beriegte der Präsident am Tische die Wahl bis zum Sonntag den
10. Alles war still bis gestern, obwohl die ganze Woche hindurch
die verschiedenen Parteien repräsentirenden Ze'tungen auf einan⸗
der schimpften und Trohungen ausst eßen, und die Blancos erklär⸗
ten, daß, du die Colorados sich bewaffnet eingefunden hatten, sie
am 10. ebenfalls vorbereitet erscheinen und sehen würden, wer der
stärlsste sei. Plakate wurden an den Straßen angeschlagen, und
es war wohl bekannt, daß beide Parteien auf das Schlimmsste
dorbereitet zur Wahl gehen würden. Gestern um 1293 Uhr wurde
der Tisch wie vorher aufgestellt. Die verschiedenen Parteien standen
in Gruppen um denselben herum, und Alles ging gut von statten,
als beim Glockenschlage eins von der Kathedrale ein Schuß aus
einenn Karabiner den Präsidenten der Wahl ödb niederstreckte
Datz wardas Signal. Jeder Revolper wurde gezegen 5. die Co⸗
lorados feuerten auf die Blancos und die Blancos auf die Colo—
rados. Das Schicßen daurrie nahezu * Stunden.Der ganze
Plotz war, ein wahres Blute und Schlachtfeld. Man lann sich
die Szene denken, die sich nun abspielte, Sämmtliche Läden wurden
xeschlossen; die Leute flüchteten nach allen Richtungen hin, Frauen
treischten, kurz eß wat ein regelmäßiger Ausbruch einer Revolution.
Während der Wahl außerhalb der Kathedrale fand in derselben
Ane Messe statt. und viele der Kämpfer stürzten in dieselbe, um
durch das Dach zu eatsonimen. Die Frouen, welche der Messe
auwohnten, suchten kreischend eine Zuflart am Altar; ein regel⸗
mäßiger Kampf entspann sich in der Kirche und die Kugeln flogen
zu allen Richtangen. Einige Personen schloßen d'e Thüren der
Nathedrale, aber sie wurden aufgesprengt, worauf ein. furchtbares
Gemetzel stattfand. Die Stufen und das Portal der Kathedrate
warer in Blut getränkt; allenthalbea lagen Verwundete. Auf dem
Platze waren versch'edene? politische Parteien unter den großen
Bäumen aufgestellt und feuerten wie Regimenter Soldaten Salven
aufeinander ab. Geganüber der Kathedrale besindet sich das
Cahildo (Befängniß), und von dessen Dache feuerte die Regierungbe
partei auf ihre Gegner auf dem Dache der Kathedeale. Legtert
hatten sich daselbst während. der Nacht heimlich postiet, um auf ein
Jegebenes Signal auf die Regierunasanhänger zu feuern. Der
englische Club, der sich an einer Ecke des Platzes befindet, wurde
don den Blancos belagert, Viele derselben beuühten üch, die
Treppe hinaufzugelangen, um von dem Dache herabzuschießen. Dit
Verwundeten wurden in das Bill zrdzimmer getragen und von 4
englischen Doltoren verbuuden. Der Club war vor oben bis
unten ein Blutpfuhl, Ein Engländer wurde vermundet und starb
im Spielz'mmer. Zei kleine Knaben, die draußen standen, wurden
wie Hunde niedergeschossen. Gegen 2 Ußr wurden die Regierungs
truppen requirirt, um den Platz zu säubern, und bei dieser Gele
genheit feuerten sie ouf eine Menge unschuldiger Leute. Truppen
beschützten das Gouvernements Gebäude wo der Prösident dewacht
wurde. Es war schrecklich zu sehen, wie Manner sich gegenseitig
mit Messern zu Leibe gingen. Die Regierung verlor den Tag
Soweit bis heute ermittelt jst, wurden 22 Personen getödtet,
darunter Roman Marquez, eine renommirte Persoönlichkeit, der
brutal ermordet wurde, und Oberst Labandeira, der Redakteur
der „Democrac'a.“ Heute sah ich die Leichenbegängn sse von
Gradia, einem jungen Manne von 27 Jahren, Marquez, Bille⸗
gos, Tayes und Lubandeira. Hunderte von Equipagen folgte,
da alle hochgestellte Männer waren.“
markwährung bei amtlichen Zahlungen angewiesen und ermächt
wurden. — Fuͤr das hier zu errichtende, Liebig⸗ Denkmal“ haben d
Sammlungen bis jetzt 91,000 Mark ergeben. Ueber die Art de—
Ausführung des Monuments ist zwar bis jetzt noch nichts ent
schieden, doch glaubt man, daß die Ansicht des Münchener Comi—
es, demselben die Form eines öffentlichen Brunnens Wiebig
Brunnen,) tzu geben, zur Geltung kommen werde.
