St. Ingberkex Anzeiger.
der St. Inaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verburdene Uiterhaltunzsblatt, mit der Diendtags⸗ ODonnerstags⸗ und Sonnta
kummer erscheint woͤchentlibd vie r mal: Din starge Donrers tag, Sumetarg nm taa. A⸗annementspreis vierteliahrig 42 Krrt. oder
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M 39. Donnerstag den“ 1875
Deutsches Reich.
München, 8. März. Wie die „Süddeutsche Presse“ aus
zuter Quelle hört, wird das heute von der Patriotengartei in der
Äbgeordnetenkammer zu Fall gebrachte. Militärpensionsgesetz 'u der
nächsten Reichstagssession von den baykrischen liberalen Reichstags
Abgeordneten als Reichsgesetz eingebracht werden. **
München, 8. Mäcz., Nach ainer an das k.“ Kriegsmini⸗
terium gelangten Mittheilung des Stäaiswinisseröums der Finanzen
st als feststehend zu betrachten, daß ˖bis zumn I. Januar 1876 die
Reichsmark⸗Rechnung in Boyern zur Einführung gelangt. Daues
nun mit Rücksicht hierauf geboten erscheint, daß “der Uebergang
yon der bisherigen in die Reichsmarkcechnung heisden Militärstellen,
dassen und Behörden soweit thunlich ohae erhebliche Geschäftser-
chwerung bewerkstelligt werden, so hat das kgl. Kriegsministerium
zurch Erlaß vom 5. ds. eutsprechende nähere Anordnung erlassen,
nsSbesondere die Aufstelling eines Verzeichnisses, in welLes die
n der Re'smarkrehnung wicht passenden periodischen Einnahmen
ind Ausgaben aufzaführen sind. Es wird auch angordnet, daß
venn von nun an bei allen Ve'rttragsabschlüssen, Lieferungs-
Akkorden, Bau⸗Susmissionen,, Kostenvoranschlögen und sonstigen
Zerechnungen Zahlungsanwe isungen ?c. ꝛc., welche sih über das
Jahr 1875 hinaus erstrecken, die Geldbeträge der Neschsmark
Währung und Rechnung ensprechend zu normiren, resp in Ansutz
uu bringen, hiebei aber Mehrkosten möglichst fern zu halten!
ind.
wegen Könderverlchumg, Gottgslästerung und Berrug im Gefangniß
Zweibrüchen zudebrocht 74 ws vr ebenfalls wegtue Drohung und
Kohheit 9. Disciplinarstrafen Jerr Seine Frau, die sechs
dirder, von ihm dat, galt überall-als Aeine eittige üund brabe
Persen. die ihre Familie ehrlich gernährte; Ihr Mann, selbst ein
üderl ch Subielt, hatte, sie im Verdacht ehelicher Unkreue und
mißhandelie fie in Foheffet Weise, iso daß sie im September 1873
noch RNiederlirchemcantliefß.n Nachdein ihr Mann siet dort: geholt
atte, sagle sie ihren baldigen Tod vsters vorguss und wünschn
)enselben, um Ruhe zu befommen,hefbei. Im Eommer 4874
aufte der Angeklagte zwei Doppelterzerole und hing sie geladen
über dem Bette anf.“ NRun wurden die Mißhandlungen haͤufiger,
ind als seiner Frau von einer Nachbarin im November 10 fl.,
die fie gelieten, zurückgefordert wurden, Gäußerte er wieder den
VBerdacht der Untreue und würgte sie in der Nacht vom 3. auf
. November so, daß sie um Hilfe schrie. Am 5. Rovember ging
erselbe nach Mannheim und lehrte gegen Abend, ohne betrunken
u sein, heim und erschoß seine Frau mit einem Terzerol,, als
ie am Wassersteine stand, in Gegenwart eines neunjährigen Nach⸗
yarkindes. Er äußerte, er habe seine Frau mit Absicht kodi—
ze schossen und meinte, sein Hals müsse herunter. Dieser Ansicht
ent sprechend, verurtheille ihn der Aisisenhof zum Tode.
