beglücwünschte Herr Lehrer Grenz aus Foebach — dessen
Verdienst um die äußere Verhetrlichung des Festes allg mein aner—
kannt wurdte — Herrn Janton im Namen sämmtlicher Lehrer, die
dann ihrem Inspekttor eine Ergebenheitsadresse überreichten. Nun
xekatirte die Liedertafel ein zu diesem Feste nach Teri und Me—
lodie ganz vorzüglich passerdes L'ed in geluugener Weise. Gegen
2 Uhr fand im Festlokale ein gemeinschaftliches Mittag⸗ssen statt;
nachdem während desselben Herr Speecker wiederholt auf den deut⸗
schen Kaiser, dann auf zwei anwesende Veteranen des Lehrerstandes,
DO. Müller und Meyer, und auf Hrn. Grenß, Hr. Janton auf
die seiner Inspeltion uünterstellten Lehrer, Hert Lehter Luxenburget
aus St. Avold auf den Herrt Kreisdireklot und Herr Professor
Luxenburger von hier auf Hertn Janton toastirt und die Lieder—
tafel inzwischen mehrere Vieder eingelegt hatte, mahnte der sinlende
Tag die aus der Fer e gekommenen Festgäste zum Uufbruche. Für
die Herren aus Forbach und der nahen Umgebung sand üne
Reunion statt. Berichterstatier kanstatirt schließlich noch gerne, daß
die Lehrer fast ganz ausnahmslos mit woller Liebe und Verehrusg
an ihrem Herrn Schulinspektor hängen und mit Begeisterung ihrem
Berufe obliegen. Einer der geuanntezn Vetcranen gab auf die im
Vertrauen an ihn gestellte Frage, wie er mit seinem Herrn In—
peltor zufrieden sei, dem Schreiber Dieses die Autwort: „Er ist
nach meinem Gott mein größter Wohlthäter; dinn er hat mir
inen mehr als dremal höberen Gebolt verichafft, als ich ihn
rüher hatie!“ 3.*
rAQaiserslautern, 20. Febt. Durch Urtheil des
Bezirlsgecichts Kaiserslautern vom Gestrigen wurde uͤber das Ver—
mögen des 1) Johannes Lichti und dessen Ehefrau, beide Ackerz—
leute aus dem zur Gemeinde Kamsen gehörigen Ksselhofe wohnhaft,
2) Valod Lichti, Gutsbesitzer daselbst wohnhaft, die Gant eröffnee
ürthein 20 Februgare Darih »öv. Mirstenert