F Bezüglich der Giesinger Kirchenbaulotterie wird mitgetheil⸗
daß bis zun 18. Februar 96,000 fl. an Gewinnsten ausbezat
vurden. Einige hohe Treffer wurden noch nicht angemeldet. De
tönig hatte fünshundert Loose, auf welche etwa 200 fl. Gewinns
zefallen waren. Dieselben wurden von ihm sofort der Kirche zum
Beschenle gemacht. Von den hunderttausend Gulden,“ welche de
Biesinger Kirche als Frucht der Verloosung zu Gute kommer
vurden 40,000 fl. Schulden bezahlt. Mit den übrigen 60,00
Bulden wird nach Versicherung des Baumeisters im Laufe diese
Jahres die Kirche unter Dach und Fach gebrocht werden können
— 7 Bei Kötzting in Niederbahern haben einige aus de
Zuchthause ausgebrohene Straflinge eine Räuberbande gebildet,
daß eine Anzahl von Gensdarmen in die bedsohte Gegead beorde,
purde.
7 Unter allen bayerischen Zuchthäusern hatte biesher
neisten Arheitberdienst dasjenige in Kaiserslautern. Es kum
100 Köpfe per Jahr ein Verdienst von 7629 fl. In zweiter
Liaie steht das Zellengefangniß in Rürnberg mit 6857 fl. au
100 Sträflinge per Jahr, in dritter Linie die Gefaugenanstas
für Männer in Zwkibrücken mit 6615 fl. auf 100 Sträfl inge
per Jahr, in zehnter L'nie die Gefangenanstalt für Weiber
Frankenthal mit 4286 fl. per 100 Sträflinge im Jahr un—
uletzt (15) Ebrach min 3105 fl.
Der „Reichsanz.“ enthält folgendes Dementi: „Aus
Zentralorgan für das Realschulwesen“ ist in mehrere Zeitunge
auch in d. Bl.) die Mittheilung überge zangen, daß der —Präs'
zent des Bundesraths (oder der Präsident des Reichskanzler
Amts) ducch die Bundesregierung ermächtigt worden sei, von jeh
ab Realschülera, welche das Zeugniß der Reffe besitzen, die Be
rechtigung zum Studium der Mezin, zur Meldung fuür alle medi—
inischen Prcüfungen und zur Niederlassang in aller Scaaten die⸗
deutschesi. Reiches zu ertheilen. Diese Aungabe ertbehrt jede—
thatsächlichen Begründung. ““
F Metz, 20. Febr. Eine amtliche Betkanntmachun
besagt, daß im Bezirk Lolhringen von den kaiserlichen Forstbeam
len und auf den von diesen angestellten Jagden im Jahre 187—
an schädtichen Thieren 45 Wölfe. 285 Sauen und 25 Wildkatßze
erlegt worden sinah.
7rMannheim. Die Gaslispeldarstellunger der Fri—
Klara Ziegler aus München im hiesigen Theater machte jede
Mal ein ausveckauftes Haus. In der „Jungfrau von Orleans
(am 21. Febr.) wurde die Künstlerin während der Vorstellung 1
Mal gerufen.