7 Im neuesten Kreiscensblett werden die Preise bekanm
gegeben, welche während, des Kalenderjahres 1875 bei Eirquar⸗
ierungen in der Pfalz jür Kostportionen der Mannschaft und für
Fourage - Rationen der Pferde berechnet werden dürfen. Fuͤr täg
liche Kost der Mannschaften (ohne Frühftück und Getränke), jedod
einschließlich 16 Gramm Kaffee) werden 38 kr. vergülel. Hiezu
tommt noch, wenn Nachtqnartier gegeben wird, eine weifere Ent-
schäd'gung, von 4 kr. für Nachtquartier pro Mann, einschließlich
der Beheizung und Beleuchtung. D'e Verdütung für Fourage⸗
Fativnen bewegt sich je nach schweren,“ muͤtleren oder leichten
——
7 Speier, 9. Marz. Gestern Vormittag begannen die
Aufnahmeprüfungen, für den Einjährig · Freiwilligen⸗ Tienst. Von
14 angemelde ten baben sich 38 der Prüfung upterstellt. Das
erste Thema behandelte den schrijtlichen Aufsatz im Deutschen:
„Beschreibung eines Reisetages.“ —
f BVier Kinder in einem Jahre ist ein reicher Segen! Ine
Boͤrlitz ist dieser Tage einem Bürger, dessen Frau im vorigen
März m't einem Zwillingspaar niedergelommen war, wieder en
Zwellinsspaar geboren. Wenige Tage vorher hatte die Frau eines dor
igen Kaufnanns Drillinge gebotren. Aus den .Bautzener Nachr.“
aber ist gat zu ersehen, daß den dortigen Schauspieler Geistel sein
Frau zum sechsten Male mit Zwillingen beschenlt bat. Bei der
tann also das Planelenjahr nicht als Erklärung für die ungewöhn⸗
liche Fruchtbarkeit getten. j
TRöuln 6. Mätz. Auf der Kisenbahnstrede zwischen
Ehrenseld und Lövenich sind diese Woche in zwei Nächten nach⸗
einander schwere Eisenbahndiebstähle verübt worden. Es wurden
von zwei Zügen während der Fahrt Frachtgutftücke: Fösser, Kisten
und Ballen, wie man vermuthet, durch Leule, die an einer Halte⸗
stelle auf die Trittbretter der Wagen gesliegen waren, abgeworfen
und von Helfershelf ern fortgeschafft. Mehrere Ballen— welche man
neben dem Bahnkörper aufgefunden wurden die Verräther. Die
Diebe sind bis jetzt roch nicht entdedt worden. (K. 3.) —
Berhin, 2. März. Wie ausgedehnt der buchhãnd⸗
erische Verleht zwischen Berlin und Leipzio auf der Berlin⸗An⸗
zaltischen Eisenbahn ist, zeigl u. A. die Thatsache, daß ein hie⸗
iger Hofspediteur seit Kurzem auf jener Bahn Büchersendungen
n abgeschlossenen, lediglich diesem Zwecke dienenden Wagcçons ein⸗
gerichtet hat; diese Waggons werden jeden Mittwoch und Samstag
don Betlin nach Leipzig und jeden Dienstag, Freitag und Samstag
on Leivzig nach Berlin befördert.
Dieustesnachrichren.
Der Landgericztsschreiber Christ. Raquet zu Kird he'mkolar den
wurde auf Ansuchen nach Speyer verszt.
Um die Schlagfertigkeit des Heeres zu erhöhen, beabsichtigt
nas bayer. Kriegsministeriumn, in dem Hauptlaboratorium zu
München, dann in den anderen Divisionssizen Augsburg, Nürn⸗
verg und Würzburg neu anzulegenden Laboraorien I0 —- 12 Millio
ien Muster 1871 anfertigen zu lassen. Im Laufe dieses Früh⸗
ahrs und Sommers sollen mit einigen hunderttausend solcher neuen
Batronen Schießversuche angestellt werden. Messinghülsen Muster
71 werden auf Rechnung der preußischen Rigierunz auch in
Bayern und zwar bei Uitendörfer in Nürnberg und für das nord⸗
eutsche Herr von Wiener Fabrikanten gefertigt.
Italien.
Garibaldi hat einige Dffiziere des deutschen Heeres empfangen,
die zu Dijon gegen ihn kämpften. Sie sagten ihm, sie wären
ehr froh, ihn zu jehen, und erinnerteu sich gern des saöonen
Tages, an welchern sie einen so tapfern und loyalen- Gegner
jehabt. Garibaldi gab ihnen seine Photographie mit Unterschrift
ind erklärte seinerseits seine Bewunderung für das deutsche Heer,
and auch — für den Fürsten von Bismarck.
Türkei.
Konstantinopel, 85. März. Die Berichte der Agenten
der Hilfscomite's für die von Hungersnoth heimgesuchten Bezirke
auten trostlos. In einem Distrikte, welchet eine Beböllerung von
32,0 00 Seelen zöhlte, sind 20,000 Menschen den Hungetdrod
zestorben. Die Gesuch? um Unterstüßung mehren sich.
Verwischules. . *
Schwurgericht der Pfalz. I
(I. Quartal 1875.)
In den Sitzungen vom 8. und 9. März wurde vor dem
Schwurgerichte zu Zveibrücken gegen den Makler und Viktualien—
jändler Georg Chriftmann aus Wachenheim, zuletzt in Ludwigss
zafen wohnhaft, 48 Jahre alt, wegen Mordes seiner Ehefrau
klisabetha, geb. Julino verhandeit. Ver Angeklagte, ein gänzlich
erlommener Mensch, trieb zuerst im Jahre seiner Verheirathung
1856 in Meckenheim das Tauͤncherhandweri, wurde dann in Nie
verlirchen Maller, ein Geschäft, das er in Wachenheim, auf dem
Sauerhof, in Oggersheim und endlich in Ludwigshafen forisetzte,
in welchem Orte seine Frau auch einen Viktualienhandel detrieb.
Er galt überall als ein schmutziger, unredlicher, roher, unrelig'öser
Mensch, der als gefahrlich gemi den wurde. Er ist bereiis drei
Nal wegen Verwuündung verturiheilt und hat von 1864 1866