7F Der Mainzer Actienbrauerei ist zu ihrem andere
Pech jetzt auch noch das passirk, daß eine große Menge Bier —
nan spricht von 200 Stück — in ihren Kellern ausgelaufen is
In den Kellern eines anstoßenden Gebäudes, in welche der ausge
laufene Berstensaft durchgedrungen war, soll er 95 (7) Ventimeter
hoch gestanden sein. Nach gewissen Andeutungen wäre übrigens
das Bier ausgelassen worden, weil es verdorben war.
fFrankfurt, 24. Febr. In ein hiesiges Geschäft tro
dieser Tage ein in der NRähe wohnender Bürger und verlangt
t In Zweibrücken wurden mehrere Metger wegen An einen „Buttern.“ Der Commis welcher denKunden bedienen—
wendung des Bindemittels zu 10 und 5 Thaler Strafe verurtheilt ind den „Bittern“ durch einen Tropfen Aloe würzen wollte, ver ⸗
f Einem unternehmungslustigen Pfälzer, Herrn Finller aus griff sich aber in der Flasche und goß in das Shnapsglässchen
Bodramstein, wurde unläangst eine Concession für, Stein circa 15 Gramm Kreosot. Obwohl nun der Gast sein Befre inder
kohlenbau im Umfange von 2 Millionen Quadratmetern bei Thann über den Geruch und den starken Geschmack des Schnapfes äußerte
und Leinbach in den oberelsässischen Vogesen verlichen. trank er denselben doch aus. Aber sehr bald tußerten sich aud
fLambrecht, 24. Feör. Heute Abend 8 Uhr ertönte die Wirkuungen der durch das Kreosot herdeigefürten Vergiftung
die Feuerglochke; es bꝛannte in dem Hause des Tuchfabrikanten und nur der schnell herbeigerufenen ärztlichen Hilfe ist es zu dam
Heinrich Schlosser. Derselbe ist, in Folge des Schreckens von ken, daß der Mann von dem Tode b wahrt geblieben ist.
einem Herzschlage getroffen, sogleich gestorben. Dem rasche fKoblenz, 22. Febr. Der „Elberf. 3.“ schreibt man
Eingreifen der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Hert In dem benachbarten Orte Moselweiß waren gestern Nachmitta
zu beschränken. Wie ich höͤre, ist Alles versichert. fünf Mädchen auf das am Ufer der Mosel gebildete Eis gegangen
f München, 23. Febr. Das Schwurgericht hat heute um dort Schlittschuh zu laufen. Plötßzlich brachen dieselven fämnu
den 25 Jahre alten Doppelraubmörder Thomas Aumer zum Tode lich an einer Stelie ein, und g laug es nar dreien von ihnen
verurtheilt. Derselbe hatte belanntlich am 3. Nos. vorigen Jahres mit Hilfe eiuzelner herbeigeeilter Leute ungefährdet das Ufer zi
die hochbetagten Briefträgereheleute Thomas und Katharina Käm , gewinnen. Zwei dieser Madchen aber sanken an der gedahten
merer ermordet und beraubt. Der Mörder steht mit seinen Opfern Stelle, an welcher das Wasser gerade sehr tief war, unter und
in naher Verwandtjchaft, die Feau Kämmerer war seines Vaters ] vären unrettbar vecloren gewesen, wenn nicht ein Sergeant vor
Schwesser. der 9. Compagnie des hier garnison'renden Barde-Grervadier · Regi
r7München 24. Febr. Das Ministerium gibt bekannt, nents Königin, welcher sich in der Nähe befand und auf der
daß die öffentlichen Kassen zur Annahme der Seitens der bayer Hülferuf herbeieilte, mit seinen Kleidern in die Mosel gefsprunge
Hypothelen · uad Wechselbank auszegebenes Banknoten in Reich⸗ nd schwmmend, mit eigener Lebensgefahr, die beiden Kinder
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